Film- und Serienkritiken

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Ice Age 3 – 3D: Hoffmanns Minihammer

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Ebenso unangekündigt wie aufgeregt stand kürzlich plötzlich unser Altredakteur Gert Günther Hoffmann vor meiner Haustür. Er überreichte mir einen USB-Stick sowie seine stoßweise Atmung, rief gurgelnd “Aaaarh! 3D!” und verschwand wieder im fehlenden Schatten der brennenden Mittagssonne. – Keine Ahnung, was das sollte. Ich habe aber für alle Fälle ein Schachbrett mit Figuren bestückt und (s)einen weißen Bauern auf das Feld “3D” gesetzt. Sollte GGH wieder auftauchen, werde ich wohl mit “Schwarzes Pferd auf G6” kontern…

(Dies ist ein Gastartikel von Alt-Altredakteur Gert Günther Hoffmann, Bilder plus Beschriftung von Klapowski)

Dutzende obdachlose Altkinobesitzer in den Fußgängerzonen verraten es uns: das 2D-Kino hat ausgedient. 3D gilt zum wiederholten Male nach 1897, 1923, 1937, 1954 und 1982 als Schlüssel zur Zukunft des großen Leinwand-Entertainment. Zur Eröffnung des ersten hiesigen 3D-Kinos habe ich nicht weniger erwartet als ein Filmerlebnis der besonderen Art. Ich wurde nicht enttäuscht. Das Abenteuer begann bereits an der Kasse. 9 Euro statt 7,50 Euro. Für mich schon die zweite Verwirrung nach Einführung des Tonfilms. Die 1,50 Euro zusätzlich seien für die 3D-Brille erklärt man mir, als ich lautstark darauf bestehe, den Geschäftsführer persönlich zu sprechen. Ach so. Und wenn die Brillen nicht nach der Vorstellung wieder eingesammelt worden wären – was mir spontan Anlaß gab, den Manager zu verlangen – hätte ich das auch toleriert. Aber 1,50 Euro extra um das Interieur zu mieten? Muß ich erwarten, demnächst auch noch für den Projektor und die Leinwand eigens zur Kasse gebeten zu werden? Hört man alsbald in den Kinosälen des Landes den auch in Flugzeugen beliebten Scherz: „Hurra, ein Sitzplatz!“?.

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Forderung nach mehr Tittenbildern demnächst sogar berechtigt: Auch Zukunftia.de wird demnächst seine Bebilderung komplett auf 3D umstellen! Wir überlegen noch, ob wir Euch dafür dann überteuerte Brillen anbieten werden (Modell „Hoffmann&Erhardt“ aus dem Jahre 1962) oder ihr Euch 60 Mal in der Sekunde abwechselnd die Augen zuhalten müsst (wobei ihr für die Nutzung dieser neuen Technik dann Lizenzgebühren zahlen müsstet)…

Ganz zu schweigen von dem organisatorischen Aufwand: eine Eintrittskarte (soweit wie gewohnt) und ein „Voucher“ (kannte ich bislang nur von Toiletten auf Autobahnraststätten) für die Brille. Einlaß in den Saal nur gegen Vorzeigen der Eintrittskarte und des Vouchers. Ausgabe der Brille nur gegen Vorzeigen des Vouchers allein. Wiedereinlaß in den Saal nach verrichteten Bedürfnissen nur gegen Eintrittskarte – ohne Voucher. Irritierend: kein Nachlaß von 50 Cent an allen Rastanlagen zwischen Toilette und Kinosaal gegen Vorzeigen des Vouchers. Zusätzlicher Personalbedarf: vier Studentinnen (eine zum Kontrollieren von Eintrittskarte und Voucher, eine zur Ausgabe der Brillen, eine zum wiederholten Erklären des Verwaltungsaufwands, eine als Sandsack für aufgebrachte Zuschauer). So werden die 1,50 Euro begreiflich gemacht. Ob man auch ohne Brille in den Saal darf, Gehirnschäden durch den 2-stündigen Doppelbildkonsum billigend in Kauf nehmend? Bekomme ich dann die 1,50 Euro – selbstredend gegen unaufgeforderte und freiwillige Rückgabe des Vouchers – erstattet?

Wie auch immer. Es erschließt sich nicht ohne weiteres, daß das Aufsetzen einer getönten Brille in einem dunklen Kinosaal das Filmerlebnis bedeutend steigern können soll. Tut es auch nicht. Wer schon immer einmal wissen wollte, wie es ist, mit seiner Taucherbrille aus einem verdreckten Aquarium zu schauen, bekommt hier die perfekte Illusion geboten. Zuschauer hingegen, die die Existenz von Farbrezeptoren in ihren Augen zu schätzen wissen und nicht auf Windstärke 12 während einer Butterfahrt nach Helgoland stehen, wird die 3D-Fassung keine zusätzlichen Reize bieten. Die 2D-Version allerdings auch nicht. Womit ich mich zu meiner eigenen Überraschung doch noch dem Inhalt des Filmes zuwenden möchte.

Der Schneeraum. Wir befinden uns in einer fernen Eiszeit. Dies sind die Abenteuer einer immer unübersichtlicher werdenden Herde, die mit ihren gefühlten 400 Mitgliedern seit sieben Jahren unterwegs ist, um neue Welten… Welches Gesetz schreibt eigentlich vor, daß ehemals glückliche Junggesellen in Fortsetzungen mit Frauen, Kindern und ähnlichem Ballast geschlagen werden müssen? Die Zielgruppe solcher Entwicklungen bleibt mir schleierhaft. Frauen (zumindest solche, die auch nach zwei XX-Chromosomen aussehen) mögen solche Animationsfilme generell nicht („plööööd…“) und die echten Kinobesucher wollen so etwas nicht sehen. Männer saugen zunehmend nervöser an ihren Getränken, Kindern bekunden lautstark Mißfallen („Uuaaaääh…bäääh… iiiihhhh“), wann immer die schwangere Mammuteuse Ellie alias Julia Roberts alias Daniela Hoffmann ihre Stimme erhebt, um Preßwehen hervorzustoßen und den Streifen durch Schwangerschaftsselbige und Hormonschübe zu stören. Als bekäme man solche Geschichten nicht alle fünf Minuten von ballonförmigen Gestalten und deren modernen Partnern, die sich für den Vater der Leibesfrucht halten, erzählt, muß man Berichte über diese elementare Körperfunktionen, die rein biologisch betrachtet irgendwo zwischen Blähungen und Haarwuchs angesiedelt sind (Frausprech: „Wunder“), auch noch im Kinosaal erdulden.

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NA? Wer hat gesehen, dass das hier nur der Screenshot zum Computerspiel zum Film ist? Im Gegensatz zu Pixar schafften es die Ice-Age-Macher (In der Öffentlichkeit auch schlicht als „Ice-Age-Macher“ bekannt – blöder Firmenname) nämlich meist nicht, mit ihren Grafikkreationen überdurchschnittlich zu beeindrucken. Aber dafür bekommt zumindest der 3. Teil von den Reviewern volle 100 Punkte! Von jedem Auge exakt 50…

Von der noch im zweiten Teil der Reihe („Jetzt taut’s“) ausgebrochenen Warmzeit war ohne jede Erklärung nichts mehr zu spüren – sieht man von einem Regenguß inmitten schneebedeckter Landschaft ab. Kennen wir hier auch. Bei uns heißt dieses Phänomen aber nicht „Warmzeit“, sondern „Frühling“, ist nur vorübergehender Natur und spätestens in der Adventszeit wieder vergessen. Da dieser Irrtum auch hochbezahlten Klimaforschern unterläuft („Globale Erwärmung! Kein einziger Frosttag im August!“), will ich an die Logik der Drehbücher keine allzu strengen Maßstäbe anlegen und auch gnädig darüber hinwegsehen, daß sich in einer Höhle (!) unter dem Eis (!!) eine sonnendurchflutete (!!!) Tropenlandschaft (!!!!) mit Dinosauriern (!!!!!) erhalten hat. Die Frage, wie eine übersichtliche Saurierpopulation 60 Millionen Jahre in einer Steingrotte überleben konnte, habe ich mir nur deshalb verkniffen, weil das Aussehen des Deutschlehrers neben mir befürchten ließ, daß er den Einwurf zum Anlaß für eine ausführliche Antwort nehmen könnte. Aber angesichts der vielen lieben Kleinen im Saal (mit der Betonung auf „vielen“) möchte man ja auch nicht den Korintenkacker raushängen lassen. Allerdings habe ich schon den Eindruck, daß der erste Teil von erfolgreichen Animationsfilmreihen sich eher an ein erwachsenes Publikum wendet, während im Erfolgsfalle die Handlung der Fortsetzungen zunehmend verblödet, will sagen: das KiKa- und Unterschichten-Publikum ansprechen will. Einen kleinen Vorteil kann ich den 3D-Brillen in diesem Zusammenhang doch noch abgewinnen: die quietschbunten Farbkombinationen, die offenbar in jedem heutigen Animationsfilm Pflicht sind und ungeschützt zu spontanen Netzhautablösungen führen können, werden deutlich abgemildert.

Fazit: Als Filmreihe scheint der Zapfen endgültig abgetaut. Bevor wir in Teil 4 erdulden müssen, daß sich die Dinos infolge einer erneuten Zwischenwarmzeit (Sommer?) an die Oberfläche wagen und Sid in eine klischeebeladene Multikulti-Ehe mit der Tyranno Saurus Regina gezwungen wird, sollte man einen Schlußstrich unter dieses Kapitel des Animationsfilms ziehen. Ein Umsatz von bislang 730 Mio. Dollar und die Ankündigung von „Fluch der Karibik 4“ lassen jedoch Böses erahnen.

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(Dies war ein Artikel von GGH, bitte nicht vergessen! Bilder plus Unterschrift von Klapo)

KLAPOS KLAPPRIGER MEINUNGSKASTEN
Der erstaunliche 3 geh!-Effekt., Ice Age 3 – 3D: Hoffmanns Minihammer
Im Gegensatz zu Kollege Hoffmann habe ich diesen Film nicht gesehen. Ich werde es wohl auch nicht, ob in 3D, der Grundschulklasse 4b oder auf der Ü30-Party!

Grund: Für mich zählt nur Güteklasse 1a und die war schon bei den Filmen 1 und 2(D) nicht wirklich gegeben. Wenn alle Welt sagt, dass der Nüssesammler „Scrat ganz lustig“ gewesen sei, sagt das mehr über die Qualität der Haupthandlung aus, als 5 halbgare Verrisse, die sich mit Satzkonstrukten wie „Für KINDER und jungegebliebene Erwachsene aber ganz nett“ behelfen! Wir (besonders Hoffmann) sind und wollen aber nicht junggeblieben sein, denn die jungen Leute sind ja heute eh alle nur Punker, Kinderpornographen und Killerspieler!

Unabhängig von der Zahl der Augen und Brillen, mit denen man einen Film verfolgen muss (wobei ich mir den 3D-Effekt serienmäßig, technisch einwandfrei und zu einem guten Preis dann doch in Zukunft wünsche), will man als Erwachsener dann doch nur gut unterhalten werden. Und das ist mit Zeichentrickfiguren in festen Liebesbeziehungen einfach nicht möglich! Ein Anarchist von CGI-Welt hat gefälligst Single und kinderlos zu sein, siehe den frühen Shrek!

Somit bleibt mir nur, diesen Film in 2 Jahren an einem verregneten Sonntag-Nachmittag zu sehen. Mit 5 Sonnenbrillen übereinander kann ich dann im Falle meiner zutreffenden Qualitätsbefürchtungen wenigstens meine Augen in Stereo ausruhen…

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Artikel

von Klapowski am 06.08.09 in Filmkritik

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Kommentare (2)

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  1. Terek sagt:

    Ich bin dafür, daß „Animationsfilm“ sowieso zum Unwort des Jahrzehnts gekürt wird. Nachdem Frauen aus dem Beatles, ich mein natürlich Tokio Hotel, Gekreische rausgewachsen sind, kommen regelmäßig die „ist doch soo süüüß“ Anwandlungen (inkl. Kinderwunsch). Schlimm genug, daß man sich sowas irgendwann mit seinen Kindern zusammen antun muß. Ich frag mich nur was man verbrochen haben soll, um sowas schon vorher zu verdienen.
    Aber das mit dem 3D Konzept überzeugt mich. Ich warte schon auf Star Trek XI (falls der einen Titel haben sollte, hab ich ihn vergessen) in Full 3D und hoffentlich im Directors Cut, wo Neukirk nun dreidimensional in den Tod stürzt und nie wieder kommt…

  2. 655321 sagt:

    lens flares direkt vor der pupille? nein danke…

    der artikel war aber knorke da kann gern noch mal einer mehr kommen

    „(eine zum Kontrollieren von Eintrittskarte und Voucher, eine zur Ausgabe der Brillen, eine zum wiederholten Erklären des Verwaltungsaufwands, eine als Sandsack für aufgebrachte Zuschauer)“

    mein favorit
    einfach genial

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