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„The Rain“ – 1.01- Die Kritik zum (Ab-)Regen?

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Diese Serie war die nächste große Hoffnung im großen „Die Europäer können nicht nur nasse Pupse“-Bingo von Netflix. Hier du(r)ften nämlich zum ersten Mal die Dänen ran und in einer 8-teiligen Dystopie zeigen, warum Regen tödlich sein kann. Ja, sogar NOCH tödlicher, als diese dauerverbrannten Sonnenanbeter zwischen Mai und September immer vor uns Nerds behaupten, bis ihnen die pellende Stirnhaut über den Mund fällt. Achtung: Dieses Review wird euch erstmals präsentiert von Vati©, dem besten Vati der Velt!

Auch diese Produktion ist nur bei Netflix zu sehen (warum auch immer)

Ein Trailer sagt hier wie immer mehr als 1000 Kurzzusammenfassungen:

Und, fällt euch was auf? Stimmt, sieht gar nicht sooo scheiße aus. Aber schauen wir doch mal in die Wertungsdetails:

Fast wie im Vatikan – In welchem Jahr vor 1940 war es eigentlich cool, wenn der eigene Vater die ganze Zeit mit „Vati“ angesprochen wurde? Ja, in dieser Serie wäre ein gelegentliches „Papa“ oder „Dad“ durchaus mal ratsam gewesen. Zumal die panischen Kinder jetzt nicht wiiirklich die tollsten Dinge fragen: „Vati, warum bist du in den Nebenraum gegangen?“, „Vati, kommt du in 2 Sekunden wieder zurüüück?“, „Vati, ist dein Stuhlgang braun und fest?“. Und ich dachte, die Zeit der nervigen Kinderdarsteller wäre endlich Vat… äh… vorbei?
B-Movie, zeig mir deinen C-Promi! – Die gesamte Stimmung erinnert an das Knallchargen-Ballett der Mittelstufe einer Integrationsschule. Tempo, Schnittfolge und Musikauswahl rufen selten „Hochwertige TV-Unterhaltung“ heraus, sondern brummeln irgendwas von „Hat bei unserem Abschlussprojekt immerhin für eine Drei Plus gereicht“. Okay, nicht alles muss so perfekt wie „Breaking Bad“ oder „American Gods“ aussehen, aber wenn jede Szene irgendwie abgehackt wirkt, haben die diversen Produktions-Vatis und -Muttis eventuell etwas falsch gemacht?
Klischee, machst du heute wieder länger? – Allein die ersten Minuten sorgen dafür, dass man sich wünscht, dass die tödlichen Regenwolken (auch „heimliche Protagonisten“ genannt) doch ein biiisschen schneller heranziehen mögen. Denn Vati ist zufällig im Besitz eines eigenen Bunkers im Wald (Äh, zufällig an DER Stelle auf der Autobahn, an der man verunglückte?), Kinder machen im Zweifel immer das Gegenteil vom Gesagten und ein Lkw-Fahrer mit Unfall-Schock hat nichts Besseres zu tun, als wie bekloppt am Bunker zu rütteln. Gähn… Wäre Netflix eine alte Videothek, würde diese VHS im hintersten Regal stehen.

, „The Rain“ – 1.01- Die Kritik zum (Ab-)Regen?

Regen im Wandel der Zeit: Während die Dame links vor lauter Feucht-Freude ihrem Herzschlag nachfühlt, ist der Herr rechts bereits dem Wahnsinn nahe. Er hatte gestern erst die Fenster geputzt.

Die Prä-Version einer guten Prämisse – Entschuldigt, dass ich wieder meinen Doktortitel in Wissenschaftologie herauskramen muss. ABER: Der Quatsch mit dem tödlichen Regen ist exakt das zweite Wort dieses Satzes. Regen ist also tödlich, feuchter Boden aber nicht? Was ist mit Pflanzen, Nebel, Trinkwasser, normaler Luftfeuchtigkeit, undichten Schuhen? Klar, vielleicht wird irgendwann gut erklärt, warum nur das weltweit(?) verdunstete Meerwasser ständig mit neuen Viren aufgefüllt wird, wirklich glauben kann ich es aber nicht. Das Ganze wirkt etwa so durchdacht wie eine bewohntes Haus mit einem Fußboden, der seit Jahren unter Starkstrom steht.
Kopp zu, dann kein Zuklopp! – Die Eindeutschung ist nicht die Beste. So ist die Lippensynchronität eher unterdurchschnittlich und die Betonung hört sich an, als hätte der Hundefängerwagen von Netflix auch noch die allerletzten verfügbaren Sprecher von der Straße geholt. Möglicherweise liegt es aber auch an der Dialogregie, dass ich weder Kind noch Va… Elternteilen irgendeinen Satz abnehmen kann. Meine Ohren hören zwar „Es wird alles gut!“, doch mein Verstand vernimmt nur „Früher gab es wenigstens noch ein zweites Take“.
Geschichten erzählen? Ist wie Kartoffeln ernten, nur sauberer. – Okay, die Dramaturgie ist bekannt: Der Junge im Bunker ist was Besonderes (immun oder so was) und irgendwann müssen sich die Kids natürlich auch ohne Eltern weiterentwickeln. Allerdings wird das mit Stilmitteln umgesetzt, die einem ständig nachschauen lassen, ob vielleicht ein feixender Matthias Schweighöfer hinter’m Monitor sitzt. So gibt es nervige Rückblicke mit der ständigen Wiederholung der wichtigsten Fakten („Er ist aus-*Echo*-erwählt!“), Dialoge mit leeren Schutzanzügen („Vati, wenn du wiederkommst, werde ich total doll froh sein!“) und Popmusik, die einen traurigen Jungen schon nach Sekunden wieder tanzen lässt.

, „The Rain“ – 1.01- Die Kritik zum (Ab-)Regen?

„Auf, liebe Leute! Das Wetter scheint ja heute ganz schö… oh, ein Tropfen!“ – „AAARGH!“ – „ÖÖÖRH!“ – „VAAAATI!“ – Nassgemacht vor Lachen: Natürlich soll die ständige Gefahr vom Himmel absolut bedrohlich wirken. Mitgefiebert habe ich bei diesen Leuten hier allerdings noch eeetwas mehr.

Hüpf, kleiner Zeitsprung! – Ich bin mir nicht sicher, ob die Autoren nicht doch begnadete Humoristen sind. So macht die Serie einen recht großen Sprung von 5(!) Jahren, in denen anscheinend ausschließlich im Zeitraffer irgendwelche Wände vollgemalt wurden. Die dauerhafte Ernte von Gemüse mittels 5 Kilo Blumenerde und 20 Samen lief übrigens auch überraschend gut – danke der Nachfrage. Der erste Satz nach den übersprungenen fünf Jahren war dann aber tatsächlich (und das denke ich mir NICHT aus): „Ich glaube, Vati kommt nicht wieder.“

An dieser Stelle brach ich das Experiment mit der Biegsamkeit meines Netflix-Abos dann ab. Als letzte Amtshandlung switchte ich noch mal in die allerletzte Folge der Staffel hinein, und sah … den Satan in Form von Dialogzeilen.

Das Mädel schaut z.B. auf ihren Bruder, der im Krankenbett untersucht wird und fragt: „Was machen sie mit ihm?“
Antwort: „Sie untersuchen ihn.“

Mein letzter Klick auf die Timeline brachte mich erneut zu dem verwirrten Bruderdarsteller, der wild durch die Gegend stapfte. Und ratet mal, was er kurz vor meiner Ohnmacht fragte?

„Wo ist Vati?“


Fazit: Meine Freundin Schildhilde hatte mich ja vor dem Schauen gewarnt – und war dann drei Tage zum Kotzen auf dem Klo. Dass man nach dem guten „Dark“ die zweite ambitionierte Serie aus Europa derartig in den Sand setzen kann, hätte ich kaum für möglich gehalten. Denn hier stimmt einfach GAR nichts.

Daher sollten nur diejenigen zugreifen, die mal „Walking Dead“ in der Version für Niederschlag-Angsthasen sehen wollen. Dafür solltet ihr allerdings auch „Umbrella“ (= Die böse Firma aus Resident Evil) für eine der spannendsten Firmen der Filmgeschichte halten. Und das nicht nur, weil Umbrella zufällig(?) Regenschirm bedeutet.

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Artikel

von Klapowski am 16.05.18 in Serienkritik

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Kommentare (6)

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  1. G.G.Hoffmann sagt:

    Ausschließlich rote Pfeile nach unten? Hat es das hier überhaupt schon einmal gegeben?

  2. Cronos sagt:

    Die Serie muss ja echt schrecklich sein.

  3. Grinch1969 sagt:

    Trifft leider alles ziemlich exakt so wie es beschrieben wurde. Nach nem akzeptablken Anfang rutschte das Ding bis in die Serienhölle. Angefangen von den Darstellern bis zu den abgenudelten Geschichten eine einzige Katastrophe.

  4. bergh60 sagt:

    tach auch !

    Bin gerade mit Folge 3 fertig, bis jetzt geht es. :-)

    Gruß BergH

  5. Riesenbovist sagt:

    Ich musste nach 25 Minuten ausschalten, der Junge hat mich so hart genervt, dass ich dreimal mit im Stillen sagte, „Schwester, wirf‘ den raus, das kommt nicht gut mit dem“. Schade.

  6. Riesenbovist sagt:

    Ich habe doch weitergeschaut. Die 3. Staffel ist gesehen und nun ja, was am Anfang recht nervig mit „Vati“ war, dann mysteriös mit einem fragwürdigen Konzern namens Apollon weiterging, endete nun mit einer mächtig blau leuchtenden Blume von der man gar nicht so weiss, wo die hergekommen war. Mir ist auch nicht klar, ob die Blume das Virus war oder nur aufgegessen hat.

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