Raumpatrouille Orion – Rezension aller Folgen (Teil 2)
Nach anfänglicher Skepsis („Orion? Was ist das? Kann man damit abchillen?“) in den Kommentarfeldern äußerten sich ja dann doch einige heimliche Fans der germanischen Himmelssaga. Wer sich selbst bereits nach dem zweiten Teil verzehrt hat, darf mit unserem zweiten jetzt noch ein letztes mal auswärts essen… Wie schon in der letzten Woche erwähnt, gibt es auch diesmal keine leicht verdienten Nostalgie-Bonuspunkte. Wir bewerten die Serie also quasi wie „Heroes“ und „Supernatural“. – Nur halt doppelt so gut…
Geschichte:
Als ein Raumschiffkommandant scheinbar zu den Frogs überlaufen will, ist die Regierung in heller Aufregung. Sofort wird McLane ein Psychologe an Bord gegeben, um derartiges in Zukunft zu verhindern und eventuellen Raumkollern vorzubeugen. – Doch schon beim ersten Zwischenstopp benimmt sich auch McLanes Crew irgendwie seltsam…
Meinung:
Gehirnmanipulation und Revoluzzer, Gedächtnisstörungen und Hexenjagd: Diese Folge versprach von Anfang an eine wegweisende Bestie an Unterhaltungskraft zu sein, denn Bewusstseinsveränderung und Unterwanderungsphantasien gehörten zur SF schon immer dazu wie eine gewisse Hautverdunkelung im Kohlebergbau.
So waren die Erwartungen entsprechend hoch, wurden jedoch durch die typisch orion’sche Hinhaltetaktik erst sehr spät befriedigt. Um es noch deutlicher zu sagen: 60 Minuten für eine solche Story sind einfach 20 zu viel! Von abgelutschten Rechtfertigungsfloskeln wie „Der Weg ist das Ziel“ möchte ich in dieser Hinsicht deutlich Abstand nehmen, denn wer nimmt schon kilometerweite Wege auf sich, um am Ende nur feierlich ein buntes Hustenbonbon überreicht zu bekommen („Komisch… Du atmest ja so schwer. War weit?“)?
Wie bei vielen anderen Orion-Geschichten auch, wäre hier die Schere der beste Freund des Menschen gewesen: 5 Minuten zielloses Herumirren hier: Schnipp. 5 Minuten Handlungserklärungen für mental Mindergespacte dort: Schnapp. 5 Minuten an der Elektrik des Außenpostens herumreißen: Schnuppe. – Aber gut, ich will diese Folge nicht schlechter machen, als sie ist. Denn im Gegensatz zu den 3 Vorgängern wurde hier mehr Wert auf Psychologie gelegt, als nur auf solch megaschrägen SF-Krempel wie Vakuumverpackungen oder analoge Datenverarbeitung zu setzen. Der Psychologe, der dem Commander da aufgedrängt wurde, war zumindest schon mal eine interessante Abwechslung im Figuren-Sechserlei. Dass der nette ältere Herr Doktor eigentlich nur mitgeflogen ist, um allen Beteiligten – und den Zuschauern – am Ende eine temporäre Strahlengehirnwäsche zu erklären („Ja. Er erinnert sich nicht mehr an das Geschehene, stellen Sie sich das vor!“) stört da erstaunlicherweise wenig.
„Sehen Sie? Wie ich sagte: Unter dem Einfluss der Hypnose-Strahlen programmiert Frau Jagellovsk einen unabwendbaren Selbstzerstörungsmechanismus. Faszinierend!“ – „He, rückt mal da vorne! Ich sehe ja gar nichts!“ – Bescheiß-Beweis: Endlich wird klar, warum sich die Crew am Computer stets so seltsam verhielt. Die bösen Frogs hatten die Mannschaft nämlich einfach in ein SF-Serie der 60er-Jahre versetzt. Clever!
Der Grundgedanke, nämlich, dass der eigene Schiffcomputer seine eigene Mannschaft zu ungewollten Handlungen zwingen kann, ist ebenso positiv-trashig wie erfrischend einfach. Heutzutage würde man sich so eine simple Lösung gar nicht mehr trauen und eine ähnliche Geschichte z.B. mit Nanomolekülen erklären, die sich im Körper re-pliiii-zier-en und die Hirnchemie umschreiben. Aber das scheiterte hier glücklicherweise an der damaligen Einstellung „modernster“ Technik gegenüber: Alles, was kleiner als ein Kubus mit einem Meter Kantenlänge ist, KANN ja gar nicht funktionieren. Wo sollte denn da auch der umgebaute Dampflokomotivenmotor reinpassen?
Nein, Raumschiff Orion erklärt seltsame Phänomene halt noch so, wie wir es beim kindlichen Spiel mit Legofiguren getan haben: Todesstrahlen? Schrumpfmaschinen? Seltsame Verwandlungen? – Das überließen wir einfach einem mysteriösen Zusatzpinöckel in der kunterbunten Spielstadt und spielten uns fröhlich den Wolf…
Fazit: Dass diese durchaus nette Folge am Ende, trotz amüsanter Hexenjagd für eher verkalkte Besenreiterinnen („SIE haben den Computer umprogrammiert! – „Nein, SIE!“) dann doch keine 5 Punkte geschafft hat, liegt abermals nur an den zahlreichen Knoten in der Zeitleiste: Verlassene Außenposten haben wir jetzt schon in zwei von drei Folgen gesehen. Es wäre also nicht nötig gewesen, schon wieder Trekkingboots und Wanderhoden zu schnüren, um erneut in Kalles großen Plastik-Supermarkt herumzutrampeln und irgendwelche Kabel kurz- und kleinzuschließen. Allein dies ist eine Sequenz, die so viel Energie aus der Geschichte und den Augenlidern des Zuschauers saugt, dass man an seinem eigenen Fernseher ebenfalls einen Gehirnwellenmanipulator vermutet.
Wenn auch einen auf Leerlauf…
Geschichte:
Die Orion entdeckt, dass auf ehemals unbelebten Asteroiden neuerdings das blühende Leben… blüht: Wasser, Pflanzen, Atmosphäre. – Alles ist da, dabei aber unklar. Auf einem der Asteroiden entdeckt man zwei Männer, die Raumschiffe unbekannter Bauweise besitzen. Doch das ist erst der Anfang der Geschichte, die sich – wie immer – um die rettung der Erde und einen gar seltsamen Planeten dreht, der von Frauen bevölkert wird.
Meinung:
Wenn mein Klempner sein Handwerk so verstehen würde wie dieser SF-Drehbuchautor, könnte ich morgens mein Treppenhaus mit einem Kanu verlassen… Symptomatisch für „Raumpatroille Orion“ ist ein Bild des Weltalls, gegen das sogar eine Massenschlägerei erstaunlich viele Regeln hat: Sterne werden weiterhin konsequent mit Planeten verwechselt. Auf geringförmig erwärmten Asteroiden bildet sich außerdem so schnell Wasser, Atmosphäre und die Obi-Grünpflanzenabteilung, dass die biblische Schöpfungsgeschichte mit ihrer damaligen 7-Tage-Woche fast Minderwertigkeitskomplexe bekommen müsste. Und die größte Seltsamkeit aus dem Sternbild „Dicker Hund“ ist die Tatsache, dass unsere Sonne, wenn man sie ein wenig wärmer dreht, gleich einen Planeten in einem anderen Sternensystem mit erwärmt. – Tja. Was man dort wohl dann sagt, wenn man mal über das zu warme Wetter klagt?
„Kein Wunder… Der kleine weiße Punkt da hinten ist ja auch soeben aufgegangen! Noch etwas Sternencreme mit Lichtschutzfaktor 0,001?“
Das sind erstmals Astronomie und Astrologie in perfekter Symbiose…
Vielleicht war die irdische Sonne aber auch bereits lebensfeindlicher, als die Menschheit in ihren ozeanischen Städten es in dieser Folge mitbekommen hat? Ab der 100-fachen Intensität einer Supernova würde ich als normaler Fernsehzuschauer einen gewissen Ferneffekt ja durchaus schlucken…Sogar die „Lichtjahr-Problematik“ würde ich dann höflich vergessen (ich dachte, die Erdensonne wäre erst kurzzeitig so heiß geworden?)…
Fremde Männer im Planetoiden-Feld? Na, solange die Aliens es keine Ausländer sind, bleibt die Crew erst mal höflich und schießt nur das fremde Raumschiff zu Klump.
Doch bevor mir das Lästermaul noch so groß gerät, dass ich versehentlich ein schwarzes Loch verschlucke (= Die geplante Story der nie verfilmten 8. Orion-Episode), möchte ich zu den Pluspunkten dieser Geschichte kommen: Die bisher erwähnten Kritikpunkte haben erstmals nämlich kaum Auswirkungen auf den Wohlfühlfaktor. Da kann Herr Celsius auch um 360 Grad (Haha!) in seinem Grab rotieren: Der ganze Erwärmungsblödsinn ist trotz Phantasten-Physik extrem unterhaltsam!
Und ich muss noch nicht mal den allzeit bereiten Trashfaktor bemühen, mit denen Personen ohne Geschmack ihre Lieblingsserie für Kritik quasi unangreifbar machen… Nein, der 5. Drehbuch-Streich bietet kaum eine Minute Langeweile und eine Fülle an Details, die man in den bisherigen 4 Versuchen nicht mal in zwei Stunden gefunden hätte. Zum einen wäre da die Tatsache, dass die Erde zwei deutsche Weltkrie… äh, GALAKTISCHE Kriege angezettelt hat und daher nicht sonderlich beliebt ist. Auch gibt es selbst im Deutschl… auf der Erde der fernen Zukunft keine Frauen in gehobenen Positionen, weswegen McLane beim Besuch auf dem Frauenplaneten auch drei mal hinschauen muss, bevor er dem dortigen „Boss“ einen Brustumfang zugesteht, den Männer nur nach sehr viel Bierkonsum zu bekommen pflegen.
Die ganze Frauenplanetengeschichte ist sogar sympathischer und weniger platt als in der TNG-Folge der ersten Staffel geraten, und das sage ICH, obwohl mir diese femininen Extremstbotschaften in der Science Fiction noch nie gefallen haben. Dann könnte man ja schließlich auch eine Geschichte schreiben, in der auf einem Planeten alle Chefs Schwarze sind und die Weißen die Straße fegen… Solch platte Umkehrung der Realität (und dem darauffolgenden Herumreiten auf der angeblichen Besonderheit des Dargeboten) ist ja fast genau so Banane wie wirklicher Rassen- oder Frauenhass.
Die Wundertüte dieser Folge hat damit aber noch nicht ihren pappigen Boden erreicht: McLane verhandelt um die Zukunft der Erde, muss einen Krieg verhindern, darf herumwüten, flirten, seinen Sicherheitsoffizier küssen und überhaupt sehr wie Kirk wirken… Die Erde entdeckt eine aufgelöst geglaubte Kolonie wieder, der Beginn ist erfrischend mysteriös und die allgemeine Ton für die damalige Zeit erstaunlich gesellschaftskritisch und gewaltlos. Am Ende wird’s sogar ein wenig überraschend und eine Kleinigkeit witzig (das Gesicht von McLane, der demnächst als „Verbindungsoffizier“ auf dem Frauenplaneten bleiben soll, ist göttlich!). Und endlich gibt es auch mal Gärten und Wohnräume zu sehen, statt der ewigen „Plastik-Phantastik“-Welt aus deutschen Nachkriegsbeständen. Was will man mehr?
„Oh, das ist also dieses sogenannte… Klapphandy? So was ähnliches haben wir auf der Erde auch. Aber unsere Dosentelefone lassen sich nur schwer zusammenklappen.“ – Läuft ebenfalls wie am Schnürchen: Die Cebit im Jahr 3012 glänzt auch sonst wieder einmal mit sagenhaften Neuigkeiten. So begeistert beispielsweise der 15-Zoll-Fernseher die Massen, dicht gefolgt von einer Frau(!), die unter Zeugen den Einschaltknopf findet…
Fazit: Die erste Folge, nach der ich das Sehen der nächsten nicht auf den nächsten Tag verschieben wollte! Unser Stern, der liebe Mond, sei mein Zeuge: Das Raumschiff Orion hatte das Potenzial, Star Trek den Rang abzukaufen, bevor es überhaupt geboren wurde.
Und um die restlichen Soll-Zeilen dieses Fazits noch mit einer Aussage zu füllen, die vielleicht nicht ganz unwichtig ist: Ich persönlich teile nicht die Vermutung, dass Roddenberry von Orion abgekupfert hat. Der hatte damals sicherlich besseres zu tun, als eine deutsche Serie ohne Untertitel zu sehen und sich den Inhalt von irgendeinem germanischen Hans-August erklären zu lassen…
Geschichte:
Armer, strafversetzter McLane! Auch nach der x-ten Erdrettung wird er dazu gezwungen, den Weltraum nach ominösen „Sporen“ abzusuchen und dabei einen nervigen SF-Autoren zu beherbergen. Als dieser von Strafgefangenen der Kolonie Mura entführt wird, die hinter der Orion her sind, ist der Tag dann komplett im Eimer…
Meinung:
Raumschiff Orion auf Erfolgskurs! Bei dieser plötzlichen Qualität der Drehbücher und Figurenumschreibungen prognostiziere ich der Serie eine große Fangemeinde! Wenn nicht sogar eine plötzliche Absetzung auf Pro 7, wenn’s ganz krass kommt…
Okay: Strafkolonisten, die ihre zur Kugel geformte Wüste verlassen wollen, sind heute nichts Neues mehr. Und auch gemopste Raumschiffe haben heute den Bonus der besonders schrägen Besitzverhältnisänderung abgelegt. Würde ich das Fach BGB unterrichten, wäre dies wohl sogar das erste Fallbeispiel für meine Studenten… – Diese Folge ist jedoch vielmehr ein Triumph des Geistes. Das liegt am Machtkampf zwischen McLane und dem verrückten Wissenschaftler, der die Ausgestoßenen anführt. Ich würde sogar Vergleiche mit Kahn anstellen, wenn ich den 2. Star-Trek-Film denn gut finden würde, was ich nicht tue. (Dagegen wirkte ja selbst die lahmste Orion-Folge noch wie eine Selbsthilfegruppe für chronische Hektiker)
Im Gegensatz zu Kahn, der sich penetrant auf der anderen Seite des Sprechfunkgerätes verschanzte und Kirk eigentlich seltener sah als seinen eigenen Friseur, gibt es hier einen Kampf Auge um Auge, Zahn um Zahn. Jeder der beiden Intelligenzbestien lauert hier auf seine Chance, das Blatt noch mal zu wenden und den Gegner zu täuschen. – Nur manchmal durchbrochen von McLanes heroischen Adrenalinschüben, wegen denen er sich aber bereits in dieser Folge in „Behandlung“ befindet („Sie mieser Giftzwerg! Blöder kleine Mann!“ – „Okay, dann foltere ich sie jetzt zu Tode!“ – „Schwitz! Schlotter! Schluck!“)…
Besonders affig wirkte leider die Prügelszene am Ende, die ich in dieser Zärtlichkeit noch in keinem anderen Film gesehen habe. Durch zeitlupenhaft ausgeführte Streicheleinheiten – mehr ist es wirklich nicht – werden hier die Gegner schlafen geschickt. Aber vermutlich erfand man in der fernen Zukunft den Kampfstil der „Homäopathischen Schläge“, bei denen nur eine tausendfache Verdünnung der Angriffskraft zum Erfolg führt.
Seltsam geschnittene Kämpfe hätten als kultiges Markenzeichen der Serie viel mehr Sinn gemacht als die billige Kulissenverhöhnung. Wenigstens ein paar Bud-Spencer-ähnliche Soundeffekte hätte man in die Prügeleien schneiden können, denn wie sagt ein altes Hooligan-Sprichwort doch so schön? „Was man nicht hört, is auch nix!“
Dass Raumschiffkommandeure die härteren und klügeren Eier in der Einheitshose herumtragen, wird erst kurz vor Schluss klar, als McLane in einem grandiosen Täuschungsmanöver die Energieglocke überwindet. Eine Sequenz, die es ähnlich ausgefeilt bei TOS wohl nie gegeben hat. Schon alleine, weil man dafür eine clevere Mannschaft braucht, die ihren Chef blind versteht. Da hätte Kirk die 10 Angreifer eher mit schnellen Kopfnüssen niederschlagen müssen, als Chekov und Sulu mit einem 15-minütigen Augenzwinkern zu erklären, dass sie das Raumschiff mal ordentlich durchrütteln sollen.
Trotz Humorfaktor etwas affig im Abgang war der Science-Fiction-Autor, der sich nach einem missglückten Probeflug mal schnell als Geisel nehmen lassen musste. Trotzdem: Allein das Gelächter, mit dem seinen Ideen quittiert wurden (entmaterialisierte Menschen, Zeitreisen) war den ganzen Ärger wert…
Fazit: Eine fesselnde Story mit tiefgründigen Charakteren hatte man der Serie nach dem schlaffen Auftakt eigentlich gar nicht zugetraut. Aber hier war wohl tatsächlich ein nachkriegsdeutsches „Lerning bei Tuh-ing“ am Werk, bei dem man in jeder Folge einen kleinen Fortschritt bemerkt. Und: Diese Story hätten wir bei TOS auch nicht besser gesehen.
Geschichte:
Nachdem McLanes oberster Chef in einem Lichtsturm verschollen war, ist er irgendwie anders. Zumindest behauptet das McLane, und der muss es als Hauptfigur ja wissen… Blöderweise glaubt ihm nur keiner, was sich erst nach einer kompletten Unterwanderung der Erdstreitkräfte und der Entdeckung einer sich nahenden Invasionsflotte der Frogs ändert.
Meinung:
Wer braucht schon Raumschiffe, Raumanomalien und Alien-Anatomien in allen gynäkologischen Details, wenn gute Schauspieler sich in Psychospielchen ergehen? Dieser Phrase zweiter Teil kann ich nach der letzten Folge noch einmal anbringen. Denn niemand… gehobener als einer der obersten „Erd-Chefs“ wird hier zur Bedrohung für die ganze Erde. Und Bedrohungen von Innen hatten schon immer den Vorteil, dass sich die Charaktere in gewohnten Bahnen bewegen konnten, nur unterbrochen von seltsamen Blicken im Fahrstuhl und Abhörvorrichtungen im Zimmerkaktus.
„Cheffe? Sie benehmen sich irgendwie merkwürdig. All die seltsamen Gäste, die verschlüsselten Anrufe, das seltsame Leuchten in den Augen. Sagen Sie es mir bitte: Waren sie auf ‚Luna Liechtenstein VI‘?“ – Da wird sich der „Steuer-Mann“ von McLane aber ärgern, ha-ha-ha… – Nein, im Ernst: Der ältere Mann im Stuhl ist wirklich verwirrend und unheimlich. Denn wer sitzt schon gerne in seinem eigenen Stuhl? Igitt…
Fast eine halbe Stunde lang ist McLane nichts anderes als den Machenschaften seines Chefs auf der Spur, inklusive dem ganzen Verschwörungsprogramm von plötzlichen Versetzungen, seltsamen Dienstbesprechungen und mysteriösem Däumchendrehen, die Normalität vortäuschen sollen. Zu Meckern gibt es hier erstmals nicht mal etwas an der Pseudophysik der Serie, wenn man von der seltsamen Bezeichnung „Lichtsturm“ einmal großzügig absieht.
Die Mannschaft ist zusammengewachsen und wirkt wie geschmiert, oberflächliche Flirts haben sich zu tiefgründigen Sympathien (und Hosenausbeulungen) verfestigt und der Trick, uns die Frogs eigentlich nach den ersten 2 Folgen eigentlich nie richtig zu sehen zu lassen, mündet in deutsches Qualitätsfernsehen, dass man gerne viel öfter gesehen hätte. Öh… oder einfach nur ein zweites Mal seit damals.
Die Erzählgeschwindigkeit ist nun auf internationalen Hirnwellenrhythmus angekommen und die Tricks waren sowieso immer schon besser als später bei Star Trek. – Und gerade der intime und regelmäßige Blick in die Chefetagen der Erdstreitkräfte hebt das Ganze wohltuend von Roddenberrys Egomanen-Epilepsie ab, in der Raumschiffcaptains mal gerade einen ganzen Quadranten auf links krempeln können, ohne dabei nennenswert von Vorgesetzten gestört zu werden.
Okay, das Ende der Folge schwächelt ein wenig. Eine aufgedeckte Verschwörung ist halt wie eine Tabledancerin, die sich langsam wieder anzieht: Irgendwie uninteressant. Aber auch hier gibt es immerhin eine schöne Variante eines Täuschungsmanövers. – McLane scheint inzwischen auf das Übertölpeln von Fieslingen spezialisiert zu sein, denen man unter diesen Unterhaltungsumständen auch gar nicht „böse“ sein mag, wenn sie unter fadenscheinigen Begründungen nie jemanden umbringen wollen:
„Okay! Nur noch eine oder drei Aktionen von dieser Sorte und ich erschieße jemanden von ihrer Crew! – Aber nur, wenn ich es dann auch noch WILL, Muhahaha!“
„Ich würde sie ja alle umbringen, aber ich kann das Schiff ja nicht ohne sie fliegen. Schön blöd, wenn man doof ist.“
„Nö, lasst sie leben. Sie könnten uns noch mal nützlich sein, beim… beim… nützlich sein eben!“
Einen richtigen Logikfehler leistet sich die Episode trotz allen Lobes dann aber doch: Wie hat der Obermanipulierte denn nun genug Helfershelfer um sich scharen können? Schnell-Hirnwäsche im Haarshampoo? Massenabflug mit der Behauptung, es handele sich um eine betriebliche Weiterbildung („Ja, das Schulungszentrum befindet sich im Raum der Frogs. Haben sie damit ein Problem, Rekrut, oder wollen sie Weichei es ihrer Mami erzählen, hä?“)?
Aber die dicksten Fehler sind ja bekanntlich auch die gemütlichsten. Wer sich von dieser enthüllten Logiklücke die Laune verderben lässt, ist selber schuld. Gleich nach mir.
Spannung bis zum Abtrinken: Die Landebahnen werden geflutet, während Unmengen von Frogs auf die Erde zufliegen. Das musste ja schiefgehen, als die Erdbewohner die Verantwortung über der Raumflotte nur einem einzigen Mann übertragen haben… Aber damals hatte man von dem integeren Adolfo Hietler eben einfach keinen Machtmissbrauch erwartet…
Fazit: Ein dröhender Abschluss einer am Ende doch sehr gelungenen Sevenologie. Zwar wissen wir immer noch nichts über die Frogs und den Grund für ihre schlechte Laune (Gartenteich umgekippt? Kalauernde Kaulquappen?), aber durch die Beförderung von McLane am Ende fühlt sich das Ganze dann doch wie ein runder Serienabschluss an.
Ein Kuss, das obligatorisch-kollektive Gruppenlachen vor dem Abspann und eine (zu) rasche Wiederherstellung der militärischen Strukturenbegleiten den Zuschauer in die Einsamkeit der viel zu frühen Absetzung.
Viel erwartet hatte ich nach dem durchschnittlichen Pilotfilm nicht gerade. Jemand, der mit MTV und VIVA aufgewachsen ist (oder in meinem Falle halt mit RTL Plus und Sat.1), dürfte sich durchaus gefragt haben, was die farblosen Männlein mit dem Überangebot an Zeit eigentlich von einem wollen, wenn sie astrologisches Wissen aus dem Jahre 1650 von sich geben.
Doch wer der Crew ein wenig Zeit gibt, erkennt schnell, wie viel Spaß alle Beteiligten an dem frischen Experiment „Deutsche SF-Serie“ gehabt haben müssen. Gerade was die Sympathien für die Figuren angeht, ist die Orion den neueren Space-Cowboys immer noch eine Raumschifflänge voraus. McLane ist quasi Kirk, nur in „beliebt“. Auch der stets glücklose Frauenaufreißer De Monti (Italiener) und die Geheimdiensttante Tamara Jagellovsk (nur echt mit der weiblichen Einheits-Doofenfrisur der Serie) haben sich tief in das kollektive Gedächtnis meiner multiplen Persönlichkeiten geschabt und gegraben.
Und in welcher anderen SF gibt es schon Sprüche wie: „Wenn er sich über Funk nicht meldet, dann ist er entweder tot… oder betrunken.“
Wer sich für die eigentlichen Geschichten und nicht für die verklärten Erinnerungen seiner Eltern interessiert, sollte sich auch nur die eigentliche Serie ansehen und nicht den aus allen Folgen zusammengeschnippelten Kinofilm aus dem Jahre 2003. Dieser mag zwar als Fast-Food-Geschichtsstunde verführerisch sein, wird aber durch die wilde Schneiderei mehr Fragen als staunende Münde offen lassen.
„Bis in die Mottenkiste! Und noch viiiel weiter!“ – Vom (Ab)Fluch besessen: Ein letztes Mal erhebt sich das majestätische Raumschiff in all seiner grandiosen Lächerlichkeit vom Meeresboden. Na ja, wenigstens kann die Erdbasis jetzt die komischen Stoffgardinen im Hintergrund abnehmen…
Wie dem auch sei, der Wertungsdurchschnitt aller Folgen ist mit 4,3 (und das ohne „Vergangenheitsverklärung Inside“) mehr als beeindruckend und lässt nunmehr meinen Ruf über Dächer, Felder und GEZ-Eintreiber hinweg ertönen:
„WO BLEIBT DAS REMAKE?!“
Und wie erklärt man den öffentlich-rechtlichen, was das überhaupt ist, so ein „Neu-Mach?“… Bis das geklärt ist, ist man bei Amazon mit läppischen 13 Euro für mindestens 7 Stunden SF-Geschichte aber recht gut beraten.
Bei dem Preis: Zugrabschen!
Daa daa dadadaa, da da da dadada da.
Tscha…
als junger, (selbsternannter) Orion-Fan kann man abschließend noch sagen: Klasse! Warum zum Teufel wurde das abgesetzt? Wie bereits beschrieben waren die Quoten mehr als gut. Liegt wohl tatsächlich an dem „Bildungsaufrtag“ (haha) den die öffentlich-rechtlichen damals noch „ausgeführt“ haben. Tscha, heute kann man keine deutsche SF im öffentlich-rechtlichen mehr produzieren, weil das Geld zu überfleißigen GEZ-Fahndern abrückt. Aber das ist ein anderes Thema…
@Klapowski: Ich habe gehört, dass für die zweite Staffel von Raumpatroullie Orion bereits so etwas wie ein Friedensvertrag mit den Frogs geplant war, den die Mannschaft der Orion gegen eine Verschwörung der Menschen beschützen und verteidigen muss (müsste, sollte…). Quasi das Star Trek VI in Schwarz-weiß. Vielleicht kann man dir als Betreiber dieser Seite ein wenig Recherche in dieser Richtung überlassen? Wär toll^^
Fazit: Man kann sagen, dass Orion im Vergleich Star Trek mit einer zusammenfassenden Handlung, tollen Effekten, guter Crew, logischerem (meistens) Aufbau und NOCH größerem Trash-Faktor eigentlich fast schon überlegen ist. Quasi das neue „Battlestar Galactica“ in schwarz-weiß. BTW wir erwarten natürlich auch mal eine Rezension dazu, lieber Herr Klapowski!
@Klapowski
Gut gemacht !
Daher Rücksturz zur Erde und auf einen Drink im Starlight Casino.
Warum haben die DOOFEN das abgesetzt ?
Gruss BergH
ORB an Klap;
Das war eine Alpha Rezension, ich wiederhole, Alpha Rezension.
Schnelle Satire Verbände nähern sich den nächsten Themen über Leitstrahl von Erdaussenposten 0815. Schlage vor, Einsatz von Overkill gegen die deutsche Version von „IT Crowd“, Hasso gibt einen aus.
GSD Ende
Mir war schon klar als ich stus.de zum ersten Mal betrat und Klapowskis Texte laß;daß Klapwoski die Mura Folge mögen würde.Ich fand die Folge immer etwas langatmig(„Ich lass euch gehen….HaHaHaaaaa Nur Spaß!Ihr bleibt hier“) doch nachdem ich seine Interpretation gelsesen hatte konnte ich mich in die Thematik der Folge viel besser hineinversetzten.
Bin dennoch etwas enttäuscht daß es kein Bild von Ibsen zwischen den Strahlern gibt^^
Sonstiges zu den beiden Artikeln:einige Fehler was Handlung und Handelnde betrifft.Und Orion wurde nicht abgesetzt!Das würde ja heißen das es Folgen gäbe die nicht gesendet wurden(von solchen Folgen träumt man allenfalls feuchte Träume^^).Nach der ersten Staffel wurden einfach keine neuen mehr gedreht weil:zu teuer,miese Kritiken etc,
Dietmar Schönherr hat jahrelang versucht eine Fortsetzung zu machen.Wurde halt nix draus.
Ein Remake würde heutzutage wahrscheinlich nur noch enttäuschen
@gff:
Doch, die Serie wurde „abgesetzt“, was nicht bedeutet, dass gedrehte Folgen nicht gesendet wurden, sondern lediglich dass die Produktion eingestellt wurde, aus welchen Gründen auch immer. Und auch sonst hat unser göttlicher Klapowski gott hab ihn selig kaum Fehler bei der Wiedergabe gemacht.
Die Serie hatte übrigens Super-Quoten, fast so hohe wie die Wahlbeteiligung in der DDR…
Und die „miese Kritiken“ bezogen dich tatsächlich nur auf „mangelnden Vorbildcharakter“, „SF-Schund“ und „Verfehlter Bildungsauftrag“, was auch die tatsächlichen Gründe für die Einstellung waren. Man muss bedenken dass die Serie damals vom ZDF produziert wurde (die ja auch z.B. Star Trek beschnitten haben), und alles, was nicht den Bildungsauftrag und das Niveau vom Musikantenstadl hat wurde da wieder rausgeschmissen…
Wie bereits erwähnt liegen tatsächlich Planungen für eine zweite Staffel vor (u.a. ein Friedensvertrag mit den Frogs, siehe Kommentar von mir weiter oben), die aber nicht verwirklicht wurden…trotz himmlischer Quoten und einer vorraussichtlichen Senkung der Produktionskosten (viele Aufnahmen waren ja schon gedreht und die Sets gebaut…).
Tatsächlich eine Schande, dass das nie passiert st.
Allerdings muss ich dir in einer anderen Sache recht geben: ein Remake würde höchst wahrscheinlich auf das Niveau des Kinofilms zurückfallen (weil man ja originell sein mus…). Sowas sollte daher nicht z.B. Roland Emmerich machen (der hatte tatsächlich Planungen für eine Serie „Orion 2000“!!!), sondern ein echter Fan und Qualitätsfilmer…
tach auch !
Die meisten Remakes sind ziemlich flach.
Ob ein Fan es aber besser macht, als ein Profi ?
Auch da gibt es viel e, meist schlechte, Beispiele.
Ansonsten dem Lob für Klapo zustimm.
@rOwl
Wo bemommt man solche INfo ?
Buch , Film , TV, Internet ?
Gruss BergH