Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Star Trek Voyager – 2.21 – „Die Verdopplung“ („Deadlock“) Review

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An dieser Stelle folgt nun das einst vergessene Review zu „Die Verdopplung“. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, welche die Entdeckung unserer eigenen Fehlbarkeit Eurer Seele möglicherweise zugefügt haben könnte. Tja. Aber was gibt es nun über eine Folge zu berichten, deren deutscher Titel auf geschätzte 20 andere Star-Trek-Episoden passen würde? Eigentlich gar nicht so viel, es sei denn, ihr habt Euch unlängst den Zentralprozessor der Voyager auf den den Oberarm tätowieren lassen…


Story: Die Voyager registriert Protonenausstöße, die langsam das Schiff zerlegen. Nachdem Kes durch eine Raumspalte verschwunden ist, kommt heraus, dass eine zweite Voyager existiert, die völlig unbeschädigt ist. Janeway(s) fragt sich nun: Kann der Autor, Brannon Braga, eines der beiden Schiffe möglichst dramatisch wieder verschwinden lassen?

Wertung:

Nichts gegen ein bisschen Babbel, schließlich mussten wir alle uns ja mal an das weibliche Geschlecht gewöhnen. Doch DAS hier schlägt dem Antimateriefass den Boden aus! Über die Hälfte der Episode besteht aus einer ungenehmigten Fantasy-Verpflanzung direkt in die dampfende Großhirnrinde des Zuschauers. Wir, der „OfüSg“ (= „Opferverband für unüblich Strahlengeschädigte“) unterscheiden zwischen verschiedenen Stadien, wenn wir heute berichten, wie uns diese Folge einst zum mentalen Krüppel machte:

1.) Die Voyager wird von Protonenausstößen getroffen. Die Crew versucht die aggressiven Teilchen mit abschreckenden Technik-Geschwurbel zurückzudrängen. Schon hier hat man das Gefühl, dass der eigentliche Drehbuchautor krank wurde und der „Technische Berater“ der Serie verdammt viel Zeit hatte.

2.) Nachdem die zweite Voyager auf einer anderen Spurrille der Schallplatte namens „Universum“ gefunden wurde, wird dem Zuschauer detailliert(!) erklärt, wie es zu der Verdoppelung kommen konnte. Erste Sabberfäden laufen an meinem alten Physikbuch herunter, während ich darauf kaue.

3.) Die unbeschädigte Voyager versucht mit der kaputten Kontakt aufzunehmen. Das ist jedoch gar nicht so einfach, wie es eine gute Schreibwerkstatt für einen ertragbaren Plot empfehlen würde. Nach allerlei langweiligem Geschraube am Signalgeber („Draufsetzen und reinpusten“ hätte in der deutschen TOS-Synchro doch noch gereicht?) können sich die beiden Janeways nun endlich unterhalten. Ich hoffe, dass man MICH daher zukünftig in Ruhe lässt und hole ein Glas Milch aus der Küche.

4.) Das Glas Milch hat sich als Scherbenberg in meinen Lippen verfangen, da ich es zerbeißen musste. Grund: Im Oma-Doppelpack wird ausführlich beratschlagt, wie man die Physik erneut von hinten vergewaltigen und eventuell ein klein wenig auspeitschen kann. Ich verstehe schon lange kein Wort mehr (IRGENDEINER Sprache) und stoße K.O.P.P.-Impulse gegen meine Wohnzimmerwand aus. Wenigstens tut es jetzt auch schon von außen weh.

5.) Erste, pubertäre Verschmelzungsversuche der Schiffe schlagen fehl. Immerhin hat die Folge jetzt endlich einen einprägenswerten Satz, überbracht von Torres: „Wir vereinigen uns nicht!“ – Ich gehe spontan zu meinem Computer und bestelle sämtliche „Eis am Stiel“-Filme bei Amazon.

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„Okay, ist schon verziehen. kriechen sie einfach noch mal in mein Gesicht. Aber bitte nicht wieder kratzen, sobald sie meine Nebenhöhle erreicht haben!“ – So beginnen Lesbenpornos: Wenn man schielen muss, um den Gesprächspartner anzusehen, ist man sich eventuell etwas zu nahe gekommen. Aber vermutlich wollten die Macher einfach mal zeigen, dass sie einen Bluescreen besitzen. Und die Plakativität, ihn auch zu benutzen.

Um es kurz zu machen: Wer in seinem Bekanntenkreis stets behauptet hat, dass Science Fiction auch im abgedrehtesten Setting nur menschliche Motive beleuchten will, sollte jetzt seine große Entschuldigungstour starten. Trotz des Babytodes, der uns auf die Tränendrüsen drücken soll wie ein Proton mit Übergewicht, geht einem das Schicksal des doppelten Pottchens (Frei nach Erich Kästner) konsequent auf die Zwiebel. Eher nähe ich mir meine beiden Arschbacken aneinander, als noch mal zu beobachten, wie die amoklaufenden Worthülsenspeier zwei Schiffe zusammentackern wollen.

Außerdem möchte ich an dieser Stelle die Folge „Tuvix“ mit einem Studium in Betriebswirtschaft vergleichen, während „Die Verdoppelung“ quasi der dazugehörige Volkswirtschaftsunterricht ist. Eben das Große und Ganze. Stinklangweilig ist selbstverständlich beides. Dabei hätte man hier wirklich eine moralische und hochinteressante Geschichte erzählen können, griffen doch beide Schiffe auf nur eine Energiequelle zu und drohten dabei zerstört zu werden. Doch statt dies aufzugreifen, sprachen die Crews kühl von einer „Wiederverschmelzung“, als hätte man nicht gerade eine ganze Schiffsladung an neuen Lebewesen erschaffen.

Die einzige Überraschung war, dass die kaputte Voyager weiterflog, die getöteten Mitglieder (Kim, das Baby – ja, das sind ZWEI Figuren) mit ihren Doubletten ausgetauscht bekam und „The Heile One“ von den Vidiianern zerstört wurde. Wie letzteres passieren konnte, ist mir nicht ganz klar. Das ganze Schiff voll mit (Un)Sicherheitspersonal und dann kommen die alten Fleisch-Kleiderständer lahmarschig den Flur runterverwest und schießen alle(!) Crewmitglieder in Sekunden transplantationsreif! Das war so peinlich und unspannend, als würde man Janeway beim Mühle-Spiel im Altenheim zuschauen.

Fazit: Seelenlose Anomalie(-Folge), bei der die Figuren zur Randnotiz verkommen, sobald all die wilden Protonen, Neutronen und Quantenquallen sich orgienhaft miteinander verbinden. Man hätte SIE zu den Hauptdarstellern dieser Folge machen sollen! So in der Art von: „Wir werden schon wieder in diesen Reaktor gezogen. Trillionen von uns werden sterben! Gebt alle ein Proton ab und brennt der Halbklingonin die Stirnplatte vom Schädel, schnell!“

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Artikel

von Klapowski am 21.08.10 in Star Trek - Voyager

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Kommentare (7)

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  1. dingens sagt:

    Ich finde, die Episode hätte durchaus ein Ohr mehr verdient. Gerade die Tatsache, dass entgegen aller Erwartungen am Ende die kaputtere Voyager überlebt, hat diese Folge unter die positiveren in meiner Erinnerung gehoben. Voyager hat nämlich viel zu selten solch ungewöhnliche Entwicklungen gezeigt.

    Natürlich ist das am Ende praktisch ein Reset, weil keiner wirklich gestorben ist, und ich kann mich nicht erinnern, dass Kim später jemals erwähnte, dass er nicht aus derselben Realität wie alle anderen stammt, aber das ist halt Voyager. Aber es gab ja auch andere überdurchschnittliche Folgen mit Reset, z.B. das ziemlich ordentliche „Year of Hell“.

  2. Exverlobter sagt:

    Gerade weil die kaputte Voyager überlebt hat, habe ich mich so über diese Folge aufgeregt. Denn rein logisch, wäre jetzt Schluss mit der Reise. Das Schiff ist am Arsch.
    Ähnliche Schäden hatten wir ja nur in der Episode „Ein Jahr Hölle“ wo am Schluss die Zeitlinie aber ausgelöscht wird.
    Aber „die Verdoppelung“ will uns klarmachen, dass dieser ROstkahn ohne Raumdock wieder flott wird.
    Sorry, aber in der nächsten Episode wieder den Reset-Button zu drücken, und zu zeigen, dass das Schiff wieder blitzblank ist, fand ich mehr als ärgerlich. Das sprengt alle Gebote der Logik. Wozu haben die Drehbuchautoren überhaupt die Voyager in den Delta-Quadranten geschickt? Der Deltaquadrant scheint nicht gefährlicher zu sein als der Alpha Quadrant. Damit geht Spannung flöten, weil man die selben Geschicten wie im gemütlichen TNG-Universum schreiben kann. Somit geht viel Potential verloren. Die Reise durch den Delta Quadranten soll eben keine gemütliche Kaffeefahrt a’la TNG sein, wo man gebenfalls Nachschub von den Sternenbasen bekommt und das Schiff eigentlich nie in wirklcher Gefahr ist (von der Borg-Foge mal abgesehen).
    Wenigstens dies haben die Autoren bei „Enterprise“ hinbekommen. Als das Schiff in STaffel 3 in diese komische Xindi-Ausdehnung fliegt, und das Schiff zu KLump geschossen wird, bleibt es bis ans Ende der Staffel auch in diesem Zustand.

    Auch die „Galactica-Macher“ haben dieses Prinzip verstanden. Die ständigen Kämpfe in der serie bleiben nicht ohne KOnsequenzen . Das Schiff fliegt in der letzten Hälfte der vierten Staffel wahrlich auseinander. In der letzten Folge ist es dann nur noch Schrott.
    Das hätte bei Voyager auch der Fall sein müssen. Aber die bescheuerten Voyager Autoren haben es sich allzu leicht gemacht. Immer den REset-Button drücken, grrr!!!!

    • dingens sagt:

      Ich bin einer der Ersten, der laut „Volle Zustimmung!“ schreit, wenn einer sagt, dass Galactica in allem besser, schöner und konsequenter sei. Aber Galactica ist praktisch eine SF-Serien-Generation nach Star Trek, die Durchschnittsansprüche haben sich da schon ein bisschen geändert. In Voyager war bereits in der ersten Staffel offensichtlich, dass die 23 Torpedos dann doch bis zum Ende halten und dass es trotzdem keinen in der Crew stört. Deshalb würde ich das Reset-Problem der Serie vorwerfen, und nicht der Episode.

      Ich habe irgendwo gelesen, dass Gene Roddenberry kein Freund der Charakterentwicklung in einer laufenden Serie war. Und genau das Prinzip hält sich ja mehr oder weniger stark in allen ST-Serien. (Weshalb ich DS9 für die beste Serie halte). Deshalb war das Konzept von Voyager auch so vermurkst, weil die Autoren größtenteils Simpsons-ähnliche Stand-Alone-Folgen schrieben, aber die Voyager irgendwann ihre Reise beenden sollte. Das furchtbare Ergebnis war End Game.

      Und deshalb wollte ich mich bei meiner Bewertung auch nur auf die Folge selbst beziehen, weil die Epsiode mit dem „Der-Verwundete-Der-Nicht-Mehr-Laufen-Kann-Opfert-Sich-Und-Deckt-Den-Rückzug“-Klischee gebrochen hat. In einer solch klischeebedienenden Serie durchaus erwähnenswert.

      Antworten
  3. G.G.Hoffmann sagt:

    Das muß aber eine ganz kleine Verdoppelung gewesen sein. Null mal zwo ist immer noch Null. Ich kann mich an die Folge nämlich beim besten Willen nicht erinnern, obwohl ich mir sicher bin, alle 172 Episoden erlitten zu haben.

  4. Klapowski sagt:

    Das Ende war nett, fast sogar gut. Was die Episode so gut wie unguckbar macht, ist das ständige Technik-Gefasel, das einen hier erstmals nach Luft und Charakterszenen schnappen lässt. Schaut’s Euch noch mal an (aber außer GGH scheint jeder die Dinger noch auswendig zu kennen?!) und ihr werdet mir vielleicht Recht geben, dass das sinnfreie Gelaber hier um ein paar Hundert Prozent zu viel wurde.

  5. Exverlobter sagt:

    In Bezug auf sinnfreies Technobabble schlägt niemand die Voy-Episode „Prototyp“.

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