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Dollhouse 1.02 „The Target“ – Treffer und versenkt!

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Ich noch mal. Wir hatten doch kürzlich über diese neue US-Serie gesprochen, erinnert Ihr Euch? Fing an mit „D“, kam einem in der ersten Folge aber noch ein bisschen „oll“ vor. – Da wir hier nach hohen journalistischen Standards arbeiten (= wir setzen Punkte und Kommata) müssen wir der Fairness halber noch einmal dieses Review zur zweiten Folge nachreichen. Denn diese rockt plötzlich das House!

„Hallooo, Echooo!
Wie heißt der Bürgermeister von Weeeseeel?“

„Ich weiß, was Du hören willst, aber der Esel bist DU selber!“

Tja, Recht hat sie, die liebe Echo. Vielleicht war ich doch etwas hart zu ihr in meinem letzten Review. Oder aber – um mich nachträglich doch noch zu rechtfertigen – der Pilotfilm war einfach ein bisschen zu weich…

Nachdem sich die erste Folge noch ein bisschen so anfühlte, als hätte Joss Whedon einen Butterberg zu einer zeitgenössischen Plastik modelliert („Die Absetzung“), geht die zweite Folge nämlich in die Vollmilch… äh… in die Vollen. Man sollte eben nie auf ein Drehbuch vertrauen, das sich PRODUZENTEN für die erste Episode gewünscht haben! War ja klar, dass einem derart hartherzigen Personenschlag nur dann einer abgeht, wenn kleine Kinder entführt und volle Geldkoffer gezeigt werden.

In der zweiten Folge geht Echo auf einen Jagdeinsatz mit einem reichen Schicki-Micki-Schönling. Mit blitzblanken Äuglein und frisch gewaschenem Köpfchen geht es direkt ins Territorium der Rehe, dieser wilden Bestien! Der Wald ist grün, der Fluss schäumt wie Rasiercreme auf Reisen und der Sex ist erfrischend wie ein Mintbonbon am Penis. – Doch bevor man es sich versieht, ist alles eigentlich ganz anders und Echo gerät schnurstracks von körperlichen Schmierigkeiten in physische Schwierigkeiten…

, Dollhouse 1.02 „The Target“ – Treffer und versenkt!

„Und wenn Du das Ziel im Visier hast, kannst du die Serie langsam absetzen. Die SEHNE, mein‘ ich! Sehne!“ – Freud’scher Ver(s)brecher: Bei nur 4,7 Millionen US-Zuschauern bei der Pilotfolge müssen die Schauspieler jetzt schon selber die Aufmerksamkeit des Publikums erlegen. Und für alle, die trotzdem noch nicht zuschauen, holt Echo in der nächsten Szene sogar noch ihr zweites paar Rehaugen heraus…

Nebenbei werden unheimliche Morde gezeigt und die Verbindung zwischen Echo und ihrem schwarzen Bodyguard beleuchtet. Besonders interessant bei letzterem: Das innige freundschaftliche Verhältnis wurde nur einprogrammiert und kann in einem laufenden Einsatz jederzeit ausgelöst werden, wenn das Püppchen einen Bewacher braucht, dem sie vertrauen soll. – Schön aber, dass die Serie nicht der Versuchung erliegt, die einprogrammierten Erfahrungen und Gefühle mit weniger Respekt als die wirklichen Erinnerungen zu behandeln! Die Freundschaft zwischen Dings und Echo wirkt dadurch echt und ist es von seiner Warte her wohl auch…

Erstaunlich auch wieder, wie unsympathisch die Dollhouse-Führungsriege eigentlich ist („Bringen sie sie gesund zurück. Ansonsten müssten wir ihnen Zusatzgebühren berechnen.“) und wie wohl man sich trotzdem in dieser Grauzone fühlt. Aber das ist nun mal der Zauber derer von Whedon: Tue böses und spreche darüber! Denn sind wir nicht alle ein bisschen Mordor?

Ein ungutes Gefühl konnte ich jedoch nicht ganz ausblenden, wenn Püppi als willige Liebessklavin mit ihrem Kunden schläft und das ganze Dollhouse-Projekt sich für einen Moment in eine holzvertäfelte Zuhälterhochburg verwandelt… Durch die zusätzlichen Sprünge in die Vergangenheit und dem sich doch schon andeutenden roten Faden bekommt die Serie eine Substanz, die man ihr in diesem Tempo gar nicht zugetraut hätte. Ja, es sind immer noch eher Einzelepisoden, aber das ist Mathematikunterricht auch und trotzdem bauen die Lehrstunden aufeinander auf.

War der Pilotfilm eine Aneinanderreihung an Vorhersehbarkeiten, so gibt es hier mindestens 3 oder 4 Überraschungen, mit denen man nicht so wirklich gerechnet hätte. Das Tempo ist höher, die Dialoge spritziger („Kannst Du mit einer Waffe umgehen?“ – „Ich habe 4 Brüder. Keiner von denen ist ein Demokrat.“), die Schauspieler sind durchweg klasse und der ganze Look wirkt durchgängig edel(tanne). Solch tolle Waldaufnahmen würde man sich manchmal auch bei Stargate wünschen, wo man manchmal den Baum vor lauter Wäldern nicht mehr sieht… und würdigt.

, Dollhouse 1.02 „The Target“ – Treffer und versenkt!

„Öh. Hallo, junge Frau. Darf ich ihnen vielleicht ein Glas reinen Alkohol anbieten? Zur Desinfektion ihrer Elektroden, selbstverständlich.“ – Lila Kuh: Hier wird gerade eine Freundschaft fürs Leben einprogrammiert. Am 1. April wird im Dollhouse hier übrigens gerne ein Bild von Micky Maus oder eines verstorbenen deutschen Diktators gereicht…

Es gibt Drogenvisionen, sehr harte und realistische Kämpfe (im Gegensatz zu Buf-“Ich fliege 10 Meter weit und habe meinen eigenen Flugbegleiter“-fy) und einige etwas seltsame Sequenzen, in denen Echo im Hauptquartier herumläuft. Komplett OHNE Persönlichkeit und brav wie ein 5-Jähriger am Glukosesyrup-Tropf. Interessante Info: Die geistig „entkernten“ Puppen bringen, wenn sie zwischen blutigen Leichen liegen, nur dummes Gesülze heraus: „Sie wachen nicht auf.“ (*Hundeblick*)

Im Gegensatz zum ersten Film(versuch) ist mir diesmal auch die sensible Musikuntermalung aufgefallen, die vielen kleinen Hintergrundinfos und die Herzigkeit von Eliza Dushku, wenn sie selbstbewusste Powerfrauen spielt.

Fazit: Schöne Außendrehs, kraftvolle Inszenierung und sympathische Charaktere: Im Puppenhaus kann es heute Abend etwas lauter werden! Luft nach oben ist natürlich immer noch, aber viel frischer als in dieser „Frühtau-zu-Berge“-Story wird sie sich nicht anfühlen können.

Ich gebe der Serie nach dem durchwachsenen Start hiermit meinen Segen! (*Feierlich Bierflasche aufmach und Inhalt in den Fernseher kipp*)

Also: Lebe lang und in…

– Bratzel?!

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Für alle was dabei.

Aha! Schon besser!

Nachdem der Pilot, trotz allem Feinschliffs, noch eher durchschnittlich rüberkam, so bietet die zweite Folge schon mehr für’s Geld. Äh, wenn man denn welches dafür ausgegeben hätte.

So bietet der neueste Kunde des Dollhouses nicht nur einen überraschenden Twist, dieser fügt sich sogar sehr elegant in den mittlerweile doch recht roten Faden um Alpha ein, einem durchgeknallten Kollegen der Persönlichkeitsschablone Echo. Nebenbei erfahren wir wie Boyd seinen Job im Dollhouse antrat, das erste Mal auf Echo traf und dabei zu ihrem Edel-Zuhälter wurde. Genug Story also, damit die 50 Minuten nicht langweilig werden.

Aber worauf will man eigentlich hinaus? Fand ich unsere liebenswerte Gauner-Bande bei Firefly schon etwas daneben (also neben dem Gesetz, ha-ha!), so präsentiert man uns nun also die Mitarbeiter eines sündhaft teuren Escort-Services (Schrägstrich Edel-Puff!).

Doch was ist dann das langfristige Ziel der Serie(n)täter in der Management-Zentrale vom Dollhouse? Einfach nur “das finanzielle Jahresziel bis zum Staffelende erreichen” kann es doch nicht sein, oder? Ich wette, da werden beim Bonzen-Vorstand, schon allein durch Echos verworrenes Gedächtnis, recht bald die (Speicher-)Karten neu gemischt. Persönliche tippe ich ja darauf, daß sich der Staat noch irgendwie in den Betrieb vom Dollhouse einmischt. Dieser Schnüffel-Agent kann ja auch nicht über mehrere Staffeln nach dieser Puppenstube suchen. Oooder?

Note: 2

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Artikel

von Klapowski am 22.02.09 in Serienkritik

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Kommentare (11)

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  1. Armleuchter sagt:

    Ja, alles klar. Hab’s kapiert. Werde mir Dollhouse so bald wie möglich reinziehen.

    Sagt mal, Klappo und Sparki, seit ihr zufälligerweise mit der Brut von videoraiders.net verwandt? Wenn es um Reviews von goldenem Film-Trash geht steht ihr denen bald in nichts nach.

  2. Hiramas sagt:

    Ich werd zwar mit dem netten Fräulein Eliza Dushku noch nicht ganz warm…
    Aber die Serie scheint ja nicht schlecht zu werden.
    Das wird wohl ne sehr große Auswahl unterschiedlicher Charaktere werden, die uns da unterkommen werden.
    Aber das dumpfe Amipublikum hat ja schon so gute Kost wie Firefly verachtet.
    Armer Joss.
    Hoffen wir das beste.

  3. DJ Doena sagt:

    > Aber das dumpfe Amipublikum hat ja schon so gute Kost wie Firefly verachtet.

    Das dumpfe Amipublikum hatte dazu gar keine Chance, weil Firefly abgesetzt wurde, bevor auch nur die erste Folge ausgestrahlt war.

    Aber Dollhouse gehts trotzdem nicht gerade gut:

    http://www.serienjunkies.de/news/quoten-terminator-20922.html

  4. G.G. Hoffmann sagt:

    Eine Erwartung, die man wohl stets mit einem Review verbindet, erfüllt auch dieser Dampfhammer nicht: Ich weiß immer noch nicht, um was es bei dieser Serie eigentlich geht und bin zu träge (stur / doof), eigens bei Wikipedia nachzuschlagen.

  5. Sparkiller sagt:

    Aus dem Folge 1-Hammer:

    „Eine Serie über mietbare und programmierbare Menschen, denen ständig das Gedächtnis gelöscht wird, sobald sie im Einsatz waren“ (u.a.)

    Kann im hohen Alter natürlich mal passieren. Da ist man schließlich schon froh, wenn man sich noch den Einlauf von Gestern erinnern kann.

    @Armleuchter: Schöner Tipp mit den Videoraiders. Gerade deren Webseite find ich jetzt klasse. Sowas (positiv) verspieltes sieht man selten!

  6. Hiramas sagt:

    Ok, auch wenns nicht das Puplikum direkt war, so waren es die Programmdirektoren, die dachten, das das dumpfe Publikum es verachten würde.
    So.

    das unsere heimische TV-Guckerschaft nicht wirklich besser ist, ist auch kein Geheimnis.
    Aber die US zählen halt.
    Ich weine immernoch Dark Angel hinterher, das ja hierzulande recht gut angekommen ist, aber dank schlechter US quoten trotzdem weggefallen ist.

    Was die Quoten angeht…
    Die Tagessieger hatten doppelt so viele zuschauer und das waren auch noch wiederholungen.
    Vielleicht sollten die Senderchefs mal ihr Konzept überdenken und neue Serien dann senden wenn auch Leute zugucken…

  7. G.G. Hoffmann sagt:

    Also bitte, Sparkiller:

    Unter einer „Serie über mietbare und programmierbare Menschen, denen ständig das Gedächtnis gelöscht wird, sobald sie im Einsatz waren” verstehe ich eine Anwaltsserie. Das dürfte ja wohl, wenn ich die Dampfhämmer recht mißverstanden habe, nicht der Fall sein.

  8. Armleuchter sagt:

    @Sparki: Gern geschehen Sparki. Dachte, ihr kennt die.
    Ich empfehle den Artikel: „Telefonzellen der Filmgeschichte“ oder so ähnlich.

    Naja, habe mir jetzt „Ghost“ reingezogen. Mehr als eben ein „Naja“ wurde bei mir allerdings begeisterungstechnisch noch nicht umgesetzt. Da ist mehr möglich, aber vielleicht kommt das noch. Zu mal das Thema für einen Science-Fiction begeisterten Nerd wie mich nix Neues ist.

  9. Armleuchter sagt:

    „Zu mal das Thema für einen Science-Fiction begeisterten Nerd wie mich nix Neues ist.“

    Der letzte Satz ergibt jetzt zwar keinen Sinn, aber hey, hauptsache n’Kommentar.

  10. DJ Doena sagt:

    Wie schaut’s eigentlich klaus? Mal weitergeschaut? Also mit Folge 6 und 7 entwickelt sich die Serie nun endlich mal in eine Richtung…

  11. Klapowski sagt:

    Bin mit der gerade mal gesehenen Folge 4 im Moment etwas im Rückstand. Ich habe mir aber fest vorgenommen, pünktlich zur demnächst zu erwartenden Absetzung eine kleine Zusammenfassung der restlichen Folgen zu liefern…

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