Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Lower Decks 2.04 – „Mugato, Gumato“ – Review

, Lower Decks 2.04 – „Mugato, Gumato“ – Review

Die Grundidee ist gar nicht blöd, wenn man seine Trickserie mal hinterfragen – und ändern? – wollte: Diesmal rätseln zwei Hauptfiguren, warum Mariner eigentlich ALLES kann, jeden Kampfstil beherrscht und zur reinen Entspannung (der Phantasie des Showrunners Mike McMahan?) ihre besten Freunde verdrischt. Ist sie einfach nur begabt oooder eine geheim ausgebildete Supersadistin -agentin? Oder ist sie, hier mal meine Vermutung, doch nur die entgleiste Wichsvorlage eines nicht näher genannten Showrunners, dessen Name sich auf „Schnurzmann“ reimt?


Eine kreative Antwort darauf wäre sicher geeignet, um das aktuelle „New-Trek“ durch den Kakao zu ziehen. Man könnte die seltsam umgedrehten Geschlechteridentitäten (= Mann/Frau/Trans/Beim-Mountainbike-Fahren-die-Hoden-abgerissen) erwähnen, wie es z.B. kürzlich in der GUTEN South Park-Episode „Board Girls“ geschah. Man könnte Marie Sue und Michael Burnham thematisieren. Von mir aus auch Jeanne d’Arc und Beverly Crusher.

Aber auch hier verwandelte man keine dieser Ideen – die mir bei dieser Serie stets so stark durchs Hirn schießen, dass ich mich für einen Hollywood-Autoren im Körper eines deutschen Sesselpupsers zu halten beginne. Ihr kennt das ja auch…

, Lower Decks 2.04 – „Mugato, Gumato“ – Review

„Neee, falsch. Du musst die Kotze am Kinn kleben lassen! Sonst wird aus uns nie so was wie ‚Rick und Morty‘, Junge!“ – Darauf haben Fans entartet … äh, gewartet: Die Erwähnung des kultigen Star Trek-Kampfsports namens Anbo-jyutsu. Der Humor ist jedoch weiterhin im klassischen Amboss-Stil gehalten.

Am Ende wird halt doch nur wieder der affenartige Mugato gejagt (TOS! Kult! Lower Decks gut?!), dessen Name ständig anders ausgesprochen wird. Haha, luuustig, oder? Wobei ich mich über einen feindseligen Seitenhieb auf Präsident Mugabe sogar beömmelt hätte. Aber vielleicht habe ich den nur überhört. Oder beginne ich etwa, mir selber andere Inhalte auszudenken, weil die Episode so flach war? Das unmotivierte Ansammeln von Wikipedia- und Memory-Alpha-Artikeln habe ich zumindest schon von „Lower Decks“ übernommen.

Apropos Sammeln: Die Ferengi sammelten ganz viele arme Mugatos, um sie zu verkaufen. Und der bajoranische Sicherheitschef (Namos Vergessos, oder wie der hieß) sammelt Kot im Wald, den er genüsslich ableckt. Außerdem sammeln wir Klischee-Wendungen, die so durchschaubar wie ein Dilithium-Kristall sind. So scheint z.B. Beckett Mariner in einer Szene ihren Vorgesetzten im Kampfgetümmel abzustechen und auszusaugen. Was natürlich (100% aller Zuschauer durchschauen das!) nur dem zuvor erwähnten Gift der Mugabe-Bestien geschuldet ist – welches nach einem beherzten Zustechen rausgelutscht werden muss.

Schade, dass das bei „Discovery“-Drehbüchern nicht funktioniert?

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„Dein weißes Fell erinnert mich an den gealterten Gene Roddenberry. Ich muss dich daher züchtigen!“ – Bestrafung auch für den Zuschauer: Die armen Muchachos werden hier mit Ferengi-Waffen aus dem Jahr 1987 gequält. Das ist aber nicht schlimm, denn wenn man „Heilmittel“ bei der Memory Alpha eingibt, findet man über 200 Suchtreffer.

All das ist gar nicht sooo übel als Basis, aber gerade in der Mitte scheint die Episode noch Screentime gefehlt zu haben. Plötzlich wird noch eine neue „Story“ aufgemacht (ein Crewmitglied der Marke „Alter weißer Mann“ verknackst sich die Hüfte – Hammergag für Behämmerte?), während der Traktorstrahl ein klappriges Nachbarschiff zerreißt (Was sollte das eigentlich? Zerstörungscounter war erst im zweistelligen Bereich?).

Und weil dann immer noch drei Körner in der Produktions-Sanduhr übrig waren, wird noch schnell der Mugato-Experte eingeführt, der im Wald sofort von einem der Affen gefressen wird. Seht euch dazu gerne das inspirierend-tolerant-trekkige Vorschaubildchen zu diesem Artikel an. Herrlich. Ja, wer solche Punchlines und Szenenauflösungen liebt, braucht seinen eigenen Kopp auch nicht mehr…?

Positiv kann man aber weiterhin erwähnen, dass die Hauptstorys weiterhin Müll sind (und dabei meine ich alle zehn Storys pro Episode), aber oft kleine Nebengags aufkommen, die gerade durch ihre Kürze unterhalten. Wenn sich Boimler z.B. selbstbewusst an den Kopf tippt, und Rutherford denkt, er meint „unsere Haaaut?“ statt dem gemeinten „Köpfchen haben“.

Oder wenn der Kerl mit dem zerstörten Schiff einfach den Regalinhalt im Captain’s Room durchgeht, als es um die Entschädigungszahlung geht. In diesen Momenten hat mein Schmunzelreflex seine Zeit für etwas Mikromimik.

Und gerade bei einer SF-Serie freut man sich aus Prinzip schon über das Wort „Nanosekunden“.

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„Lasst uns wieder Freunde sein! Ich will euch auch mal was zurückgeben.“ – „Okay, fangen wir mit den drei ausgeschlagenen Backenzähnen an?“ – Zahnloses Star Trek: Am Ende gibt es keine neuen Erkenntnisse und kein Wachstum. Bis auf das Wachstum im Lendenbereich eines Mugatos. Aber über diese Sexszene(!) breiten wir lieber mal den Mantel des Schweig… des Kurz-Erwähnens.

Der beste Moment der Folge geschieht am Ende: Die Ferengis werden mit einer Kurz-Präsentation davon überzeugt, dass eine Mugato-Reservoir viel gewinnträchtiger als der Hornverkauf ist. Statt der üblichen Schluss-Kloppe endet diese Episode daher ausnahmsweise mit bedruckten T-Shirts und Souvenirshops.


Fazit: Die Schlusspointe zeigt es erneut: Manchmal ist das Lukrative halt hochmoralisch (dann hat die Moral Glück gehabt) und oft ist Moral halt leider nicht lukrativ (dann hat die Moral Pech gehabt).

Ob wir „gutes“, „menschliches“ oder „korrektes“ Star Trek bekommen, hängt also immer von der Ökonomie in der Folge ab. Bringt Draufhauen mehr als Nachfragen? Soll man seine Freunde belügen oder aufbauen? Soll man sich opfern oder egoistisch verhalten? Ein kaputtes Schiff ersetzen oder auf stur schalten?

All das wird alle 30 Sekunden stets nach einer Prüfung der Frage verhandelt, was einen schnellen Vorteil bringt – und zwar für exakt 29,9 Sekunden. Danach muss erneut geprüft werden.

Das macht diese Produktion so anstrengend. Sie fühlt sich oft an wie „Börsenticker – Die Serie“.

Bewertung als Trek-Folge:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Bewertung als generische Trickserie:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
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Artikel

von Klapowski am 04.09.21 in Star Trek: Lower Decks

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Kommentare (8)

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  1. FordPrefect sagt:

    „The Power of Math“ AGAIN?
    Hat ein Star Trek Fan Kurtzman mal das Pausenbrot weggenommen?
    Das ist doch keine Unfähigkeit mehr, das ist systematische Zerstörung.

    • Sparkiller sagt:

      Naja, das sollte wohl einfach mal eine Anspielung / ein Seitenhieb auf Discovery sein. Die Power of Math ist ja schon irgendwo ein Running Gag.

      Wurde vorher eigentlich schon einmal etwas vom Kurtz-Trek bei Lower Decks erwähnt?

      Antworten
    • FordPrefect sagt:

      Der Clip hat mir doch glatt ein wenig die Laune verbessert. Sehr akkurate Zusammenfassung von STD.

      Stimmt, mir ist auch schon aufgefallen, dass bei dem Zitate/Referenzgewitter in Lower Decks quasi keine STD oder PIC Referenzen auftauchen. Wahrscheinlich, weil es einfach nur Cringe Momente gibt an die sich niemand erinnern will.

      Antworten
    • phip sagt:

      „ […] keine STD oder PIC Referenzen […]“

      Ich nehme an, dies wird vermieden damit die DIS-/PIC-„Drehbuchschreibenden“ nicht noch weiter entlohnt werden. ENT und die Filme sind auch kaum erwähnt. Meine mich dunkel zu erinnern, dass in den VS die Autoren weitere Tantiemen/Entgelte erhalten, wenn ihre Ideen als Basis für weitere Fortsetzungsgeschichten/Refferenzen dienen. Von SNW oder PRO war in LD auch keine rede. Ich mutmasse, dass die ganzen Referenzen/Zitate/Fan-Facts der alten Serien irgendwie™ pauschal (und nur einmalig) vergütet werden oder, dass DIS/PIC/SNW/PRO von vorne herein überhaupt nicht zum Canon gehören und man sich damit nachträgliche Schnitt-/Schwärzungs-/Zensurarbeit erspart. Vielleicht hat man es aber auch herausgefunden, dass es da nix witziges/interessantes zu referenzieren gibt …

      Eine weitere Erklärung könnte sein, dass DIS hochgeheim war/ist/wurde/sein wird/gewesen sein wollte und PIC ungefähr zur gleichen Zeit stattfindet und das PIC-Evangelium noch nicht verkündet wurde.

      Antworten
    • Knut sagt:

      ENT wird da schon relativ häufig erwähnt. Just erst die Denobulaner, eine Folge vorher hatte der Sicherheitschef kurz eine ENT-Uniform an. Trip wurde afaik schon mehrmals erwähnt und Riker spielte sogar darauf an, dass er auf dem Holodeck Erlebnisse der NX-01 nachspielt. Anfang der 2.Staffel war ein klingonisches Schiff der Raptor-Klasse aus ENT zu sehen und Suliban wurden auch schon genannt. Außerdem hat man die Andorianer und Tellariten denen aus Enterprise nachempfunden, die aus STD ignoriert. Meine Vermutung ist, dass Mike MacMahann – oder wie der Vogel auch immer heißt – selbst nichts mit Kurtzmans Schrott anfangen kann. Das heißt nicht, dass Lower Decks eine Offenbarung wäre. Aber als Comedy macht mir das jetzt auch nichts kaputt. Ich habe auch TAS nie als kanonisch betrachtet und fuhr damit ganz gut. Mich wundert bei Memory-Alpha-Beiträgen vielmehr, dass dieser Zeichentrickkäse da ernsthaft als offizielle Geschichtsschreibung hinzugedichtet wird. Dieser Logik folgend müsste Jean-Luc demnächst wie ein Flummi durchs Deck hüpfen, weil das in Lower Decks auch geht.

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Bei PIC dürfte es eher daran liegen, dass LD vor PIC spielt. Wie soll man auf zukünftige Ereignisse anspielen? LD spielt ein Jahr nach „Nemesis“ im Jahr 2380. PIC spielt 2399. Selbst die Rückblenden spielen 2385, also von LD aus gesehen in der Zukunft.

      Antworten
  2. Serienfan sagt:

    Jetzt ist erst einmal der neue Picard-Trailer dran.

    Wobei: Viel gibt es dazu wohl nicht zu sagen. Ist wie das Finale der zweiten Orville-Staffel, nur ohne Spaß.

  3. Kazairl sagt:

    Man, schon wieder Zeitreisen, das kann nur schiefgehen. Wir hier nicht auch First Contact erneut nachgemacht nur mit Q anstatt den Borg?

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