Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

„Star Trek – Renegades“ – Das Review zum Profi-Fanfilm

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„Okay, Kollege Sparkiller! Heute schaue ich mir endlich den Schluss von diesem Fanfilm… Oh, schau mal! Ein Hund mit einem aufgestellten Schwanz!“ – Seit Jahren war Tim Russ‘ „Renegades“ jetzt in der Mache, und die Zeit, die ich zum Fertiggucken benötigte, schien anfangs nicht weniger Sylvesterfeiern in Anspruch zu nehmen. Doch mit einfachen Atemübungen (= Das hochgewürgte Essen einfach über die Unterlippe laufen lassen) und Training der eigenen Toleranz (= Einfach noch mal den Vorgänger „Of Gods And Men“ gucken) schaffte ich es bis zu diesem Review.

Den Inhalt zu kapieren, ist gar nicht so einfach: vernünftige Untertitel gab es zum Zeitpunkt dieses Reviews immer noch nicht, der Sound ist oftmals mittelprächtig ausbalanciert und die Betonung – sowie das generelle Timing – nicht ideal. Zudem sollte man hier NICHT die üblichen Trek- und Action-Klischees großzügig überhören! Man könnte sonst am Ende nur 20% der Dialoge mitbekommen…

Auch das Ansehen des kompletten(!) Films half erst mal wenig weiter:

Erst ein Blick auf eine textliche Zusammenfassung enthüllte mir, um was es eigentlich geht: Siliziumplaneten werden irgendwie versiegelt, so dass die Föderation wohl demnächst das Raumreisen sein lassen muss. Weil Admiral Chekov eine Konspiration im eigenen Lager vermutet (Okaaaay? Waruuum?), muss(?) er die unprofessionellen „Renegades“ zusammentrommeln. Sozusagen das „Torchwood“-Team der Sternenflotte. Fragt diesbezüglich einfach mal nicht nach dem Sinn; diese verwegene Truppe besteht quasi aus Leuten wie Tom Paris, bevor er in der zweiten Voyager-Folge zum dauerhaften Teebeutellutscher wurde.

Mit einer rotznasigen Olga an der Spitze machen sich jedenfalls alle auf den Weg, die Verantwortlichen vom Silizium-Verschwindibus-Trick zu fassen.

Zur Besprechung:

Die ersten Schmerzen beim Gucken sind sofort wieder da, wenn auch noch zu ertragen. Man ist das ja inzwischen gewohnt: CGI-Hintergründe von ihrer billigsten und verschwommensten Seite, dazu Kulissen, die entweder aus 10 Metern Entfernung ihren „Lidl lohnt sich“-Flair auf 16:9 versprühen – oder von ganz nahem zeigen, wie blöd pappig sie aussehen. Irgendeine Flammenhölle mit angeschlossener C-Movie-Kampfarena (Name: „Zum schwulen Rumschubser“) sehen wir als erstes. Und natürlich die FLAMMEN, die extra stolz gezeigt werden, ohne dass sonst irgendetwas im Bild wäre.

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„Und mit diesem stumpfen Klauen in Fingerbreite willst du dem Mann die Kehle durchsäbeln!?“ – „Ja, Vater. Durch sanfte Akkupressur im Halsbereich kann ich dafür sorgen, dass er in 5 Jahren einen plötzlichen und rätselhaften Schlaganfall erleidet.“ – „Mann, du bist ja ECHT böse, Sohn!“ – Nahtod- statt Method-Acting: Wer glaubt, dass Europa ein Flüchtlingsproblem hat, der weiß noch nicht, wie sehr ICH vor Schultheater-Szenen wie diesen weglaufen möchte…

Zum Glück ändert sich das, als die schlecht getimten, schlecht geschnittenen und schlecht-im-Magen-machenden Nahaufnahmen aufpoppen: Gesichtsunfall links, Gesichtsunfall rechts, Lustiges Gerangel bei den Statisten in der Mitte. – Okay, kann man ja mal machen. Aber nur, wenn es künstlerisch woanders eingebettet ist; zum Beispiel, wenn Picard diese Story hier als RTL2-Seifenoper sieht und sich danach beömmelt. Passiert aber leider nicht. Generell dürfte sich Patrick Stewart bei diesem laienhaften Gestolper für seine Trek-Kollegen fremdschämen: Kann der alte Brite auch heute noch das Publikum mit dem Verlesen eines Telefonbuches befriedigen, so scheint Walter Koenig (Chekov) schon damit überfordert, ohne zu Schielen an der Kamera vorbei zu schauen.

Überhaupt ist alles sehr vernuschelt, sinnlos dunkel oder sinnlos… unverständlich. Falsche Klingonen poppen auf Hauptbildschirmen auf, Planeten verschwinden, jeder kämpft gegen jeden, Alienperücken aus angebratenem(?) Grob-Nylon funkeln im Licht, etc., etc… – Immer wieder fragt man sich: Wer sind die zusammengekratzten Figuren und Altdarsteller noch mal? Und die ganzen Schiffe da? Muss man erst im „Extendend Fan-Universe“-Lexikon blättern, um zu wissen, ob der Stargate-Darsteller jetzt einen anderen Darsteller beim Darstellen eines anderen Captains darstellt? Was ist jetzt der Canon in dieser Welt, deren Aussehen alleine dadurch bestimmt wird, wer von der alten (und mittelalten) Garde gerade mitnuscheln will? Und kommt Commander Til Schweiger auch noch vor?

Und warum ist die Knastschlägerei so schlecht geschnitten? Okay, Philosophen würden vielleicht antworten: „Weil sie da war“. Aber das kann man ja vielleicht noch hinnehmen, da dies ja „nur“ ein Film von ehemaligen Serienstars ist, die „nur“ Jahre ihres Lebens hierfür verbraucht haben. Seltsamer als Kack-Kulissen und beknackte Zooms wirken da aber fast schon die dramaturgischen Details. So wird ein harter Faustkampf mit einer rotzigen Eyeliner-Göre ausgetragen, unsichtbare(!) Statisten grölen im Zwanziger-Pack, Testosteron liegt in der Luft… Und plötzlich steht Tuvok nur zwei Zentimeter hinter einem der Kombattanten, wendet den Nackengriff an und… – Ruhe. Frieden. Schweigen. Keiner beschwert sich über verballerte Wetteinsätze oder darüber, dass dem Vulkanier gefühlt plötzlich der ganze Knast gehört…

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„Ja, Mädel, leck die Perlweiß-Zahnpasta von der Kamera. – Agh! Ich glaube, mir hat gerade auch eine Kamera in die Schulter gepiekst…?“ – Sich Nahestehende unter sich: Tuvok hat sich von hinten rangeschlichen und das gefährliche Gewackel mit der Handykamera befriedet. – Manchmal ist man hier buchstäblich sooo nah dran an den Figuren, dass sie schon im Rücken des Kameramannes zu stehen scheinen.

Ja, ich weiß: Dies ist ein GESCHENK für die Fans, so wie auch Googles Webdienste oder alle Finanzämter. Da die Macher hiermit aber sogar den Startschuss einer eigenen Web-Serie herbeiführen wollen, wird man auch mal kräftig auf den Tisch brechen dürfen – gerade als Ex-Fan. Denn weder atmet dieses amtliche Greenscreen-Auslüften die Qualitäten vom alten Trek (= Toleranz, Theaterbühnenfeeling, Tierschutz), noch die Merkmale der letzten Filme (= Bumms, Oneliner, Mainstream-Mummenschanz). So tut es einem dann doch etwas weh, wenn statt der seit Jahren erwarteten ST-Serie wieder nur so ein verzweifelter Jahrmarkt-Grusel mit fehlendem Herzblut rauskommt. – Ja, ich behaupte das trotz allem Aufwand: Hier fehlt die Liebe zu den Charakteren, die stets nur Warpgondel-Schubser und Nostalgie-Herbeibeter sind.

Dabei gibt es immer wieder mal Momente, in denen ich beeindruckt war: Die Raumkämpfe und Schiffe sehen teilweise grandios aus – wenn man denn verkraften kann, dass trotzdem Null Spannung aufkommt und die Effekte nur im All gut sind. Doch wenn es mal kurz kultig zu werden droht, so reißt einen die Handlung immer wieder raus, indem sie einen mit nervösen Gummiohrenpieksern in den Allerwertesten quält: „Guck mal, die Frau hat kaltblütig und in ZEITLUPE den Fiesen erschossen!“, raunt dann der Plot aufmerksamkeitsheischend. „Die Asiatin hat dicke Hupen, die aus dem Overall springen!“, um dann zu schließen mit: „Guck mal, die komische Brillentante steht in jeder Einstellung nur einen Millimeter neben dem Breen!“

Low-Budget heißt doch nicht, dass man nicht wenigstens einen Schritt mit der Kamera zurückgehen kann. Oder wird der Kameramann nach Kilom… Millimetern bezahlt?

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„Leute, spielt die Fahrstuhlmusik durch meine Fühler ein, ich will mich ausziehen!“ – „Jaaa, Schwester! Wir malen uns Augenbrauen mit dem Edding und stecken den Stift dann dahin, wo selbst das blaue Puder nicht reinscheint!“ – Porno-Promo mit Prä-Promis: Obwohl die Masken nicht schlechter als bei TOS aussehen, hat man irgendwie das Gefühl, in einer dieser Schnacksel-Parodien gelandet zu sein. Hier vermutlich „Avatar XXX“?

Überhaupt ist nach einer halben Stunde noch nicht klar, um was es überhaupt geht. Immerhin taucht aber Icheb wieder auf, der weltberühmte Voyager-Borg mit dem Papierstreifen(?) an der Nase – und auch der Holodoc zeigt sich zu Tim Russ‘ wildem Stell-Dich-Auf. Immerhin sieht Robert Picardo noch ungefähr gleichalt zu damals aus. Als Bonus ist er auch eeetwas sympathischer als ALLE anderen Darsteller zusammen. Die sind nämlich damit beschäftigt, sich gegenseitig in den Kaffee zu rotzen, den stahlharten Max zu markieren oder verwegen die kultigen „Bajoraner-hassen-Cardassianer“-Klischees wiederaufleben zu lassen. Gerne auch mit lustlosem Rumgeschubse, gerade so, dass die Gummimaske noch nicht wackelt.

Der Föderationscaptain, den ich fast für James Cawley aus „Phase 2“ gehalten hatte, kommt noch am besten weg. Gut, der Mann hat nicht viel zu tun, aber dafür ist er dabei kaum lächerlich angezogen, knurrt nicht alle 10 Sekunden und wirkt auch sonst wie die ideale Identifikationsfigur. Schade, dass wir den so selten sehen und stattdessen mit den Knallchargen aus dem Renegaten-Schiff vorlieb… vorbös nehmen müssen.

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Das Renegaten-Team im Schnelldurchgang: Links der schweigsame Cardassianer namens „Bil’d’R’umste’h“, daneben der schweinische Bajoraner, den alle nur „Hängebaucharm“ nennen. In der Mitte sehen wir Olga Rosenkohl, ihres Zeichens Taktikerin im Lidschatten-Schminken und Keck-Dreinschauen. Es folgen zuletzt: Awata – „Fanservice“ – Breasty, der Borg „Ichdepp“ und der Arm von dem Lutscher aus einem anderen Fanfilm. Ihr wisst schon, dieser Grauschimmel mit den Edel-Fails im Schauspielern.

In der Mitte werden die Knallis… äh… „Helden“ dann auch gefangen genommen, was sekundenlang FAST mal spannend wird. Aber auch hier stehen mindestens 10 Leute so dicht zusammen, dass man Beatmungsgeräte verteilen möchte. Aber dafür müsste man ja NOCH näher ran, was kaum möglich erscheint. Die Köppe der gerade Sprechenden sind da schon so nah, dass man seinen Monitor in die Wand drücken will. – Schon mal was „persönlichem Wohlfühlabstand“ gehört, liebe Produzenten? Wirkt schon etwas komisch, wenn der episch gemeinte Bösewicht mit seinen Widersachern im Kreis steht, wie ihn Fußballer bei der Taktikbesprechung zu bilden pflegen.

Dabei SIND die Kulissen wirklich groß genug! Das sieht man, wenn die Kamera doch mal eeetwas nach hinten rückt man fast aufatmen möchte: „Ja, sooo ähnlich sah das damals auch aus, bei TOS, TNG und DS9!“ – Doch dann muss man schon wieder ein „WTF, LOL!“ in den Abkürzungsreigen nachschieben, wenn das Nasenhaar wieder gegen die Linse klopft. Man fühlt sich beim Zusehen dauernd wie ein Fahrlehrer, der seinem Schüler nicht erklären kann, warum man auf DREI Reifen nicht besser Auto fährt als auf vier („Aber auf den brasilianischen Buschstraßen gibt es doch diese Tripplecarts…?“). Sehr zermürbend, das Ganze…

Doch ein paar Dinge sind auch wirklich positiv: Natürlich ist es schön, seinen Großvat… äh… Walter Koenig noch mal zu sehen, hölzern hin oder her. Und Corin Nemec (Quinn aus „Stargate“) nimmt man den pflichtbewussten Captain sofort ab, auch wenn die geringe Screentime ihn dabei fachgerecht sabotiert. Die Musik ist okay (Dumpfes Dauerdröhnen, wie heute üblich) und die Alienmasken der Bösewichte auch annehmbar.

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„Feuer! Beam me up! Machen sie’s so! Der dritte Stern von links. Das wird sicher ein Spaß!“ – Abgesprochen: Dieser Captain ist einer der wenigen Lichtblicke der Geschichte: Eloquent, nicht geschminkt wie eine Hafennutte auf Eldera III und nur mit der allernötigsten Gesichtsgymnastik. Von ihm würde man gerne mehr sehen! Von mir auch auch mal die Schultern und die obere Rundung des Kopfes.

Trotzdem ist dieses Langzeitexperiment zum Verzweiflungsgrad diverser Altfans eher missglückt. Wieder frage ich mich, was für eine tolle Trash-Parodie man mit diesem Aufwand hätte machen können! Im alten „Nackte Kanone“-Stil hätte ich der Erznemesis nach dem Dauerfaustkampf einfach eine zerbeulte Klingonenstirn aufgeklebt, gefolgt von einem TARDIS-Geräusch, wenn die dubiosen Obelisken durch Raum und Zeit schwirren. Was für ein herrlicher Spaß wäre das geworden! Aber okay, so konnten wir wenigstens zarten Schminkpüppchen beim Faustkampf gegen doppelt so breite Hornkopf-Aliens zusehen. Praktisch „Buffy“ in bierernst, nur leider ohne Bier. Ist ja auch mal nett … – NICHT.

So oder so ist dieser Film dann doch faszinierend: Warum funktioniert die eine Szene gut, die nächste aber nur für Sadomasochisten? Wieso ist die eine Kameraeinstellung spannend, während die nächste aggressiv macht? Wieso sind die Klischees in den letzten Kinofilmen irgendwie noch lustig, hier jedoch knapp am untersten Mario-Barth-Level vorbei? – Die Antworten auf diese wichtigen Fragen entscheiden auf der Filmhochschule zwischen Kloputzerjob und Pförtnerdienst!

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S(taff)agenhaft! Hier die am besten choreographierten Actionszenen im Moment ihres Höhepunktes! Oben links: Ichep ersticht brutal einen Bösen (Der senkrechte Arm ist übrigens vom Regieassistenten). – Oben rechts: Im Nebel anrückende Feindestruppen. Unten links: Der Moment des kampfentscheidenden Faust(?)schlags im Zweikampf mit dem Oberbösen. Unten rechts: Eine extrem ruckelnde Planetensequenz.


Fazit: Ich bin kein Filmemacher – was man schon daran sieht, dass ich bei Bluescreen-Versuchen mit Kollege Sparkiller stets lila Hemden anziehe, weil ich die auch nach Jahren nicht für bildschädigend blaustichig halte. Deswegen fällt es mir auch schwer, jeden der hier begangenen Fehler konkret zu benennen. Zumal ein selber erlebter „Schäm“ hier mehr als tausend Worte sagt.

Ja, und trotzdem sollte man sogar eine bessere Wertung vermuten: Die Story ist fast mittelmäßig, die Charaktere mittelschlechtmäßig, die Effekte teilweise(!) gut, der Aufwand immerhin deutlich sichtbar. Da es ein Fanprojekt ist, liegt die Erwartungshaltung auch noch mal deutlich weiter unten.

Dennoch kommt beim großen „Durchschnittswert-Festival“ nichts Durchschnittliches raus, wie man erwarten könnte. Gefühlt liegt die Qualität hier bei einem dieser Fremdschäm-Movies, wo man sich anschauen kann, wie unsere türkischen Freunde in den 80ern „Superman“ oder „Star Wars“ nachgefilmt haben. Die läppischen anderthalb Stunden zogen sich bei „Renegades“ so in die Länge, dass ich fast eine Woche gebraucht habe, um die spannungsfreien Dialoge und Ereignisse zu sichten.

Das liegt wohl an der Überambition: Mit wenig Mitteln sollte hier obergeiler, komplexer Shit abgeliefert werden. Dass das umgekehrte Ziel (siehe alle Marvel-Filme) meist viel besser klappt, hat Tim Russ – auch nach Jahren der brutalstmöglichen Nahaufnahmen – immer noch nicht verstanden… Vielleicht doch wieder mit Schlauchkameras Darmspiegelungen drehen?

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Charme oder Scham?, „Star Trek – Renegades“ – Das Review zum Profi-Fanfilm
Mensch, was für eine tolle Zeit für den kleinen Filmemacher! High-End-Rechner für den Hausgebrauch und Profi-Software zum legalen Nulltarif. Da fällt die Annahme wohl leicht, daß bei deeeen Mitteln die einem mittlerweile zur Verfügung stehen eigentlich keine gruseligen Großprojekte aus dem Fanfilmbereich mehr auf uns losgelassen werden sollten. Und doch sorgte Renegades, wie schon „Gods and Men“, bei mir wieder einmal für dieses ganz besondere Fremdschäm-Gefühl, welches man für Geld einfach nicht (ver)kaufen kann. Das Endprodukt ist quasi ein Frankenstein-Monster aus viel zu vielen Botox-Injektionen und dilettantischem Rumgeschnippel: Auf den ersten halbherzigen Blick (= Trailer) vielleicht gar nicht übel, vom Nahen dann einfach nur noch schabrackig:

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„Hahaaa, da wird dieses Babylon 5 aber doof gucken, wenn die unseren tollen Bluescreen-Effekt hier sehen!“ – „Stimmt, ihr seid denen mindestens 10 Jahre voraus. Wobei, dann muß man ja auch die mehr als ZWANZIG abziehen, vor denen B5 bereits lief…“ – Kurz danach beamte sich Herr Bösewicht übrigens direkt auf sein Schiff. Was die ernsthafte Frage aufwirft, warum er sich vorher den Aufwand machte tatsächlich bis in den Hangar zu schlendern?!

Die CGI-Effekte sind „dank“ streckenweisem Outsourcing an das Fan-Trek-Urgestein Tobias „Ich render bis die Augen qualmen“ Richter jedenfalls ein Wechselbad der Gefühle. In der einen Sekunden Hui durch Toby-Qualität, in der anderen Sekunde Buh auf Kloby-Niveau. Da vermisse ich doch Fan-Produktionen, welche einfach komplett kacke sind und wo man sich ohne größere Erwartungen zurücklehnen kann. Bei Renegades sieht man aber immer wieder das Potential („Irgendwiiiie ist das ja doch alles recht aufwändig…“ – „Hey, soooo viele bekannte Schauspielerköppe!“), welches dann aber vom Produzenten/Regisseur/Wen-mit-auch-immer in eine krampfige Aufführung des Klumperbacher Amateurtheaters verwandelt wird. Da steckt der Tuvok wirklich im Detail. Pausen sind zu lang, Szenen zu theatralisch, die Story zu verworren, der Gesichtszoom zu groß, der Chekov zu kahlköpfig, der Nimoy-Gedenkpark zu dampfhammerig und die Kassenbrille dieser einen Tante zu fielmannig.

Es scheint, der große ambitionierte Fanfilm nimmt sich einfach zu ernst und hat die Selbstkritik aus der Luftschleuse gejagt. Man muß halt einsehen, daß man ohne ein paar Milliönchen und vor allem ausgebildete Leute niemals das Ziel erreichen kann, es dem großen Vorbild gleichzutun. Da würde ich, statt eine schlechte Kopie zu schaffen, ja lieber den umgekehrten Weg gehen!

Wertung: 3 von 10 Punkten

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Artikel

von Klapowski am 08.09.15 in Fan-Filme

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Kommentare (6)

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  1. G.G.Hoffmann sagt:

    Ich mochte den Film. Eine ganz normale ENT-Folge mit VOY-Schauspielern, TOS-Beleuchtung und dem (gescheiterten) Versuch, J.J.Abrams‘ Kameraführung zu imitieren. Mehr kann man für umme nicht erwarten. Wobei Axanar wesentlich vielversprechender aussieht:

    https://www.youtube.com/watch?v=K723TV7GZFQ

  2. Cronos sagt:

    Was solls? Fanfilme sind ja meist nicht so dolle. Vielleicht drehen die ja bald eine Parodie oder sogar einen Porno. Das würde bestimmt besser werden.

  3. flyan sagt:

    Nach diesem Review hatte ich deutlich schlimmeres erwartet.

    Es ist weiterhin unverständlich, wie die Beleuchtung, Kameraführung und das Timing trotz des hohen Aufgebots (ex-)professioneller Beteiligter nicht an andere Fan-Produktionen heranreichen. Zu viele Köche?

    Besonders Robert Picardo wirkt auffällig steif und unsicher. Oder ist das nur mein Gefühl?

  4. G.G.Hoffmann sagt:

    Von der technischen Umsetzung einmal abgesehen: auch die Fanproduktionen schaffen es nicht, sich von dem – meiner Meinung nach – völlig verfehlten Ansatz zu lösen, daß die Föderation seit mehr als 20 Kino- und Fernsehjahren permanent bedroht, unterwandert und angegriffen wird, worauf es mit heftigem Phaserfeuer zu reagieren gilt.

    Um mit Herrn Juncker zu sprechen: es mangelt an Star und es mangelt an Trek.

    War das nicht ‚mal eine Weltraumerforschungsserie?

    • flyan sagt:

      Mit Computer Effekten, die inzwischen ein geübter Privatmann auf dem Laptop in seiner Küche erstellen kann ist es einfach, einen optisch beeindruckenden Knall-Bumm-Film zu produzieren.

      Nicht einfach hingegen ist wohl ein cleveres Drehbuch und adäquate schauspielerische Leistung, was man beides bräuchte um über das Fehlen von Weltraum-Phaser-Aktion vergessen zu machen.

      Dabei möchte ich die Leistung hinter den Spezialeffekten gar nicht klein reden, denn sie spielen in diesem Film die eigentliche Hauptrolle.

      Antworten
  5. Exverlobter sagt:

    Manche Fanfilme gefallen mir sehr gut. Die Continues-Reihe ist wirklich gelungen. Renegades gehört nicht in diese Kategorie. Den hab ich vor 3 Monaten auf der FedCon gesehen … und wieder komplett vergessen, was in dem Film eigentlich passiert ist. Mir blieb ich eigentlich nur in Erinnerung, dass es alle 5 Minuten ein Cameo irgend eines alten Trek-Schauspielers gab.

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