Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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„Star Trek – Discovery“ – Review zu 5.04 – „Face The Strange“

„Star Trek – Discovery“ – Review zu 5.04 – „Face The Strange“

Discovery hat nur noch wenige Episoden Zeit, um seine Angelegenheiten zu regeln. Alte Staffel-1-Storys müssen noch mal abgeschlossen werden („Ich dekoriere die Knochen etwas um, so.“), alte Schlagworte zumindest genannt („Roter Engel! Weißt du noch? Blauer Priester! Und die Salzlecksteine auf Kabala VI!“) und am Ende darf das tote Robotergesicht Airiam auch noch mal auftauchen („Wieso bin ich eigentlich während meiner Charakterisierung von der Haushaltsleiter gefallen?“). – Was eignet sich mehr dafür als wilde Zeitsprünge? Na, wildeste Zeitsprünge natürlich.


Inhalt:

Die Discovery gerät durch Sabotage in ein temporales Feld, das das Schiff festhält. Nur Michael und Rayner werden nicht betroffen und flutschen durch vorherige Abenteuer.

Zusammen mit Stamets müssen sie das winzige Gerät – den „Time Bug“ – ausschalten. Werden sie den Aus-Schalter finden, bevor ALLE Action-Episoden der vergangen 4,5 Staffeln im Wartezimmer aufgerufen wurden?


Besprechung:

Willkommen in unserer ADHS-Dystopie. Denn Stichpunkte sind auch weiterhin unsere neuen Fließtexte:

– L’Ak und Moll entpuppen sich in den ersten Sekunden der Episode bereits als grausame Giftmörder. Ja, DAS sind halt diese erwachsenen Serien, vor denen uns unsere Mutter (= eine 14-jährige Schulhof-Chantalle) immer gewarnt hat. Ist ja auch voll geil schlimm, wie da die Haut abpellte und der Schaum aus dem Maul spritzte.

Ein passender Grund wird natürlich nachgeliefert, damit die Moral von der Geschichte heute ohne Bauchi-Aua ins Bett gehen kann.

(„Er hatte Gift an die Emerald Chain geliefert. Da verstehen wir keinen Spaß, Geliebter!“ – „Alles, was du sagst! Hör nur bitte auf, so klischeehaft eine Gangsterbraut zu spielen! Und mein Hemdkragen ist auch nicht zum dran-rumknödeln da!“)

Blonde Locken kämpfen bei einem Rendezvous am See gegen ein neidisches grünes Gesicht. Wer hat gewonnen? Die Enten!

„Arg, was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“ – „Du hast Rattengift an Nordkorea geliefert!“ – „Aber die HABEN doch ein Rattenproblem, röch!“ – Here you a have a little … gift: Entweder geht es diesem Mann schlecht, oooder das ist der futuristischste Seifenspender, den ich je gesehen habe.

– Ich bin ja selbst Schuld: Was gucke ich auch die Episode 5.01 von TNG direkt vor „Discovery“?
Dort muss Data sich zum ersten Mal als Captain einer skeptischen Crew beweisen, was nicht einfach – aber sehr interessant – ist.

Doch HIER sehen wir zu Beginn gleich Commander Rayner, der von Burnham innerhalb von einer Sekunde zusammengeschissen wird. Und hätten die sich einen Moment länger in den Ready Room gebeamt (was war früher falsch an Türen? Zu viel Schauspiel beim Laufen?), hätte Michael auch schon im Transporterpuffer zu wettern begonnen!

Wie auch immer: Mit schlachtabfälligen Schlagwörtern wie „So machen wir das hier nicht!“ und „Bullshit!“ bekommt man mich allerdings nicht auf die nägelkauende Zuschauerseite. Klar, ich verstehe schon, dass die Serie sich anscheinend über die Zuschauer lustig macht, die der Crew ein zu „familiäres Miteinander“ vorwerfen. Aber diese generalisierten Vorträge von beiden Seiten („Wir wären alle tooot, sobald wir uns dutzen!“) sind einfach zu doof, um irgendwas darzustellen.

Hier sehe ich nicht mal mehr was Wokes drin.
(*in enttäuscht glitzernde Produzentenaugen blick*)

– Jetzt aber mal zu etwas Positivem! Die Idee des „Time Bug“-Geräts ist TOLL!
Nein, das ist nicht die Art Ironie, die einen klasse Gag vorbereitet. Die Einfall ist tatsächlich TOLL, TOLL, TOLL!

(Wenn man das dreimal bei einem Discovery-Review sagt, erscheint Michael Burnham im Badezimmerspiegel.)

Das Ding müsste halt nur größer sein. Und eine echte Energiequelle haben. Und ein Insekt müsste es auch nicht darstellen. Aber ansonsten: Toll.

Zwei Zeitreisende in roten Uniformen wurden dabei erwischt, wie sie in einem Überlichtzug soziale Distanzierung praktizierten!

„Wieder ein Zeitsprung?“ – „Nein… Wir simulieren das hektische Zwinkern der Zuschauer. Wegen unserer Dauerdiskussion.“ – Wenn das Stuhlbein vom Universum kippelt: Terroristen können neuerdings mit Zeit-Devices jedes Raumschiff stoppen. Da das eine sehr mächtige Technologie ist, geht das nur mit einer Haftpflichtversicherung für das komplette Universum. Immerhin mit Rabattcode: „Hitleristniegeborenworden24“

Im Ernst, diese Anomalie- und Technik-Episoden gab es früher ja ständig: Irgendwas kommt an Bord, macht Technik/Gehirne kaputt – und am Ende steht LaForge vor einer umgebauten Ziehharmonika und sagte: „Wir müssen nur die Quanten kräftig durchstriegeln, Captain!“

Dass die Discovery einfach in einem chaotischen Zeitfeld festgehalten wird und Burnham/Rayner durch ihr vorheriges Rumbeamen nicht betroffen sind, das genügte mir tatsächlich als Prämisse.

Mal abgesehen von dem behämmerten Überbau der Staffelhandlung ist DAS mal eine Idee, die sich nach Star Trek anfühlt. Und nebenbei durch die ständigen Zeitwechsel keinen Raum lässt, um das Liebesleben der Lokusfliegen zu diskutieren. Auch wenn sich das Ende der Episode ändern wird.

– So komisch das klingt: Dass man in die vorherigen DISCO-Staffeln zurückkehrt (Roter Engel, Tardigrade, Control …), „reinigt“ das gefühlte Chaos in der Serie irgendwie. Man ist genauso verwundert wie Rayner, wenn Burnham mit 2 Sätzen ihre Abenteuer zusammenfasst.
Vielleicht hat er aber auch nur Angst, dafür plötzlich Kita-Gebühren abdrücken zu müssen?

– Was die Geschichte leider nicht ändert, ist Michaels Gebaren. Die weit aufgerissenen Augen, die plumpen Einwürfe („Tztzz, ja, DAS war ein harter Kampf damals!“), das unsouveräne Geschwafel, das aber am Ende trotzdem korrekt ist, etc…
Positiv ist aber, dass häufig Commander Rayner gezeigt wird, der für mich den Fels in der Brausung darstellt. Endlich mal jemand, dem ICH heulend um den Hals fallen möchte!

– Schade ist aber, dass die Zeitsprünge recht schnell zur Nummernrevue verkommen. Ständig wird an Bord oder vor dem Schiff gekämpft, alle liegen ohnmächtig auf dem Boden rum, sind seit Jahrzehnten WEG oder noch gar nicht DRAUF (Trockendock).

Das ist natürlich alles so aufregend & gefühlsprall wie ein Wett-Essen mit Tillys dickeren Schwestern… Aber halt nur so gehaltvoll wie bei einem Kind, das „Dune“ nachspielt: Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Playmobilfiguren von Sandwürmern gefressen werden, ist gigantisch.

Einsteins Enkelin macht in der Raummission einen definitiven „Sci-Fi-Frisuren-Freitag“, während ihr Kollege stalkerhaft zuschaut.

„Wir müssen diesen Käfer zerquetschen!“ – „Nicht, Michael! Wir brauchen dafür eine antikausale Fliegenklatsche!“ – „Hä? Du meinst ein Zukunftia-Review?“ – Zeitfeld fällt fehl: Alles in der Nähe des Roboters altert extrem und zerfällt zu Staub. Aber natürlich nicht das Wandpanel. Und Wegbeamen und Draufschießen wird gar nicht erst probiert? Schade, denn mit derlei Experimenten (bei einem etwas weeeniger winzigen Gerät) hätte man bei TNG gerne 20 Minuten füllen können.

Gab’s nicht z.B. bei „Voyager“ auch so eine Episode, wo eine Person in drei Zeit-Ebenen etwas erledigen musste? So relativ ruhig? Wo Leute auch miteinander reden konnten, statt sich zu verstecken? So ein biiisschen Struktur kann ja auch in gewollt-chaotischen Episoden Vorteile bringen.

Besonders viel nachdenken darf man aber eh nicht.
Zum Beispiel erfahren wir von Schiffscomputer Zora, dass Moll und L’ak in der Zukunft das gefundene Artefakt an die Breen verkauft haben. Die dann mal schnell das Hauptquartier der Sternenflotte vernichteten – wonach dann 30 Jahre lang direkt daneben eine vollkommen intakte Discovery rumschwebte?!

Nichts gegen den schnellen Dopamin-Rausch, wenn gerade mal kein Handy zum Rumswipen rumliegt… Aber noch berauschter wäre ich, wenn NEUE Szenarien mal sinnvoll daherkämen. Bei denen aus der Vergangenheit schwingen schließlich auch schon die verranzten Butterbiere aus Kurtzmans Schreibstube mit.

Zwei Star-Trek-Redshirts fragen sich besorgt: „Wer wird heute aus der Show gebeamt?“

„Wieso ist eigentlich nie jemand auf den Fluren, wenn wir in eine neue Zeit wechseln?“ – „Mensch, Rayner! Die Generation Z hatte doch im Jahr 2026 die 1-Tage-Woche bei 8 Stunden Home Office durchgesetzt!“ – Flurschaden: Der Leerstand auf dem Schiff war mir teilweise zu groß. Aber immerhin können da jetzt Nagelstudios, Handyläden und Goldankauf-Shops gedeihen.

– Die anderen Nebenfiguren bekleckern sich auch nicht gerade mit Rewatch-Würdigkeits-Ruhm:

> Stamets hampelt sich mal wieder den Wolf und muss jeden(!) Physik-Einfall mit einem Flugversuch seiner Unterarme (und seiner schlackernden Gesichtsmuskulatur) untermalen.

> Der schweißende Typ im Trockendock ist ein Dulli mit Earpods. Solche Leute kann’s natürlich geben, aber ich mag mein Star Trek weiterhin … elaboriert. Klingonische Opernsänger können doch sicher auch schweißen?

> Jet Reno wird auch mal wieder ausgegraben. Genau, das ist diese dauerlustige Null-Mimikerin, deren Sprüche so trocken wie Mumienfüße daherkommen. Die wird uns ja dreimal pro Staffel als „kultige Comedy-Hoffnung“ verkauft. (*verschämt 50-Cent-Stück rauskram*)

> Booker kommt oberkörperfrei zur Tür rein, schwafelt was von „Captain’s Duty“ und wirkt wie ein Schoßhündchen nach dem Kacki-Spaziergang. Noch so eine Figur, deren Actionfigur man direkt neben den Mädels aus „Ghostbusters 2016“ aufstellen könnte…

> Burnham aus der ersten Staffel muss „überredet“ werden. Das gelingt durch massenhaft Klopp am Kopp. Eine Problemlösung, die an die gute alte Zeit erinnert, als Picard in „Die Zukunft schweigt“ (2.13) seinem Temporalzwilling die Augen ausstechen musste – NICHT!

– Schön aber wiederum: Die ganzen Probleme mit dem Time Bug nebst den „unendlich gestreckten Atomen“ war mal so richtig feine Science Fiction aus der Trek-Laberschule. Und dass man das Zeitfeld um den Käfer eindämmen kann, wenn man mit einer manipulierten Warpblase durch die Gegend brettert, leuchtet irgendwie ein.
So habe ich damals schließlich auch dieses komische Quietschen von meinem Auto wegbekommen: Immer Tempo 80 auf der Spielstraße fahren, fertig!

Nein, ernsthaft: Die Lösungsvorschläge waren schön trekkig. Allerdings hätte ich das lieber in einer klassischen Folge gesehen, wo eben ganze Teams experimentieren und zusammenarbeiten. Stamets als physikalischer Alleinunterhalter, dem beim Augenrollen mal gerade des Rätsels Lösung aus der Nebenhöhle fällt, ist nicht sooo mein Ding.

Drei Weltraum-Dandys starren schockiert auf den Starship-TV-Bildschirm: Netflix ist ausgefallen!

„Ich habe eine tolle Idee! Ich gestikuliere sinnfrei rum, bis mich jemand hier rausholt.“ – „Wer denn?“ – „Nun… Da gäbe es einige: Schlaganfall, Hirnblutung, des Wahnsinns fette Beute…“ – Sie nannten ihn „Propeller-Arm“: Anthony Rapps Schauspiel ist etwas, das mir auf die Nerven geht. Kevin Spacey denkt das vielleicht auch?

Wirklich kaputtgemacht wurde die Geschichte aber durch den sinnfreien Kampf von Old-Burnham gegen Jung-Burnham. Hat man früher noch höflich genickt, wenn jemand sagte: „Ich bin du – aus der Zukunft“, wird hier gleich der Kampfsport-Knüppel ausgepackt und mit „HA!“ und „HU!“ ein Streetfighter-Match ausgefochten, bis die Logik mit gebrochener Nase zusammensackt. Finde ich übrigens sehr rassistisch, dass Chun Li neuerdings schwarz sein soll.

Aber gut, müssen diiiie ja wissen.

Davon abgesehen zerbröselt das Tempo der Folge in den letzten 15 Minuten stark. Allein die Szene, in der Burnham der Staffel-1-Crew irgendwelche Infobrocken hinwerfen muss, damit diese ihr glauben, ist arm. Was haben denn irgendwelche Knödelrezepte und „Du hörst gerne alte Radios rauschen“-Anekdoten mit der Story zu tun?

Lieber hätte ich Warpblasen beim Wabern gesehen, als Michael sagen hören: „Du wirst sterben. HA! Das ist der Beweis, dass ich die Zukunft kenne. Wer sollte das sonst wissen?“

Frau bespricht Haarpflegetipps mit ihrem Freund Sir Shiny Helmet bei schwacher Beleuchtung.

„Du wirst dich bald opfern, Airiam!“ – „WAS? Das weiß doch nur ich. Und diese Wahrsagerin auf dem Rummelplatz!“ – Sie ist eine Hexe, verpennt sie: Jede Discovery-Folge wäre besser, wenn man handverlesene Szenen wegschneiden würde. Bei einem äußerst rabiaten Chirurgen. Der nur Ohren, Finger und Afrofrisuren sammeln will.

Kann mir das mal ernsthaft jemand erklären, der nicht in einer Höhle gelebt hat? – Alle behaupten, Airiam würde sich nicht für die Crew opfern (bei Starfleet quasi Mobbing?!) und wollen Zukunfts-Burnham wegen dieser Aussage nicht glauben. Erst als Airiam nachdenkt und dieses abstrakte Szenario aktenkundig macht („Na klar mache ich das! Aber hallo!“), senken sie die Phaser.

Ähnliches wiederholt sich bei Rayner, der der jungen Burnham sagen muss: „Hey, du gehörst nicht bestraft. Das hat mir dein Zukunfts-Ich gesagt. Du hast Liebe verdient! Und Schokostreusel.“
„Hey, das stimmt! Ich hasse Strafen!“

Natürlich fließen da auch wieder kurz die Tränen. Ist ja auch alles so furchtbar traurig! ICH würde ja auch ordentlich flennen, wenn ICH aus der Zukunft auftauchen und sagen würde:

„Letzte Woche warst du total mies drauf – Sorry wegen des kaputten Kühlschranks. Du denkst außerdem, du verdienst einen Lottogewinn, keinen Ärger mit den Verwandten und nur nette Kollegen!“

Huuiii, DAS würde mich ECHT aus der Bahn werfen!

Apropos aus der Bahn werfen: Der Titel „Face The Strange“ ist selbst für DISCO-Verhältnisse so ziemlich der dümmste und generischste, den man sich vorstellen kann? Früher hätte man den wenigstens noch unnötig lang in Latein übersetzt:

„Ecce insanus, amice, mirum est. Praeter id, terret et mirum“

Opa durchbricht das Klischee und jammt mit einem futuristischen DJ-Set bei einer neonbeleuchteten Rave-Party!

„Na toll. Jetzt muss ich wieder ein ganzes Fass Handcreme essen, damit das weg geht.“ – Sie baden gerade Ihre Hände drin: Ein wirkliches Opfer oder einen spannenden End-Twist gibt es eigentlich nicht. Aber gut, man kann nicht alles haben, wenn vorher schon 75% meiner Ratschläge weggelassen wurden.


Fazit:

Eigentlich mag ich die Grundidee sehr! Die Umsetzung ist okay, Rayner immer noch mein Lieblingscharakter und die Problemlösung geht auch in Ordnung.

Trotzdem bleibt ein Nachgeschmack, bei dem man die eigene Zunge zum Auslüften an die Wand nageln möchte.

Denn wie üblich sind die Dialoge, Orte, Zeitpunkte und technischen Möglichkeiten geklaut. Und zwar von einem 20-seitigen Würfel, den ich an dieser Stelle schön grüßen möchte.

Alles wirkt mit dem breiten Besen unter’m Trek-Kontrollraum zusammengekehrt. Erkenntnisse, Enthüllungen und Charakterentwicklungen prasseln halt gerade so in den Mülleimer namens „5.04“, wie es gerade passt. Dramaturgie mit Augenmaß sucht man hier vergeblich.

Das Geschwafel am Ende ist, gerade nach dem starken Beginn, nur noch was für Grenzdebile, die ihr Gehirn auf Rädern hinter sich herziehen. Unerträglich.

Und – ganz ehrlich – dass ein winzigster(!) Insektenroboter vom Schwarzmarkt jedes(!) Schiff lahmlegen kann und heftigste Zeitstörungen verursacht, finde ich zu krass. Zukunft hin, Zukunft her. Was kommt als nächstes?

Das Atombomben-Staubkorn? Die Genesis-Bombe als Schimmelkäse? Der Transwarp-Blumentopf?

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Zeitsprung mit Standpauke
Immerhin, wer durch die bisherige Rahmenhandlung bereits ermüdet war, der kann in dieser Folge kurz aufatmen. Denn durch die simpel-merkwürdige Plotmechanik „Zeitreisespinne mit Schutzschild und billiger CGI“ wird uns dieses Mal lediglich ein wildes Potpourri kurzer Disco-Momente der Vergangenheit und Zukunft präsentiert. Und da das französische „pot pourri“ anscheinend „verdorbener Topf“ bedeutet, ist dieser Vergleich umso treffender.

Wunderte ich mich bereits zuvor über das inflationäre Nutzen der Instant-Beam-Technologie nur um in das nächste Stockwerk zu kommen, spart man sich hier bereits fünf Meter laufen in den Raum nebenan. Da fragt man sich doch, ob dieser Vorgang nicht sogar schon für den Stuhlgang genutzt wird („Puh, es drückt aber gerade!“ *wusch* „Okay, alles gut.“).

Ein Pluspunkt ist für mich, dass wir schon lange nicht mehr sooo nah dran an einer klassischen Einzelfolge waren. Ihr erinnert euch? Eigenständig? Kein Großaufgebot an Charakteren? Simples Story-Konzept? DAS waren noch Zeiten, hach-jaaa!

So beschränkte man sich bei den Figuren dieses Mal auf Burnham, Rayner und Stamets. Eine gute Wahl, da ich mir von DENEN sogar die Namen merken kann! Die Drei hoppsen jedenfalls zufällig durch die Zeit und versuchen erst einmal den Grund dafür herauszufinden (Simpel! Einfach!). Ist dies erledigt, steht das Lösen dieses Problems auf dem Programm (Macht erschreckend viel Sinn! Ist dies noch Discovery?!).

Natüüürlich geht dies aber nicht ohne die geheime Disco-Zutat dazwischen: Der unerträglichen Sülz-Standpauke mit ungefragter Lebenslektion. Dies zeigt sich z.B. in dem Moment, wo Zeitreise-Burnham auf Booker trifft.
Für ihn ein banaler Moment ohne Krise und Zeitdruck, aber trotzdem führt dies zu (originalen!) Sprüchen wie „Vertraue deinen Instinkten“, „Du wurdest dafür geschaffen“, „Änderungen können schwierig sein“ und „Nur so können Dinge von Bedeutung geschehen“. Ja, ernsthaft, diese Phrasen aus dem Tiefsinn-Generator werden direkt hintereinander rausgeschossen!
Picard hielt seine Ansprachen schließlich auch nicht alle fünf Minuten und bereits nach einem Furz im Turbolift („Zu hoher Druck kann jeden von uns zerstören!“).

Dazu dann wieder ewige „Wir sind alle eine Familie!“-Momente, wo sich alle Beteiligten wie auf einer Postkarte zu Weihnachten verträumt angrinsen. Es gab schon einen Grund dafür, warum Wesley niemand gern hatte.

Fazit: Ein knackig-simples Konzept mit wenigen Figuren machte diese Folge zumindest weniger anstrengend anzusehen. Mit den Momenten in der Vergangenheit hat man andererseits nicht wirklich etwas interessantes angefangen? („Da! Hier wird gerade die Discovery gebaut. Schöne Brücke. Okay und weiter geht’s!“), weswegen das Verkloppen von Michael durch sie selbst bereits mein Highlight war.
Und der Sprung in die Zukunft (der Zukunft) sollte wohl für Dringlichkeit in der Staffel sorgen („Die Galaxis vor der Zerstörung retten? Hach, da kommen Erinnerungen an… alle anderen Staffeln auf.“), was aber dadurch abgeschwächt wurde, dass das Sternenflotten-HQ zerstört genauso kacke aussieht („IST das denn kaputt? Oder nur auf dem Kopf?!“).

Am Ende wirkte es auch sehr schwammig, was die Zeitspinne nun eigentlich erreichen wollte. Das Schiff zerstören kriegt man einfacher hin und sechs Stunden Auszeit für die Crew mittels Zeitreise-Karussel bestimmt auch. Aber tolle Logik kann man Bonnie und Clyde wohl eh nicht vorwerfen („Wir wussten, dass man dir nicht trauen kann! Gut, dass wir vorher diesem Barren mit Latinum vergiftet haben!“ – „Aber… aber dann seid ihr doch nicht bess— aargh!“).

Trotzdem, ein kleiner Bonus für das „TNG in Doof“-Gefühl beim Ansehen. Aber nicht auf diesen tollen Lorbeeren ausruhen, liebe Schreiberlinge!

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Artikel

von Klapowski am 19.04.24 in Star Trek: Discovery

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Kommentare (10)

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  1. Grinch1969 sagt:

    Ihr tut mir so leid euch den Kram für uns ansehen zu müssen.

  2. Trekritiker sagt:

    2x Burnham in einer Folge sind definitiv zwei zu viel.

  3. jcneal sagt:

    Der Episodentitel ist ja wirklich verschenkt.

    Burnham * 2 = ?? ༼ ༎ຶ ෴ ༎ຶ༽

    Burnham ^ 2 = !! (☉_☉)

    Hört sich von der Zusammenfassung her aber wirklich mal interessant an.
    Ein wenig wie Zurück-in-die-Zukunft-2 ? Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß die Story ähnlich sorgfältig vorgeplant wurde (geplant!!! -hahahahahaha merk ich jetzt selber, ne).
    Wahrscheinlicher ist der große Reset am Ende der Folge.
    Wir werden sehen – nicht bald.

  4. frank sagt:

    drei kommentare bislang… und bei der kritik der folge tos schon 21…

    wundert mich das? mitnichten…

    ich habe mir gerade die erste folge ‚fallout‘ angeschaut, und was soll ich sagen… sie hat mich total geflasht! ich bin kein gamer, und trotzdem habe ich nach einer (einer!!!) folge, schon den eindruck, als haette ich total verstanden, wer woher kommt, was die lage ist, und ueberhaupt… (aka: worldbuilding)

    bei discovery habe ich immer noch keinen plan, ausser, dass michael der weltraum-jesus ist… wissen die leute dort eigentlich, was fuer einen bockmist sie produzieren??? sollte jemand von euch auf die fedcon gehen, dann bitte, bitte, BITTE!!! fragt sie das! ich bin leider nicht dort, ich muss mich auf einer insel herumtreiben, und das meer, gutes wetter und hoffentlich ebensolches essen geniessen…

  5. frank sagt:

    wo bleibt eigentlich die kritik zu 5.05?

  6. Knarf sagt:

    wo bleibt eigentlich frank mit der Frage nach der Kritik zur nächsten Folge?

    • Sparkiller sagt:

      „wo bleibt eigentlich frank mit der Frage nach der Kritik zur nächsten Folge?“

      (Eventuell vorher etwas leiser drehen…)

      Eine neue Folge
      ist wieder da
      (Star Trek Discovery!)
      Blut fließt in Strömen
      Die Grausamkeit beginnt
      Keine Gnade
      Nur Schmerz
      Der durch Burnhams Knochen rinnt
      Jeder Tag dasselbe
      (Frank! Frank! Frank!)
      Du fragst nach der Kritik
      (Frank! Frank! Frank!)
      Doch wir haben es dir gesagt
      Du vergisst wie in der Zeitschleif‘

      Frank
      Du fragst immer und immer wieder
      Nach der neuen Folge
      Doch das Ende ist immer bitter
      Hast du Alzheimer
      Ist dein Verstand blind?
      Täglich grüßt das Murmeltier
      Discovery weht im Wind

      Zeitschleife der Brutalität
      Wir stecken fest im Albtraum
      Keine Flucht
      Keine Erlösung
      (Frank! Frank!)
      Nur Gewalt und Chaosraum
      Die Zeit dreht sich immer weiter
      (Star Trek Discovery!)
      Wir sind gefangen in der Pein
      Zeitschleife der Brutalität
      Immer und immer wieder dasselbe Sein

      Antworten
    • Agentbauer sagt:

      Die 5. Folge ist wieder besonders gruselig…
      Wieso tue ich mir das noch an…

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Bisschen witzig, dass diese Frage seit 5 Jahren jede Woche von Menschen gestellt wird, die sich das antun.

      Antworten
    • Agentbauer sagt:

      Um Leia Organa aus Rogue One zu zitieren“hope“.

      Antworten

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