Film- und Serienkritiken

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„Brazil“ – Review des Klassikers

„Brazil“ – Review des Klassikers

„Brazil“ hatte ich vor Jahren mal zu sehen begonnen, ihn aber nie bis zum Ende geschaut, um nicht die Fähigkeit zu verlieren, irgendwelche zu besitzen. Da Kultfiguren es aber mehrmals miteinander versuchen sollten, gab ich ihm heute eine neue Chance. Und rituell eine halbe Hirnhälfte. Das Ergebnis: Schöner Film, aber wie füllt man doch gleich die Felder dieser verdammten Artikelsoftware aus? Spaaaarkiii! Komm schnell, postfilmatischer Idiotieanfall!

INFORMATIONEN:

Regie: Terry Gilliam
Jahr: 1985
Budget: ca. 15 Mio.

Poster
Ist es WIRKLICH so in Nordkorea?!
Inhalt: Sam arbeitet im Ministerium für Information als braver Schreibtischhengst, bis er eines Tages durch einen Fehler in die Mühlen des eigenen Apparates gelangt.

Wertung:

Ein Mann wird verhaftet, weil im Informationsministerium eine tote Fliege in die Schreibmaschine gefallen ist. Das Sondereinsatzkommando holt ihn um die Weihnachtszeit, indem es ein kreisrundes Loch in die Decke sägt und dabei die Familie fast erschlägt. Nachdem der Unschuldige seinen Lieben in einem Ganzkörpersack entrissen wurde („Bitte hier unterschreiben. Ma’m. Danke.“), rückt der Instandsetzungstrupp in der Wohnung darüber an und will das Loch mit einem Standardstopfen erschließen. Aber auch dieser fällt nach unten durch (Zitat: „Verdammt, die arbeiten mit dem metrischen System, ohne uns Bescheid zu sagen!“)…

Man spürt es schon hier mit mindestens 500 Volt in den elektrischen Leitungen des eigenen Gehirns: Terry Gilliam, Monty-Python-Mitbegründer und somit auch privat vermutlich nicht ganz edel im Schädel, hat diesen Film verbrochen. Eine Art „1984“ meets „Und nun zu etwas völlig anderem“ meets Überlänge. 135 Minuten lang entspinnt sich ein äußerst seltsamer Film und schickt sich an, uns ENTWEDER über die Probleme einer Informationsgesellschaft (mit elektrischen Schreibmaschinen?!) aufzuklären ODER mit immer neuen Sequenzen klarzumachen, dass der menschliche Körper nicht dazu geschaffen ist, gleichzeitig britischen Humor zu verfolgen und dabei einigermaßen gleichmäßig zu zwinkern.

Ha, ich hab’s begriffen, lieber Filmautor: Am Anfang schwebt Hauptfigur Sam noch über den Dingen oder hat zumindest noch Hoffnung darauf, stimmt’s? – „Fast, mein lieber Klapo! Aber die Dinge schweben vielmehr UNTER ihm und die Hoffnung hat IHN!“ – Das verstehe ich nicht… – „Ha, Schachmatt also!“

Die wahre Intention des Streifens ist streckenweise schwer zu ergründen: Die Informationssammelei scheint nicht besonders effektiv zu sein, was das angeblich „Kafkaeske“ dieses Films bis ins Käferhafte kleinrelativiert. Denn hätte Franz Kafka „Der Prozess“ im „Brazil“-Stil geschrieben, dann wäre der Protagonist wohl gar nicht erst durch die Gerichtspforten gekommen, sondern wäre von einem sprechenden Zeitung-Verkaufsautomaten in einen Matratzenladen entführt worden. Warum auch immer.

Tja, und in „Brazil“ sind alle Verantwortlichen zusätzlich noch völlige Hornochsen, sind überlastet oder haben schlichtweg nicht das richtige Formular dabei. Für eine Generalabrechnung mit der Bürokratie (hatte Terry Gilliam gar ein „inspirierendes“ Problem mit seinem Finanzamt?) ist der Film allerdings wieder zu lang. UND es kommen zu viele Verrückte vor, als dass man völlig ausschließen könnte, dies wäre einfach nur der Pilotfilm für eine neue Arztserie in der Nervenheilanstalt.

„Fahren sie los oder… oder ich kreuze die Finger und sage fortan die Unwahrheit!“ – „Oh Mann. Und ich dachte, ICH wäre verrückt, als ich entschied, nicht dem Filmstandard an rettenswerten Filmweibchen zu entsprechen.“ – Far, fahr away: Sam liebte diese Frau schon durch seine Träume, bevor er sie kennenlernte. Oh Mann, muss Liebe schön sein, wenn man nicht in der verdammten Realität leben würde… („Nein, Klapo, ich rede von RICHTIGEN Kindern, keinen Satireseiten im Internet!“)

Politisch ist das Ganze auch nicht wirklich, da uns die Ansichten der Widersacher (es gibt eigentlich keine) nur in Form eines geschraubten Geredes und eines formenreichen Bühnenbildes dargebracht werden. Aber da es im Film keine extrem rechte oder linke „Pro Filmkunst“-Partei gibt, ist dieser Deutungspfad womöglich sowieso der falsche. – Okay, der Bürochef, deren Mitarbeiter immer heimlich Fernsehen schauen, sieht etwas aus wie Adolf Hitler. Was aber keinen Sinn ergibt, da der hier eeeigentlich ganz nett ist. Oder ist DAS schon wieder Premiumsatire durch das Rückverkehren des widersprochenen Gegenteils??

Immerhin, wer mal ein Sudoku mit Filmideen lösen will, ist hier genau richtig… Ich habe mir das so ausgeknobelt: Unrechtsregime brauchen keinen Sprecher, kein Motiv und keine Ideologie. Am Ende sitzen die braven Männer einfach in einer Zelle und müssen Rechenschaft über ihren regierungskritischen Stuhlgang nach dem Verzehr von Trockenpflaumen ablegen. Ganz simpel.

Die gewollt dünne Story habe ich trotz bester Absichten und an den TV-Lautsprecher festgenagelter Lauscher nicht gecheckt: Herr Tuttle, bzw. Buttle wurde eingesperrt, wird aber gesucht (wer von den beiden Verwechselten?), weil zusätzlich(?) eine falsche Überweisung für Dingsbums den Dungbims passiert hat? Letztendlich ist das aber alles egal(?), da es eigentlich um keine Buttles, Tuttles oder Hero Turtles geht, sondern um Sam, der nachts immer davon träumt, in einer silbernen Flügeluniform einem schwebenden Mädchen zu begegnen. – Wie? Nein, ich flechte keine zufälligen Worte in die Inhaltsbeschreibung ein, warum fragt ihr?

„Uli ist mein Name. Uli Stein. Wenn sie mich schon für verrückt halten, dann sollten sie erst mal meinen Bruder, die sprechende Dachgaube sehen.“ – Machen sie Platz, wir brauchen hier sofort einen Arz… Psychoanalytiker: Die Traumsymbole deuten auf Sams Ängste in Bezug auf das herrschende Regime hin. Dies hier verkörpert beispielsweise die Komplexität eines Bauantrags.

Okay: Der Film hat 98 nichtverottete % auf der Webseite „Rotten Tomatoes“ bekommen, was einerseits extrem gut ist, andererseits aber auch impliziert, dass die meisten Kritiker den Film verstanden haben ooooder aber Terry Gilliam einen extrem großen Freundeskreis hat. ICH jedenfalls genieße meine Satire gerne in bekömmlichen Dosen (gerne auch verschweißt und bis 2017 haltbar) und würde gerne wissen, warum so viel Gewese um den illegalen Klimaanlagen-Reparaturmann gemacht wird, außer, dass der Tuttle (Buttle?) heißt. War sein Abgang im Batman-Stil ein Hinweis auf MEINE überhöhten Schornsteinfegerabrechnungen?

Nur, wer auch mal den Blick über den übervollen Hintergrund schweifen lässt, wird die politischen Plakate entdecken: „Verdächtige nicht deine Nachbarn, MELDE sie!“ oder „Ein Adlerauge kann Leben retten“. Plus die Szene, in der eine Sekretärin via Headset einen Haufen „Aaaaaahs“ und „Auas“ aus dem Verhörraum mittippt. Und der riesige angreifende Samurai, von dem der Hauptdarsteller immer träumt, trägt eine Art stilisiertes Computerchipmuster auf der Rüstung. – Schade nur, dass diese dunklen Ansätze bei dem ganzen Slapstick- und „What the Fuck“-Humor beinahe so kurz kommen, dass man sogar „gerne“ mal ein paar Tage im „1984-auf-Cannabis“-Wunderland verbringen würde, um zu sehen, ob sich die Bewohner auch mit einem Hering den Hintern abputzen würden.

Und wenn die Besucher eines Restaurants nach einem Terroranschlag einfach weiter essen, sagt das entweder aus, dass die Terroristen das falsche Mittel gewählt haben, um die Gesellschaft zu verstören (Besser die stiefelförmigen Hüte klauen?), oder aber, dass die Menschen zu abgestumpft und oberflächlich sind. Was dann aber auch nicht erklärt wird, denn schließlich entscheiden sich die beiden Omas im Film aus freien Stücken, sich einer Gesichtsstraffung à la „Star Trek 9“ zu unterziehen. Anders gesagt: „Big Brother isn’t stretching you“.

„Ach, hiiier ist der Imbusschlüssel, den ich gesucht hatte! Aber heißt das jetzt etwa, dass ich das Ikea-Regal zuhause mit meiner Dienst-Guillotine zusammengebaut habe?“ – Babys werden immer sooo schnell erwachsen: Dieser Herr ist für die Befragungen zuständig. Das Thema ist hierbei eigentlich egal, er ist eigentlich nur neugierig auf seine Mitmenschen. Und ihr Innerstes…

Kritik an Überwachungstechnik scheint ebenfalls nur am Rande eine Intention gewesen zu sein, ist die Technik doch schrottig und überwacht höchstens den Holztisch, auf dem sie steht. Komische Computer, die alle keine Verkleidung besitzen (spart Prozessorkühlung?), stehen zwar überall herum, etwas wirklich Sinnvolles oder Dramaturgiebegründendes tragen sie allerdings nicht bei. Egal. Darf ich noch mal die Szene sehen, in der der Schreibtisch in dem Loch zum Nebenbüro verschwindet?

Das Ende mit der beinahe durchgeführten Folterszene ist verstörend UND sieht auch noch gut aus. Dank dem Setdesign, für das sicherlich viele Großrechner schwitzen mussten. Äh, menschliche Großrechner, die verdammt gut mit Zahlen umgehen konnten, meine ich…

„Brazil“ ist weniger ein perfekter Film, als ein tolles Kunstwerk. So, als hätte jemand im „Museum Of Modern Art“ alle Kunstwerke stibitzt und mit einem Klebstoff namens „Gesellschaftskritik“ zu einer monströsen Skulptur zusammengesetzt. Nicht jeder, der dieses Ding sieht, wird begeistert sein, doch wird so manchem schon die Zeit der eigenen Aufregung darüber nachhaltig im Gedächtnis bleiben („Das ist keine Satire, weil ich es nicht verstehe!“, „Wenn dem Autor die Gesellschaft nicht gefällt, warum lebt er dann in ihr?“, „Und für solche Filme zahle ICH Steuern?!“).

„Ich beschwöre sie: Kooperieren sie mit uns! Füllen sie den verdammten Wunschzettel aus, sonst gibt es zu Weihnachten wieder nur Heftpflaster und Bluttransfusionen.“ – Es schreinachtet sehr: Das Ende suckt Brains, als schwappte es in ’nem Tetrapack. Die wirklich interessante Frage hierbei ist jedoch: Ist das Rentier etwa der Gefängnisdirektor?

Optisch ist der Film großartig: Jedes monströse Schrottgerät wurde liebevoll und inhaltslos-von-Herzen entworfen. Die Kameraeinstellungen, -fahrten, Lichtverhältnisse und Schnitte erinnern zudem sehr an die glorreiche Welt der 80er. Tja, damals machte man sich über die Bildaufteilung in einem Badezimmer noch mehr Gedanken als darüber, wo man die Bluescreen hinstellen kann und wieso die Pflegeprodukte im Hintergrund unpassenderweise alle blau sind und somit die CGI vermasseln.

Und man muss es sich mal auf der Werkbank zergehen lassen: All die grandiosen Sets, die Effekte, Spezialanfertigungen und das unwichtige Schauspielergesocks wurden für gerade mal 15 Millionen Dollar realisiert! Für das selbe Geld wäre Patrick Stewart zu seinen Hochzeiten gerade mal an ein leeres Set gekommen, um den Buffettisch von den diversen Eiweißverbindungen zu befreien.

Alleine die Musik in „Brazil“ hat echte Ohrwurmqualität, gerade in den Traumsequenzen. Ein Wiedererkennungswert, bei dem man gerne mal dem Verhörbeamten ein paar Zeilen zusummt, Wie am Ende des Filmes sogar geschehen.

Endlich wird klar, warum der Hauptdarsteller immer vom Fliegen träumt: Seine Mutter hatte Flügel. Im Gesicht!


Fazit: Eine seltsam unpolitische Polit-Dystopie mit ernstgemeintem Slapstick und harmlosen Szenen, die nachhaltig verstören. „Brazil“ ist viel zu lang, gleichzeitig aber zu kurz, um sich zu erklären. Die Liebesszenen sind romantisch, ohne liebevoll zu sein, während die unnötig lange Einleitung wohl durchaus nötig war. Es gibt übrigens zwei Enden: Ein düsteres und ein fröhliches, wobei ersteres das „Richtige“ ist.

Ihr seht: „Brazil“ ist ein Film der Widersprüche und somit extrem anstrengend zu schauen. Dennoch hinterlässt er – vor allem durch die harten letzten 15 Minuten – mehr Eindruck als 7,2 Blockbuster-Kracher dieser Tage und bleibt durch die aufwendige Machart ewig im Gedächtnis. Man ahnt: Genau so konfus und bösartig funktionieren Unrechtsregime. Sie sehen dabei nur weniger lustig aus.

Leider/Zum Glück/Weiß auch nicht so recht…

Wertung als Unterhaltungsfilm:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Wertung als tiefgründiges Kunstwerk:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Die Bewertung bezieht sich auf die 132-Minuten-Version, nicht auf die amerikanische Fassung (94 Min.) oder den Director’s Cut (142 Min.).

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Artikel

von Klapowski am 09.09.11 in Filmkritik

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Kommentare (20)

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  1. das obst sagt:

    da „brazil“ offensichtlich kein unterhaltungsfilm sein soll, halte ich diese abgrenzung in der wertung für ziemlich überflüssig. oder würdest du z.b. einen wein danach bewerten, ob er auch als softdrink geeignet ist?

  2. Klapowski sagt:

    Ein Wein soll sicherlich kein Erfrischungsgetränk sein, aber ein Kinofilm will IMMER auch unterhalten. Ich glaube kaum, dass der Produzent dieses Werkes sich dieses Zugeständnis an den Massengeschmack hat ausreden lassen. Es sei denn, er war jung und brauchte kein Geld.

    Die Abgrenzung ist insofern notwendig, da „Brazil“ wenig zur Herbeiführung einer neuronalen Erschlaffungs taugt, dafür aber andere Vorzüge hat. Auch Autos kann man nach Benzinspargesichtspunkten UND nach Komfort UND nach Geschwindigkeit bewerten. Je nachdem, was einem Interessierten wichtiger ist.

    Gehören sieee überhaupt in diesen Personenkreis, der Herr?

    • Raketenwurm sagt:

      „ein Kinofilm will IMMER auch unterhalten“ – wer das sagt, hat noch nicht „Der schlafende Mann“ (Nemuru otoko) im Kino gesehen…

      Antworten
    • das obst sagt:

      dass ein kinofilm IMMER unterhalten will/soll, ist deine persönliche meinung und kein fakt. außerdem wird ein film noch lange nicht zum unterhaltungsfilm, nur weil unterhaltung darin ein aspekt von vielen ist. wenn z.b. in einem polit-thriller wie „syriana“ einige explosionen vorkommen, macht ihn das noch nicht zum actionfilm (und folglich muss er auch nicht nach den standards eines actionfilms benotet werden). „brazil“ kommt aus der ecke der abstrakten künste. dieses genre hat sich bisher in keinem medium besonders drum gekümmert, ob es unterhaltsam bzw. leicht verdaulich ist.

      dein autovergleich funktioniert übrigens nicht. man würde nämlich z.b. eine klassische limousine nicht danach bewerten, ob sie als rennwagen taugt. genauso wenig sinn macht es, einen familientauglichen kombi mit einem geländetauglichen jeep zu vergleichen. ziemlich albern, oder? du kannst es noch so sehr biegen und drehen, diese abgrenzung zwischen „unterhaltungsfilm“ und „tiefgründigem kunstwerk“ macht für „brazil“ einfach keinen sinn.

      übrigens soll es tatsächlich produzenten geben, für die nicht ausschließlich der finanzielle erfolg im vordergrund steht. sogar hollywood braucht immer wieder einige prestige-projekte, um sagen zu können: „schaut mal her, wir produzieren doch nicht nur seelenlose 0815-blockbuster.“

      Antworten
    • Sparkiller sagt:

      „diese abgrenzung zwischen “unterhaltungsfilm” und “tiefgründigem kunstwerk” macht für “brazil” einfach keinen sinn“

      Kollege Schwafelkopp meinte eventuell auch einfach eine EIGNUNG als Unterhaltungs- oder „Beim Angucken tiefgründig das Kinn kraul“-Film.

      Wenn man Abends mit qualmenden Socken und eingeschränkter Hirnleistung nach Hause kommt („Umpf! Bierverschluss viel schwierig!“ *mit zähnen aufbeiß*), weiß man „Brazil“ vielleicht nicht ganz soooo sehr zu schätzen, als wenn man gerade etwas frischer in der Birne ist.

      Was natürlich NICHT heißen soll, daß man sich dann auch direkt Transformers antun sollte. („Gnaaaah! Eigenen Namen vergessen!!“)

      Antworten
  3. FF sagt:

    Ich würde den Film mit sehr gut bewerten und aber auch sagen, dass er mich nicht nur als abstraktes Kunstwerk angesprochen hat, sondern auch gut unterhalten hat.

    Und ich würde sagen, dass der Autovergleich hinkt, bei einem Auto sieht man auf den ersten Blick, was für ein Typ es ist. Bei einem Film wie Brazil kann es dagegen schon passieren, dass uninformierte Zuschauer den einschalten, weil sie denken, es könnte ein reiner Popcornunterhaltungsfilm sein und dann etwas verwirrt werden.

    • Klapowski sagt:

      „Bei einem Film wie Brazil kann es dagegen schon passieren, dass uninformierte Zuschauer den einschalten“

      Eeeeeben. Und das passiert vielen Millionen „Transformers“-Guckern eben jetzt NICHT mehr, die den Typen auf dem „Brazil“-Kinoplakat für einen „Kopf-aufschraub-Bot“ gehalten haben. Zukunftia sei Dank!

      Übrigens finde ich es seeehr gut, dass hier ZUSÄTZLICH Bewertungen, welche die Einschätzung des Filmes erleichtern sollen, seitenweise kritisiert werden! Ihr habt ja doch was von uns gelernt! Nörgeln, bis der Arzt kommt und der Bewertungsmann sogar wieder geht!

      Und da mir das so gut gefällt, hier noch schnell – zur Anheizung, weil der Film selber ja keinen Diskussionsstoff bietet – ein paar Zusatzwertungen:

      Erotikfaktor: 2/10
      Humorfaktor: 7/10
      Actionfaktor: 4/10
      Buntfaktor: 8/10
      Mit-Riesenlaster-durch-Straßensperre-brech-Faktor: 10/10

      Und nun entschuldigt mich. Ich bin mit einem Atomphysiker verabredet (der Bruder von „Das Obst“), der mir bei der Verbesserung des subjektiven Bewertungssystems hilft.

      Antworten
    • FF sagt:

      Den Erotikfaktor würde ich höher ansetzen, der Film hat eine Bettszene, die ich erotischer finde als in vielen Billigpornos.

      Antworten
  4. das obst sagt:

    achsooo, klapo will uns mit diesem bewertungssystem eigentlich nur was gutes tun und deshalb ist es albern, ihn dafür „seitenweise“ zu kritisieren. na, das ist mal eine logik, die gerade aus dem mund eines nörgelfetischisten wie feinste realsatire klingt. stellt euch vor, die SGU-macher würden so argumentieren: „wir wollten euch mit der langweiligen story eigentlich nur was gutes tun. zu viele hektische ereignisse sind nicht gut für die gesundheit!“ …so gesehen, macht diese serie gleich viel mehr spaß!

    aber zumindest das argument mit den zuschauern, die zufällig auf „brazil“ zappen könnten und vor zu viel verwirrung beschützt werden müssen, hat mich überzeugt. ich fordere daher, dass künftig alle museen und kunstausstellungen ein großes warnschild an die außenwand hängen: „vorsicht, niedriger unterhaltungsfaktor!“ es könnte ja sonst ein braver bürger an dem gebäude vorbeilaufen und es für eine disco halten. discos bestehen schließlich auch aus wänden, dächern und so. was für ein schock könnte es für den ahnungslosen disco-fan sein, wenn sich beim betreten des museums plötzlich herausstellt, dass… oh mein gott, ich will gar nicht dran denken!

    fazit: klapo, es ist ja sehr nett, dass du beim schreiben deiner reviews auch ausnahmsweise mal an die leser denkst (was kommt als nächstes: eine kompakter und spannender textaufbau? wow!). aber nur weil etwas gut gemeint ist, muss es nicht auch dementsprechend funktionieren. ich hoffe, du hast nach meinem raketenwissenschaftlichen vortrag verstanden, dass deine unterschiedlichen wertungen eher für verwirrung statt entwirrung sorgen.

    • FF sagt:

      Auch der Vergleich hinkt, bei Museen steht spätestens am Eingang um was es sich handelt. Wo steht bei Brazil am Anfang irgendwo „gehobenes Niveau“ oder so?

      Antworten
    • das obst sagt:

      @FlutschFinger
      wer schlau genug ist, beim museum am eingang festzustellen, dass er nicht vor einer disco steht, der merkt auch nach den ersten minuten eines films, ob es was für seinen geschmack ist oder nicht. ein kleines stück des weges darf man einen mündigen bürger auch durchaus alleine gehen lassen. außerdem ist „unterhaltung“, wie du selbst schon angedeutet hast, etwas sehr subjektives. wer sagt denn, dass der LSD-trip, den man in „brazil“ erleben darf, nicht auch nach feierabend ein erquickendes erlebnis für einen von der arbeit zugemüllten schädel sein kann?

      PS: lässt sich die kommentarbearbeitung für zukunftia auch so einstellen, dass man sie noch nutzen kann, nachdem eine folgeantwort gepostet wurde?

      Antworten
    • FF sagt:

      Eben nach den ersten Minuten. Da kann es aber schon zu spät sein, wenn man die Bluray zwischen Bier und Chips als leichte Unterhaltung für eine Party oder sonstwas gekauft hat.

      Antworten
  5. Klapowski sagt:

    Nachdem ich jetzt noch mal ein paar Stunden über das drängende Problem der Doppelbewertung geschlafen habe, kann ich nun stolz die Lösung präsentieren:

    Einen weiteren „Director’s Cut“, der dann auf mindestens eine der beiden Wertungen zutrifft! – Alternativ könnte der Leser aber auch 10 Bier trinken ODER ein paar Kunstseminare besuchen und DANN sehen, ob er den Film nun unterhaltsam oder künsterlisch wertvoll fand. Wer BEIDES empfindet, wird selbstverständlich standrechtlich erschossen. Mit „Obst“-Postings.

    Selbstverständlich hinkt der Vergleich, denn bei vielen Kunstausstellungen ist ein vorheriger Biergenuss unerlässlich. – Egal.

    Was ich eigentlich sagen wollte:

    Wusstet ihr, dass man harte Brötchen wieder knusprig bekommt, wenn man sie vor dem Legen in den Backofen leicht mit Milch bestreicht?

    • das obst sagt:

      klapo, du hast recht. keine sorge, du irrst nie und deine reviews sind immer 100%ig schlüssig. ich bitte vielmals um entschuldigung, das jemals angezweifelt zu haben. für den restlichen tag werde ich mich nun in eine dunkle ecke verkriechen, um mich dort ganz dolle zu schämen.

      abschließend wage ich aber noch, einen vorschlag zu äußern, der bei nichtgefallen natürlich gern, wie üblich, geteert und gefedert werden darf: falls ihr eure seite irgendwann mal wieder umbenennen wollt, wäre „narzissia.de“ vielleicht eine gar nicht so üble wahl.

      Antworten
    • Klapowski sagt:

      „wäre “narzissia.de” vielleicht eine gar nicht so üble wahl.“

      Da wirft man schon den ganzen Tag mit Eigen- und Fremdironie um sich, verbollhornt regelmäßig die eigene Verwirrt- und Fehlbarkeit und noch immer fühlen sich manche von 72% gespielter Überheblichkeit so auf den Schlips getreten, dass sie zu Protestdemonstrationen im eigenen Großhirn aufrufen.

      Ich vermute daher, dass dies an meiner natürlichen respekteinflößenden und intelligent analysierenden Art liegt, die ich sonst verberge, allerdings auch durch eine absichtliche Drosselung nicht vollständig verborgen werden kann.

      Ich befürchte, manche Genies von uns sind eben einfach dazu geboren, gefürchtet zu werden.

      Antworten
  6. Donald D. sagt:

    @ Klapo: Lass Dich doch auf Diskussionen mit „das (faule) obst“ gar nicht erst ein Klapo! Seine Kommentare ignoriere ich spätestens seit seinen absolut dämlichen SGU-Postings. Sein Fruchtfleisch im Gehirn gammelt extrem, seit dem Aus von SGU.

  7. Donald D. sagt:

    Tut mir leid Klapo, aber die Wahrheit ist nun manchmal unbequem. Ich hätte es auch noch deftiger ausdrücken können!!!

  8. BungaBunga sagt:

    Schade, dass offenbar keiner eine Meinung zu auch nur ansatzweise interessanten Fragen zu haben scheint. Stattdessen lässt das obst hier einen endlosen Bandwurm an Revisionsklagen zu Klapos Urteilsfindung los, beinahe noch schlimmer als bei deutschen Gerichten!
    Nicht mal Klapos Sarkasmus angesichts derartiger Korinthenkackerei scheint wahrgenommen zu werden. Traurig, einfach traurig. :(

    @ Klapo:
    Danke für den unterhaltsamen Review, isb danke dafür, dass du mir damit geholfen hast, meine Verlegenheit bezüglich dieses Films ein wenig abzubauen. Ich dachte immer, der Film sei zu komplex für mich und ich würde womöglich aufgrund mangelhafter klassischer Bildung (dabei hab ich sogar 1984 gelesen, hmpff!!) irgendwie nicht begreifen, wie sich dieses kryptische Filmkunst-Puzzle zusammensetzen lässt. Hatte aber schon immer den Verdacht, dass Terry Gilliam nicht der allergrößte Logiker vor dem Herrn ist und seine Stärken eher in seinem latenten Irr… pardon Kunstsinn zu suchen sind, den er aber zu kontrollieren und auf unnachahmliche Art in symboltriefende Bilderwelten zu gießen vermag. Einer meiner liebsten Regisseure, nach wie vor.

  9. der Tuttle vom Dienst sagt:

    „Politisch ist das Ganze auch nicht wirklich, da uns die Ansichten der Widersacher (es gibt eigentlich keine) nur in Form eines geschraubten Geredes und eines formenreichen Bühnenbildes dargebracht werden.“

    Der allgegenwärtige Gegner im Film ist das gesichtslose, überbürokratisiert-verselbständigte System an sich. Dezent wird das durch den Formular- und Quittungswahnsinn angedeutet. Und dazu brauchen die noch nichtmal (richtige) Computer! Überhaupt ist die Technik im Film sogar gegenüber dem Stand von 1985 eher altmodisch anmutend; ein Seitenhieb auf auf die doch eher rustikale Ausstattung im Ostblock? Aus heutiger Sicht des Zukünftia-gestählten ST-Nerds würde ich mir etwa so die Anfänge eines Kollektivs vorstellen, die Noch-Analog-Borg, Assimilation-The Beginning.

    Der „verschwindende Schreibtisch“ wird vom Büronachbarn mitbenutzt (frühe Kritik am kommenden Job-Sharing? Nein). Das gegenseitige Wegziehen kann man als Verbildlichung des uralten Prinzips Teile und Herrsche sehen. Mit dem Konkurrenzkampf um eine (künstlich) verknappte Ressource die (unterschichtige) Bevölkerung in beherrschbare Teilmengen aufspalten. Zum Glück gibts sowas nicht in unserer Gesellschaft. Ein Revoluzzer-Heizungs-Monteur, wie abwegig wäre das denn!
    Oh, ich höre da gerade ein Säge anlaufen. Putz rieselt von der Decke…
    …da da dada daaaa, brazil.

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