Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Star Trek DS9 – 1.06 – „Q – Unerwünscht“ Review

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Stimmt, Q war ja auch mal auf DS9! Und zwar in einer gefühlten Mischung aus verwandtschaftlichem Pflichtgefühl und Kontrollbesuch des Jugendamtes („Wie, sie haben vor, bald alle ihre Kinder in den Deltaquadranten zu schicken?!“). Doch natürlich kann selbst der Doctor Strange der 90er nichts gegen schlechte Politik und lichtschwache Neonröhren ausrichten, weshalb wir seinen typischen Lichtblitz ab dieser Folge nur noch von hinten bewundern durften…

Inhalt:

Überraschend kommt eine alte Bekannte auf die Station, gleich gefolgt von Q. Chief O’Brian erkennt ihn und informiert den Commander. Doch der Machtvolle hat nur Blicke für (s)eine Frau und will dabei nicht gestört werden…

Besprechung:

Die ganze Geschichte scheint mir einem schnellen Brainstorming (vielleicht auch nur „Storming“?) entnommen, als man alte Konzepte aus TNG auf DS9 übertrug, um den schnellen Fame abzugreifen: Einfach eine Nebendarstellerin aus Picards ersten Abenteuern in die Kulissen gestellt (Wash, die damals mit Q abdampfte), irgendwas Haltloses von den Wundern im Gamma-Quadranten gequatscht („Denken Sie nur an die Kristallberge im Milchtal von Gnopsis XVII!“) und schooon muss man nur noch ein paar lustige Bibi-Blocksberg-Szenen für Q zusammenstellen.

Wäre man cleverer (und/oder budgetierter) gewesen, so hätte man die gute Dame ein oder zwei Mal auf einen jener Wunderplaneten entführen können, die anscheinend selbst Q einen abgehen lassen. Stattdessen werden der Darstellerin nur Pusteln („HA! Wissen sie noch, der Insektenstich?“) und dicke Ohren an den Kopf geredet.

, Star Trek DS9 – 1.06 – „Q – Unerwünscht“ Review

Ich würde sehr gerne mit ihnen essen gehen, Wash. Aber ich sehe in der Fensterscheibe gegenüber, dass Q hinter meinem Rücken kindischste Faxen macht. Und jetzt möchte ich lieber mit ihm bumsen.“ – Der richtige Rück(en)halt: Während Bashir alles angräbt, was nicht nach Gemüseacker aussieht, lernt Q, dass nur bei Unsterblichen das Gesicht stehenbleibt, wenn sie Grimassen machen.

Ich bin, weil ich bin – Q wirkt auf der Station reichlich deplatziert. Hatte er bei TNG noch Freude daran, Picard zu ärgern und auf der Voyager den Auftrag, das Q-Kontinuum als einen Haufen zugekokster Dreijähriger darzustellen, so lungert er hier nur rum, weil gerade Was(c)htag ist. Und warum der Göttliche nichts Besseres zu tun hat, als Nebendarstellerinnen zu stalken, werden wir auch im Koran nicht erfahren.
Q-Momente ausverkauft – Selbst die sonst üblichen Sticheleien zwischen Crew und Q („Warum haben sie einen Bart? Haben sie zugenommen? Ist das ein Besenstiel in ihrer Hose oder freuen sie sich so, mich…“ usw.) sind hier eher ein blässliches Aufsagen des Offensichtlichen: Auf der Station ist es dunkel und trübsinnig, Punkt. Der Boxkampf zwischen Sisko und dem Allprächtigen geht auch eher als Verzweiflungsszene durch.
Energielos im Mutloch – Bashir geht auf Qs Geheiß erst mal für drei Tage pennen und der Rest der Crew sucht nach dem defekten Akku(?), der die Station Energie verlieren lässt – Gäähn. Doktorchen, ist neben dir noch Platz? Okay, das Energieproblem wird immerhin auf Quarks Auktion halbwegs interessant aufgeklärt, daher: Den Pfeil links doch noch auf Halb Drei!
Erwerbsregel für Drehbuchankauf beachtet? – Wash und Quark beim Feilschen, Flirten und Hässliche-Vögel-Begrüßen zuzusehen, das hatte was. Vor allem zeigt es, dass auf der Station nicht nur gesoffen und gespielt wird: Wir sehen einen Tresorraum und eine Versteigerung, was schon deutlich mehr ist als die üblichen 2 Marktstände auf dem Promenadendeck, wo 1 untermotivierter Händler ca. 0,1 Waren feilbietet.

Schade eigentlich, dass Q nicht doch ein weiteres Mal bei DS9 auftauchte, um dem Ersteindruck eine gewisse Nachhaltigkeit hinterher zu hexen. Aber vermutlich passte der Gute einfach nicht in das Konzept einer Raumstation, die irgendwie mit den ankommenden Völkern klarkommen muss – mit nicht mehr als einem losen Mundwerk und phasertechnischem Stückwerk bewaffnet. Und später, im Krieg, hätte es doch sehr merkwürdig gewirkt, wenn der Gotthafte nicht mal an irgendeiner Front ausgeholfen hätte. – Also dasselbe Problem, das Kirchensteuerzahler gerade auch durchmachen.

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„In dieser Schachtel wartet jetzt ein ganz besonderes Stück auf Sie. Es handelt sich um die längste Praline … äh… von Deck 3?“ – Nebenan wird schon reichlich Latinuum repliziert: Die Versteigerung ist das Highlight der Folge und macht vor allem denen Spaß, die Ebay noch kannten, als die Privatverkäufer noch nicht „China-Abzocke GmbH“ oder „Amazon-Außenstelle III“ hießen…


Fazit: Quark und Co. sorgen nicht auf dem WDR für Zuschauerrekorde, sondern auch hier für die dringend notwendige Abwechslung. Denn John DeLancie hinter einem weiblichen Indiana Jones (= „Jägerin des rumliegenden Plastiktrödels“) herrennen… äh, herblitzen zu sehen, das ist doch eeetwas wenig.

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Artikel

von Klapowski am 05.04.17 in Star Trek: Deep Space Nine

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Kommentare (3)

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  1. Cronos sagt:

    Ach was! Q ist einfach nur toll! Ich verlange volle 5 Sterne!

  2. Donald D. sagt:

    Höchstens drei Sterne! Q ist ja nur so gut, wenn das Gegenüber so blöd ist und seine Späße mitmacht. Sisko war schlau genug und weigerte sich, daher hat die ganze Folge leider nicht so richtig funktioniert

  3. G.G.Hoffmann sagt:

    Habe mir die Folge gestern auch noch mal angesehen und fand sie sehr unterhaltsam. Allein wie oft Captain Picard für die TNG-Fanboys erwähnt wurde, wirkte etwas penetrant und gezwungen. Q spricht Wash auf Picard an, Wash fragt O’Brien nach Picard, O’Brien erzählt Sisko von Picard und Q erzählt mehrmals ungefragt, dass Picard jeweils ganz anders reagiert hätte…

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