„Sputnik“ – Das Review (Ein Gastartikel)
Nicht nur Armin Laschet steht gerne mit breitem Lachen vor Trümmerhaufen: Auch ich betrachte gerade mein chaotisches Mail-Postfach und versuche die wichtigen Mails der letzten 4 Monate herauszufiltern. – Dieser Gastbeitrag ist jedenfalls von Tobias H. und behandelt einen Film, auf den ich schon länger interessiert schiele. Da Tobias aber leider nie Abschlusswertungen verwendet, bin ich überfordert und freue mich stattdessen auf den „Monster Hunter“-Streifen. Schließlich gehe ich schon seit drei Tagen mit meiner Rathalos-Rüstung (mit Resistenz gegen Giftschaden) ins Büro.
„Sputnik“ war nicht nur ein Meilenstein der Raumfahrt und ist ein politisch hochgeladener Impfstoff. Nein, es ist auch der Titel eines 2020er Horrorfilms aus russischen Landen. Doch lohnt sich diese russische Variante von „Alien“ (so wurde er jedenfalls mal beschrieben)?
Im Jahr 1983 geht das sowjetische Reich seinem Ende entgegen. Nur eine kleine Gruppe Helden (=Kosmonauten) leistet erbittert Widerstand. Leider bringen zwei der Raumfahrer etwas von oben mit, das besser dortgeblieben wäre. Hier offenbart sich auch gleich einer der schwersten Fehler des Films: Man erlebt, wie ein Alien sich außerhalb der Raumkapsel bewegt. Später ist es nach der Landung in der Kapsel und, genauer, im einzigen Überlebenden. Wie kam es dorthin? Die Luke im All zu öffnen hätte beide getötet und nein, einen Wiedereintritt überlebt nichts, egal wie außerirdisch es auch sein mag. – Egal… Die dichte Öffnungssequenz skizziert ohnehin nur die Idee.
Nach der missglückten Mission lernen wir Dr. Klimova kennen. Die unterkühlte Psychologin ist bekannt für etwas zu gewagte Ansätze der Analyse und wird schnell vom finsteren Militärkommandanten Semiradov angeheuert. Der überlebende Kosmonaut sitzt in einem Labor und ihm geht es besser als je zuvor…
„Nein, das Ding ist kein Boiler! Verschwinden Sie.“ Die Sachzwänge einer Mangelwirtschaft kommen an vielen Stellen sehr glaubhaft rüber.
Bis hierhin dachte ich wirklich, es kann jetzt nur weiter bergab gehen, aber weit gefehlt, denn sind die Figuren erst mal alle aufgestellt, dann entwickelt „Sputnik“ eine interessante Wirkung. Die eigentliche Spannung kommt hier aus der Analyse und dem allumfassenden Misstrauen, welches für jene Ära so typisch war. Langsam, ganz langsam tastet man sich an den wahren Umfang des Problems heran und keine Figur ist hier so richtig positiv oder gar sympathisch. Das Design macht sein Übriges, denn wo „Alien“ einst eine eigene, industrialisierte und hässliche Technik zeigte, ist hier alles irgendwie schmutzig, alt und benutzt, wenn auch nicht kaputt. Abgesehen davon ist das Szenario noch unverbraucht, denn warum sollten Außerirdische stets auf Amerikaner treffen? Ein interessantes Gegengewicht in filmischer Hinsicht ist das hier allemal.
Stellenweise weiß man hier nicht, was schwerer wiegt: dass Kosmonaut Veshnyakov womöglich ein Alien mit sich rumschleppt oder aber, dass er die USA mehrfach überflogen hat. So oder so ist ein Schutzanzug oft unumgänglich.
Leider krankt der Film an den Figuren und erspart uns keine unnötige Liebesgeschichte (da merkt man den verderblichen Einfluss des Westens!), die in dieser „romantischen“ Atmosphäre mehr als nur aufgesetzt wirkt. Umgekehrt schafft er aber wunderbar, ein unflexibles System zu zeigen, das mit besonderen Situationen nur überfordert sein kann. Ohne hier zu viel verraten zu wollen: das Ende versteht es, zu überraschen.
Fazit: kühler Laborfilm mit etlichen Horrorelementen. „Sputnik“ ist der finstere Gegenentwurf zu solchen Werken wie „Arrival“ oder dem allzu braven „Unheimliche Begegnung der dritten Art“. Er hat viele Macken, aber wer was für andersartige Filme übrig hat, kann getrost mal reinsehen. Die Optik allein macht ihn schon sehenswert.
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