Film- und Serienkritiken

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„Homeland“ – Serienreview von Staffel 1

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„Homeland“ – Hoch gelobt von Kritikern, SPIEGEL und dem weißen Einhorn in meinem Garten. Eine große Abrechnung mit den dunklen Jahren der Bush-Ära sollte diese Serie sein, eine ebenfalls düstere Taschenlampe, die mit massig erhellendem Schwarzlicht miese Stimmung verbreitet und dennoch den Nerv einer Generation trifft. Ist Homeland wirklich bei unserem Seriegeschmack zu „Home“, oder ist das ganze einfach nur (hihi)… total Homo? Der Kriegsheimkehrer aus schlechten Serien testete die erste Staffel…

Der Inhalt ist schnell abgefrühstückt: Ami-Soldat Brody wird nach 8 Jahren – mit neuem Zauselbart – aus irakischer Folterhaft befreit. So weit, so Blut. Doch eine Agentin, die teilweise häufiger gezeigt wird als der „Held“, meint von einem Kontaktmann vernommen zu haben, dass ein Amerikaner „umgedreht“ worden sei. Sie verwanzt und verkameratet(?) kurzerhand Brodys eheliche Wohnung, wird aber die meiste Zeit nur Zeugin, wie kaputt der Heimkehrer eigentlich ist. Oder dass er nur schweigsam in den Badezimmerspiegel schaut. Gegen DEN ist Dexter ja echt schon ein charmeversprühender Sonnenschein.

Okay, erst das Negative(?): Die Serie sieht nicht unbedingt toll aus, besticht sie doch durch erdige Brauntöne (mit dem grauen Schatten einer indirekt angestrahlten Flak-Gun, um genau zu sein) und hat auch sonst farblich alles, was man im Anus des amerikanischen Selbstverständnisses erwartet. Sie wirkt leicht deprimierend, distanzierend und dehydrierend, was auch dadurch unterstrichen wird, dass einem die Figuren anfangs nur so sympathisch sind wie ein irakischer Selbstmordattentäter in einem jüdischen Kindergarten. Oder jüdische Attentäter in einem arabischen Kindergarten, je nach politischer Ausrichtung unserer werten Leser. Allah ist übrigens groß – und so. (*tickende Pakete aus Redaktionsgebäude trag*)

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Der Soldat und „seine“ Agentin. Die schmierige Bildstörung auf der linken Seite bitte ich zu entschuldigen. Brody ist hier von den Irakern durch eine Zementmischmaschine gezogen worden, eine Foltermethode, die nicht ganz sauber ist und auch von Brodys Frau viel abverlangt („Verdammt, ich habe ja Verständnis für Deine Vergangenheit, aber kannst Du bitte aufhören, beim Kacken im Klo zu versickern?“)

Wer Walts Ehefrau Skyler in „Breaking Bad“ schon nervig fand (Was auch daran lag, dass diese verwerflicherweise ein normales Leben führen wollte und Serienzuschauer dies nur bei RTL2 honorieren), wird auch hier oftmals denken: „Hey, soll ihr Mann doch Reporter verkloppen, irgendwie muss er sich doch den ganzen irakischen Wüstensand aus dem Ärmel schütteln!“ – Schließlich ist man froh über jede Zuspitzung von… irgendwas, was der Ehefrau-Figur die undankbare Rolle gibt, der interessant-gebrochenen Figur ständig Kitt und Klebestreifen um die interessanten Trümmerstücke der Seele zu pappen.

Ein bisschen muss ich der Serie auch ankreiden, dass das normale Familienleben etwas zuuu schnell wieder in Gang gebracht werden soll. Würde man einen traumatisierten Kriegsveteranen nicht mit Psychologen zubomben, statt ihn zwecks mentaler Stabilisierung Mülltüten an die Straßen tragen zu lassen? Okay, das alles soll wohl zeigen, dass die Kriegserlebnisse ein Tabu sind, aber wenn die Ehefrau erst beim Anblick des zerschundenen Männerkörpers auf die abwegige(?) Idee kommt, dass ihr Mann eventuell mal sanft mit dem Gartenzaun gefoltert wurde, fühlt man sich als normal fühlender Mensch doch sehr überlegen vor diesen verdrängenden Gefühlskrüppeln mit der Kommunikationsbereitschaft eines taubstummen Geheimnisträgers. – Wenn MEIN Freund Sparkiller aus einem Kriegsgebiet zu mir zurück kehren würde (sagen wir mal, er ist zwischen 30 hungrige Trekkies und einen Würstchenverkäufer geraten), ich würde ihn erst mal fragen, ob er denn überhaupt Sex WOLLEN würde oder ob ihn die Janeway-Cosplayerinnen bereits für die nächsten 5 Jahre erotisch befriedigt hätten.

Doch hier ist alles sehr hart, kalt, abstoßend und stellt die Traumafolgen so ungeschönt dar, dass man manchmal denkt, dass es vielleicht sogar realistischer wäre, ab und zu mal einen Moment der Leichtigkeit einzubauen. Irgendwann MUSS hier doch auch mal die Sonne durch das Wohnzimmerfernster scheinen und ein Militärpsychologe/-pfarrer/Zeuge Jehova/netter Arzt mit einem Strauß selbstgepflückter Gänseblümchen vor der Tür stehen. Warum soll sich der gebrochene Mann reintegrieren, wenn alles um ihn herum irgendwie angestrengt oder graubraun wirkt? Das wäre so, als würde man einem schwarzen Schaf einen farblichen Schuss ins Anthrazitfarbene abverlangen. Ein bisschen fehlen hier die Kontraste, dem hehren Ziel zu Trotz, Amerikas Bush-Zeit den siffigen Badezimmerspiegel vorzuhalten.

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„Bitte nicht erschießen, ich HASSE Frau und zwei Kinder!!“ – „Okay, die Gehirnwäsche ist erfolgreich.“ – Echt zum Schießen: In Rückblicken werden uns kleine Ausschnitte von Brodys Vergangenheit als Waschbetonbeschwerer in einer Minizelle gezeigt. Hier wird er gerade aufgefordert, dem Kugel-Ausweichmove aus „Matrix“ auszumachen. Denn die meisten Iraker kennen sehr wohl unsere westlichen Erfolgsfilme…

Ja, diejenigen, die den Marine belauschen, auf Schritt und Tritt und Fick überwachen, haben NATÜRLICH den Schuss nicht gehört – oder aber ein paar kriegerische zu viel. Aber irgendwann haben wir dann doch kapiert, dass der gute Dings im Baumarkt keine Bombe kaufen will, sondern nur Material für den Zaunbau. Und dass nicht viel Handfestes passiert (von den Rückblicken abgesehen, wo Hansi Wurst sehr wohl mit den Irakern kooperiert) macht es streckenweise schwer, die Serie zu mögen. Zumal der Hauptdarsteller und Cheftraumatisierte dröger und langweiliger wirkt als beispielsweise Toni Soprano (hat uns wenigstens in jeder Folge den Inhalt seines Kühlschranks erzählt), Dexter (zerhackt Mörder, eingängiger geht es an Stammtischen nicht!) und Walter White (immerhin Lungenkrebsgeburtshelfer aus „Breaking Bad“).

ABER das soll uns manchmal auch nur einlullen, denn immer wieder werden Zweifel in uns gesät, was nicht nur bildlich vorgestellt sehr interessant ist. Hier muss man dranbleiben, die Augen aufhalten und den Wegzapp-Impuls ganz tief in der Chipstüte verborgen.

Wo man aber auch langfristig nur ungern dranbleibt, ist an der passiven, überbraven Frau (ist das hier ein Spin-Off zur Gähnserie „Mad Men“?), der man nur zugute halten kann, dass die Schauspielerin die Prostituierte aus „Firefly“ war… Selten so eine angepasste und uninteressante Haarsprayträgerin gesehen. Was natürlich gewollt ist, aber den eh schon kleinen Figurenfuhrpark an „mögbaren“ Charakteren auf ein verkrampftes „Das erschossene Reh aus Folge 4 war süß!“ herunterdampft.

Aber soll ich Euch mal was sagen, die ihr Euch eventuell mit Megahai-Trashfilmen Luft auf Euren 150-Kilo-Adoniskörper fächelt? Ich sehe inzwischen lieber eine kantige, düstere, (über-)realistische Serie à la „Homeland“, als in Spielbergs „Terra Nova“-Serie ehemaligen „Voyager“-Autoren beim Pflanzenfresser-Kinnkraulen zuzusehen. Lass es etwas zäh sein, die Richtung nebelhaft, die Charaktermotivation über lange Zeit verborgen/verschlüsselt und die Figuren so unglamourös wie der Kleingeld-Kassierer in der Kackecke von McDonalds! Die US-Kabelkanäle HBO – und so – wagen wenigstens noch etwas und halten den Zuschauer für weniger doof als es die johlenden Topmodell/Superstar-Flachbratzen from Outer (Brain-)Limits sind!

, „Homeland“ – Serienreview von Staffel 1

„Du, wir können uns nicht mehr gegenseitig treffen!“ – „Wieso, hast du die Peitsche verloren?“ – „Nein, mein Mann ist aus dem Krieg heimgekehrt. Du weißt schon, DEIN bester Freund. Wenn er rauskriegt, dass wir miteinander schlafen, bekommt er wieder seine Traumazuckungen, verschüttet den Kaffee und ich muss wieder die Sofakissen ausputzen.“ – „Hööö…?! Also hast Du die Peitsche jetzt noch, oder nicht?“ – Mäßig spannend: Der Fremdgeh-Plot. Wo sollte die Frau denn 8 Jahre mit ihrem Vaginalsekret auch hin?

Und wir erfahren hier immerhin etwas über Geheimdienste, was eventuell etwas weniger Nervenklinik-Einweisungsberichtigt daherkommt als der Käse aus „24“, „Alias – Die Agentin“ und den Dokudramen „Spy Kids“. Dass die Ermittler selber nur arme Würstchen mit der Lizenz zum Mittelgroße-Brötchen-Backen sind, glaube ich jedenfalls sofort, ebenso den Verdrängungskrieg hinter den Kulissen („Ich habe mehr Nicht-Terroristen aufgespürt als Du!“ – „Dafür habe ich die Powerpoint-Präsi mit den günstigsten Kopftuchdealern angefertigt!“). Und dass ab und zu mal ein Agent auffliegt, der selber eher wenig wie James Bond daherkommt (schon wegen der Brüste) und bei jedem Einsatz eines Technik-Gadgets das große Muffensausen vor den anbrausenden Muftis bekommt, dürfte auch soweit korrrrekt sein.

Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob die psychotablettenschluckende FBI-Agentin (Motto: „Hat sie den Tipp mit dem umgedrehten Ami WIRKLICH bekommen?“) nun ein grandioser Erzählkniff ist, um den Verfolgungswahn der Ermittlungsbehörden zu kommentieren, oder ob das nicht etwas zu sehr plakativ daherkommt. Aber ich will für so etwas nicht undankbar erscheinen bei einer Serie, in der auch mal minutenlang nur ein Spiegel abgewischt wird oder zu Abend gegessen. Irgendwo müssen die Alleinstellungsmerkmale ja herkommen und da ist eine Pillendose ja sehr legitim, schon aus eigener Erfahrung (*LSD einwerf*)…

Und spätestens nach Folge 5 & 6 nimmt das Ganze dann doch deutlich Fahrt auf, nachdem die ersten Episoden eher „fart“ zu bieten hatten (haha, deutsch-englisches Wortspiel. Gut, was?). Alle Figuren verstricken sich immer mehr ineinander. Nur nicht der Veteran, der onaniert einfach im Stehen auf seine Frau, haha. Jedenfalls wird unklar, wer wen und wann beobachtet. Und alle Wendungen und Enthüllungen sind clever geschrieben, die kleinen (viele) wie die großen (wenige). Und zwischendurch tut es gut, neben den vielleeeeicht überflüssigen Überwachungsaktionen an Brody (was aber dann etwas lame für die gesamte Serie wäre) noch ein paar wirklich böse Jungs zu sehen. Araber natürlich. Man weiß ja, was sich gehört… Das Motto ist: Wir mögen paranoid sein, aber das bedeutet nicht, dass wir ab und zu nicht auch Recht haben.

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„Da, das muss etwas zu bedeuten haben! Brody ist gerade mit einem Fliegenden Teppich und einem dicken blauen Typ über eine arabische Stadt geflogen!“ – „Hast du wieder deine Pillen nicht genommen? Du hast auf „Aladdin“ im Disney Channel umgeschaltet.“ – Sofasurfer: Claire lässt einfach nicht locker, zum Unmut ihrer Vorgesetzten, die in ihrem Apartment einfach nur mit der kessen Blondine schlafen wollen. – Verdammtnochmal!

Schön auch, dass man keine Angst hatte (Bibber), naheliegende Klischees auch mal aufzubrechen. So haut Brody nicht etwa seine beiden Kinder zu Klump („Aaaah, Deine Haare sehen aus wie ein Turban, graaa!“), sondern kommt sogar besser mit ihnen klar als die gähnige Frau Mama. – Recht so, ein Traumatisierter ist immer noch ein besserer Erzieher als eine Tussi. Prosit!


Fazit: Natürlich könnte ich jetzt seitenlang den politischen und kulturellen Stellenwert dieser Serie analysieren, aber ihr wisst ja, dass Euer Klapo ein cleveres Kerlchen ist (*Teebeutel aus Kaffeefilter zieh*), ich somit also viele Feinheiten bemerkt habe und Euch hiermit bestätigen kann, dass sie DA sind. Wenn ihr bei solchen dramaturgischen Suchbild-Details nicht innerlich abschaltet (oder schlimmer: zu „Terra Nova“!), dann schaut es Euch mal an! Ich werde es garantiert bereuen! („Total öde, Klapo! Früher warst Du bissiger!“ *Bisswunde raushol*)

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von Klapowski am 16.10.12 in Serienkritik

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Kommentare (4)

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  1. Onkel Hutt sagt:

    Ich glaub, da setz ich mal aus. „Araber, Geheimdienst, Krieg, Trauma, God’s own country“ sind mir schon zuviel Schlüsselwörter die weit oben auf meiner persönlichen „Mag ich nicht“-Liste stehen.
    Nach einem langen Tag möchte ich in letzter Zeit ungern noch schwerverdauliche Gesellschaftsdramen in mein Hirn injizieren sondern setze lieber auf fluffigleichte Unterhaltung a la Simpsons, South Park oder Big Bang Theory….

    Aber, Klapo, hättst du nicht mal soviel Zeit und Lust, ein paar Filme wie Megadolon, Sharkosaurus, Crocodinoshark oder wie die noch so heissen, zu rezensieren ? Bei deiner Erfahrung und abgebrühten Netzhaut dürfte nicht viel passieren, ich habe spätestens bei der Szene, wo der Hai aus dem Ozean springt um ein Flugzeug zu fressen, aufgehört zu glauben, der Drehbuchautor habe nicht unter allen Drogen dieser welt gestanden.

  2. Everest sagt:

    Ich würde hier ja gerne meine Meinung zur ersten Staffel schreiben, aber das hast DU, lieber Klapo mal schon wieder bereits getan. Danke also fürs Arbeit abnehmen. Ich hätte da übrigens noch so einen Vermerk, der an den Referatsleiter gehen soll, könntest Du da vielleicht auch…?

    Zur Serie: Ich fand es spannend und viele kleine Kniffe (Tochter hat ihren bombigen Papa lieber als die strenge Mama, was im Irak der Djihadist ist in Wahsington der Karrierist, etc.) für eine amerikanische Serie erstaunlich realitätsnah. Den hohen Sympathiewert des netten CIA-Opas auf dem Sofa oben im Bild hast Du völlig außen vor gelassen – schade, das ist der einzige von der ganzen Truppe dem ich mein Baby in die Hand drücken würde, wenn ich gerade mal zur Toilette muss, ohne Angst zu haben, dass ich es danach in gebrauchtem Zustand zurück bekommen würde.

    In den letzten Folgen der ersten Staffel war das Muster der Serie allerdings schon recht klar zu erkennen: (SPOILER) Die Autoren wissen selber nicht, ob der gute Mann nun als Taliban oder Vorzeigesoldat in die Geschichte eingehen wird und drehen den Zuschauer daher immer so lange in eine Richtung, bis er sich an die gewöhnt hat, nur um dann wieder um 180° zu schwenken…LOST, ick hör dir trapsen.

  3. Everest sagt:

    P.S @Sparki: Wo kann ich bei WordPress eigentlich ein Avatarbild einstellen? Bin dafür offensichtlich zu doof.

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