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„Star Trek – Lower Decks“ – 3.01: „Grounded“ – Kritik

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Nachdem „Strange New Worlds“ mit „Disco“ und „Picard“ für einige Monate in eine Entgiftungskur gegangen sind („50 Liter Tränen am Tag loswerden – plus 100 Gramm Story.“), ist es nun wieder Zeit für offiziell BESTE Serie des Franchises. Beziehungsweise eine, die man neben „Prodigy“ nicht auch noch ignorieren kann… In dieser Folge wird nun endlich geklärt, warum der Captain der Cerritos verhaftet und der Pakled-Planet angegriffen wurde. Bis dahin gibt es zufällig gezogenen Gags aus dem Ziehsystem des Kaugumminautomaten.


Die letzten „Lower Decks“-Folgen in Staffel 2 waren fast schon nachdenklich und selbstreflektierend. Fast so, als wenn ein Grundschulkind auf die Mittelschule kommt und sich sagt: „Hey, ich kann mir auch einfach Schokolade KAUFEN, statt mir Kaka vom Finger zu schlecken.“

Tja, leider fängt diese Folge aber damit an, dass Mariner sinnlos Einrichtungsgegenstände zu Boden schmettert. Was gar nicht so schlimm gewesen wäre, wenn was Cleveres dabei gewesen wäre (Büste von Roddenberry? Goldener Kurtzman-Popel in Silber?).

Dass es DANACH aber durchaus solide weiterging, beweist unser 100% objektives Stichwort-Karussell:


– Amüsant war nach dem Vorspann erst Boimler, der auf dem Weingut(!) die lasziven Mädels verscheuchte, weil er deren Anmachversuche nicht kapierte. Und das Detail, dass die Dinger getrocknet werden. Die Trauben, nicht die Mädels.

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„Nein, Mädchen. Ich will dir ‚deinen Saft‘ nicht aussaugen. Und hör bitte auf, dich über die angeblich hormonsteigernde Strahlung des Südhangs zu beschweren!“ – Fruchtgummiverhalten: Dass Boimler gar nicht sooo ein Versager ist, sondern seinen Charme nicht mitbekommt, fand ich charmant. Bei mir selber ist das ja auch immer so! (*auf panisch weglaufende Frauen zeig*)

– Wenn Mariner ihn da nicht ins Gebüsch geprügelt hätte (was seit zwei Staffeln so nebensächlich passiert, als würde man ein zweijähriges Kind am Supermarktregal wegrammen), hätte ich mich vielleicht auch mehr auf solche halbsubtilen Gags einlassen können…?

– Am Ende der letzten Folge hatte ich mich dafür interessiert, wie die spannende Handlung um den inhaftierten Captain und die Pakleds weiterging. Äh, was auch immer genau da geschah, denn sooo einprägsam war es dann doch nicht. – Dieser Funke des Interesses wird hier aber schnell wieder den Meta-Gags untergeordnet (Siskos Restaurant! Zu scharfes Essen! Viel zu schnell gesprochene Halbwitz-Dialoge!). Andersherum wäre es mir lieber.

– Sehr amüsant war aber der „Transporter-Opa“, der immer umgehauen wird, wenn Leute sich auf stehlenswerte Schiffe beamen. Und gleichzeitig so süß ist („Kochen? Geschichten erzählen? Auf alte Serien anspielen? You name it!“), dass sogar unsere Leute-verdreschenden Punks ihr Gewissen entdecken. Was immer am besten für mich funktioniert, weil die sonst tatsächlich reeecht brutal drauf sind.

(Und das, obwohl nun wirklich ALLE Gags zu unabsichtlichen Massakern à la „Hast du da Schleimianer-Schleimblut an deiner Hose oder freust du dich, mich zu sehen?“ gemacht sein sollten?)

, „Star Trek – Lower Decks“ – 3.01: „Grounded“ – Kritik

[Zum Vergrößern das Bild anklicken] Natürlich hätte man auf diesem Panorama noch mehr Gags verstecken können. Mir reicht es aber, dass Zefram mit zwei Fingern in eine bessere Zukunft zeigt. Diese 4 Lichtjahre zu einer Welt mit ZUKUNFT wollte ich privat nämlich auch demnächst zurücklegen.

– Als alter ST8-Freund habe ich mir natürlich sofort einen Feiertags-Flachmann aus der Zefram-Cochrane-Jackentasche gezogen, als die Filmmusik von „First Contact“ losdudelte. Den Freizeitpark mit Vulkanierschiff, Jukebox und startender Rakete war echt mal eine kreative Idee. Und innerhalb der Serienlogik, nach der alte Elemente total locker wiederverwendet werden können, sogar ausgesprochen … logisch, Captain. (*Gummiohren und Augenbrauen hochzieh*)

– Die Schiffe sehen wieder mal sehr schick aus. Schon komisch, wenn der glatte Comic-Look besser aussieht als der glatte Comic-Look der neuen Real-Serien.

– War das jetzt wirklich nötig, dass Mariner die Cerritos alleine stiehlt und ihre Freunde rauswirft? Klar, das ist natürlich nur ein winziges Detail, aber so ein bisschen mehr Zusammenhalt wäre oft nicht schlecht – bei Kirk waren sich damals auch alle einig? Aber klar, wenn nicht in jeder Szene aufgeregt rumgelaufen und rumgemeckert wird, müsste „Lower Decks“ womöglich dauerhaft von Blutdruck 250 auf 200 zurückschalten.
Und das kann ja keiner wollen… ?

– Bei der Prügelei habe ich dann geistig sogar kurz abgeschaltet. Wenn ich DAS sehen wollte, könnte ich am Hauptbahnhof genau so gut Witze über heterosexuelle Lederjackenträger reißen.

– Die bumsenden Leuchtknödel auf der Schiffshülle (sehr gut: Bereits 10 Minuten vorher nebenbei eingeführt!) waren dann wieder mein Humor. Aber auch nur deswegen, weil es die ganzen Lutsch-, Draufkleb- und Festsaug-Wesen aus TNG und VOY aufgreift.
Generell gilt: Ohne diesen Meta-Humor für Tripple-Star-Trek-Rewatcher wäre „Lower Decks“ echt nur halb so gut.

, „Star Trek – Lower Decks“ – 3.01: „Grounded“ – Kritik

„Was ist das denn für eine Lebensform, die Sie da retten?“ – „Äh… V’gers geschlechtsneutrale Darmparasiten haben gespürt, dass sie alle eine Scheide haben wollen?“ – Großflaxig Eingeschleimt: Es ist wohl besser, man macht sich über den Helferkomplex der Föderation lustig, als ihn durch die übliche Kurtzman-Logik zu erweitern. (= „Diese namenslosen Feindtruppen wollten dringend befreit werden. Von ihren Lebenszeichen.“)

– Dass am Ende alles UMSONST war, weil der Fall längst von den „echten“ Offizieren gelöst wurde, fand ich spaßig. Genau so fühlt sich als „Lower Deckler“ auf Arbeit ja auch oft, wenn man stundenlang rumtelefoniert („Die neuen Kastenschreib-Motivationsbücher für Sparkiller kommen erst in einem Monat?!“), meine Chefs – z.B. Illuminaten-Ingo – aber im Zigarrenzimmer längst alles geklärt haben.

– Andererseits ist’s natürlich billig, weil sogar Fans vom bisherigen Standstreifen-Humor der Serie letztes Jahr fabulierten, was für eine eeepische Handlung wir mit der Pakled-Bedrohung jetzt bekommen. Und JA, da geht tatsächlich mehr Durchgängigkeit, wie z.B. Matt Groenigs „Disenchantment“ unter dem begeisterten Ausschluss eines öffentlichen Hypes bewiesen hat…

– Nettes Detail: Erst bei einer halb zynischen Serie wie „Lower Decks“ kommt das alte Trek-Element wieder, dass man Sternenflotten-Offizieren im Zweifel sooo lange glaubt, bis deren Unschuld bewiesen ist. Was mir damals schon immer witzig & positiv aufgefallen ist. („Dax/Spock/Riker/Random-Offizier 0815 würde so etwas NIE tun. Suchen Sie weiter nach Entlastungsbeweisen, liebe Quadrantenbewohner!“)


Fazit:

Hyperaktives Aufräumen der letzten Episoden.

Dass man nach einer milden Neuausrichtung (= Die Episode auf dem Vulkanierschiff! Sahne!) wieder anfängt, die alten Filme/Serien als Freizeitpark mit „All you can klau“-Buffet anzusehen, ist Fluch und Segen zugleich.

Klar, langweilig wird das hier keine Sekunde, doch ein kleines Bisschen mehr ernsthafte Weiterführung statt ironisches Fallenlassen der Verhaftungs-Geschichte hätte ich mir schon gewünscht.

Es gibt ja selbst unter Comedians und Zukunftia-Autoren den Spruch, dass etwas nicht IMMER lustig sein muss, wenn man was Geistreiches zu sagen hat.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Memory Alpha, die Comedy Show!, „Star Trek – Lower Decks“ – 3.01: „Grounded“ – Kritik
Jo, hat Spaß gemacht. Nostalgie und dazugehörige Anspielungen sorgen schliesslich mit nur wenig Aufwand für ein angenehmes Brummen im entsprechenden Hirnbereich. Ha-ha! Die Rockmusik aus Star Trek 8! Hi-hi! Die essen in Siskos Restaurant! Ho-ho! Die müssen von Kiras eingelegten Katterpod-Bohnen immer furzen! Ach, nee, sorry. Letzteres war nur aus dem Zufallsgenerator auf Memory Alpha.

Will sagen, der Hauptgag der Serie fühlt sich für mich langsam etwas ausgelutscht an. Man gibt einem (wirklich!) beliebigen Trek-Element einen lustigen Twist und die Autoren können den Nachmittag frei machen. Hier, probiert es doch einmal selbst und postet es in den Kommentaren!

Habe damit auch selbst bereits einige Story-Konzepte für die nächste Staffel erstellt und an die Macher geschickt:

Boimler verliebt sich auf dem Holodeck in Alice 500, eine der 500 Frauen von Harry Mudd. Dieser kann sich mit nur 499 Frauen natürlich nicht zufrieden geben und bringt Rutherford dazu, die Sicherheitsvorkerungen abzuschalten.

Kavarianische Fledermäuse befallen die USS Cerritos, wodurch das Schiff auf Delta Rana IV abstürzt. Dort trifft man auf den uralten und senil gewordenen Botschafter Soval, welcher berühmte Vulkanier gegen ihren Willen in Stasis hält (Gastauftritte!).

Zwei Trill haben eine verbotene Wiedervereinigung, als diese plötzlich von dem für tot gehaltenen Cardassianer Enabran Tain entführt werden. Es stellt sich heraus, dass zwei sich liebende Symbioten ein besonderes Sekret absondern, welches das Leben des schwer kranken Tain verlängern könnte. Ezri Dax kommt mit Garak auf die Cerritus, um die Verfolgung aufzunehmen.

Zack! Feddich ist der Staffel-Hit mit der extra Portion Fanservice! 9.6 von 10 IMDB-Notendurchschnitt MINIMUM (Leider keine 10 von 10 wegen dem unfairen Zukunftia-Veriss, Grrrr!).
Und die ganzen Gags erst! Stepptanzende Borg! Ein Horta-Zirkus! Die Entdeckung des Epsilon-Quadranten (?)!

Da fällt es auch gar nicht auf, dass sich die eeeigentliche Handlung dieser Folge (auf Cerritos kommen für Beweis-Logbuch, was aber angenehm twistig aufgelöst wurde) sich kurz und knapp und eingeklammert zusammenfassen lässt.

Aber trotzdem guck ich Lower Decks von allen aktuellen Trek-Serien am liebsten. Kunststück, bei der Auswahl, möge man denken. Aber Lower will ja halt auch nichts anderes sein als leicht verdauliche Parodie/Komödie.
Und das macht es gut.

Aus Sicht von Trekkies jeder Altersgruppe mit dem nötigen Hintergrundwissen:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Aus Sicht der mir nicht ganz ersichtlichen Haupt-Zielgruppe von Paramount (14-22 Jahre alt wegen dem Animationsstil. 30-60 Jahre alt wegen den Anspielungen auf steinalte Folgen und Fime. Ja, Star Trek 8 hat über 25 Jahre auf dem Buckel!):

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
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Artikel

von Klapowski am 27.08.22 in Star Trek: Lower Decks

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Kommentare (10)

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  1. frank sagt:

    wo bleiben eigentlich die kommentare zur kritik zu 3.01?

  2. Kazairl sagt:

    Ich wusste bis zu dieser Review nicht mal, dass die 3. Staffel angefangen hat. Da wurde überhaupt keine Werbung für geschaltet, nirgendwo.

  3. Ichwieder2 sagt:

    Nette Kritik und schöne Endwertung.
    Mal sehen, wann die Aufregung beginnt, dass hier eine höhere Wertung gezückt wurde als für Orville S03E10.

    • Kazairl sagt:

      Es geht doch um die Charaktere, wenn die Charaktere gut sind, ist die Serie doch egal, in denen sie vorkommen. Das trifft bei Lower Decks und Orville zu. Verstehe sowieso nicht, warum du schon wieder mit dem Thema anfängst. Das Thema war und ist ausdiskutiert und war eigentlich geschlossen und jetzt kommst du wieder mit einem so aggressiven Post.

      Antworten
    • Ichwieder2 sagt:

      Was ist daran aggressiv? Unterstellungen bitte sein lassen.

      Antworten
  4. bergh60 sagt:

    tach auch !

    Mir hat es auch gefallen. Der Cochran Amusement Park,
    war ja wohl der Brüller.

    Gruß BergH

  5. Kazairl sagt:

    „– Amüsant war nach dem Vorspann erst Boimler, der auf dem Weingut(!) die lasziven Mädels verscheuchte, weil er deren Anmachversuche nicht kapierte. Und das Detail, dass die Dinger getrocknet werden. Die Trauben, nicht die Mädels.“

    Ich denke eher, er kapiert, dass sie ihn wollen, ist aber genervt und will einfach nur zurück ins All. Er ist halt mit der Arbeit verheiratet und findet die Erde nicht so prickelnd.

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