Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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DS9 – 5.03 – „Looking for Par’Mach in All the Wrong Places“ – Vergleichsreview

DS9 – 5.03 – „Looking for Par’Mach in All the Wrong Places“ – Vergleichsreview

Neulich hatte ich eine Vision: Was wäre, wenn man einfach die Folge 5.03 von DS9 der Folge 5.03 von DISCO gegenüberstellt? Einfach mal so, weil dann keiner behaupten kann, beim Vergleichen eine besonders tolle Episode ausgesucht zu haben… Und tatsächlich eignete sich „Looking for Par’Mach in All the Wrong Places“ erstaunlich gut dafür. Denn hier wird ebenfalls geliebt und verziehen, bis der Theaterregisseur die Butterbrotsdose zuklappt. – Klar, ein magisches Artefakt gibt es hier nicht. Es sei denn, man zählt längst vergessene Erzähltugenden dazu?


Inhalt:

Es geht um Eifersucht, Liebe, Verdrängung und Verballhornung verschiedener Personen… Ja, allein die Inhaltszusammenfassung enthält mehr abgeschlossene Soap-Elemente als eine halbe Staffel Discovery:

– Keiko findet es total super, dass Miles der Kira aus der Wanne hilft – oder sie dauermassiert und ihre Oberschenkel nach gefährlichen (gefährlich heeeißen?) Stellen absucht. Schließlich trägt Kira leihweise Keikos Kind im Bauch…

Das ist zwar alles total übertrieben (Keiko: „Weitermassieren! Wozu hast du denn deine Erektion sonst, Miles?!“), ist aber auf diese naive, nicht eifersüchtige Art total erfrischend. Eifersucht ist eh das allerlangweiligste Stilmittel, wenn es filmisch nicht gut umgesetzt wird.

(„Du Wüstling! Dieser zerschlagene Teller wird dich lehren, deine biologisch nachvollziehbaren Bedürfnisse zu zügeln, aaargh!“)

– Kira lässt sich gerne von Miles verwöhnen, merkt aber durch Odo, dass sie es übertreibt. Und den Chief zu sehr in Schutz nimmt, obwohl der plötzlich seine Arbeit liegenlässt, um Bäuche zu reiben – den eigenen eingeschlossen.

Nebenbei kämpft sie dagegen an, Gefühle für ihn zu entwickeln. Und, Achtung!, Discovery: Das wird anfangs nicht mal GESAGT. Man hat hier extra ein Konzept namens „Blicke“ und „Schauspiel“ eingeführt. Gibt’s das demnächst auch für Woke?

Zwei TV-Stars in hitziger Debatte: Ist das gestreifte Hemd passé oder stiehlt Pink die Show? Photobomber-Jury im Hintergrund.

„Ja, ein biiisschen tiefer, Chief O’Brien!“ – „Wir können uns ruhig dutzen, Major.“ – „Es reicht doch, wenn meine Pobacken vergnügt Ihren Vornamen rufen?“ – Backe, Backe, Mutterkuchen: Am Anfang fremdelte ich etwas mit dieser Szene. Aber SF heißt ja auch, alterhergebrachte Glaubenssätze hinter sich zu lassen (*Michael Burnham sanft vom Kreuz abhäng*)…

– O’Brien geht es ähnlich. Hin- und hergerissen zwischen gleich ZWEI Frauen mit mütterlichen Toleranzhormonen entscheidet er am Ende, NICHT mit Kira auf Bajor runterzugehen. Obwohl Keiko das will. Denn der empfohlene Erholungsort ist viel zu schön und romantisch.

Da weiß der alte Schwerelöter sofort: Einmal alleine mit der Frau Major und es rappelt in der hoseninternen Schraubenkiste. Er entscheidet sich also fast panisch für den Fortbestand seiner Ehe – obwohl das Fremdgehen lächerlich einfach gewesen wäre!

– Noch interessanter kommt da Worf daher. Obwohl er zu Beginn der Folge in die Klingonin Grilka verliebt ist, weiß er schnell, dass er als Entehrter null Chancen bei ihr hat. Daher hilft er einfach Quark(!), bei der Frau zu landen – quasi als sein Stellvertreter zu fungieren.

So darf Worf durch all die Tipps, die Übungskämpfe und sogar einen richtigen Kampf (wo er Quark mit einem Spezialgerät fernsteuert) nämlich mal ein echter Klingone sein. – Und ja, das ist fast exakt die Story von Cyrano de Bergerac.

– Dax läuft die meiste Zeit so nebenher. Aber eigentlich merkt man es schon: Sie will unseren Worf! Ihr Gerede von „lustigeren, erreichbaren Frauen“ ist dann eigentlich sehr durchschaubar, aber Worf rafft’s erst spät. Das passt zu seinem Charakter ebenso wie die Tatsache, dass er es vielleicht doch bemerkt hat – es aber nicht erwähnte.

– Am Ende bekommt Dax ihren Worf zum gewalthaltigen Beischlaf, Miles und Kira bleiben beste Busen(rubbel)freunde und Quark und Grilka haben Sex, bis die Rippen und Bashirs Zwinkerauge knacken.

Ende Blut, alles Blut.

Weltraum-Fashionistas: Dame in Blau sinniert über die Geheimnisse des Universums. Fotobombe eines verschwommenen Klingonen in roter Uniform.

„Ich glaube, wir sind füreinander bestimmt.“ – „Und das erkennst du nach einer Nacht?“ – „Nö. Khaless hat mir ein Post-It an den Kühlschrank geklebt.“ – Ehrenvoll macht Liebe toll: Es gab Zeiten, da fand ich die ganzen Rituale, Regeln und Klingonen-Worldbuilding mühsam. Heute denke ich: „Richtiges Worldbuilding?! Aber ich habe die Weihnachtswunschliste doch gerade erst rausgeschickt?!“


Viel besprechen möchte ich hier eigentlich nicht. Man will ja nicht unter SF-Fans als tattriger Opa verstanden werden, der jede C-Episode einer B-Serie krampfhaft nach A+++-Momenten absucht.

Dennoch möchte ich sportlich darauf hinweisen, wie wenig klischeehaft diese Folge rüberkommt. Gerade im Vergleich zu Discoverys 5.03-Story, wo die man einfach vor (un)vollendete Tatsachen gestellt wird:

– „Du, wir haben uns auseinander gelebt.“ – „Ach so. Das würde erklären, dass wir beide nur Dünnpfiff miteinander reden?“
– „Mein Volk will nicht, dass wir uns treffen.“ – „Na, dann machen wir es halt nicht/doch.“ – „Was denn nun?“ – „Nun warte doch wenigstens die nächsten 7 Episoden ab, Mensch!“

Tja. In den 1990ern war es halt noch üblich, spielerisch mehrere Liebesstadien pro Person(!) pro Folge(!) in weniger als 6 Minuten(!) pro Nase zu erzählen. Da kam Langeweile fast nur auf, wenn man im Kopp die ganzen Raumschlachten durchging, die man lieber gesehen hätte – die es aber eigentlich NIE gab. Jedenfalls nicht so ausführlich, wie man es sich danach jahrelang eingebildet hat.

(„Ja! Stun-den-lang wurde um die Raumstation gekämpft! Das war sooo episch! Hier, ein 2-Minuten-Best-of-Zusammenschnitt der gesamten 3 Minuten!“)

Dass hier Klischees ebenso oft etabliert wie aufgebrochen wurden, darf man DS9 besonders anrechnen. So sind die ehrenhaften Klingonen sogar während des Endkampfes bereit, Quarks Proklamation anzuhören – die er natürlich nur zum Zeitschinden einschiebt. Aber immerhin: „Er hat unsere Bräuche respektiert, jetzt ehren wir seine!“

Das ist zwar alles affiges Kasperletheater und schnell wieder vergessen, nachdem Worfs Fernsteuerung wieder geht, fügt aber immer wieder was Interessantes hinzu. Und das ohne süßliche Musik, tränenverhangene Äuglein oder eine seitlich reingrätschende Michael Burnham.

Klingonen und Ferengi posieren in Star Trek dramatisch für „Space‘s Next Top Model“ in gedämpftem, rotem Stimmungslicht.

„Juchuu! Grilka wird mich nach diesem Kampf in ihr Haus lassen!“ – „Wie hast die Vagina unserer Chefin gerade genannt, Unwürdiger?!“ – Beischlaf nur mit appem Arm: Wer hier unbedingt MEHR Science Fiction wünscht, kann sich ja an den Urologen Neon und seine Matrix halten: „Die blaue Pille? Oder aber ZWEI blaue Pillen, harhar?“

Sisko kommt übrigens in die der kompletten Folge nicht vor! Warum auch nicht? Man muss ja die Screentime nicht – wie bei „Strange New Worlds“ – dazu nutzen, den Captain in jeder Episode Nudeln kochen zu lassen.

Nein, eine besonders tiefgründige Geschichte ist das hier nicht. Dafür fehlt es an Zeit, weil fast zu VIEL erzählt wird.

Und es passt auch zu einem verliebten Quark nicht, fast in einem Kampf getötet zu werden. Oder jemand anderen aufzuspießen.
Aber dies alles zeigt, wie viele Storyarcs man damals noch in die knappe Zeit gequetscht hat – und wie viel Mühe man sich gab, auch lächerliche Ideen kurzzeitig zuzulassen. Wenn man es danach wieder zurückfuhr.

(Keikos Besessenheit davon, dass Miles die Kira kräftig anpackt, war schon komisch. Fast sah ich sie mit einem Trenchcoat dasitzen und hauchen: „Und jetzt will ich zuschauen, wie ihr es euch gegenseitig besorgt.“)


Fazit:

Solche Episoden sind besser gealtert als Saurianischer Brandy in Alufolie.

Damals noch als Soap-Blödsinn und Anti-SciFi verlacht, entdeckt man neben den aktuellen Trek-Produktionen eine Stärke nach der anderen.

Nur wenige Momente könnte man hier vorspulen, nur wenige Leute mit dem Brotmesser von der Mattscheibe knibbeln. – Man wäre recht schnell raus aus dem inneren Aufbau der Dramaturgie.

Die „seltsamen“ Momente gehören dabei zu den gelungenen Szenen untrennbar dazu! Denn zusammen bilden sie eine machtvolle Einheit – wie der starke Worf, der dem Ferengi hilft, eine unerreichbare Klingonin zu erobern.
Oder das verstörende 3er-Ehegespann, das am Ende alle nur NOCH stärker und vertrauensvoller zurücklässt.

Glaubwürdigkeit wäre natürlich schön, aber filmische Klarheit und (etwas) Mut sind definitiv drin.

Klar, hier geht es „nur“ um Sex und Ehe – aber ich habe dabei keine Sekunde auf die Uhr geschaut.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
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Artikel

von Klapowski am 13.04.24 in Star Trek: Deep Space Nine

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Kommentare (16)

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  1. Skapo sagt:

    „Er entscheidet sich also fast panisch für den Fortbestand seiner Ehe – obwohl das Fremdgehen lächerlich einfach gewesen wäre!“
    Der Chief war schon immer DER größte Held im Star Trek Universum.

  2. Miles sagt:

    War das toll, hier endlich mal wieder g u t e SF besprochen zu sehen.
    Und dann noch eine Folge mit zwei (Miles, Quark) meiner drei Lieblingsfiguren aus DS9 (die dritte ist
    die völlig unterschätzte Ezri Dax) im Mittelpunkt.

    In Sachen Worldbuilding war DS9 die mit Abstand (!) beste SF-Serie. Ich hätte gerne mal die Diskussionen im Writers Room vor Beginn einer neuen Staffel miterlebt. Was für ein Ideenreichtum, was für eine Kreativität bei der Erschaffung ganzer Kulturen wie bei den Klingonen, den Ferengi, den Cardassianern, den Bajoranern, den Jem Hadar, den Trill.

  3. VerwirrterTurnschuh sagt:

    Sehr schöner, überraschend sinniger und witziger Vergleich.

    Freue mich schon in 3 Jahrzehnten zu lesen, wie wenig undumm „Discovery“ im Vergleich zum aktuellen Star Trek ist …

    • Skapo sagt:

      Und ein biblisch-alter GGH altersmilde meint: „na ja, früher bei Discovery war ja auch nicht immer ALLES Gold-Standard…“

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Glaube nicht, dass ich in 30 Jahren die letzten drei Discovery-Staffeln gesehen haben werde. Könnte mich allenfalls an Captain Lorca erinnern, den ich als Charakter tatsächlich nicht schlecht fand. Schade, dass er aus dem Spiegel-Universum kam. Warum beißen die wenigen echten Typen, die New-Trek hervorbringt, alle ins Gras (Lorca, Shaw)?

      „Looking for Par’Mach…“ ist eine meiner liebsten Comedy-Folgen in Star Trek, die ich alle paar Jahre mal wieder schaue. Wobei die Klingonen des 24. Jh. rückschauend betrachtet insgesamt Comedy-Gold waren. Denn auch wenn den Autoren irgendwann auffiel, dass eine hochentwickelte Warp-Zivilisation noch andere Berufe hervorbringen muss als Krieger, wirkten klingonische Steuerberater, Dichter, Kaufleute, Wirte oder Bauamtsleiter nie sonderlich überzeugend und unfreiwillig komisch wie Bud Spencer („Ich beiß dir ne Beule in den Bart, dass dir die Hose wegfliegt, wenn du Formular A83 nicht fristgerecht einreichst!“). Konnte mir ein klingonisches Verwaltungsstreitverfahren gegen die Verfügung des Ordnungsamtes Q’onoS-City Nord nie richtig vorstellen.

      Antworten
    • Sparkiller sagt:

      „Konnte mir ein klingonisches Verwaltungsstreitverfahren [… ] nie richtig vorstellen.“

      Beim Barte von Kahless,
      wir haben uns hier versammelt.
      Im Stadtrat-Zentrum von Kronos City.
      (Von Kronos City Nord!)

      Das Ordnungsamt hat meine Ehre verletzt!
      (Seine Ehre!)
      Ich fordere eine Rückdatierung der Leistungen! Aller Leistungen!
      (Kahless stehe mir bei!)

      Wir ziehen in den Krieg,
      gegen die Verletzung unserer Ehre!
      Der Vertreter von Kronos City Nord,
      er stahl unsere Ehre!
      (In den Sto-Vo-Kor mit ihm!)

      Das Bat’leth fest im Griff,
      ziehe ich gegen die Horden des Bösen.
      (Er meint die Anwälte!)
      Das Vorverfahren, es ist ein ewiger Kampf!
      Die Auslagen für meinen Verteidiger sind hoch,
      doch der Sieg ist bereits am Horizont!
      (Am Horizont des klingonischen Herzens!)

      Kronos City Nord,
      wir befreien dich von der Dunkelheit.
      Von der Interessenwahrnehmung
      und Drittwidersprüchen laut Paragraph Zwöllf!
      Der Sieg ist nah!

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Phantastisch!JETZT kann ich es mir vorstellen!

      Antworten
    • phip sagt:

      Btw: habe die Folge nur einszwei Mal im Fernsehen gesehen und kann mich immer noch erinnern; evil …!

      Nun zur eigentlicher Antwort: Na toll; statt mich von dieser Website in den Schlaf einlullen zu lassen, bekomme ich eine Klingonische Oper geliefert. Wehe mein Schlaf, wehe …

      translated with deepl

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      „Freue mich schon in 3 Jahrzehnten zu lesen, wie wenig undumm „Discovery“ im Vergleich zum aktuellen Star Trek ist…“

      Ich würde inzwischen nichts mehr ausschließen.

      Kürzlich sah ich (erstmals) den Film „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“, auch ein Kurtzman-Machwerk, das er zusammen mit seinem üblichen Mittäter Ocri verzapft hat.

      Im Vergleich zu den aktuellen Marvel-Ergüssen war der Film gar nicht übel. Gelungene Action, die mich sogar beeindrucken konnte, talentierte und sympathische Schauspieler, denen man gerne zusieht, und Bilder, die nach Film aussahen, da man im echten New York auf echtem Filmmaterial drehte.

      Wie Kalkofe mal sagte: Irgendwann ist das Neue so schlecht, dass man denkt: So schlecht war Peter Steiner auch wieder nicht.

      Antworten
  4. Bolleraner sagt:

    Ich nehme diesen Artikel zum Anlass und sehe mir die Folge gerade an. DS9 hat eine sehr schöne Atmosphäre. Wahrscheinlich kann das nicht mehr nachvollzogen werden, wenn man es nicht damals schon gesehen hat.

    Übrigens kommt Sisko sehr wohl vor. Er bekommt zu Beginn von Dax den Begriff „parmaq“ erklärt.

  5. Serienfan sagt:

    Klapos „Experiment“ ist großartig!

    Ich wünschte mir, dieses Experiment würde Schule machen, und ich plädiere jetzt schon dafür, das ganze offiziell den „Klapo-Test“ zu nennen.

    Dann würde vielleicht endlich diese weit verbreitete Wahnvorstellung enden, dass früher alles „langsamer“ und „ereignisloser“ war.

    Ich empfehle daher allen uneingeschränkt den Klapo-Test. Einigen mehr als anderen, aber letztlich doch allen!

    Und man kann den Test auch abkürzen. Einfach den Timer aktivieren und sich die ersten 15 Minuten eines neuen Bond-Films ansehen. Und dann erneut die ersten 15 Minuten von beispielsweise „Moonraker“ oder „Goldfinger“.

    Und dann sollte man sich fragen: In welchem Film ist mehr passiert? War das neue wirklich aufwendiger, schneller, ereignisreicher, spannender, eindrucksvoller?

    Und das lässt sich auf alle Genres ausweiten. Man kann auch die ersten 15 Minuten einer beliebigen „Derrick“-Folge mit den ersten 15 Minuten eines neuen „Tatorts“ vergleichen. Oder von mir aus auch mit den „Rosenheim-Cops“, verbunden mit der Frage: In welcher Serie gab es WIRKLICH mehr zu lachen. (Ich bin mir sicher: Es ist „Derrick“!)

    Denn das wollte ich zur DS9-Folge noch ergänzen (abgesehen davon, dass der Garak-Darsteller bei der Episode Regie führte): viele haben vergessen, dass das angeblich so düstere DS9 wahrscheinlich mehr als jede andere „Star Trek“-Serie auch haufenweise Humor-Episoden hatte, wobei die Situationskomik immer auf einer speziellen „Star Trek“-Situation beruhte.

    Insofern wäre auch ein Vergleich zwischen DS9 und „Lower Decks“ sicher erhellend!

    • G.G.Hoffmann sagt:

      Star Trek hat immer die Alltags- und persönlichen Probleme der Crewmitglieder gezeigt, die sie aber nur selten an einem professionellen Arbeitseinsatz gehindert haben. Und falls doch, gab’s ein paar klare Ansagen vom Captain oder Doktor.

      Heute hat man den Eindruck, dass sich die Episoden zu 80% nur noch um die pubertären Probleme geistig und emotional unreifer Protagonisten drehen, während seriöse wissenschaftliche, diplomatische und militärische Arbeit von eben jenen Kindern in Erwachsenenkörpern kongenial nebenbei erledigt wird. Das macht die Sache so unglaubwürdig.

      Jemand, der kaum seine Emotionen im Griff hat und den halben Tag mit Selbstreflexion verbringt, soll in einer Stresssituation plötzlich in der Lage sein, binnen zwei Minuten schwierigste wissenschaftliche Probleme zu durchschauen und zu lösen, während die TNG-Crew oft stundenlang mit dutzenden Mitarbeitern mit Analyse und Lösungssuche verbrachte.

      Auf die Spitze der Lächerlichkeit hat man das in PIC getrieben, als man Rios dieses Zauberwerkzeug gab, welches mittels Gedankenkraft alles reparieren konnte. Armer Chief O’Brien, 30 Jahre zu früh geboren, einfach…

      Antworten
    • jcneal sagt:

      Genau DAS, was GiGi H. sagt!!

      Bei DISCO war es extrem: immer größere galaktische Bedrohungen/Probleme wurden konstruiert, ohne daß man auch nur eine ironische Brechung erkennen könnte (DANN wäre es ja vielleicht erträglich gewesen).
      Aber selbst die universumweiteste Katastrophe muss eben zurückstehen, wenn es um Befindlichkeiten der Crew im Selbstfindungsprozess ging! („warte, bis du dran bist!“ Anomalie-eine-Nummer-zieht).
      Oft sieht man das schon am schlechten Timing der Szenenabläufe – eben noch die akute Bedrohung auf dem Bildschirm, dann erstmal (gefühlt!) minutenlanger Dialog über Beziehungen/Ängste/Knubbel unter der Armlehne/Übergewicht. Und du denkst dabei so oft: „Müsst Ihr jetzt wirklich rumlabern, bis Schilde/Hülle nur noch bei 5 % Integrität sind? Könnte man da nicht sagen, das besprechen wir später, und bereits bei 15 % mal anfangen, Gegenmaßnahmen umzusetzen? Ach so, ja, je weniger %, desto spaaaaaaahnnender….Gähn“
      Oder „auf der Flucht“ vor der Control-KI kommt mal eben Adoptiv-Familie Burnham per Shuttle vorbei zum Abschieds-Pläuschchen…

      Das ältere Trek (TOS, TNG, DS9, auch Voy) war einfach besser geschrieben, stimmiger, spannender, in sich glaubwürdiger. Sicher KÖNNTE man auch dort das Phänomen der Woche und die passende Techno-Babble-Lösung mit etwas Astronomie-Vorwissen auseinandernehmen – aber es fühlte sich längst nicht so extrem unglaubwürdig an wie „Nu-Trek“. Wenn das Gesamtbild gefällt, kann ein kleinerer Fehler leicht toleriert werden.

      Um noch die Kurve zum eigentlichen Thema zu kriegen:
      Ja, die ersten DS9-Folgen waren damals bei Erstausstrahlung ab 1994 teilweise langatmig anzusehen. Das „Chula“-Gehoppse oder „Legende vom Dal-Rog: das Dorf ist stark!!“ – da war ich kurz vorm abschalten.
      Man war eben an die hohe Qualität von späten TNG-Staffeln gewöhnt.
      Und dennoch wurde World-Building betrieben UND die Charaktere dabei eingeführt bzw. weiterentwickelt; ohne zu plakative Szenen, ohne Holzhammer. So ca. ab Ende von Staffel 2 wurde man fürs dranbleiben dann reichlich belohnt.

      Mit Dal`Rog und Holzhammer kann ich noch den Bogen spannen zum nächsten most-wanted-Projekt:

      Eine Verfilmung vom DS9-Tangenten-Universum „Fight Club“. Dank KI müsste heute Einiges möglich sein!
      Oder ein Hörbuch daraus machen? Wenn KI die Texte unterschiedlichen Sprechern zuweisen kann.
      Notfalls auch als Realfilm. Ich würde die Rolle von Lt. Ramsch übernehmen.

      Captain Mondamin Fleischkopf-Müller ist einfach der zweitbeste Starfleet-Captain, gleich nach Edward Jellico -was sind das für seltsame dunkle Wolken auf einmal? „Blah-Blah-BLAAAH“ das ist aber komischer Donner… da kommt was angeflogen? Sieht ja fast aus wie ein Base(ket)ballschlääääääääää________

      Antworten
  6. 20thcenturyman sagt:

    Ich habe gerade damit angefangen, mir DS9 noch einmal von Anfang an anzusehen, und stelle fest, dass sich meine Bewertung gewandelt hat.

    Damals fand ich die Serie in den ersten Staffeln, vor dem Dominium, langweilig.
    Das sehe ich jetzt nicht mehr so.

    Langsam ja, im Vergleich zu heute. Aber nicht langweilig. Denn es geschah immer etwas Interessantes, Durchdachtes. Ein Krimineller tötet den eigenen Klon, um sein Ableben vorzutäuschen, und schiebt Odo die Schuld in die Schuhe. Bis der Fall auf nachvollziehbare Weise gelöst wird. Ein Virus verursacht Aphasie, wurde aber nicht von den üblichen Verdächtigen, den Cardassianern, entwickelt, sondern vom bajoranischen Widerstand.

    Und das entschleunigte Tempo gefällt mir.

    Egal, was noch an „New Trek“ kommt. Die alten Sachen kann uns keiner nehmen!

  7. BigBadBorg sagt:

    Ich schließe mich hier allen an.

    Nachdem ich vor einem Jahr noch mal TNG komplett geguckt habe muss auch ich sagen: Ja, manchmal zieht es sich wie Kaugummi. Aber selbst die schlechteste Folge ist dank guter Charaktere irgendwie noch rettbar. Und kleine Alltagsgeschichten wie in dieser DS9-Episode langweilen Dank der Darsteller keine Sekunde.

    Etwas das in New Trek komplett verloren gegangen ist. Nicht mal Saru den Klapo mag finde ich nicht im geringsten interessant sondern einfach nur langweilig. (Habe aber auch nur Staffel 1 komplett und 2 nur zur Hälfte geguckt – ich bin ja kein Masochist/betreibe eine Website).

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