Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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„Star Trek – Lower Decks“ – Review der Folge 1.10

, „Star Trek – Lower Decks“ – Review der Folge 1.10

In diesen Zeiten kann man es ohne Ironie feststellen: Die sagen- und (generell altersmäßig) umwitterte 1. Staffel „Lower Decks“ ist vermutlich das BESTE Stück Star Trek, das wir in den letzten 10-20 Jahren erwarten konnten. Natürlich nur dann, wenn wir „The Orville“ und „Star Trek – Nemesis“ nicht dazu zählen. Kein Wunder, dass ihr seit Monaten eine Nachbesprechung des zweitklassigen „Darf man Mitarbeiter auch mit einer Kraftfeld-Kette festbinden?“-Animationsfinales verlangt.


Okay, Episode 10 ist durch. Und mein Gefühl dazu ein bisschen … ambivalent. Wobei das schon ein zu kluges … Wort … sein … tut – für eine Folge, in der der Sicherheitschef sich freudestrahlend auf ein fremdes Schiff begibt, um dort im Alleingang einen Haufen austauschbarer Augenbrauen-Träger umzunieten.

Tja. Bei „Lower Decks“ weiß nie, ob man per Urinstrahl fröhlich sein Revier markieren möchte (immerhin ist es recht flott erzählt), oooder einen wütenden Kothaufen auf die Story setzen… Auf jeden Fall liegt man mit „Irgendwas unter der Gürtellinie“ bei dieser Serie immer richtig.

Auch im Staffelfinale kommt es mir so vor, als müsste die Produktionsfirma noch zusätzliches Potenzial einkaufen, um es danach ausreichend verschenken zu können. Zum Beispiel beginnt die Story mit einem Besuch auf dem TOS-Planeten, auf dem einst Supercomputer Landru die Menschen versklavte. Statt aber clevere Betrachtungen aus dieser alten Geschichte zu ziehen, die mit Religion und/oder Politikern zu tun haben könnten, sind die Bewohner einfältige Abziehbilder, an denen die Autoren nach Sekunden schon wieder die Lust verlieren. Anders ausgedrückt: Für Mohammed-Karikaturen würde sich „South Park“ nicht entschuldigen, für ein solches Drehbuch aber schon.

Hintergründiger oder subversiver Humor ist eben nicht die Sache der Macher. Ja, teilweise fehlt es mir sogar an ganz normalem Humor, ohne intellektuelles Adjektiv davor.

, „Star Trek – Lower Decks“ – Review der Folge 1.10

„Hey, heute können wir DIESE alte TOS-Folge erwähnen.“ – „Krass? Sind wir schon im Alphabet bei L wie Landru?“ – Die Staffel kam mir länger vor: Auch abseits von „Discovery“ und „Picard“ kommt man mit akuter Zitat-eritis immer irgendwie weiter. Gibt’s dagegen nicht mal eine Impfung?

Ähnlich verhält es sich mit den Pakleds (bekannt aus TNG), die einst der „Witz des Quadranten“ waren. Was schon wieder ganz … witzig ist, denn die neue Darstellung als witzlose Brutalos, die angeblich „kein Witz“ mehr sind, empfinde ich als weitaus witz… lächerlicher. Weiterhin schafft es die Serie nicht, uns Alienvölker zu präsentieren, die man nicht um 0 Uhr mit dem Baseballschläger an der U-Bahn-Station vorzufinden erwartet. Für den einen mag das anarchisch wirken, ich hingegen finde es ana-schnarchig.

Unterhaltsam wäre es zum Beispiel gewesen, wenn die ungebildeten Pakleds Crewmitglieder entführen, weil sie noch immer „klug werden wollen“ – um ihre Opfer dann als Lehrer in einer Space-Schule einzusetzen. Oder wenn sich die alten Deppen neuerdings für so KLUG halten, dass sie ihre Bauteile an fremde Schiffe DRAN bauen wollen, statt sie zu stehlen. – Doch „Lower Gags“ hat weiterhin kein Problem damit den allerersten Ideen-Post-It vom Monitor abzuziehen und zu rufen: „Heureka! Metalltentakel und Schusswaffen! Finaleeee fertig!“

Somit ballert, wummert und belämmert man sich durch einen uninspirierten Schluss, bei dem man möglichst viele Explosionen und martialische Figuren verwendet. Und ja, es gibt sogar ein Todesopfer zu ertrag… beklagen. Am Ende ist das aber egal, denn wir wurden ja so erzogen, dass alle Crewmitglieder egoistische Sprücheklopfer sind, deren körperliches Wohlergehen jederzeit auf dem Altar (= ein alter ACME-Tresor) geopfert werden darf.

, „Star Trek – Lower Decks“ – Review der Folge 1.10

„Hey, wieso schießen die schon wieder aufeinander?!“ – „Ich habe diese Creme mit Kurtzman-Pheromonen auf alle Raumschiff-Hecks gestrichen. Narrensicheres Mittel!“ – Tentakel-Debakel: Was die Pakleds von den anderen Aliens bei „Lower Decks“ unterscheidet? Na, die seelenlose Seriennummer auf der Unterseite…

Fast noch ärgerlicher ist jedoch die Sub-Story und Becket Mariner, die nun endlich als Tochter des Captains geoutet wird.

Statt diese Tatsache für clevere Beobachtungen zu verwenden (wie würdet IHR reagieren, wenn eure Freundin die Tochter eures Chefs wäre?), geht man den Weg des geringsten Graue-Zellen-Widerstands und lässt alle Offiziere im Koksrausch rufen, wie toll, genial und beliebt doch Becket Mariner sei – sogar stets mit dem expliziten Hinweis(!), dass man das ja nur wegen ihrer mächtigen Mutter behauptet. Was dem Ziel des „Heimlich Einschleimens“ voll zuwiderläuft.

Kein Zweifel: Würde man hier statt Star Trek einen Supermarkt karikieren, würde diese Serie den Pfandautomaten mit der Bazooka befüllen, arme Angestellte auf dem Kassenlaufband festschnallen und eine wahrhaftige „Vitaminbombe“ („Mit den Vitaminen T, N und T!“) in der Obstabteilung deponieren.

, „Star Trek – Lower Decks“ – Review der Folge 1.10

„Hey, Deanna. Weißt du, was meine stärkste Eigenschaft bei TNG war?“ – „Dass du dich ebenfalls nie an Regeln gehalten hast?“ – „Korrekt! Überleg mal, wie viele junge Frauen und Mädchen ich dadurch inspiriert habe!“ – Bitte gehen Sie Riker, hier gibt es nichts zu sehen: Das übliche „Regeln sind für Pussies Nicht-Feministen“-Narrativ wird einfach nicht alt!


Fazit: Klar, bei einer Parodie muss es nicht immer mit Zartgefühl abgehen, aber nach der durchaus abwechslungsreichen 9. Folge wirkt das erneut so, als hätte ein zehnjähriger ADHS-Patient diese Folge geschrieben. Oder sie zumindest mit sehr nachdrücklichen „Piuu-Piuuu“-Geräuschen phonetisch nachgestellt.

Natürlich in einem äußerst knappen Zeitfenster, irgendwo zwischen Homeschooling und „Lass mich mal gucken, was sich die letzten 10 Sekunden auf meinem Handy verändert hat“-Grundeinstellung.

Das ist – gerade nach den zarten Verbesserungen der vorherigen Wochen – enttäuschend. An den aggressiven Unterton hat man sich ja schon fast gewöhnt, aber derart einfallslos war er selten.

Bewertung als Trek-Folge:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Bewertung als generische Trickserie:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
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Artikel

von Klapowski am 31.05.21 in Star Trek: Lower Decks

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Kommentare (14)

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  1. Grinch1969 sagt:

    Wir kriegen leider kein besseres Star Trek als das hier. Gewöhnt euch dran oder schaut halt The Orville und malt Sternenflottenabzeichen auf die Uniformen beim Abspielen. Permanent Marker verwenden bitte…

  2. Tabularius sagt:

    Man kann durchaus sagen das Lower Decks die (mit Abstand) beste aktuelle ST Serie ist. Ich find sie ganz ok und hab sie mir komplett angesehen.
    Aber Klapo hat schon recht. nur weil sie kein so großer Müll ist wie STD und STP ist es noch keine super Serie an sich.

    Und ich fände es schon traurig wenn man gänzlich ausschließen müsste jemals was besseres zu bekommen.

    Ich habe es im Übrigen nicht für möglich gehalten das wir eine eher langsame und atmoshpärische Serie wie the Mandalorian im (aktuellen) Star Wars Universum sehen. Aber es ist passiert (und wohl auch sehr beliebt)

    • Torim2010 sagt:

      Ich habe noch keine Sekunde gesehen. Jedenfalls freiwillig. Ab und an konnte ich es nicht schnell genug weg drücken. Sch.. Werbung.
      Hier geht es nicht darum guten Content zu fabrizieren. Es geht hier nur darum auf dem Rücken von zwei Marken Geld zu verdienen.
      Ich habe Benjamin Stöwe mal gefragt was an New Trek hat Star Trek denn besser gemacht. Ein Teil dieser Antwort war der freche und kenntnisreiche Witz von Lower Decks. Ist das denn mehr als das was sie bei Disco und Picard gemacht haben? Michael Chabon hat ja schon zugegeben das sie viel Zeit in den Wikis verbracht haben. Es werden immer wieder Teile falsch oder bruchstückhaft wiedergegeben. Ich glaube nicht das LD da anders ist.

      Wenn ich Rick and Morty sehen will schaue ich das und nicht Star Trek.
      Ich finde das diese beiden Formate einfach nicht zusammen passen.

      Antworten
  3. BigBadBorg sagt:

    Das kommt aber spät…

    So spät dass ich mich nicht mal mehr an irgendwas erinnern kann. Spricht nicht gerade für die Qualität der Serie.

    Alles an das ich mich erinnere: Flott, teilweise lustige Gags, viel Kopfschütteln, nicht nochmal gucken, verschenktes Potential, nervige Charaktere.

    Aber ich kann mich nicht an eine einzige Story erinnern. Nicht eine. Alles weg.

    Deine Bewertung unterschreibe ich so. Glaube ich.

  4. Serienfan sagt:

    Ich muss leider zugeben, dass ich es noch nicht einmal geschafft habe, Folge 1 bis zum Schluss durchzuhalten. Und jetzt ist mein kostenloser Prime-Monat auch schon wieder rum.

    Aktuell würde ich Klapo einen Orden verleihen, weil er es auf sich nahm, diese Serie komplett zu besprechen.

    Nicht nur, dass „Lower Decks“ jeden Nerd als verklemmten Spießer zeigt (was für ein hoch originelles und neues Vorurteil), es herrscht auf dem Schiff auch so eine schöne Bespitzelungs-Kultur, in welcher der Nerd gebeten wird, als verdeckter Ermittler seine Kollegin auszuspionieren und „Verdächtiges“ an die Vorgesetzten zu melden.

    Mag sein, dass das dennoch „näher“ an Roddenberrys Welt ist als der Murks von Picard und Burnham. Aber erträglicher war es für mich nicht.

    • Modran sagt:

      „es herrscht auf dem Schiff auch so eine schöne Bespitzelungs-Kultur“

      So könnte man das interpretieren. Wenn man großzügig mit Verallgemeinerungen ist.
      Man könnte aber auch sagen, dass eine Mutter sich Sorgen um ihre aufmüpfige Tochter macht und einen ihrer Freunde bittet, ein Auge auf sie zu haben.

      Antworten
  5. Bigfatbadassblackmother sagt:

    „Mariner“ ist auch nur eine All-Mächtige „Burnham“ abzgl. ständiges Rumgeflenne.
    Dieser Kurzmann muss ein gewaltiges Problem haben, irgend etwas, das er kompensieren muss?

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