Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

„The Butterfly Effect“ – Das Review, das ich korrigierte…

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Wie heißt es doch so schön in der Chaosforschung: „Schon der Flügelschlag eines Schmetterlings kann dafür sorgen, dass ich Morgen von Megan Fox adoptiert werde.“ Oder so ähnlich. Das Prinzip lautet also: Kleiner Impuls, große Wirkung. Oder aber, bei diesem Film: Kein Puls, große Würgung. Doch Ashton Kutcher, quasi der Michael J. Fox für Schwerstdepressive, steht hier bereit, um Gott zu spielen. Oder zumindest Star Treks Schwippschwager.

INFORMATIONEN:

Regie: Eric Bress + J. Mackye Gruber
Jahr: 2004
Budget: 13 Mio.

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Schatz, bin nur gerade raus, Zigaretten ändern!
Inhalt: Nachdem er seine ganze Kindheit mit seltsamen Blackouts zu kämpfen hatte, erfährt Evan, dass er mit seinen alten Tagebüchern seine Vergangenheit ändern kann. Doch egal, wie sehr er sich mit seinen Änderungen anstrengt: Sein Leben und das seiner Freunde (und Feinde) scheint jedes Mal nur schlimmer zu werden…

Besprechung:

Wo hat es das schon mal gegeben, dass man den Kinderdarsteller einer Figur lieber mochte als den erwachsenen Avatar derselben? Außer bei „Star Wars“, Episode 1 & 2? Beim Butterfly ist es jedenfalls so, was vor allem daran liegt, dass man nur selten Kinder sieht, die gewürgt werden, die versehentlich Säuglinge(!) wegsprengen oder sich vor einem Pädophilen bei Sex austoben müssen. Ich habe das hier mal auf einer Grafik aufgezeichnet (*Bart ankleb und Präsentation an Eure Jugendzimmerwand werf*). Wenn die „Gewalt“-Kurve A nach oben geht, gleichzeitig aber die „Reife der Darsteller“-Kurve B nach unten, so nennen wir den dazwischen liegenden Raum „Spannung“. Bitte sprecht mir nach, liebe Leser… Nein, Bergh, hör auf, der Susi unter den Rock schauen zu wollen, wir lernen hier was von Onkel-Hat-Immer-Recht, hörst Du?

Auch, wenn manches sehr plakativ daherkommt (Messer in Hand + Gedächtnisaussetzer = Grusel), so mochte ich die allgemeine Präsentation. So flott, so böse, so frei vom Stigma der möglichst niedrigen Altersfreigabe! Immerhin ist der Film erst ab 16, während Bond-Filme inzwischen eher bei 12 anfangen, nach unten hin…

Aber wie oben schon erwähnt, ging mir der erwachsene Hauptdarsteller mit einer ganzen Wanderschule ziemlich auf den Sack. Als Kind wirkte er ängstlich und panisch, als Erwachsener aber so kalt und fernab des Geschehens, dass man sich fragen muss, ob Ashton Kutcher mit einem Niveau über Ha-Ha-Humor für Comedy-Junkies nicht vielleicht um ein paar Talenthirnzellen überfordert ist. Oder, um es mit seinem früheren „Hit“ zu sagen: „Ey, Mann, wo ist mein Auto… äh, meine Autobiografie als Charakterdarsteller?“

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„Na warte! Hier hast DU eine kleine Realitätsänderung bezüglich meines Kindergeldbezugs, Junge!“ – Irgendwie ent-Würg-igend: Als Evan seinem Vater (hier in Hannibal-Lector-Verkleidung aufgrund wiederholten Falschparkens) erzählt, dass er in die Vergangenheit reisen kann, ist dieser schockiert. Denn Evan darf nach 19 Uhr nicht mehr in die Vergangenheit, damit ihm im Dunkeln nichts zustößt!

Doch ich kann schon jetzt festhalten, dass die Grundidee des Filmes so gelungen ist, dass sie auch ein mittelprächtiges Emotionsradiergummi übersteht. Für das „alternative“ Schaudern sorgt dann schon der Hund, der lebendig verbrannt wird. Ein Scheiß-Job, aber irgendwer musste ihn in Hollywoodfilmen ja bislang nicht machen. – Aber all diese traumatischen Erlebnisse haben einen Sinn, haben die Hauptfigur geformt, wie Hammerschläge die Seele von Dieter Bohlen. Und als Evan merkt, dass er zu seinen damaligen Blackouts zurückreisen kann, um die Vergangenheit zu ändern, wird das Ganze zu einem fast philosophischen Popcornfilm über die Macht von Entscheidungen, Zufällen und… Frauen (überwiegen ersteres). Auch wenn komischerweise immer alles auf Gefängnisvergewaltigungen und Rollstuhlaufenthalte hinausläuft. Mal ehrlich: Bei so einem Drehbuchautor helfen den Figuren auch Deutschkurse und staatliche Jugendförderung auf Dekadenz-Niveau wenig…

Dennoch ist es obercool, wie am Ende alles zusammenpasst. Auch wenn es gelegentlich keinen Sinn ergibt. Eben wie in unserem richtigen Leben. In einer Szene will Evan z.B. seinen gläubigen Mithäftling von etwas überzeugen und durchbohrt in der Vergangenheit seine Handflächen. In der Gegenwart sind diese „Stigmata“ dann urplötzlich aufgetaucht, obwohl deren Vorhandensein gemäß Filmlogik bereits „fließend“ in die neue Zukunft hätten eingehen müssen. Aber wer „Zurück in die Zukunft“ geil fand (und wer tat das nicht?), sollte jetzt nicht im Kopf die inoffizielle Fortsetzung „Zurück in die Vernunft“ drehen wollen.

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„Zieh nicht so ein Gesicht, Dummerchen. Das mit dem Platten an deinem Rollstuhl ist doch schon Tage her!“ – Heutestund hat Gold im Mund: Der Herr links außen ist kein Psychopath geworden, die Lady nicht drogensüchtig und Moppelchen nicht irre, aber dünn. Dennoch brennt Evan noch irgendwas an der aktuellen Konstellation unter den Nägeln… Vielleicht die Tatsache, dass seine Armprothesen keine haben?

Okay, aber einen bringe ich noch: Ist es in den USA üblich, Zwölfjährige, die Totschlag begehen, jahrzehntelang in leeren Räumen auf ein Bett zu schnallen? Wenn ja, dann sollte sich die derzeitigen „Occupy Wall Street“-Proteste auch mal auf Reiz-ARMUT einschießen, harhar. Aber auch das ist Wurscht, verschnellert und entschlackt diese geistige Soße doch nicht nur den Darm, sondern auch das Sehvergnügen. Langweilig ist der Film jedenfalls keine Sekunde, auch wenn die Charakterzeichnungen gelegentlich auf einen Schmetterlingsflügel passen. Aber für tiefgründige Analysen hat man nun mal keine Zeit, wenn jeder Realitätsstrang mal gerade 4-5 Leute neu konfigurieren muss. (*sich hibbeligen Drehbuchtechniker mit Schraubenzieher vorstell*)

Und die Butterfliege ist vor allem eines: Ein Beweis, dass es Storylines, die zu Star Trek TNG und Voyager gehören wie tausende Chronoton-Partikel in eine Sanduhr, auch in die Welt der „normalen“ Blockbuster schaffen können. Wobei der horrormäßige dritte „Butterfly“-Teil durchaus super sein soll, im Gegensatz zum „Kack mal schnell eine DVD raus“-Zweiten. Aber beide Fortsetzungen habe ich in 8 von 10 Paralleluniversen noch nicht gesehen. Soll ich?

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„Lass dich nicht zum Narren halten, Dicker! Dieser Roadrunner muss endlich sterben!“ – Jugendstreiche-leinheiten: Diese Stange mit Sprengstoff wird mehrmals eine große Rolle spielen. Unter anderem auf dem Fantreffen besoffener Sylvesterfreaks, wo man sich gegenseitig stolz die größten Amputationen zeigt. ICH habe als Kind ja nie so einen Scheiß gemacht. Ich war damit beschäftigt, die „Lego-Polizeistation“ ausführlich zu reviewen…


Fazit: Technisch betrachtet ist dies kein besonders logischer, optisch ausgefeilter oder psychologisch tiefgründiger Film. Aber die Grundidee der sich stakkatohaft ändernden Realitäten überschreibt das alles mit der groben Kelle. So als wäre einer der Macher in die Vergangenheit gereist und hätte Punkt für Punkt diesen Horror/Fantasy/Liebesfilm-Streifen zu etwas besonderem gemacht. Besonders wertvoll: Die Kinderdarsteller mit der Lizenz zum Gutsein!

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Artikel

von Klapowski am 26.10.11 in Filmkritik

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Kommentare (6)

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  1. François Rabelais sagt:

    Mal ganz doof gefragt: hast du das Ende vom Director’s Cut gesehen oder das Kino-Ende? In meiner persönlichen Bewertungsskala hat der Film durch das Ende von Direktor Schneid(er) einen zusätzlichen Punkt ergattern können.

    • Klapowski sagt:

      Enden: Sowohl als auch.
      Wobei ich mich da nicht für einen Schluss entscheiden könnte: Der eine ist traurig und der andere irgendwie auch, nur weniger. Ich persönlich habe bei beiden geweint. Die große Liebe… Schnief… wurde von einer Nabelschnur erdrosselt! Wer macht denn so was?

      Im Nachhinein ist mir auch eingefallen, warum Kutcher DOCH nicht die ALLERschlechteste Wahl war. Es hätte nämlich auch Hayden Christensen werden können! Brrrr… Gesichts-Stop-Motion mit Unsympathen-Garantie!

      Antworten
  2. Zhemni sagt:

    Ich persönlich liebe den Film.

    Klar ist nicht alles logisch, aber dennoch überraschend gut.
    Zudem finde ich das sich Ashton Kutcher ziemlich gut schlägt,
    zumindest besser, als man es ihm je zugetraut hätte.

    Weiterhin finde ich auch alle Charas interessant
    und die Endlösung doch ziemlich gelungen.

    Zwar bei weitem nicht, der beste Film, der je gemacht
    wurde, aber dennoch sehr sehenswert.

  3. Z3R0B4NG sagt:

    Butterfly Effect 1 war ja noch recht geil.
    Aber diese Direct 2 DVD Nachfolger… kann ich nicht mehr wirklich empfehlen (ausser man hat echt nix besseres zu gucken/tun).

  4. bergh sagt:

    tach auch !

    [quote]
    Ich persönlich liebe den Film.

    Klar ist nicht alles logisch, aber dennoch überraschend gut.
    Zudem finde ich das sich Ashton Kutcher ziemlich gut schlägt,
    zumindest besser, als man es ihm je zugetraut hätte.

    Weiterhin finde ich auch alle Charas interessant
    und die Endlösung doch ziemlich gelungen.

    Zwar bei weitem nicht, der beste Film, der je gemacht
    wurde, aber dennoch sehr sehenswert.

    [/quote]
    Genau meine Meinung.
    Ich habe eine Fassung mit 4 Minuten Originalton in der Mitte gesehen und dankte dem Herrgott, daß ich den Rest syncronisiert bekam.
    Dieser Kuschner nuschelt dermaßen, dass nur Muttersprachler meinen sie verstehen ihn. (Vieleicht konnte er deshalb bei Demi Moore, mehr landen.)
    Sie hielt das Genuschel wohl für die Mutter aller Schmeicheleien.

    @Klapowski
    Was ich und Susi in Deiner Rezension sollen erschließt sich mir nicht ganz.
    Es sei denn Du hälst mich für einen (Sitten-) Strolch. (Achtung :Cineasten-Wortspiel)

  5. Nachdenker sagt:

    Butterfly Effect ist meiner Meinung nach ein sehr guter Film. Ich würde dem sogar 8-9 von 10 Punkten geben. Mit minimalem Aufwand einen fesselnden Film produziert. Die Schauspieler, insbesondere auch die „Kinder“ machen Ihren Job gut. Mit Ashton Kutscher ist das meiner Meinung nach wie mit Til Schweiger. Beide haben in etwa das gleiche schauspielerische Talent, aber die kluge Einsicht Projekte auszusuchen die zu Ihrer eindimensionalen schauspielerischen Band’schmal’e passen und Sie gut aussehen lassen.

    Klar solltest Du ein Review zum 2. und 3. Teil schreiben. Das wird für die Leser lustig und Du hast wahrscheinlich Spaß beim verfassen des Verrisses.

    Der 2. Teil ist schon übel, ich würde dem 2 von 10 geben. Der Film, die „Schauspieler“ und die „Story“ sind halt extrem flach. Alles in allem in etwa auf dem Niveau einer SZSZ-Folge („Schlechte Zeiten, schlechte Zeiten“, gute Zeiten kann ich in dem Laientheater irgendwie nicht ausmachen.).

    Den 3. Teil habe ich etwas besser in Erinnerung, kann mich aber dann irgendwie doch nicht mehr so erinnern was da jetzt genau noch mal passiert ist. So aus dem Gedächtnis hätte ich dem aber damals glaube ich eine 4-5 von 10 gegeben.

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