Film- und Serienkritiken

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Die 20 schlechtesten SF-Filme seit dem Jahr 2000 (Platz 11)

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Dieser Film hatte mich 2001 bereits nachhaltig traumatisiert. Noch wochenlang rannte ich zu jedem Feuerwehrhydranten und fragte ihn nach einem höflichen Knicks: „Bist duuu meine Mamaaa?“. Gerne ging ich dann auch zu einem Polizisten, löffelte vor ihm demonstrativ meinen Spinat aus und fragte dann, ob „Mama mich jetzt besonders lieb“ habe. Der Schlagstockabdruck auf meiner Stirn ließ mich danach tagelang resümieren: „Hmm… Bei der großen Fee gab’s höchstens was mit dem Ledergürtel.“ – Willkomen bei „A.I.“ aus dem Jahr 2001!


Auch ging ich damals oft auf Schrottplätze, wobei ich immer wieder murmelte, dass Maschinen keine Gefühle haben – und mir diese Gerätschaften ziemlich egal sind. Nur um dann mit aufwendigen Apparaten (Guillotine, Trennschleifer, Torten-Wurfgerät, etc…) alte Laptops, sprechende Puppen und Küchenmaschinen zu zerstören („Da hast du’s! DA! DA! Mir doch egal, dass du keine Schmerzen hast! Ich mach dich trotzdem kaputt!!“)

Tja. Eben genau so wie in diesem Film hier:

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„Oh Gott, WIR haben alle KEINE Gefühle – nur die jungenhafte Hauptfigur hat sie! Oh Gott, das regt mich sooo auf! Mein Psychiater soll kommen und mir mein Asthmaspray bringen, Ächz!“ – Prämisse für Zuckerguss-Prolls: Das Worldbuilding bei diesem Film hängt so niedrig, dass sogar die Roboter aus Will Smiths „I, Robot“ stolz und aufrecht über diese Limbostange springen können. Und DER war auch schon unterdurchschnittlich.

Einmal ging ich sogar in eine Bibliothek, googelte dort in der Kinderecke nach einem gewissen „Elon Musk“ (ein digitales rosa Einhorn gab mir hierbei Auskunft!), woraufhin ich zu einer alten Mine in Gelsenkirchen geführt wurde. Wo tatsächlich Elon Musk mehrere Klapowski-Doppelgänger herumstehen hatte. Klar: Da habe ich mich dann aus dem Fenster gestürzt. Was in einem Grubenschacht gar nicht sooo einfach war.

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Als Spielberg kurz die Märchenparabeln ausgehen (3 ALDI-Tüten hatten ein Loch), muss „Doktor Know“ im Roboter-Bumsparadies mal gerade Google (neu) erfinden. Hier erfahren die Figuren dann, wo das streng ungeheime Hauptquartier vom Roboter-Erfinder liegt. Spoiler: Der Chef campiert vollkommen alleine in einer post-apokalyptischen Hochhaussiedlung.

Nach einigem Hin und Her fanden mich mehrere Tausend Jahre später dann … Aliens. Die frästen gerade den Ruhrpott auseinander. Vermutlich irgendeine kranke Art des CO2-Emissionshandels? Die haben mir dann jedenfalls aus der DNA des Feuerwehrhydranten – vom Beginn meiner Odyssee – einen frischen Hydranten geklont.

Und der hat mich jetzt liiiieb! Für immeeeer! Wie eine Mama, nur mit festerer Frisur.

Abspann. Publikum erhebt sich klatschend. Einzelne Stimmen sind zu hören: „Ein Meisterwerk!“, „Ich fand diese eine Stelle toll, in der alles im Sande verlief!“ und „Ich will zu meiner Mutti!“…

Was ich weiter oben skizzierte, ist tatsächlich die komplette Filmhandlung: Roboterjunge fühlt sich von seiner Familie mies behandelt, bricht in die Welt auf, sieht weitere Roboter (noch mieser behandelt, aber halt nicht so hübsch wie Hauptdarsteller Harry Oswald) und landet am Ende in einer Alien-Kitsch-Kakophonie, bei der selbst Walt Disney seinen Würfelzucker als Bröckchenhusten ausgespien hätte.

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„Jau, WIR machen dich zu einem richtigen Jungen. Eine eigene Heldenreise ist nämlich sooo was von 1990er Jahre. Das sagt auch immer der Große Blypz vom Planeten Zylpt!“ – Dialoge, welche die Ohrenstöpselindustrie subventionieren: David entwickelt sich NULL weiter, hat keine (großen) Erkenntnisse oder Gesichtsmuskel-Updates. Quasi eine Art Anekin Skywalker im Spielwaren-Land.

Das Traurige hierbei ist, das das erste Drittel des Filmes extrem sooo daherkommt (*auf bebenden Oberarm zeig*).

Genau: Extrem STARK!

Die Kameraeinstellungen, viele Set-Details, manche Gesichtsausdrücke und das gruselige Alltagsleben mit einem leeeicht schrägen Kinderandroiden waren so perfekt getroffen, dass man tatsächlich den Geist von Stanley Kubrick in jedem einzelnen Kinderzimmerschrank vermutete. Der hatte nämlich mit Spielberg zusammen den Film vorbereitet – bevor er starb.

(Stanley meine ich. Nicht den Film)

Auch die Mutter, die so sehr ihr Ersatzkind lieben wollte, berührte mein Herz – ebenso wie der kleine David, bei dem man vermutet, dass seine einprogrammierte Liebe beinahe eine (versehentliche) Folter darstellt. Eine, bei der man jenes Firmware-Update herbeisehnt, das in den Patch-Notes verkündet:

„Android nimmt jetzt im Liebeswahn nicht mehr das Haus auseinander. Springt nicht mehr in den Gartenhächsler zwecks Aufmerksamkeitsheischung. Benutzt die Worte „Liebe“, „Mögen“ oder „Eia-Popeia machen“ nicht mehr als 30-Mal in der Stunde.“

Was hätte man aus all diesen spannenden Fragen zum Thema Menschlichkeit nicht erschaffen können…

Die letzten zwei Drittel des Filmes sind eine Folter für Augen, Ohren und Gehirn. Ein komplett sinnfreies Zeitverschwenden um eine Figur, die außer „Wolle Rose kaufen – also MIR bitteschön!?“ nichts im Sinn hat. Eben ein Rumlaufautomat mit Fehlfunktion. David will alles, interessiert sich aber kaum für andere Wesen oder Roboter. Womit er allerdings viel mit Steven Spielberg gemeinsam hat, der Jude Laws Figur schon nach wenigen Szenen nicht mehr sinnvoll beschäftigen kann.

Wird er eben noch als abgebrühter Sex-Dienstleister vorgestellt, der ein weiser Mentor/Beschützer werden könnte, trampelt er danach nur noch schwätzend den Waldboden platt.

, Die 20 schlechtesten SF-Filme seit dem Jahr 2000 (Platz 11)

„So, genug Sex für heute. ich laufe jetzt dem erstbesten Typen hinterher. Damit ich mal ein richtiger Junge… äh… Masochist werde!“ – Diese Figur war derartig spannend angelegt, dass nur lähmender Hass mein anfängliches Interesse neutralisieren konnte. Am Ende hatte Jude Law keine einzige motivierende Ansprache / Handlung parat, sondern wird von zufällig vorbeifliegenden Roboter-Einsammel-Piraten aus der Handlung geknibbelt.

Weitere Schiefpunkte der Triefhandlung:

– Die Frage nach Gefühlen und Individualität werden null behandelt oder beantwortet. Außerdem behauptet das Drehbuch ständig dämliche Dinge („Warum sollte jemand Robos in Form von Kindern bauen?!“), bei denen man sich psychologisch so verschaukelt fühlt, dass es sich wie Rodeo-Reiten anfühlt.

– Wie oben angedeutet: Die ganze Sequenz um zerkloppte Roboter vor gröhlendem Publikum war furchtbar. Wenn die Leute wenigstens aus Bösartigkeit gehandelt hätten, gäb’s vielleicht einen Sinn dahinter. Und wäre die interessantere Frage nicht die, WARUM niemand den Leuten SAGT, dass jammernde, deprimierte und wegrennende Androiden eventuell ein Problem mit zermatschten Gliedmaßen haben?

– Auch der Besuch beim „Schöpfer“ führte zu rein gar nichts. Da fehlte echt nur ein Satz wie „Ich werde eine ARMEE aus Davids bauen! Harrharr! Weil … äh… Ich das abseits der Zivilisation dann gerne beobachten würde. Äh… Durchs Fernsehen oder so.“

– Die „Blaue Fee“ aus Pinocchio wird derartig oft genannt, gezeigt und am Ende sogar GEFUNDEN, dass dieser Film beim Subtilitäts-Wettrennen garantiert den letzten Platz machen würde. Schon alleine wegen des eingelegten Rückwärtsgangs in der Dampfwalze.

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„Du bist nur ein Roboter, David. Du kannst also ruhig aus dem Windows springen.“ – Szenen einer Nähe: Zu Beginn fasziniert der wechselhafte Umgang mit der Technologie. Allerdings sind die anderen Figuren so eindimensional, dass man als intellektueller SF-Interessierter auch irgendwann mit dem Umschalten zum „Tatort“ liebäugelt. Oder zur Bierkiste.


Fazit:

Klar, hier sind viele abgeänderte Pinocchio-Momente drin… Der schlaue Fuchs (= Jude Law?), die bärige Grille, der Zirkus aus der ollen Vorlage, alle möglichen Dingsbumse UND der Mann mit dem Holzschaber, der hier halt CEO statt Schreiner ist.

Aber statt der Vorlage etwas hinzuzufügen, knallt dieses A.I.-Kindertheater mit Anlauf gegen die Wand und sagt weniger aus als meine Versuche, eine eigene KI auf dem Arbeits-PC laufen zu lassen… („Fisch schmeckt besonders gut, wenn man ihn vor dem Braten auf ein Handtuch legt.“)

Wenn man es genau nimmt, ist David ein rechthaberischer, langweiliger, vorprogrammierter Charakter, der gefühlt nur 5% mehr Persönlichkeit als alle anderen Roboter besitzt – sich aber für den Nabel der Welt (und der Roboter-Babyklappe) hält.

Ein furchtbarer, quälend saublöder Film – mit einem furchtbar gelungenen Anfang!

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Artikel

von Klapowski am 02.03.24 in Filmkritik

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Kommentare (12)

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  1. bergh60 sagt:

    tach auch !
    Da ich den Film nie gesehen habe, weiss ich auch nicht, was ich hier schreiben soll.
    Aber schöne Rezension eines Filmes , den ich wohl nie sehen werde.

    Gruß BergH

  2. G.G.Hoffmann sagt:

    Diesen Film hätte ich deshalb nicht in den Top20 vermutet, weil das voraussetzt, dass man sich an ihn erinnert. Das Review hat ein ganz schlimmes Trauma wieder an die Oberfläche gespült.

    * sucht im Kellerverlies nach suizidaler Mutter *

  3. Raketenwurm sagt:

    Bei der Platznummer muss was schiefgegangen sein. Da ist eine 1 zuviel…
    (nie davor und danach habe ich hinterher so um das Kinogeld getrauert)

  4. Halbnerd sagt:

    Ein furchtbares Werk, welches damals aber gute Kritiken bekam, wenn ich mich noch richtig erinnere. Allerdings ist David ein Qualitätsprodukt – etliche Jahrhunderte im Eis und läuft wie frisch aus der Fabrik. Spätestens hier wurde deutlich, wie sehr Spielberg seinen Zenit schon überschritten hatte – und das bereits vor über 20 Jahren.

  5. Ferox21 sagt:

    Ein unsägliches Machwerk, dass die völlig falschen Fragen stellt, diese auch noch falsch beantwortet und am Ende ein völlig konfuses Finale mit irgendwelchen Aliens hinschludert.

    Warum würde man einen Kinder Androiden haben wollen, der sich geistig nicht weiterentwickelt? Warum gibt es keine Reset-Taste, keinen Ausschalter? Wie kriegt der Androide dauerhaft Strom? Warum verhält der sich so verstörend?

    Spätestens hier hat man gesehen, dass Spielberg ab den 2000ern keinen guten Film mehr zu Stande bekommt. AI ist einfach verschwendete Lebenszeit. Ein Film ohne Herz, der nichts aussagt und den man am Besten gleich wieder vergisst.

    ———————————

    Und hier die aktuelle Liste der (bisher) schlechtesten SciFi Filme des 21. Jahrhunderts

    20. Interstellar
    19. Cloverfield
    18. Sunshine
    17. Terminator – Dark Fate
    16. Das Transformers Kinofilm-Franchise
    15. Star Trek – Nemesis
    14. Star Trek – Into Darkness
    13. Alien – Covenant
    12. Ready Player One
    11. A.I. – Künstliche Intelligenz

    • JP1957 sagt:

      Danke für den Überblick … glücklicherweise habe ich mir sechs der zehn Filme erst gar nicht angeschaut.
      Bin mit der restlichen Einstufung einverstanden bis auf Cloverfield. Den fand ich ungewöhnlich
      und deshalb interessant.

      Bei Spielberg stimm ich Dir nicht ganz zu.
      Minority Report, Catch me if you can, München und Die Fablemans sind allesamt nach 2000 entstanden und meiner Meinung nach sehenswert.

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Ich würde noch um Terminal, Gefährten, Lincoln, Bridge of Spies, Die Verlegerin und West Side Story ergänzen. Vielleicht alles keine Meisterwerke und zeitlosen Klassiker, aber sehenswert durchaus. Ich finde, Spielberg geht meistens. Selbst eher schlichte Filme wie „Krieg der Welten“, bei denen man sich fragt, weshalb er den Job überhaupt angenommen hat, sind ja oft spielberg-typisch kurzweilig inszeniert. Bei Spielberg sind Fehlgriffe eher die Ausnahme.

      Antworten
    • JP1957 sagt:

      Das stimmt.
      Weiter oben war allerdings die Rede davon, dass er in den 2000ern den Höhepunkt seines Schaffens nicht mehr erreicht hat.
      Das hatte ich bei den vier von mir genannten Filmen im Hinterkopf (die ich hervorragend fand).

      Die von Dir zusätzlich genannten Filme konnte man sich auch gut anschauen …“West Side Story“ hat mich sogar dazu gebracht, mir endlich das Original anzusehen.

      Antworten
    • Ferox21 sagt:

      Ok, da habe ich beim Spielberg wohl etwas vorschnell geurteilt. Sind mir die eher mauen Werke (AI und Krieg der Welten) im Kopf geblieben. Aber ja, der hat auch später noch ein paar gute Filme gemacht.

      Antworten
  6. jcneal sagt:

    Aliens.
    (hier bitte Bild von Giorgio A. Tsoukalos einfügen inkl. Frisur. Die Frisur reicht eigentlich.)

    Ich will jetzt nicht spoilern oder eine von mir nicht erkannte Satire bloßstellen, aber: es sind weiter entwickelte Roboter in der Zukunft. Die können dann auch recht problemlos David wiederherstellen. So als würde man heute einen Abakus mit dem 3-D-Drucker rekonstruieren oder ein tausend Jahre altes Buch lesen. Das geht!
    Die Klon-Sache inkl. Erinnerungen ist over-the-top – könnte aber nur ein Fake für David sein. Man hat seinen Speicher ausgelesen und daraus genug Daten über die Mutter (evtl. sogar VIDEOS? im aktuellsten DIVX-Format??). Daraus wird per 3-D-Drucker und künstlicher Intelligenz eine „Person“ erstellt. Dann will man ihn „studieren“, weil er evtl. ein Prototyp der ersten echten KI war?

    Es ist und bleibt natürlich insgesamt eine gefühlsduselige Schmonzette im Sci-Fi-Gewand.

    Und noch etwas Klapo-Kritik an der fehlenden Erwähnung von TED in einer frühen Rolle. Humor und Frechheiten waren in den Super-Teddy-Einstellungen noch auf 55% begrenzt, aber er war ein Pluspunkt des Films.
    https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=YRsICbxDEiI

    • jcneal sagt:

      Ich möchte Herrn Klapowski hiermit um Entschuldigung bitten.

      Natürlich sind es ALIENS und waren es immer Aliens am Ende des Films!
      Hagere Gestalten sind einfach immer Aliens. Siehe Ilja Richter ¯\_(ツ)_/¯
      Jetzt schlaf schön, Klapo. Dein Super-Sparky-Teddy ist bei dir. Hab dich lieb.

      Sogar im Titel ist das Wort „Alien“ bereits verschlüsselt, die Buchstaben sind enthalten, chiffrierte Wahrheit!
      https://en.wikipedia.org/wiki/A.I._Artificial_Intelligence

      Antworten

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