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Space Sweepers (2021) – Das Gastreview

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Es gab eine Zeit, in der jeder SF-Film zum Klassiker wurde… Laut unseres Gastautors Tobias H. muss dieser Zeitpunkt ziemlich genau im Jahre 1968 gewesen sein – wenn auch NUR in der DDR. Doch diesmal hat sich unser geschätzter Gastautor erweichen lassen und präsentiert einen MODERNEN Klassiker. Und ebenso wie bei Tobias‘ Reviews zu tschecheslowakischen Ausnahmewerken („Die Darstellung der Raketen kann nicht mit den Aserbaidschanischen Visionen mithalten!“) wird man auch in 40 Jahren zu „Space Sweepers“ sagen: „Wasndasfürnscheiß“?


Ein Gastbeitrag von Tobias H.

Wir leben in den Zeiten der (Süd)-Koreanischen Welle. Egal ob die koreanischen Backstreet Boys („BTS“) einen anlächeln oder aber das koreanische Walking Dead („Kingdom“) einen begeistert. Nichts geht im Moment an dieser halben Halbinsel vorbei. So überrascht es auch nicht, dass mit „Space Sweepers“ ein Sci-Fi-Film von dort zu uns kommt.

Mit asiatischer Ware aus diesem Genre hatte ich bisher weniger zu tun gehabt. Ich mag die Werke des Chinesen Liu Cixin und war von der Verfilmung seiner „Wandernden Erde“ enttäuscht, aber sonst bin ich recht unbelastet. So ging ich also an diesen Streifen recht nüchtern heran.

Im späten 21. Jahrhundert (ja so nah ist diese Welt) ist die Erde mehr oder weniger unbewohnbar geworden. Die Begüterten weichen auf große Orbitalstationen aus, auf denen sie ein paradiesisches Leben fristen. Natürlich gibt es auch im All eine Arbeiterschicht, der es dreckig gehen muss. Zu diesen zählen etwa die titelgebenden Weltraum-Schrottsammler. Sie fischen etwa alte Satelliten aus instabilen Umlaufbahnen und verkaufen dann den Müll, bzw. die kostbaren Elemente.

Durch die Entmüllung sind sie aber auch für die Flugsicherheit nicht unwichtig, obwohl die Oberschichtler natürlich auf sie herabblicken. Eine mehr oder weniger sympathische Gruppe dieser Sammler entdeckt dann ein Kind und eine Verschwörung, die mehr Einzelteile als ein Space Shuttle hat.

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Han Solo, Starlord, C3PO – diese verrückten koreanischen Cosplayer mal wieder. Diese Leute verstehen im Film übrigens keinen Spaß, der Kerl ganz rechts ist noch vernünftigsten, wenn er nicht gerade Raumschiffe harpuniert (kein Witz).

Mehr will ich nicht verraten, denn diesen Streifen muss man wirklich gesehen haben, um seinen Reiz zu erfassen.

Kritiker bemängelten die „konventionelle“ Handlung oder aber „das Nutzen offensichtlicher Vorlagen“, aber im Ernst: wen stört das?

Es ist lange her, dass ich ein Weltraum-Abenteuer vor mir hatte, welches in allen Belangen so gründlich ablieferte, dass ich das dreiste Klauen einfach übersehen habe. Wie so oft nehmen die Asiaten etwas von den westlichen Erzeugnissen und machen dann daraus etwas, dass nur die Hälfte kostet und besser funktioniert (ob China das auch mit der westlichen Demokratie eines Tages tun wird?). Man bekommt hier einen völlig irren und übervollen Mix aus: „Serenity“, „Elysium“ und „Guardians of the Galaxy“, abgeschmeckt mit einem Schuss „Blade Runner“ und mit einer Prise „Alien-Ästhetik“ als Kirsche obendrauf. Selbst die Mannschaft kommt so unglaublich bekannt daher, dass es eigentlich wehtun müsste.

Man hat den coolen Han Solo als Captain, nur halt als Asiatin. Den krassen Waffennarren und Techniker Jayne Cobb, aber eben als koreanischen Axtkämpfer. Und den hochmoralischen James Holden, nur eben als besorgten Vater mit Schulden. So schlimm es klingt: Dass, was man hier sieht, ist besser als manche der genannten Vorlagen.

Die Figuren funktionieren tadellos, die Action zündet (davon gibt es reichlich) und das ganze Setting sieht so erstaunlich gut aus, dass man sich fragen muss, was die CGI-Leute in Hollywood eigentlich die ganze Zeit über falsch machen. Schön ist auch die Tatsache, dass dieser Film reich an verschiedenen Sprachen (und Untertiteln) ist. Ein Welt, in der die Menschheit im All angekommen ist, ist sicherlich auf diese Weise glaubhafter.

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„Was haben wir denn da? Ist das wertvoll? Eignet es sich für den Rest der Kinowelt?“ Ich denke ja, denn es ist der beste Krachbumm-Film seit Jahren…

Das Ergebnis ist ein Nonstop-Dauerfeuer (auch im Bezug auf Waffen) mit viel Humor und ab und an ungläubigen Staunen über einen Film, der einfach nicht mehr sein will, als ein cooles Abenteuer.
Und der gerade deshalb so schön ist.

Alberne „tiefgründige“ Figurenzeichnungen fliegen gleich ganz raus und die Schurken sind hier einfach nur böse, ganz ohne schwere Kindheit. Ja, so macht man es in aller Plattheit richtig. Dazu kommt noch, dass es hier so viel zu sehen gibt (und davon noch mehr), dass man kaum hinterherkommt, um all die Details dieser Welt zu erfassen. Selbst nur kurz gezeigte Raumstationen sind randvoll mit Werbeschildern realer und fiktiver Firmen. Es ist selten, dass ich für den Pause-Knopf so dankbar war.

Zugegeben: die Story ist hier Nebensache und ein nerviges Kind musste trotzdem sein, aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau. Schon in „Alien 2“ kam man nicht ohne aus – und wer würde leugnen, dass dieser Film ein Klassiker ist? Womöglich schafft das „Space Sweepers“ auch. Gerade das Klauen ist eine der Stärken. Es ist einfach göttlich, wenn Koreaner glauben, Amerikaner zu sein und diese gerade dadurch wundervoll parodieren.

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Auch mal chillen: wo Rilke auftaucht, bleibt kein Auge trocken. Und nein, was es mit dieser schönen Sequenz auf sich hat, erkläre ich an dieser Stelle nicht.


Fazit: flacher Spaßfilm auf Speed – und absolut nicht mehr. Sehenswert, wenn man genug von drögen Dramen und Pseudo-Tiefgründigkeit hat. Klarer Tipp für alle Leute, denen die „Guardians of the Galaxy“ schlicht zu langsam waren.

Ich persönlich warte nun auf den koreanischen „Marsianer“ oder aber die coolere Asia-Variante von „Matrix“.

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Artikel

von Klapowski am 07.01.22 in Gastbeitrag

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Kommentare (6)

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  1. FordPrefect sagt:

    Es war tatsächlich auch die Qualität der Effekte die mich schon im Trailer begeistert hat.
    Aber ansonsten bin ich nicht mit dem Film warmgeworden. Vielleicht liegt es auch an der Syncro. Oder allgemein an der Sprechart in Asiatischen Filmen, ich bin mit keiner der Figuren irgendwie warm geworden. Alles wirkt für mich Mega aufgesetzt.
    Was wirklich sehr schade ist, eigentlich ein netter Origineller Film.

  2. Zuse sagt:

    Mir reichen die Bilder: Das ist NICHTS.

    Der Monster-Film von 2005 oder so: Das war war TOLLES!

    Das hier sieht aus wie 08/15-Kram von wo immer Du wohnst.

  3. Hayos sagt:

    Hab‘ den Film genauso empfunden und genossen wie der geehrte Herr Gastrezensent. Und die Pausetaste war ebenfalls mein bester Freund – u.a. auch bei der Szene mit dem „Rilke“-Buch :D Oder das T-Shirt des kleinen Mädchens: da stand irgenwas auf Deutsch drauf – so wie eben random-mäßig bei uns die T-Shirts mit englischen sinnlosen Wörtern bedruckt sind :D Das ist schön sinnbildlich für den allgemeinen Mix der Kulturen & Vorbilder im Film, das wurde ja prima herausgearbeitet in der Rezension.

    Wenn’s geht, auf jeden Fall im O-Ton anschauen, da man im Film unterschiedlichste Sprachen hören kann – das ist dann auch bei aller Re-Mixerei ein Novum im Genre. Russisch, Dänish, Filipino, Spanisch, Chinesisch etc…und Deutsch glaube ich auch, die Sichtung ist schon wieder eine Weile her…

    Ach und Effektetechnisch auch erste Sahne auf AAA-Niveau. Leider vermute ich aber, dass die VFX-Leute schlecht bezahlt wurden, bei gerade mal 21 Millionen US $ Budget. Normalerweise nicht möglich für das Geld auf dem Level (komme selbst aus der Branche).

  4. bergh60 sagt:

    tach auch !

    War der Film nicht mal ein Tipp von hier ?

    Auf jeden Fall fand ich ihn etwas exotisch, charmant, herzerwärmend und ja die Effekte ware unglaublich gut für das Budget.
    Insgesamt kann ich voll zustimmen.

    Selbst die Ich muß mal AA Szene fand ich hier passend und amüsant.

    Gruß BergH

  5. verwirrter Gast sagt:

    Habe den Film auch vor einiger Zeit gesehen, nachdem ihn hier Jemand empfohlen hatte.
    Handwerklich wirklich gut gemacht – schöne Tricktechnik. Inhaltlich hat mir der Film dann aber nicht so wirklich zugesagt. Wobei ja die Idee um explodierende Kinder als lustiger Twist gar nicht mal so schlecht war. Aber vor allem störte mich wohl mal wieder diese typische Schwäche, die leider viele Asia-Filme haben. Also diese oftmals „leicht übertriebene“ und zuweilen recht kitschige „Emotionalität“ … Wenn quasi mal wieder die Milch im Kühlschrank alle ist und der Hauptdarsteller deswegen gleich kreischend und heulend, wie ein kleines Baby, auf dem Rücken liegt.
    Also kann man sich durchaus mal ansehen, aber mal sollte dabei besser nicht nüchtern sein.

    … Jetzt fällt mir auch noch ein, dass ich letztlich auch vielmehr das Gefühl hatte, da gerade einen schön durchgeknallten Kinderfilm gesehen zu haben. Beisst sich allerdings auch ein wenig mit den vielen Untertiteln. Die meisten Kinder sind ja damit wahrscheinlich doch etwas überfordert.

  6. JP1957 sagt:

    Ich bin schon nach einer Viertelstunde bei der „Schlacht“ der Schrottsammler ausgestiegen.

    Öde und anstrengend.

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