Film- und Serienkritiken

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„Automata“ – Unser Review ist ein Automatismus

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„Automata“? Klingt wie eine aufdeckende Dokumentation über Spielotheken-Besitzer. In Wirklichkeit ist es aber die Antonio-Banderas-Version von Will Smiths „I, Robot“ mit optischen Anleihen von „Blade Runner“ (Beginn) und „Wüsten – Die BBC-Dokumentation“ (Ende). Also so eine Art intellektuelles Multi(film)kulti-Best-Of mit Bezügen auf Asimov und die anderen „alten Meister“. Genug Vergleiche aufgezählt? Ja? Gut, dann kommen wir jetzt zum zweiseitigen Fazit-Text:

INFORMATIONEN:

Regie: Gabe Ibáñez
Jahr: 2014
Budget: 15 Mio $

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Entwickeln als nächstes die Transformers-Fans ein Bewusstsein?

Inhalt: In der Zukunft gibt es hilfreiche Roboter, die Menschen nichts antun und ihre Programmierung auch nicht verändern dürfen. Als einer von ihnen sich aber illegalerweise selbst repariert, ist Holland in Not. Die Firma schickt einen waschechten Ermitt… Banderas!

Besprechung:

Der Beginn ist düster und dreckig, wie es sich für eine Zukunft ohne Große Koalition gehört: In U-Bahn-Schächten bröckeln die … Schächte von der umgebenden Luft, in düsteren Städten tanzen übergroße Hologramme durch die Straßen (Epileptiker bitte drinnen bleiben) und der ständige Regen ist gesundheitsschädlich. – Aber laut meinen Arbeitskollegen STIRBT man ja mental sowieso, wenn es zwischen April und Oktober mal zwei Schauer am Stück gibt.

Weitere Sti(l)lelemente: Wertvolle und somit bewachte Müllberge türmen sich vor den Städten auf, die Häuser und Straßen sehen aus wie ein Asylantenheim in Ostdeutschland (= „Black Edition“) und ohne künstliche Wolken wäre nach dem Atomkrieg sowieso alles doof.

Überhaupt ist alles ziemlich kaputt, sogar das Essen ist eher „Pampe in Aspik“ als irgendetwas anders. Dass HIER ein Industrieller sagenhaft komplexe Roboter gebaut hat, ist da schon fast ein Wunder, das größer als deren – dramaturgisch unvermeidliche – Bewusstseinsentwicklung ist. Überhaupt erinnert alles sehr an eine erwachsenere Version des eher enttäuschenden „I, Robot“. Dieser Streifen verstörte ja damals mit öden CGI-Milchglas-Fressen nebst integriertem Weichzeichner und Gesichtsanimation aus der grauen Vorzeit der Emotionen.

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„Hey, wieso habt ihr mich 30 Kilometer in die Wüste geführt? Und mich am Ende mit Steinen beworfen?“ – „Entschuldigung. Wir haben zwar ein Bewusstsein, das UNRECHTS-Bewusstsein ist jedoch noch in der Warteschleife.“ – Metall-Geh-tektor: Hier ist alles total verstrahlt. Wie gut, dass es einem ab drei Sonnenstichen in Folge nur noch zwischen den Delirien kurz einfällt…

Da kommt der olle Automat(a) dann doch schön bodenständig daher! Der alte George Lucas wird sich hier übergeben haben: Schlanke, extrem zweckmäßig gestaltete Robo-Gesichter, Beschädigungen auf realen Modellen, Dreck, Schmierflüssigkeit und Macken allerorten. Ja, das Aussehen und Verhalten der größtenteils(?) realen Maschinchen ist hier tatsächlich schon die halbe „Muss ich sehen!“-Miete. Und das sowohl in Nah- UND Fernaufnahmen! Wobei ich manchmal wirklich nicht mehr gecheckt habe, ob die jetzt auf einem Skateboard standen, ein Mensch drin saß (müsste aber ein extrem plattgeklopftes Gesicht haben) oder man für den Film nicht doch einfach schnell Maschinenwesen erfunden hat – aus Joss Whedons Kaffeekasse vielleicht.

Die Geschichte ist zugegebenermaßen eher Durchschnitt: Der von der Robofirma engagierte Held mit 08/15-Sympathiewerten verfolgt die Spur von seltsam umgebauten Robotern. Da er nicht gleich Erfolg hat und sein Kollege verhaltenstechnisch eine Mischung aus Dexter und Hulk darstellt, will die Firma den Herden plötzlich … umbringen. Alles eigentlich ein bisschen Panne, zumal auch sein anderer „gemäßigter“ Kollege in die Schusslinie gerät, weil … öh… sie das selbe Firmenklo teilten? Und wieso dessen Familie(!) quasi vorauseilend ausgelöscht wurde („Kann man ja immer mal brauchen, so eine freche Enthüllung in der Wüste!“), ging mir auch nicht in die biologische Schädeleinheit.

Schön aber, dass die Weiterentwicklung der Robos so dezent verlief. So sind die in anderen Filmen normalerweise kitschigen Stellen wie z.B. der Tanz mit einem weiblichen (Sex-)Roboter hier extrem „normal“. Auch, wenn ich die ganze Zeit auf den blanken, lochfreien Popo – und Mund – starren musste, um mir (weitestgehend erfolglos) eine Praktik auszudenken, die erotisch irgendwie Sinn macht.

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„Okay-auuuu, ein letztes Mal schlage ich noch mal meine Stirn gegen deine, wenn es zu deiner Bewusstwerdung beiträgt. Gnaaargl-Autsch. Wofür war das noch mal genau nützlich?“ – „Konzept der Schadenfreude, Mensch.“ – Osterei und Damelei: So innig sieht man die Figuren im Film eigentlich selten. Hier sehen wir das Ende einer seltenen Junggesellenparty mit anschließendem Unterhosen-Weitschnipsen.

Action gibt es – relativ zu anderen Movies gesehen – kaum. Zum Glück: Zweimal Auffahrunfall, Pistolenkugeln auf Freigang, dazu ein Seilzug und zweimal schnelles Gehen. Dazu in der Sonne liegen, Gespräche im Freien und ein bisschen Bruce-Willis-Gedenkwälzen im eigenen Blut. – Reicht. Habe keine Sekunde lang etwas vermisst. Im Gegenteil: Das „gefährliche“ Ende war angesichts der sonst ruhigen Momente und tiefen Themen schon fast zu viel. Günther Jauch wirft am Ende des Talks ja auch nicht den Tisch an die Wand.

Auf der anderen Seite verrennt sich aber auch keiner in philosophischen Diskussionen à la „Hollywood erklärt den Doofen heute mal den Tiefsinn“; selbst der Schöpfungsaspekt lässt Harfenklänge und Engelsvisionen ausnahmsweise vermissen. Erwähnte ich schon mal, dass ich den Ansatz „Physik ist Liebe, Sanella ist Physik, also ist Physik … Backen…?!“ in Nolans „Interstellar“ furchtbar fand? Mag aber auch daran liegen, dass dieser zeitmäßig eher schlanke 90-Minüter gar nicht so viel Zeit hatte, mir auf den Wecker zu gehen.

Als Highlights bleiben also die wenigen Gespräche mit den treudoof dreinblickenden Robotern, das Sinnieren in der Wüste, die Frage nach dem letztendlichen Plan der Metallkerlchen. Keine der aufgeworfenen Fragen ist richtig neu, aber alleine, dass am Ende ziemlich viele Opfer OHNE rührselige Schniefischnauf-Musik gebracht werden, spricht für den Film. Die Zeiten, in denen der Regisseur mir mit rosa Farben oder entsetzten Botexgesichtern in Nahaufnahme erklärt, was ich gefälligst zu empfinden habe, sind für mich persönlich auch langsam vorbei.

“Danke” dafür, „Game of Thrones“! Jetzt kann ich bald gar NIX mehr gucken…

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„Wo sind die beiden fehlenden Automaten der Baustelle?“ – „Öh, das wissen wir nicht!“ – Selbstläufer: Hätte man hier eine glaubwürdige Ausweichantwort gefunden, unser Held hätte gar nicht weiter ermitteln müssen. Richtig wäre selbstverständlich „Bier holen“ oder „Weibern nachpfeifen“ gewesen…


Fazit: Mit Bösewichtern, die zwischen dem Ballern und Baby-Entführen auch mal eine Motivation hätten besitzen können (z.B. „Ich WILL ballern und MÖCHTE Babys entführen!“), wäre der Film deutlich runder gewesen. Ebenso mit einem einprägsameren Helden. Trotzdem will ich diesen SF-Film heute mal ausdrücklich empfehlen. Ist ja schön, das zweimal im Jahr überhaupt mal zu tun…

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Artikel

von Klapowski am 24.04.15 in Filmkritik

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