Film- und Serienkritiken

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„Black Panther: Wakanda Forever“ – oder: Multikulti in die Fresse

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Toleranz und Verständnis sind kein Selbstläufer. Daher muss man ANDERE dazu zwingen, in diese Richtung zu laufen. Am schnellsten geht das mit Speeren der Marke „Wokey“. Oder mit magischen Tränken, mit denen man unter Wasser atmen kann. So könnte man das Gegenüber nämlich dazu überreden, das mal OHNE magischen Trank zu versuchen. – Wir sehen schon: Hier wird sensibel und offen für die Völkerverständigung gemordet. Was dann die traurigen Gesichter in Nahaufnahme sehr gut (v)erklärt.
Kann ich bitte mein „Dune 2“ eeetwas früher bekommen? Bitteee?


Ich frage mal betont doof & naiv:

Was wäre eigentlich, wenn wir einen Marvel-Film hätten, in dem die „Alten Germanen“ eine geheime Stadt gegründet hätten? Eine, die durch die Kraft von Vitamalz und Honig-Met SEHR futuristisch wurde? Und es gäbe einen Stammesführer, modernste Technologie und eine Verquickung mit „unserer“ uralten Kultur?

Außerdem dies hier:

– Die Leichenhallen würden schweben und sähen aus wie gehörnte Kriegsmasken.
– Alle würden ständig aus (schwebenden) Chrom-Bierkrügen trinken.
– Alle schauen abwechselnd auf ihr iPhone, um danach den (germanischen) Kriegstrommeln und (germanischen) Flöten an den Straßenecken zu lauschen.
– Germanisten, Germanologen und Geronten würden den Kanzler beraten. Natürlich ALLE in ihrer typischen Stammeskluft (Lehrer-Sakko, Pickelhaube, Kaiser-Wilhelm-Schnauzbart).

Also ICH käme mir da ziemlich verarscht vor.

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„Seht, der Sarg unseres Herrschers steigt auf!“ – „Ja, das Himmels-Hologramm, das Sarg-Hologramm und das Kriegermasken-Hologramm wurden vom Veranstalter wirklich SEHR geschmackvoll gewählt!“ – Zurückhaltung ist Trumpf: Manche Kinozuschauer fanden das hier stilvoll. Da wir aber durch Filme wie diese TOLERANZ gelernt haben, lasse ich den Finger nur leise an der Schläfe kreisen.

Dieses Beispiel zeigt schon, dass Wakanda eher ein langweiliger Ort ist – und eher eine Parodie auf Afrika?

Aber wen wundert es, dass die Filmemacher diesen Bonzen-Batzen mit kultureller Ballenbildung auch weiterhin so darstellen wollten? Denn bereits 2018 wurde dieser diktatorische Ort (= Erbfolge statt Kompetenz!) als doller Lobesgesang an die afrikanische Kultur fehlinterpretiert.

Ein paar bunte Kleidungsstücke und Hautfarben waren da schon ausreichend, um im Mainstream das große „Endlich darf Afrika mal die Helden stellen“-Spiel zu spielen. Wie auch immer man einen ganzen Kontinent(!) unter einen Hut bekommen will. Ich bin ja auch ganz froh, dass man mich nicht jeden Tag Ausländer fragen: „Du als Europäer gehst doch bestimmt oft in den Karpaten spazieren?“

Und das geht diesmal auch noch weiter: Die Berater der Königin tragen z.B. Fellkleidung (und reden auch passend dazu!), außerdem eine künstlich erweiterte Unterlippe, Stammesnarben, Stammesfrisuren und Stammes-Baumstämme. Subtil ist hieran nur mein spontaner Sprung aus dem Wohnzimmerfenster. Das ist kein „Feiern einer Kultur“, sondern ein symbolträchtiger Kindergarten.
Aber okay, kann ja sein, dass schwarze Menschen dies anders auffassen…

Und ja, eigentlich könnte ich hier einfach mein altes 2018er-Review wiederholen.

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„Der König ist tot! Lasset die Nanobot-Priester ein Huhn opfern!“ – Kriegstrommeln für den Frieden: Wakander ist kulturell, moralisch und technologisch die neue Herrenrasse. Im Gegensatz zu uns greifen sie aber nicht auf Chipfabriken im Ausland zurück. (oooder?) Wäre aber eh Quatsch. Deren Kinderhände sind leider zu klobig für 4-Nanometer-Produktionen.

Weil Wakanda aber nicht mehr genug ist, zaubert Hollywood noch ein weiteres Volk aus dem TakaTuka-Land für theoretische Science-Fiction-Wokeness: Nämlich blaue Meeresbewohner, die zwar unschuldige Schiffsreisende in den Tod stürzen (per Sirenengesang), aber trotzdem irgendwie unterdrückt werden? Denn das müssen sie ja, da sie ebenfalls Ketten um den Hals tragen (= Kultur!) und Speere werfen (= unterdrücktes Retro-Volk!).

Mit drei(!) Stunden ist dieses Volksfest des gegenseitigen Verständnisses – das aus dramaturgischen Gründen natürlich um gegenseitiges Verkloppen aufgepimpt wurde – übrigens so lang, dass ich mir fast in meine kulturell erlaubte(!) Lederhose gepinkelt hätte.

Und diese Überlänge liegt auch NICHT daran, dass man zu Beginn erst mal den Tod des Hauptdarstellers Boseman unterbringen musste. Wobei dieser Verlust (ich möchte nicht zynisch klingen) immerhin den Film zwingt, zu 10 Prozent von der üblichen Marvel-Formel des unkaputtbaren Arschtritt-Aristokraten abzuweichen.
Aber dass man den Tod der vorherigen Hauptfigur eher schulterzuckend zur Kenntnis nimmt, ist auch nicht gerade Werbung für das Franchise… Und um es klarzustellen: Dafür kann/konnte Boseman als Person überhaupt nichts!

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„Ich werde euer ganzes Land überschwemmen, wenn ihr nicht mit den Maya-Atlantisbewohnern zusammenarbeitet!“ – „Äh, welche Art der Zusammenarbeit?“ – „Kampf dem Klimawandel. Es drohen Überschwemmungen dadurch!“

Weitere Baustellen:

– Passend zu dem immer größeren Zauberer-Überschiss… äh… ÜBERSCHUSS bei Marvel wird der alte Herrscher gerne mal im Wind vermutet. Quasi als Naturgeist für die dramaturgischen Minimal-Blähungen. – Klar, das soll auch so ein afrikanisches Ding sein, nervt aber genauso wie bei Voyagers Chakotay, der hinter jedem Warpfeld einen verstorbenen Braunbär vermutete.

Zwar wird dieser religiöse Unterbau nach Sekunden von einer anderen Wakanda-Bewohnerin in Frage gestellt, aber dadurch wird das Thema NOCH egaler.

– Vom Betatschen eines Wasserbeckens unter der Raumschiffkonsole(!), damit ein riesiges Kraftfeld(!) aufgeht, ganz zu schweigen… Dem Film gelingt es zu keiner Zeit, eine glaubhafte Kultur zu zeigen, die Hochtechnologie mit Ahnenkult vermischt. Ja, man will hier etwas wertschätzen, aber trotzdem nicht die Zeit investieren, eine ZWEITE Wikipedia-Seite zum Thema aufzuklicken.

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Fass-zinierend: Hier sehen wir die Wakanda-Version einer Türklingel. Allerdings kommt nicht jeder mit dieser Art der Hochtechnologiemagie klar. Der Amazon-Bote hat die letzten 10.000 Pakete einfach „abgelegt“: „Ihre Sendung befindet sich bei Ihrem Nachbarn. Bei den Fischen im Fluss.“

– Dazu kommen seltsame Szenen in der normalen (USA-)Welt… Hier wird ein schwarzes Mädchen rekrutiert, das mal gerade einen Vibranium-Detektor erfunden hat. Dass sie die „falsche“ Hautfarbe für ihren Professor hat, ist ja durchaus denkbar und ein netter Kritikansatz. Aber warum muss es ausgerechnet eine sooo junge Frau sein, die sooo viel schlauer ist als alle Welt-Wissenschaftler zusammen? Wäre es nicht auch eine Nummer kleiner gegangen?

(Nein, ich meine keine kleinwüchsige Darstellerin…)

Doch zum Inhalt:

Zu Beginn versucht eine französische Söldnergruppe, Vibranium von Wakanda zu stehlen, immerhin ist das Zeug geeignet zur Massenvernichtung (ich meine jetzt Vibranium, nicht Wakanda).

Und hier fängt’s schon an, schwierig zu werden. Es mag ja sein, dass Diebstahl pöse ist, aaaber ich habe nicht das Gefühl, dass man Wakanda in alle Ewigkeiten trauen kann? Schließlich hängt es da ja an heldenhaften(?) Einzelpersonen, wer im Staat das Sagen hat. Wenn da mal der Falsche in die Teermaschine geschmissen wird (siehe erster Film), ist es ganz schnell Essig mit „Wir kümmern uns um alles, das Zeug kommt nicht raus aus unserm Land“.

ICH wäre ja auch vorsichtig, wenn Kim Jong-Un – in Gestalt einer sexy Speerkämpferin – aufreizend mit seinem Uran rumwedeln würde. Während hinter ihm schon die geifernden Nachfolger stehen?

Zumal es nach einer Stunde auch genug Szenen gibt, die an der Hirngrütze der Protagonisten zweifeln lassen:

– Die Queen beschimpft die erfolglose (aber mutige!) Leibwächterin derart, dass man an eine GANZ andere Ein-Film-Filmreihe denken muss.

– Im Mittelteil streicht man sogar den trashigen Humor weg. Hier wird man mit ellenlangen Erklärungen zu einem Maya-Stamm gequält, der zu kulturell hoffentlich passender Hintergrundmusik (die Polizei prüft das noch!) und dem Konsum einer Zauberpflanze zu mutierten Meeresbewohnern wird. – Eine klassische Blödmanns-Story eben. Aber sooo lahm und humorlos erzählt, dass man sich fragt, ob man hier vor Lockerheit Angst hatte?

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„Wir Atlantis-Bewohner leben in Harmonie.“ – „Beweist es!“ – „Kein Feuer, kein Getreide, kein Metallbau, kein Licht, keine elektrischen Maschinen und trotzdem IRRE gute Laune. IRRE! IRRE! Muhaaarrhaahrgll!“

Vermutlich würde man heute GANZ andere Filmszenen auch nicht mehr flapsig drehen – weil fiktive Völker beleidigt werden könnten?

– Die starken Frauen schauspielern oft nicht nur mittelmäßig, sondern wirken oft auch überheblich, weltfremd, eindimensional oder einfach nur „sinnfrei“ von Ehre getrieben. Hier gibt es Tränen und Arschtritte im so wilden Wechsel, dass man Michael Burnham schon fast auf ihren Notizblock kritzeln hört.

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„Ich habe 29 Hubschrauber zerstört und 17 Meeresbewohner verkloppt. Was hätte ich denn tun sollen, als die Prinzessin gleichzeitig entführt wurde?!“ – „Schon mal was von Multi-Multitasking gehört? Ab ins Fortbildungsseminar!“ – 5 Tage TikTok-Gucken unter Anleitung des Arbeitsamtes von Wakanda: Szenen wie diese lassen auch beim Kritiker kein Auge trocken.

Aber okay, all diese Psycho-Probleme könnte der Film ja selber aufgreifen… Tut er aber nicht. Es geht weder um begrenzte Rohstoffe, noch um die Bürde neuer Könige. Dafür können aber alle Beteiligt*innen total betrübt in die Kamera schielen – und immer die letzten 30, 60 oder 120 Filmminuten bedauern. („Weiß du noch, vor 20 Minuten? Diese unglückliche Wendung, Schnief?“)

Irgendwann fiel mir auch auf, wie extrem der Film mit Unschärfe arbeitet. Ohne Not verschwimmt in den Dialogen ständig der Hintergrund, was mich manchmal an den miesen Portraitmodus meines Handys erinnert. Getreu dem Motto: „Ah, PERSON redet! Bühnenbild also egaaal?“ wird aus jeder Schule, jedem Innenhof und jedem Atlantis-Parkplatz nach wenigen Sekunden eklige Matschepampe zum (Augenlicht-)Abgewöhnen.

Wäre es nicht die große Kunst, dass man im Zweifel BEIDES gerne sehen möchte? Also die unmotivierten Frauengesichter PLUS den einfallslosen Background?

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„Da fliegt ein Mann am Himmel. Mit winzigen Flügeln an den Füßen! Äh… Damit kann man doch gar nicht fliegen?!“ – „Oh Gott, der beleidigt die glorreiche Tradition des Hummelvolks!“ – Logik heißt ab heute Low-gik: In Szenen wie diese komme ich nicht mehr rein. Und andere sabbernde Marvel-Fans habe ich hier drin auch nicht getroffen…

Erst nach anderthalb(!) Stunden geht die Geschichte weiter: Wakanda wird für die Übergriffe der Maya-Na’vi verantwortlich gemacht – und soll „mal gerade“ von der US-Regierung angegriffen werden. Ein Moralverständnis, das jeder mit Bauklötzen schnell nachspielen kann. Man muss sie sich nur an beiden Ohren tiiief ins Gehirn schieben?

Dieser Kultur-, Ressourcen- und Zuschauer-Einschlaf-Kampf ist ja bestimmt nett gemeint, lehrt aber nix über ein besseres Miteinander. Oder wie man selbiges wenigstens effektiv beenden kann. – Und nur fürs Protokoll für alle Krachbumm-Connaisseure: Zu diesem Zeitpunkt ist die letzte Actionszene schon länger her, als Kollege Sparkiller für mein Mittagessen unterwegs war (In Holland gibt es echt tolle Pommes!).

Der Kampf im halb überfluteten Wakanda war dann auch eher wie ein Videospiellevel. Und zwar für Leute, die sonst Moorhuhn mit einem abgebrochenen Joystick zocken. Denn dank emotionsarmer Ertrinkungs-Action („Zu hülf! Rettet mein Baby!“) und ständig wechselnder Perspektiven stieg hier nur ein „Flow“ auf: Der meiner ungeduldig tippelnden Käsemauken.

Im letzten Drittel musste ich schon mit meinen Puschen auf die Mauken draufkloppen. Der kindische Wechsel aus Heldenverehrung („Black Panther lebt! Black Panda raus aus dem Zoo, buuuh!“), Traumsequenzen („Schließ dich mir an! Sonst foltere ich dich mit Überzeugungsversuchen, haarr!“) und emotionalen Diskussionen („Um noch mal kuuurz auf das Ende der Welt zurückzuweinen…“) hat mich davon überzeugt, dass ich so einem edlen, logischen und patenten Mann wie Black Adam Unrecht getan habe.

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„Unsere Ahnen haben angerufen. Sie haben gesagt, dass sie euch schon erwarten. Und dann noch irgendwas von wegen ‚Backpfeifen-Gewitter, das in der Nachwelt nachhallt‘. Keine Ahnung, was das heißt.“ – Gewalt ist eine Lösung: Die Konflikte „stumpf“ zu nennen, wäre eine kulturelle Aneignung des Wortes „Untertreibung“.

Dass man hier einen Multikulti-Woke-Wachmacher präsentieren will, in dem sich aber ALLE Völker wegen abstrakten Rachethemen – und Ressourcen – den Schädel einkloppen, sollte man nicht unterschlagen. Woke ist daher höchstens mein ironisches Review?!

Zudem ist das alles so freudlos und lahm, dass ich zwischendurch sogar nicht mehr wissen wollte, ob wir nun UNTER Wasser, DRÜBER oder schon am Nordpol sind. Spätestens die letzte halbe Stunde klopft den Zuschauer so weich, dass ich lieber 50 Million Dollar gesehen hätte, die langsam auf einem Scheiterhaufen verbrutzeln. Wäre wenigstens Kunst und könnte nicht kritisiert werden?

(„Warum spendet ihr das Geld nicht an Afrika?!“)

Das Finale erscheint mir wie diese zwei Minuten hier. Nur zwanzigmal so lang und zehnmal weniger unterhaltsam.


Fazit:

Moral und Kultur für Leute, die sich nicht für Moral und Kultur interessieren.

Unter all dem freudlosen Kitschmomenten (untermalt mit Holzflöten und Unterwasser-Windspielen) befindet sich nur ein aufgeblähtes Rache-Epos der Marke: „Ich töten dir, du töten mir!“

Entweder sind die fremden Kulturen hier wunderschön und betreiben ihre Fahrstühle mit Walgesängen und Kristallmagie ODER aber sie kloppen sich gegenseitig die Verwandten von der Ölplattform. – Äh… Von den blauen, umweltfreundlichen Magiekristallen, meine ich natürlich.

Da kann sogar Martin Freeman als heimlicher Star des Films nichts mehr richten. Immerhin ist er der einzige, der keine Flügel(!) an den Knöcheln hat oder alle halbe Stunde „Mamaaaa!“ oder „Tochtaaaa!“ ruft.

Gefühlt GEHT es bei ihm sogar um etwas, da er seine eigene Regierung verrät und heimlich Nachrichten an Wakanda schickt.

Aber der Mann zeigt sich viel zu selten. Liegt wohl an der Hautfarbe.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in das Wasser geklatscht!, „Black Panther: Wakanda Forever“ – oder: Multikulti in die Fresse
Wenn früh am Morgen der Hauptdarsteller stirbt
Und dem Drehbuchautoren die Laune verdirbt
In der Filmmontagestelle der Scheinwerfer strahlt
Und der Kevin Feige mit der Kulturaneignung prahlt

Ja, ja, ja, jetzt gibt es wieder den Wasserklatsch!
Wir deaktiver’n damit diesen Schutzschildquatsch!

Bitte entschuldigt diesen kleinen Sturzflug in den Wahnsinn, aber nach gefühlten zwölf Stunden „Wakanda Fürimmer“ kam mir dieser eben GENAU so vor!

Dabei hätte es so schön sein können. Dass man den Verlust von T’Challa so sehr in den Mittelpunkt der Geschichte rückt hatte nämlich durchaus etwas frisches an sich. Marvel hätte sich so etwas OHNE das Ableben von Chadwick Boseman bestimmt nicht getraut.

Andererseits hat diese erzwungene Planänderung dem Film wohl keinen Gefallen getan. War die Phase 4 des MCU bereits bestenfalls „durchwachsen“, wirkte Forever so anspruchsvoll wie ein anderer Superheldenfilm mit Forever im Titel. Wobei man DORT wenigstens so etwas wie Selbstwahrnehmung durchblitzen sieht.

Davon bemerkt man bei Wakanda aber nichts. Afrikanische Techno-Krieger im Bastenrock brüllen sich mit Speeren bewaffnet an, Kraftfelder werden durch Händewaschen deaktiviert (!) und die Heldenkostüme sind derart scheiße, dass sich sogar die Power Rangers stolz auf die Schultern klopfen. Man muss nicht IMMER alles aus den Comics übernehmen.

Natürlich, ich bin nicht Schwarz. Höchstens durch mein Ärgern nach dem Gucken dieses Films. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand mit afrikanischen Wurzeln sich bei diesem Mode-Aufgebot aus der Pariser Resterampe nicht irgendwie verarscht vorkommt.

Bei so etwas frage ich mich ja immer, wie ein ähnlicher MCU-Film mit deutschem Kultureinfluss aussehen würde. Aus Neugier habe ich mir vom ehemaligen Marvel-Designer Art Ificial dazu ein paar Konzepte entwerfen lassen:

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„Keine Sorge, Bürger von Deutschland! Kapitän Bayern und ich, Schalke-Man, werden euch vor der größten aller Gefahren retten!“ – „Wie? Welche denn?“ – „Na, ein Maß Bier für mehr als 20 Euro auf dem Oktoberfest!“

– Szene aus „Die Vergelter – Das Maß ist leer“

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„Verdammt, die Stories in diesen Filmen werden auch immer bekloppter. Hat hier irgendjemand meine Feinde gesehen?!“ – „Ja, Schalke-Man, die Weisswurst-Vampire sind dahinten ins Zelt gerannt!“ – „Oh, Mann. Naja, wenigstens kämpfe ich nicht gegen Inka-Krieger, welcher sich durch Vibranium-Kautabak in blaue Unterwassermenschen verwandelt haben… brrrr!“

– Szene aus „Schalke-Man II – Endspiel“

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„Der Sieg ist unser! München gehört wieder uns! Heben wir alle unsere Bierdeckel der Hoffnung in die Höhe und ehren das Opfer unseres Verbündeten Ösimandias!“ – „Danke, Kapitän Bayern! Endlich ist unsere Stadt wieder lebenswert!“ – „Quatsch, ihr habt alle geholfen! Und möge AirBNB niemals wiederkehren!“

– Szene aus „Die Vergelter III – Broken Mietspiegel“

Ihr lacht jetzt. Aber im Ernst, ist dieser klischeehafte Umgang mit kulturellen Identitäten wirklich sooooo anders wie bei Wakanda Forever?

Ein anderes Problem ist, wie so oft, auch die Laufzeit. Der Martin Freeman Plot war absolut nutzlos und nur ein grobschlächtiger Einwurf für Ablegerserie #54 und vor lauter starken Superfrauen fiel mir glatt meine Männlichkeit zwischen die Sofakissen. Das sorgte immerhin für das Ratespiel, WER von all den tollen Damen denn nun Frau Panther wird. Die schlaue Prinzessin mit Technik-Talent oder die schlaue Studentin mit Technik-Talent? Kann mir übrigens mal einer verraten, warum letztere überhaupt eingeführt wurde, wenn die Heldenrolle dann DOCH nicht an sie ging?

Zwischen all dem Gedöns muss es natürlich auch noch eine große Bedrohung geben. In diesem Fall durch… *prust*… blauen Unterwassermenschen, deren Maya-Vorfahren (oder so) sich wegen den spanischen Eroberern einfach mal in den Ozean abgesetzt haben, Vibranium-Verwandlungspflanze sei Dank. Klar, wenn man es SO erzählt, dann waren die bisherigen Geschichten natürlich ähnlich Banane. Aber bis Phase 3 hatte man es geschafft, es trotzdem nicht total bekloppt wirken zu lassen indem man den Comic-Einfluss etwas mehr in der realen Welt verankert hat. Aber hier hat während der Produktion anscheinend niemand den Finger hoch gehalten um zu sagen: „Okay. Gut. Spitzohrige Wasserprinzen mit Flügeln an den Knöcheln ist schon etwas seltsam. Und mein Augenbluten durch das Ansehen einiger der Kostüme wird auch nicht besser. Sollten wir da nicht doch nochmal drübergucken?“.

Fazit: Wakanda schafft es immerhin so bescheuert zu sein, dass man alleine DADURCH gebannt auf den Bildschirm starrt. Hatte der erste Teil bereits solche Momente (CGI-Kampfnashörner), war hier einfach ALLES ein Mix aus visueller Farbenblindheit und Ideen aus dem Büro für kommerzielle Kulturaneignung. Ich kann andererseits auch verstehen, dass man als im Kino wenig repräsentierte Minderheit froh über jede Aufmerksamkeit ist. Aber SOWAS schadet doch eher, als es hilft? („Wakanda Forever, Bruder! Höhöhööö!“)

*kapitän bayern fanposter von der wand reiss*

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Artikel

von Klapowski am 11.02.23 in Filmkritik

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Kommentare (12)

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  1. Hoppelhase sagt:

    MEHR
    von den Vergeltern. Muss ja ne Superserie sein :-)
    Und die Jungs ( oder Mädels oder beides ) sehen doch supergrantig aus!

  2. Raketenwurm sagt:

    Nicht geguckt, den Unfug. Ich bleibe lieber bei der TNG-Folge „Der Ehrenkodex“ – das war damals UNSER Wankanda Forever.

  3. Yole sagt:

    Die Message von „Wakanda Forever“ kommt nicht rüber, weil ganz besonders bei diesem Film Gewalt die Lösung ist. Die Abschiedszenen von Boseman hingegen kamen gut rüber, wie sich die Crew Zeit nimmt.
    Vielleicht wäre es ein besserer Film, wenn im Stile von „Avengers Civil War“ der UN-Versammlung recht gegeben wird.

    Es gibt bestimmt schwarze Studenten in USA die „Black Panther“ kritisieren… und mögen. Ich bin da eher selbstkritisch: Kann es sein, dass ich mich ein bisschen zu gut mit Star Wars, Harry Potter, Herr der Ringe und Marvel auskenne? Früher hätte ich so einen Film niemals in der ersten Woche geschaut, wenn dann, irgendwann zufällig (vielleicht mit Freunden).

    • Yole sagt:

      Ich will aber nicht zu negativ klingen. Ich erinnere mich nur an die überraschend positive Review von „Die letzten Jedi“ und die inspiriende Diskussion in den Kommentaren.

      Antworten
  4. Neuer Fan sagt:

    Schwarze haben offensichtlich noch eine gute Ingroup-Preference und schämen sich nicht ihrer Hautfarbe oder überhaupt ihrer Abstammung (mal grob gesagt, gibt ja zich Länder), also etwa wie Inder. Und das indische Kino braucht kein Hollywood, es kann selber großartige Filme, die von dort sind, und nicht verwässert mit amerikanischer Identitätspolitik. Kriegen irgendwie alle hin, außer die Weißen, die erfüllen Checklisten. Nichtweiße (bzw. nichtwestliche) Länder scheissen da drauf und haben mittlerweile die besseren Filme. Ja, Weiße haben sich eines vorzuwerfen: Filmgewordene Selbstkritiksitzungen. So blöd war vorher wirklich noch niemand. Leider werden die unter Weißen lebenden Schwarzen immer weißer und rollen den Kulturkampf von der anderen Seite auf. Viel Spaß, ich schaue dann lieber was aus Korea oder so.

    • frank sagt:

      ack!

      selbst ein mit so vielen schwächen behafteter film wie ‚Jung_E‘ unterhält mich inzwischen deutlich mehr, als 99% aller auf divers und pc getrimmten ‚westlichen‘ produktionen. und in diesem film war nicht ein einziger weißer schauspieler!

      genauso dieser weltraumschrottsammlerfilm vor gar nicht allzu langer zeit…

      jetzt fehlen nur noch gute drehbücher, etwas weniger kitsch und overacting, und die koreaner spielen ganz vorne mit!

      Antworten
    • Yole sagt:

      @Neuer Fan: Kurzer Einwurf. Es kann natürlich sein, dass ich dich falsch verstehe. Beim Blockbuster-Kino (inzwischen Home-Kino) gebe ich dir recht. Produktionen wie „Avatar the way of water“ oder „Die Ringe der Macht“ zielen auf den globalen Markt und haben ein entsprechendes Konzept.
      Ich finde aber, dass man Hollywood oder den europäischen Film nicht verallgemeinern braucht.

      Antworten
    • Neuer Fan sagt:

      @Yole: Hollywood und EU haben aber selbst für den „Indie“-Bereich ihr riesiges Konglomerat aus ideologischer Filmförderung und Festgefahrenheit in politischen Diskursen, was Vielfalt doch eher einschränkt, während ich aus Ländern außerhalb dieses Sogs einfach mal Spaß, Ernst oder Skurriles bekomme, ohne die „westliche Formel“, die mehr oder weniger immer in Erscheinung tritt. Da sind die Leute einfach sie selbst, feiern ihre Kultur oder schlicht den Film selbst. Selbst ein chinesischer Actionfilm ist vielleicht vorzensiert und feiert Parteidogmen, aber vergisst nicht den Unterhaltungswert – gute Propaganda muss unterhalten und darf nicht immer im Vordergrund sein. Das haben etwa Filme der Reagan-Äre gut eingefangen, Rocky 4 ist ja nichts anderes als Propaganda und trotzdem habe ich da den Spaß meines Lebens gehabt, weil es nicht jedermann glücklich machen wollte, sondern eher das ideologische Gerüst als Pathos eingebracht hat, was völlig anderes.
      Das Selbstbewusstsein der amerikanischen Nation war nie in Frage gestellt worden, und weil jeder wusste, woran er war, gab es paradoxerweise mehr Freiheit für den Film und die Charaktere. Vielleicht empfinde ich das nur so, weil ich mich viel mit diesem Kulturkampf beschäftige und das halt sehe, aber „what has been seen cannot be unseen“.

      Antworten
  5. Ferox21 sagt:

    Wakanda Forever ist der mittelmäßige Abschluss der sehr mauen Phase 4 des MCU. Geheime SciFi-Hochtechnologie-Nationen wie Wakanda und das neu eingeführte Unterwasser-Talocan prügeln sich weiterhin vor allem im Nahkampf während die geballte Frauenpower im Cast sichtbar überfordert ist. Der Plot ist viel zu dünn über fast 3 Stunden Laufzeit gezogen und am Ende auch nur eine simple Rachegeschichte, wo natürlich im letzten Moment unserer Heldin Skrupel kommen, so dass sie doch noch den Tag rettet.

    Habe ich jetzt einmal angesehen – und das hat gereicht. Kann weg, bitte Wakanda nicht wiederwählen. Danke.

  6. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Filme wie lm wie ‚Jung_E‘ und
    diese Weltraumschrottfilm = Space Sweepers
    sind besser, als

    —————————
    Bergh60

    Lieg es aber wrklich nur daran, dass „wir Weissen“ uns inzwischen schämen und immer einen Agenda haben müssen?

  7. BigBadBorg sagt:

    Ja, der war wirklich enttäuschend. Wie bereits Teil 1 wurde er in den Himmel gelobt, und es blieb am Ende nur Mittelmaß. Nicht schlecht, aber auch nicht gut. Joa.

    Mehr Martin Freeman hätte dem Film sehr gut getan, war er doch neben dem Bösewicht der interessanteste Charakter.

    Naja, jetzt bin ich auf Antman gespannt. Hoffe der wird wieder ein Kracher! Es wird Zeit dass die Geschichte um das Multiversum langsam aber sicher Fahrt aufnimmt.

    Und eine Frage aus reiner Neugier: Wie hat euch eigentlich Loki gefallen? Ihr seid ja nicht so begeistert von Marvel, daher würde mich eure Meinung dazu sehr interessieren.

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