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„The Green Knight“ und „Benedetta“ – Zwei Reviews

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Ihr kennt den Spruch? „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, die Zukunft zu wiederholen.“ – Aus diesem Grund möchten wir uns davon distanzieren, dass dies eine SF-basierte Webseite ist. Vielmehr beschäftigen wir uns mit der Historie der Menschheit, weswegen wir uns auch Zukunftia nennen (= Zufällig unterlaufene Klamaukreviews und notorisch ferklärter Tiefsinn in Anno-Dazumal). Daher nun zwei Reviews zu aktuellen Filmen zu der Welt von Vorgestern. Doch Vorsicht: Bei beiden Werken gibt es nackte Weiber. – Schlimm?


The Green Knight

Wer bei kunstvollen, langsamen oder schlichtweg stinklangweiligen Filmen gerne mal „abgeht“, findet hier den richtigen Kandidaten für Selbstbeweihräucherung.

„Green Knight“ basiert lose auf der Arthus-Saga, ist aber mehr eine Parabel auf das, was man vom Leben erwartet. Oder von dessen Ende. Oder dem uncoolen Mittelteil. – So darf der Held zu Beginn einem mythischen Baumwesen den Kopf abhauen. Welches die Rübe aber dann einfach wieder aufsetzt und den Rittersmann auffordert, sich in genau einem Jahr in der Grünen Kapelle einzufinden. Dort gäbe es die gleiche Schelle im fairen Austausch zurückgeschallert.

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Wie greifbar und nah ist der Tod bei allem, was wir tun? – Überraschende Antwort: Eine herabfallende 3-Kilo-Kastanie kann schon genügen.

Da man den Eid mit dem Fabelwesen bereits eingegangen ist, ist ab diesem Zeitpunkt klar: Der Held wird vermutlich sterben. Und zwar tragisch – aber dafür immerhin schmerzhaft.

Auf seiner letzten(?) Reise trifft er dann allerlei seltsame Gestalten. Banditen, Riesen, Geister und andere Leute mit Quests und Mitteilungsbedürfnis. Dass der Film mit dem Videospiel „Dark Souls“ verglichen wurde, ist hierbei nachvollziehbar: Die Quests sind krude und deren Grund nicht immer klar ersichtlich. Und ab und an gibt es sogar ein angeblich magisches Item, von dem man aber nicht weiß, ob oder WIE es wirkt.

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„Wie bitte? Sie haben eine Hormonstörung, die Dame? Nein, ich weiß leider nicht, auf welchem Mittelaltermarkt der Endokrinologe gastiert.“ – Da musste jemand groß: Diese überirdischen Begegnungen spiegeln das urmenschliche Verlangen nach Sinn und außerkörperlichem Nachleben wider. Außerdem sehen die Bilder knorke aus und machen auf der Leinwand was her.

Die hypnotischen Bilder und die seltsame Musik haben einen ganz eigenen Reiz. Und getreu dem Motto „Jeder Film ist gut, über den ich 2 Tage später noch nachdenke“ muss ich dieses Werk überdurchschnittlich bewerten. Am besten ist es sowieso, hier nicht alles zu hinterfragen und die vermeintlichen Logikfehler („Harhar, der kam ohne Pferd viel zu schnell zum Ziel!“) als Teil des Kunstprojekts zu betrachten.

Am Ende kommt dann sehr gut rüber, was vom Leben erwarten kann (nix?), was Ehre und Ruhm bedeuten (nix – oder eventuell alles?) und was der Wert der Liebe ist (schwingt immer mit, macht aber oft nix besser?).

Für mich liegt die Interpretation auf der Hand: Das Leben ist ein Spiel mit ziemlich undurchschaubarem Level- und Lootsystem. Trotzdem kann das Mitspielen Spaß machen. Oder man begnügt sich mit einem Let’s Play, verzichtet auf den Multiplayermodus und steigt bei Problemen vorzeitig aus.

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„Willst du sterben oder leben?“ – „Kommt drauf an. Wäre ein Kompromiss möglich? Irgendwas dazwischen?“ – „Klar. Rollstuhl, eine ungedämmte Wohnung in Gelsenkirchen in Verbindung mit einer schweren Bier-Allergie.“

Alles in allem ist’s ein wilder Ritt in langsamen Bildern. ICH zumindest habe nach dem Film die Themen „Schicksal“, „Vergänglichkeit“ und „Nicht rücknehmbare Haustürgeschäfte“ mit anderen Augen gesehen.


Fazit: Traumhafte Parabel-Welt für Kulturfeinschmecker. Wer Action, spaßige Dialoge oder nachvollziehbare Dramaturgie braucht, macht aber einen Bogen drum.

Alleine einige Kameraideen lohnen aber bereits das Einschalten (also vom Kopp). Und falls es euch nicht gefallen hat: Sparkillers Mailadresse steht euch jederzeit für Beschwerden offen!

ACTION
HUMOR
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Benedetta

Inhalt: Die verruchte Nonne Benedetta hat häufig Visionen von Jesus – und anderen Dingen, die es nicht gibt. Doch eines Tages kommt eine widerborstige Frau in das Kloster, die Lesbensex mag…

Besprechung:

Sexualität, Gewalt und Gesellschaftskritik. Das ist die dramaturgische Dreifaltigkeit, mit der Paul Verhoeven gerne arbeitet. Und sehr oft trifft der Mann damit mitten ins Ziel – nämlich in mein schmachtendes Herz. Auch weil ich finde, dass sein verwendeter Trash-Faktor eine sehr reine Form des Betrachtung ist. So wie z.B. die Kothaufen, die Sparkiller und ich in jedem Review hinterlassen.

Ich finde außerdem, dass die offenherzige Oberflächlichkeit seiner Werke („Showgirls“, „Robocop“) niemals schlimm ist, sondern sogar schlau und gekonnt. Aber was weiß ICH schon? (*genüsslich die intellektuellen Einträge in Lieblingsfilmliste anstreich*)

In diesem Rundumschlag gegen die Kirche wird alles aufgeboten, was die Schatzkiste der „Skandal“-Regisseurs Verhoeven zu bieten hat: Lesbische Liebe. Finstere Omen. Und ein geheimnisvolle Plage, wegen der nur noch nach einem PCR-Test an Vaginas rumgespielt werden darf.

Verhoeven scheut sich selten, drastische Bilder einzusetzen („Starship Troopers“), sexuelle Übergriffe/Entscheidungen oberflächlich zu „erklären“ („Elle“, „Hollow Man“) oder einfach nur den Zuschauer einzuwickeln („Basic Instinct“). Und so ist es auch diesmal wieder: Die Erlebnisse der beiden Nonnen wirken überdreht, ironisch und oft grausam. Und das ist auch GUT so. Denn eine realistisch-spießige Darstellung von Homosexualität in damaligen Klostern wäre nicht gaaanz so anziehend gewesen – und vielleicht sogar das Äquivalent zu einem deutschen „Ich habe Krebs“-Film?

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„Entschuldigung? Ich sollte hier einen losen Balken festziehen?“ – „Kommen Sie näher, junge Frau. Der andere Zimmermann (= Papa) war bisher nicht da. Tja… Es ist wirklich ein Kreuz mit den heutigen Handwerkern.“

Wenn Menschen sich absichtlich an kochendem Wasser verbrühen, Frauen auf dem Donnerbalken satte Darmäußerungen absondern oder Jesus höchstpersönlich durch die Halluzinationen tanzt, so kann man das natürlich umfangreich deuten. Doch wenn man das nicht WILL, wird man trotzdem gut unterhalten.

Kritisieren kann man aber, dass die Provokationen nicht NEU sind. Und auch nicht immer einfallsreich. – Aber das muss es auch nicht sein… Die Kirche hängt ja auch an alten Ideen fest („Schwuler Sex? Das tolerieren wir nur mit Altersunterschied von 50 Jahren aufwärts!“)

Dass Glaubengemeinschaften auch mal „Wunder“ anerkennen, um finanziell auf der sicheren Seite zu salben, ist bekannt. Und auch die widersprüchlichen Regeln für den privaten Bettdecken-Tango kennen wir nur zu gut. Hier fehlte mir manchmal eine neue Erkenntnis – so dass ich trotz aller schlüpfriger Szenen eher für NOCH MEHR Irrsinn und Provokation plädieren würde.

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„Sag mal, ist das hier eigentlich Kunst?“ – „Natürlich nicht! Ich habe doch die rattenförmigen Nippelklemmen noch nicht aufgesetzt!“

Das Ende bietet dann zwar noch alles auf, was den Zuschauer verstören kann (Folter! Blut spucken! Selbstmord! Pest! Und das Allerschlimmste: männliche Katholiken mit zu viel Macht!), aber ein weeenig bekam ich das Gefühl, dass hier auf zu vielen Hochzeiten getanzt wird.

Und das sind noch nicht mal alle Themen, die man im Vorbeigehen anschneidet. Es geht um Prophezeiungen, Rache, Aberglaube, Betrug, Verrat und minutenlange Nudisteneinstellungen, bis dem Satan höchstselbst die Lesebrille beschlägt. Eben zu viele Elemente, um zu langweilen, aber nicht vertieft genug, um alles … ausreichend … zu … penetrieren.

Trotzdem finde ich es positiv, dass bei diesem Schaulaufen der Provokation alles zusammenkommt, was man Religionen, Sittenwächtern oder anderen Verblendungsfachwirten seit Jahrhunderten (zurecht) vorwerfen kann. Und allein dafür gibt es ein Fleißsternchen von mir.

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„Was, Staffel 2 und 3 von ‚Picard‘ sind schon fast fertig? Und ‚Discovery’ bekommt eine Staffel 5? Toll, dann brauch ich das alte Ding ja nicht mehr!“ – Besserverdiener haben für die Selbstgeißelung neuerdings spezielle Dienstleister…


 
Fazit: Solides Provokations-Pulverfass, das vor 20-30 Jahren noch für Aufsehen und steife Nippel gesorgt hätte.

Allerdings leidet das Satire(?)-Vergnügen darunter, dass weitaus deftigere Szenen längst ins Popkultur-Gedächtnis übergegangen sind. Wer jemals einen Porno gesehen hat (z.B. „Die Dreilochstute im Weihrauch-Fass“), wird über die Lesbenszenen nur müde abwedel… abschmunzeln. Und erst danach zurückspulen.

Trotzdem: Verhoeven bietet erneut den ganz großen Holzdildo auf, um den Zuschauer zu beglücken. Schade nur, dass an dem Ding etliche Splitter hochstehen…

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von Klapowski am 22.01.22 in Filmkritik

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Kommentare (9)

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  1. Hayos sagt:

    „Das Leben ist ein Spiel mit ziemlich undurchschaubarem Level- und Lootsystem. Trotzdem kann das Mitspielen Spaß machen. Oder man begnügt sich mit einem Let’s Play, verzichtet auf den Multiplayermodus und steigt bei Problemen vorzeitig aus.“

    Einfach nur grandios! :D

  2. VerwirrterTurnschuh sagt:

    Bei deiner Aufzählung der kunstvoll-ordinären Werke Verhoevens ist dir eine „2“ hineingerutscht (gleich nach „Robocop“).
    Denn so ordinär, dass er ein Sequel macht, war dieser Niederländer meines Wissens dann doch noch nie.

  3. JP1957 sagt:

    Wo soll das hinführen?

    Das ist eine SF-Seite hier und das ist auch gut so!

    Nachher fängt hier noch jemand an, sich über Bonanza auszutauschen!!

  4. bergh60 sagt:

    tach auch !
    The green Knight werde ich noch zu Ende gucken müssen, Benedetta muss ich erst noch schauen.
    Ohne Dev Patel und den Riesinnen wäre ich bei the green Knight schon längst raus. Der Film ist eigentlich eher öde, aber dann passiert etwas, dass das Hirn anregt. Ein bisschen wie bei David Lynch.

    Gruss BergH

  5. ClaraFen sagt:

    Ich habe beide Filme sehr gemocht, es waren schöne und kurzweilige Filme.

    • Klapowski sagt:

      Interessant… Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zufällig oder absichtlich BEIDE Filme sieht (womöglich im Kino?), ist doch eher gering.

      Darf ich fragen? – Raubkopiererin, Filmkritikerin oder einfach generell einen an der Waffel?

      Antworten
  6. Tabularius sagt:

    Hatte mich auf Green Knight gefreut war aber eher enttäuscht.
    Hab ja absolut nix gegen langsame Filme und ich bin ein riesen fan von Lowerys „A Ghost story“
    Aber bei green knight hat mir eindeutig der drive gefehlt. Im Mittelteil passieren mehr oder weniger unzusammenhängende Dinge. Und beim „Twist“ am Ende war ich emotional schon komplett raus. Schade eigentlich.

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