Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Die Empfehlungsfalle – Oder: 3,5 Sterne für ein Halleluja

, Die Empfehlungsfalle – Oder: 3,5 Sterne für ein Halleluja

An dieser Stelle erst mal ein dickes „Sorry“ für die ca. 86.400 Schweigeminuten von mir in letzter Zeit. Nach dem durch(?)brechenden(?) Erfolg der „Jenseits-Trilogie“ brauchte ich erst mal ein paar Tage Auszeit in der Hobbyautorengruppe „Bad Lauchstädt Süd“. Und danach musste ich gleich ein paar Filme schauen, um wieder auf die Beine zu kommen. Genau da dachte ich erstmals richtig darüber nach: Wie findet man eigentlich bei Netflix oder Amazon Prime einen bildschönen Stream-Film, der mit dem eigenen Qualitätsempfinden in Grundzügen verträglich ist? Die überraschende Kurzantwort: An der niedrigen Wertung – oder vielleicht auch GAR nicht!

Natürlich guckt man sich bei der Frage „Was gucke ich denn heute?“ im Zweifel vorher die Rezensionen auf z.B. Amazon an. Schon wegen der schieren Menge an Abstimmern. Doch schon vorher ahnt man, dass man seinen Antiaggressionstrainer noch in derselben Nacht kontaktieren muss. Denn 4,5 oder 5 Sterne sind oft kein Zeichen für exquisiten Genuss, sondern gerade bei SF-Filmen extrem oft ein Zeichen für gepflegte Langeweile im Galaxienhaufen. Denn gute Bewertungen und aufsummierte Empfehlungen haben so ihre Tücken – wie alles, was irgendwie mit Auswertungen und Statistiken zu tun hat. (Wer hat da „Landtagswahlen“ gerufen?)

Ein Beispiel:

Höchstwertungen sind oft ein Zeichen dafür, dass die Zuschauer, die z.B. klassische Science Fiction mögen, „Star Trek – Into Darkness“ vielleicht gar nicht erst kaufen/leihen – und somit auch nicht schlecht(!) darüber abstimmen können. Besten(?)falls haben sie sich vor 2-3 Jahren im Kino geärgert und die Filmerinnungen noch vor der DVD-Ankündigung raus aus ihrem Gedächtnis, direkt nach Kronos gebeamt.

Ähnliches gilt auch für „Transformers 4“: Während in meinem Bekanntenkreis 90% den Film bekloppt finden und gar nicht erst gucken, sind 60% bei Amazon immer noch mit überdurchschnittlichen Wertungen dabei. Klar: Wer nach Teil 1 oder 2 nicht aufgehört hat, wird auch im 10. Jahr des Psychatrieaufenthalts keiner Spontanheilung entgegensehen dürfen. Das sagt uns also: Durchschnittswertungen sind nicht repräsentativ – schon gar nicht im Vergleich zu MEINER wichtigen Peer-Group (die bis zu drei Persönlichkeiten in mir drin).

, Die Empfehlungsfalle – Oder: 3,5 Sterne für ein Halleluja

„Je mehr Leute abstimmen, umso besser ist das Ergebnis und umso wahrscheinlicher an dem meinem dran!“ – Im Groben ja, Mister Demokratieversteher. Trotzdem erklärt dies logisch nicht, wie ein Kultfilm wie „Event Horizon“ nur einen Punkt mehr als der vielgehasste „Transformers 4“ haben kann. Hier zeigt das System Lücken, welche sogar die Manipulation der Amazon-Server legitimieren dürfte.

Übrigens: Der aus heutiger Sicht doch noch irgendwie „gute“ – oder zumindest mutige – Film „Matrix Reloaded“ hat den selben Wertungsschnitt wie „Tomb Raider“, nämlich auch um die 3,5. Aber welcher Film ist wohl kultiger und zeitloser? Kleiner Tipp: Die Hauptdarstellerin des gesuchten Streifens hat heute deutlich UNTER 5 Adoptivkindern.

Und gerade bei Serien sollte man noch mehr aufpassen! Schnell entpuppt sich eine 6-Sterne-Rundum-Beschein(ig)ung pro Staffel als teuflisches Blendwerk. Merke: Wer Staffel 2 von Definitiv-Rotz wie „Helix“ toll findet, musste vermutlich schon in Staffel 1 nicht genug brechen. Daher sollte ein Recherchierender sich niemals an den Bewertungen der „hinteren“ Staffeln orientieren. Merke: Wer sich „Stargate Universe“ in der teuren Premiumversion mit extra Depri-Szenen und NOCH weniger Bildkontrast zulegt, wird generell ein Problem mit Kopfi haben und mit Fazits wie „Beste Serie, wo gibt“ um sich werfen. Und gleichzeitig auf einer ganzen Flotte von falschen Dampfern sein.

Wenn gar noch bei verfilmter Laufzeitstopfung wie der letzten(!) „Dexter“-Staffel gute Kritiken und 4er-Durchschnitte herauskommen, nimmt man ganz schnell Abstand davon, irgendeinem Bewertungssystem noch zu vertrauen. – Aber andererseits braucht man es, um bei 13 preisgekrönten neuen Serien pro Woche noch durchzufinden. Muss man z.B. diese hippe Serie sehen, in der Ron Perlman mit dem lieben Gott über Rache palavert? Oder ist diese oft genannte „Transparent“-Serie von Amazon – Transgenderfrau wird Ex-Mann oder so – ein potenzieller Straßenfeger an der eigenen Wohnadresse? Bevor man sich vielleicht umsonst die üblichen 2-3 Episoden zur eigenen Urteilsfindung reinzwirbelt, muss man doch irgendwie eine Instanz vorschalten – oder nicht?

, Die Empfehlungsfalle – Oder: 3,5 Sterne für ein Halleluja

Interessant: Das krachend und verdient gescheiterte „Stargate Universe“ hat einen ähnlichen Schnitt wie das noch immer vermisste „Firefly“. Spätestens bei solchen Entdeckungen, bei denen man im eigenen Logikzentrum das vielbeschworenen trek’sche „Sense Of Wonder“ spürt, überlegt man ernsthaft, in Ein(!)-Sterne-Reviews nach ein paar schönen Geheimtipps zu suchen…

Doch kürzlich bin ich tatsächlich auf die perfekte Formel gestoßen: Die interessantesten (nicht besten!) Serien und Filme haben meist exakt… 3,5 Sterne! Sicher, sie besitzen Schwächen und sind oftmals am Massenpublikum vorbei konzipiert, aber DAS ist es ja, was wir elitären Schnöselschauer wollen: Einen Schnöselschauer auf der Gänsehaut vor Entzücken, einen Geheimtipp, den nicht jeder kennt und die „Transformers“-Transgend… äh, -Generation abschreckt. Ich würde sogar maßlos übertreiben und hier zugunsten des Aha-Effektes dieser Kolumne behaupten: Selten war ich enttäuscht nach dem Genuss von 3,5ern! Vielleicht auch, weil man da keine Erweckung erwartet.

Gerade bei Horrorfilmen scheint es mir fast ein Gesetz zu sein, dass ab dem abgebissenen vierten Stern ein Kleinod auf einen wartet! Die grobe Erklärung: 2 von drei Guckern fühlen sich angenehm überrascht, sobald von Genre-Klischees abgewichen wird. Während der Dritte überfordert ist, weil am Ende das Monster entweder der „böse Geist des Kapitalismus“ war (= experimentell!) oder der Hauptdarsteller selber, der Halspastillen mit LSD-Wirkstoff eingeworfen hatte.

Drei-Komma-Fünf… Auf einer 10er-Skala sind das rechnerisch immerhin 7 von 10! Bei Zukunftia bedeutet dieser Zahlenwert eine Auszeichnung, die gemeinhin mit zwei Oscars und diesem Typen namens „Emmy“ übersetzt werden kann (das Transgender-Thema ist eben überall…)! Wer sich z.B. einen Indie-Film mit 3,5 digitalen Zacke-Sonnen ansieht, kann sich sicher sein, dass irgendwas zumindest „abgedreht“ oder „diskutabel“ ist. Komischerweise fällt bei 3,5ern generell oft das Drehbuchschreiben-Nach-Zahlen weg, ebenso wie schleimigen Darsteller aus der Nasen-OP-Klinik gegenüber. Ja, hinter dem Komma der Drei trennt sich eben die Deppen-Spreu vom Cineasten-Weizen!

, Die Empfehlungsfalle – Oder: 3,5 Sterne für ein Halleluja

Toller SF-Film versus Trash-Gurke: Geht man nur nach den durchaus zahlreichen Wertungen, so sollten wir heute „Speed Racer“-Figürchen in der Müslipackung suchen statt lizensiertem „Boba-Fett“-Fett… Klar, das alles hier ist Geschmackssache, so wie meine Bewertung anderer Leute Geschmackssachen, aber hieraus lerne ich: Wer sich sklavisch an Wertungen orientiert, wird schnell zum wertlosen Orientierungssklaven. Oder so.

Nur unterhalb des Ergebnisses von 3,5 funktioniert diese Faustregel leider nicht mehr sehr genau… Hier sind die wenigen „Gut-Finder“ dann meist doch nur noch pfeiferauchende Phantasten, die einem schlecht geschnittenen, mies gespieltem Streifen gewisse „Ähnlichkeiten mit Werken von kubistischen Traditionalisten neokonservativer Konfession“ bescheinigen.

Trotzdem soll dieses Manifest alle dazu anregen, der persönlichen Filmhistorie auch mal ein paar durchschnittlich bewertete Filme hinzuzufügen. Oftmals ist hier sogar weniger Plastik-Verpackung und Mainstream-Mucke nebst schleimgegelten Hollywood-Hipstern angesagt. Und alleine dafür lohnt es sich meist schon!

Daher fordere ich mit aller Inbrunst für diesen Artikel, diese Kolumne, die ganzen letzten Sätze von Euch eine klare Wertung, die nur so ausfallen kann:

3,5.

Danke sehr.

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Artikel

von Klapowski am 16.03.16 in All-Gemeines

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Kommentare (10)

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  1. Cronos sagt:

    Für diesen Artikel gebe ich 5 Sterne. 3,5 Sterne vergebe ich, weil mir diesen Zahl seltsamerweise seit cirka 10 Minuten im Kopf rumspukt und 1,5 Sterne zusätzlich, weil ich soooooo lange auf einen neuen Artikel warten musste.

  2. Speedomon sagt:

    Hmm. Erwachen der Macht hat ja 3,5. Das ist aber Drehbuchschreiben-Nach-Zahlen in Reinkultur.

    • Klapowski sagt:

      Ist natürlich extrem subjektiv, das alles. Ich find’s aber gut, dass „Erwachen-der-Macht“ den ALTEN Drehbüchern-Nach-Zahlen wieder Vorschub leistet. So ein bisschen im 80er-Style. Irgendwie ist es ja ein sehr klassischer Aufbau, was ja auch oft angekreidet wird.

      Bei heutigen Filmen hat man ja oft vier Actionszenen, bevor überhaupt ein Charakter vernünftig eingeführt wurde. Und manchmal auch GAR nicht. Alleine, dass der Bösewicht bei SW7 etwas(!) mehr als nur ein Marvel-Schminkkopp ist, der die Welt mit einem magischen Wurstbrot-Artefakt vernichten will, mochte ich hier.

      Aber das war den Herren Schlechtfindern bestööömmt wieder zu an-spruchs-voll…? Überall Hate, nur nicht in MEINER Seele. Kein Wunder, dass ich Euch langsam nix mehr aufschreiben will.

      Antworten
    • DJ Doena sagt:

      Ähm, Klapo: Ist der Bösewicht in SW7 nicht dieser fliegende Holokopf, der in etwa so viel Persönlichkeit und Motiviation hat wie seine spezifische Dichte?

      Antworten
    • Speedomon sagt:

      Waren ja gute Sachen in dem Film. Aber ich bin mal voellig unverschaemt und stelle die unbewiesene Behauptung auf, dass ungefaehr eine Million Menschen ein solches Drehbuch hingebracht haetten. Auch wenn ich damit deiner Seele wehtue: es ist nun mal ein Fanboy-Film mit ausuferndem Budget. Aber DAFUER ist er gar nicht schlecht.

      Antworten
  3. G.G.Hoffmann sagt:

    Gerade bei Filmen und Serien kann man sich nicht an der Publikumsbewertung orientieren. Was der eine bekloppt findet, ist für den anderen die Krönung der Kunst und/oder Unterhaltung. Obwohl ich in Sachen SciFi Klapos Urteil stets blind vertraue, halte ich beispielsweise „Event Horizon“ nicht für Kult, sondern für totale Grütze. Letztlich muß man sich einen Film oder eine Serie persönlich antun. Wenn es um reine Geschmacksfragen geht, versagt die Publikumsbewertung als Maßstab eklatant (siehe Helene Fischer). 98% aller TV-Serien und 99% aller Sitcoms finde ich trotz zum Teil hymnischer Kritiken strunzlangweilig. Ich habe in den vergangenen zwei Jahrzehnten – abgesehen von Star Trek – nur vier Serien geschaut: Sex and the City, Desperate Housewives, Boston Legal und Game of Thrones (wobei letztere eine gelungene Mischung aus den beiden erstgenannten ist); ferner vier Sitcoms für erträglich gehalten: Friends, Immer wieder Jim, Two and a half men, Big Bang Theory.

    Ich kann aber ein definitives Ausschlußkriterium für Serien und Filme nennen: daß sie bei RTL (plus) laufen. Der Sender kauft zuverlässig Ware ein, die mich nicht die Bohne interessiert.

    Mehr oder weniger hilfreich sind die Bewertungen dagegen bei Technik. Ich kaufe mir heute grundsätzlich kein Gerät mehr, ohne mich nicht vorher durch 526 Amazon-Rezensionen gelesen zu haben.

  4. DerBeimNamenNennt sagt:

    „Während der Dritte überfordert ist, weil am Ende das Monster entweder der „böse Geist des Kapitalismus“ war (= experimentell!) oder der Hauptdarsteller selber, der Halspastillen mit LSD-Wirkstoff eingeworfen hatte.“

    Experimentell? Das ist jawohl das Überklischee. ;-)
    Da würde ich eher Filme cool und wieder neu finden, die schon ganz offen damit umgehen, dass der zersägte Zombie natürlich eine tiefsinnige, metaphorisch verpackte Kritik am Kapitalismus war und keine Gewaltorgie.

    Wobei ich persönlich der Ansicht bin, dass es ganz normal und natürlich ist, wenn sich die Ansichten und Geschmäcker von Vielsehern/Viellesern sehr von denen des Normal-Konsumenten unterscheiden. Wer nur einen Klischee-Action-Film im Jahr sieht, der findet auch vergleichsweise wenig Abweichung genug. Wer dagegen 20 solcher Filme am Stück sieht, der wird bald erkennen, das viel zu viele Dinge dann immer gleich aufgebaut sind.
    Ähnlich bei Scifi: Raumschiff, Mannschaft mit lustigen Alien und dann das Übliche wie Beamen, Imperien die sich im Hintergrund bekämpfen usw.
    Wir alle kennen das doch: Wenn es lange nix neues mehr in Sachen Scifi im TV gab, ist man sogar für so eine Serie, die eigentlich nix neues bietet, dankbar. Irgendwann ist man dann „gesättigt“ und mag nicht mehr.

    Genauso sieht es halt auch bei Filmen aus. Der, welcher nach einer kubistischen Bearbeitung des Spät-Existenzialismus sucht, wird im Mainstream wohl nicht glücklich, aber der Mainstream kann mit seinen Bedürfnissen nix anfangen.

    Btw: Es gibt ja psychologische Untersuchungen, dass es durchaus entspannend wirken kann, sich alte Fernsehserien anzugucken, um vom Strsess runterzukommen.

  5. bergh60 sagt:

    tach auch !

    ich stimme GGH zu: Event Horizon wurde in seinem Struntz nur von The Black Hole und (wie hieß noch die Familie Robinson im Weltraum?) übertroffen.

    Auf die 3.5 er Wertung werde ich demnächst mal achten.
    RTLplus) , Crime, NOW wasauchimmer geht sowieso gar nicht mehr.
    Dann schon lieber skandinavischen Krimis auf Arte.

  6. Sascha sagt:

    80% aller Serien gewinnen ungemein, wenn man sie kurz vor dem Angucken durch Babylon 5 ersetzt!

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