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„Cowboy Bebop“ – Das Review (Gastbeitrag)

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Armer Gastautor Tobias H.! Eigentlich wollte ich sein Review zu einem Cowboy in Clownsfarben erst dann veröffentlichen, wenn gerade keine neuen Trek-Episoden veröffentlicht werden. – Doch Spoiler: Diese ruhigen Zeiten der Brain-Rekonvaleszenz werden immer seltener… Daher nun mit gehöriger Verspätung der Gastbeitrag von „Cowboy Hiphop“, oder wie das heißt. Viel Spaß!


Ein Gastbeitrag von Tobias H.

Cowboy Bebop ist der stilvolle Name von einer der ganz großen Anime-Erfolge. Im Jahre 1998 machte die bunte Crew erstmals das All unsicher und 2021 gab es dann sogar eine Realserie hinterhergeschoben. Doch da bleibt bei beiden Serien die alles entscheidende Frage: lohnt sich das (wo der ScFi-Fan ja auch die „Serenity“ kennt)?

Animationsserie (1998)

Die älteren Semester werden sich noch erinnern. Animes waren in den 90ern das große neue Ding. Die waren wie Zeichentrickfilme, aber irgendwie cooler. Damals liefen solche Reißer wie „Mila Superstar“, „Ein Supertrio“, „Kickers“ oder die bis heute beliebte „Sailor Moon“ auf RTL 2.

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Eindrucksvoll: das Schiff hat alles an Bord, außer Wechselkleidung. Das ist aber eine von den Sachen, die man wirklich schon in der ersten Folge nicht mehr hinterfragt.

Die Serie rund um die Crew des Raumschiffs Bebop ging damals an mir vorbei. Ich habe sie erst in den 2010ern kennen uns schätzen gelernt. Wo manche der oben genannten Serien ein gewisses Fremdschämen nicht umgehen können, hält es sich hier in Grenzen.

Konkret geht es darum, dass die Menschen um 2070 das Sonnensystem besiedelt haben, die Erde irgendwie kaputt ist und das organisierte Verbrechen in den äußeren Systemen grassiert. Das alles wurde im Cadillac-Stil der 1950-Jahre eingebettet und mit jazziger Musik unterlegt. Man folgt einer Gruppe aus drei Kopfgeldjägern (ein absolut gängiger Job in diesem Kosmos) bei ihrer Suche nach Geld, Geld und gelegentlich auch der eigenen Vergangenheit.

Die Crew besteht aus dem vercyberten Ex-Cop Jet Black, der hier quasi die Mutter mit dem mechanischen Arm ist. Ein netterer Charakter ist übrigens nirgendwo zu entdecken. Die anderen beiden Crewmitglieder sind dann auch schon typischer für diesen Kosmos: Fay Valentine – eine laszive Tussi mit Erinnerungslücken und Spike Spiegel – ein meisterhafter Kämpfer mit dunkler Vergangenheit und alten Verbindungen zu den großen Syndikaten.

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„Ich kann alles erklären! Es war so: ich wollte die Bebop-Disc einlegen habe mich dann aber vergriffen und landete bei der Anime-Serie mit Tieren über Sherlock Holmes. Sorry, kommt nicht wieder vor.“

Es gibt einen roten Faden, der hauptsächlich um Spike kreist, aber nicht so sehr auffällt, denn der Kosmos ist schrill, übervoll und manchmal auch wirr. Im Grunde wie eine Reise auf LSD durch eine Stadt aus „Blade Runner“. Die Menge an seltsamen Figuren ist atemberaubend. Völlig egal ob futuristische Killer ihre Katanas schwingen, ein Weltall-Eremit Schach spielt, hochintelligente Hunde rumspringen oder aber ein alter VHS-Fan DIE wichtige Information hat – es wirkt paradoxerweise alles erstaunlich stimmig.

Wo mir „The Expanse“ oft zu deprimierend ist, kommt, trotz einer ähnlich kaputten Welt, der Humor nie zu kurz. In nur 26 Folgen wird ein größeres Feuerwerk abgebrannt, dem man vieles durchgehen lässt. Denn eines ist diese Serie auch noch nach einem Vierteljahrhundert: echt cool.

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Eine typische Sequenz von Bord der Bebop. Es ist hierbei völlig unklar und auch egal, ob nun gleich der Schiffsreaktor explodiert oder aber die Kaffeemaschine streikt. Jede Figur gibt allen anderen garantiert die Schuld daran.

Realserie (2021)

Es dauerte lange, aber tatsächlich war eine Realserie drin. Dass diese möglich war, zeigt die Strahlkraft der gezeichneten Vorlage.

Man gab sich sichtlich Mühe, die Welt gut hinzubekommen. Optisch habe ich nichts zu meckern. Die typische Mischung aus Weltraumkolonien, auf denen sich US-Autoikonen tummeln und Hightech, die aber mittelalterlich daherkommt, passt wunderbar. Die Schauspieler wurden auch gut gewählt. John Cho (Sulu aus den Abrams-Trek-Filmen) macht hier eine echt gute Figur als Spike Spiegel und auch Faye Valentine sieht nun nicht mehr ganz so übertrieben sexy aus. Das wäre in unseren politisch korrekten Zeiten vielleicht auch nicht durchgegangen.

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„Oh man! Müssen wir uns die ganze Serie geben? Können wir nicht einfach nach fünf Folgen aufhören?“ Hier sieht man eine gute Sequenz der neuen Serie, sie ist leicht daran zu erkennen, dass sie im Schiff sind.

Die Realserie wurde nach nur 10 Folgen eingestellt. Ich muss gestehen: das kann ich nachvollziehen. Wo man der Serenity immer noch hinterhertrauert, ist man hier froh, wenn man durch ist. Das liegt weniger an der Bebop-Crew, sondern am Gegenspieler Vicious. Alex Hassel verbricht hier ein so sagenhaftes Overacting, dass man im Nachhinein allen TOS-Schurken-Darstellern noch einen Oscar überreichen müsste. Der Plot rund um eine verbotene Liebe, Rache und Kartell-Rivalitäten vermag an keiner Stelle zu überzeugen und ist leider sogar oft unfreiwillig lustig. Ja, diesen Plot gab es auch in der Anime-Vorlage, aber dort war die Fixierung nicht so stark und das Rundherum einfach besser.

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„Was? Sie brauchen einen ausdrucksstarken Darsteller, der einen charismatischen Schurken mimen soll? Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen!“ Rohrkrepierer: kennt jemand ein Film-Universum, dass ohne halbwegs guten Schurken auskam? Ich auch nicht.

So richtig sehenswert ist die Serie eigentlich als Raumschiffserie. Sobald die 3 Figuren an Bord der Bebop sind und sich dort gegenseitig das Leben schwer machen, stellt sich das besondere Feeling der Vorlage ein, aber eben auch nur dort. Ich wünschte mir öfters, dass ihr Schiff im All liegenbleibt, nur um länger diese fies-witzige Atmosphäre genießen zu können. Diese fällt aber zusammen, wie eine Lunge im All, sobald sie aus dem Schiff aussteigen.

Besagter Plot um Spike und Vicious nimmt immer mehr Zeit in den Folgen ein. Die ersten Episoden machten mir Spaß, aber spätestens ab Folge 6 hatte ich echt zu kämpfen. Das ist echt traurig, denn das Potenzial war da. Es bleibt nur ein enttäuschender Serienaufguss. Wie ein Edelwein, der anfangs köstlich schmeckt, aber dann einen üblen Nachgeschmack hinterlässt.

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Artikel

von Klapowski am 12.05.22 in Gastbeitrag

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Kommentare (7)

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  1. BergH sagt:

    tach auch !
    Ich mochte Beide Serien.
    Was mich beim Anime extrem genervt hat war das obernervige Kind !
    Das war Wesley auf Speed gekreuzt mit den Minzelmännchen und den Schlümpfen auf LSD.
    Ansonsten war das Anime echt fett.
    Die Realserie war echt gut, wenn auch in Teilen fehlebesetzt. Die junge Dame kam nicht mal annähern an den Sexappeal des Anime-Charakters heran.
    Ich finde es schade, dass sie so schnell abgesetzt wurden.
    Was zum Teil an den miesen Drehbüchern lag.

    Gruß BergH

  2. Bolleraner sagt:

    Zeichentrick können die Japaner. Vor Neon Genesis Evangelion kann man sich nur ehrfürchtig verneigen.

  3. FordPrefect sagt:

    Comboy Beebob das Anime war auch einer meiner Lockdown-Beschäftigungen. Lange vor mir hergeschoben dann endlich geschaut und war begeistert trotz sehr anderer Art des Erzählens. Es hat sehr gut funktioniert. Ja das Kind war etwas seltsam nervig aber irgendwie passte es auch rein, genau wie der Hund.
    Und das Worldbuilding ist einfach klasse, herrlich anders, gut.

    Die reale Serie habe ich nach 30 Minuten Ausgemacht. Es funktioniert nicht, auch wenn sie sich wirklich mühe gegeben habe. Es ist zu 08/15 durchamerikanisiert. Ich wollte gucken weil die Raumschiffe und das Setting wirklich sehr schön Animiert wurden, aber es klappt einfach nicht. Schlechte Drehbücher und Faye hatte nicht nur den Sexapeal, sondern auch die coolness verloren.

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