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„Tales From The Loop“ – Review der ersten Staffel

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Endlich mal wieder ein Serienreview auf Zukunftia! Ich muss gestehen, dass ich mich zunehmend schwer tue, die mehrstaffeligen Ergebnisse einer (wegen Corona?) nur halb durchgeführten Brainstorm-Sitzung zu verfolgen. Was „lustig“ ist, da mich bei Filmen eine gewisse Langsamkeit nur noch wenig stört. – Wie auch immer: Unsere Redaktions-Fee und Schildkrötenliebhaberin Schildhilde hat sich diesmal bereit erklärt, die schmerzhafte Dauerberieselungslücke auf unserer Webseite zu schließen.


SCHILDHILDES MEINUNGSPANZER
Ein „Meinungspanzer“-Artikel von Schildhilde
Bildtexte und Kleinkram von Klapo
, „Tales From The Loop“ – Review der ersten Staffel

Unser Klapowski erwähnte mal, jemand auf Zukunftia hätte erwähnt, man müsse diese Serie unbedingt schauen. Okay, man nimmt ja in der Redaktion solche Empfehlungen ernst (oder delegiert den langweiligen Guck-Kram! – Anm. v. Klapo). Doch leider hat sich Klapo jedoch bereits nach der eher sperrigen Folge 1 („Der Loop“) ausgeklinkt. Der Grund hierfür dürfte sein, dass die erste Folge zwar einen spannenden Auftakt bereithält, aber rein gar nichts erklärt. Und genau das ist der Punkt, an dem sich entscheidet, ob man dabei bleibt oder nicht.
 
, „Tales From The Loop“ – Review der ersten Staffel

„Es ist mir völlig egal, ob Ihr Schwarzes Loch denkmalgeschützt ist. Die Grundsteuer bemisst sich an der Grundstücksgröße – und fertig!“ – Hier liegen sich die Wunder wund: Nicht jedes Phänomen wird erklärt oder sofort in einen moralischen-inhaltlichen Kontext gebracht. Vieles ist einfach nur „da“, weil „LOST“ seit Jahren geschlossen hat.

Ich selbst fand den richtigen Einstieg – nach dem Auftakt – erst Wochen später wieder. Eigentlich erst, nachdem ich sehr viele Stunden in „Death Stranding“ zubrachte und mich in der Spielewelt an das eigentümliche Alleinsein gewöhnte. Denn genau das verströmt auch Tales from the Loop: ein Gefühl des Alleinseins. Erklärt wird auch in den restlichen Folgen nichts. Warum z.B. die Roboter herumlaufen, warum es schwebende Traktoren gibt, warum es Parallelwelten existieren, was die da eigentlich erforschen im „Loop“… – ihr werdet keine Erklärung bekommen. So wie die Anfangsfolge daherkommt, so bleibt der Stil auch.

Ab Folge zwei konnte ich mich jedoch den seltsamen Mensch-Maschine-Bildern und der Ästhetik nicht mehr entziehen. Die Stimmung beschreibt insgesamt eine schöne Melancholie. Zum Glück aber keine, die einem zum nächsten Dachbodenbalken treibt, das Seil in der Hand haltend. Man begleitet in den nur 8 Folgen unter anderem eine Familie: Vater, Mutter, Brüder, Großeltern sowie ausgewählte Bewohner der Kleinstadt. Diese Stadt und der angrenzende Wald befinden sich um das namensgebende Forschungszentrum, den Loop.

Jede Folge hat mit ca. 50 Minuten stets genug Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. „Binge Watching“-Sucht kommt hier nicht auf. Meist offenbart sich dabei nach 1/3 der Zeit der eigentliche Plot-Twist. Besonders die Familien-Geschichten sind hier miteinander verbunden. Ich empfehle daher sehr, die Serie trotz der losen scheinenden Erzählstruktur von Anfang an zu schauen.

, „Tales From The Loop“ – Review der ersten Staffel

„Mein Junge? Schon bald wird all dies da draußen dir gehören!“ – „Na toll, 100 Hektar mit denkmalgeschützten SF-Ideen! Allein die Restaurierungskosten werden mir glatt die Kindheit vom Kopf fressen!“ – Das Goethe-Gedicht unter den utopischen Serien: Vieles muss man sich selbst zusammenreimen…

Ich möchte nicht jede Folge besprechen und kenne auch nicht die Arbeit des schwedischen Künstlers Simon Stålenhag – auf dessen Werk beruht nämlich die Serie. Die Lichtstimmung, genauer der Bild-Fluss, haben mich jedoch besonders fasziniert. Ebenso, wie leicht „große Fragen“ des Lebens in die Geschichten der Bewohner gegossen werden. Zum Beispiel der Tod eines älteren Menschen; der Verlust eines Kindes; der Verlust von Freunden.

Jetzt stöhnt womöglich der ein oder andere auf: „Traurigkeit? Weg damit!“ – Doch mitnichten. Es gibt zwar nur eine Folge, bei der ich aufgrund von Situationskomik ein paar Mal lachen musste („Gaddis“, toll gespielt von Ato Essandoh), aber das heißt nicht, dass man beim Rest weinend davorhockt. Dies ist nun mal eine Serie, die zum Nachdenken anregt. Und manchmal mit den Erwartungen bricht, was es wiederum so unvorhersehbar macht. (z.B. der Wissenschaftler-Großvater, oder der arme Familienvater, der stummen Tochter, oder eben das Ende der letzten Folge.)

Die Jugendlichen und Erwachsenen sind keine Klischee-Aggros und Fieslinge, sondern wirken wie nette Leute „von Nebenan“. Stellvertretend sei hier die Szene genannt, in der der mittellose Familienvater vor seinen jüngeren Abteilungsleiter tritt, um ihn um einen Gehaltsvorschuss zu bitten. Toll gespielt von beiden und ein gutes Beispiel in Sachen „Klischeevermeidung“!

, „Tales From The Loop“ – Review der ersten Staffel

„Ich möchte, dass diese Serie cinematographisch stets auf einem Level mit den Kameraeinstellungen von Roger Deakins ist!“ – „Klar, mein Junge. Solange du dir vor dem Essen immer brav die Hände wäschst!“ – Zittern gibt‘s nur bei der Konkurrenz: Ruhige Bilder und Bildeinstellungen beherrschen hier ganz klar das … – puh, muss ich wirklich noch mal „Bild“ schreiben?

Doch natürlich gibt es auch eine Kleinigkeit zu bemängeln.

So verliert sich Tales from the Loop manchmal zu sehr in Profanem oder Belanglosigkeiten. Das Ende von „George“ (Folge 7) fand ich z.B. sehr bemüht. Auch hätte ich mir etwas mehr Tempo gewünscht und zudem abwechslungsreichere Hintergrundmusik. Denn hätte es NOCH mehr Cello-Solos gegeben, so hätte ich meine meine Cipralex wieder in die Pillendose einsortieren müssen.

Wer sich an einer nicht näher erklärten retrofuturistischen Umgebung ergötzen möchte und sich vom Strom des Erzählens treiben lassen kann, der sollte unbedingt bei „Tales from the Loop“ reinschauen. Für mich gibt‘s hier 3.5 von 5 Sternen.

Meine Highlights sind: „Für immer und ewig“ (Episode 3), „Echolot“ (4), „Gaddis“ (6) und „Als wäre es gestern gewesen“ (8)


Anmerkung von Klapo: Na toll, jetzt „muss“ ich die Serie ja wohl doch sehen!? Waaaaaruuuum, Schildhildeeeee?!

*DVD-Box mit der Aufschrift „Was in den 70er schon todlangweilig war“ missmutig von sich wegschieb*

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von Klapowski am 20.06.20 in Serienkritik

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Kommentare (7)

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  1. BigBadBorg sagt:

    Mir wäre es wohl zu langweilig, auch wenn die Ausschnitte auf youtube visuell sehr ansprechend sind. Jetzt das ganze mit einer fesselnden Story und vor allem wenigstens mit dem Versuch einer Erklärung und ich bin dabei. Ich habe keine Lust mehr viel Zeit in etwas zu investieren dass nirgendwo hinführt (Lost, STD). Also vielen Dank für das Review, es ist wohl nicht meine cup of tea.

    Klapo, guck doch lieber Counterpart. SF, Kalter Krieg, und mit Story. Und wenn es zu Ende ist hast du ein mieses Gefühl, denn die Serie war ihrer Zeit weit voraus…

    • frank sagt:

      bei der ersten staffel von counterpart gebe ich dir mehr als recht. da dachte ich noch, ich hätte eine der besten sf serien gesehen.

      die zweite staffel war einfach nur noch scheiße. gewollt, aber nicht gekonnt. wie so oft, wenn überambitionen so kraß zutage treten wie hier.
      außerdem: dieter hallervorden. muß ich noch mehr sagen?

      Antworten
    • BigBadBorg sagt:

      Didi Hallervorden ist schon lange nicht mehr der Didi auf vollen Touren :)

      Antworten
    • frank sagt:

      er ist aber auch kein john malkovic! nicht mal ansatzweise…

      und vielleicht, wenn man ihn, dieter hallervorden, nicht kennt, dann könnte man ihn evtl. in ernsten rollen ebenso nehmen. aber ich schaffe das beim besten willen nicht. nicht als dementen greis, und schon gar nicht als ‚verschwörer’…

      ymmv

      Antworten
  2. frank sagt:

    ich habe gerade erst angefangan, die serie zu konsumieren und habe erst die ersten zehn minuten der ersten folge gesehen, bevor ich dann doch wegen langeweile zu altered carbon gewechselt bin…

    jetzt bin ich unschlüssig, ob ich den artikel lesen soll, oder nicht, vielleich will ich ja doch noch irgendwann mal weiterguggen…

  3. bergh sagt:

    tach auch !

    Danke Schildhilde !

    Wenn ich mal Zeit habe gebe ich dem Looping eine Chance.

    Gruss BergH

  4. Sparkiller sagt:

    Nach fünf ganzen Folgen musste ich dann auch trotz sonst recht stabiler „Was man anfängt, muss man auch zu Ende glotzen“ Ethik das Handtuch, beziehungsweise die Bettdecke, werfen. Danach reichte es nur noch für die jeweils ersten fünf Minuten, da ein Wachkoma sonst in greifbarer Gähne gewesen wäre.

    Schön langsame Erzählweise schön und gut, aber noch mehr von dem Klaviergeklimper und schläfrig durch die Pampa (nur echt mit erklärungsfreier SciFi-Struktur im Hintergrund) wandelnden Depressionsfanatikern und ich hätte eine Umschulung zum städtischen Beamten gemacht um mal wieder so richtig ACTION und LEBENSFREUDE erleben zu können!

    Meiner Erwartung am nächsten kam da noch die Zeiteinfrier-Episode, schlicht weil man dort tatsächlich die Zeit einfror. Überhaupt beinhaltete jede Folge höchstens drei bis vier Minuten an Plot, was wie schon erwähnt von viel Klimper-Klamper und doof in der Gegend rumstehen/-laufen/-glotzen auf Pflichtlänge gedehnt wird.

    Als Beispiel einfach dieses Video hier starten und mal so richtig tiefsinnig auf die Kloschüssel setzen. Aber Vorsicht, sonst ist bald der Briefkasten voll mit Philosophie-Awards! (Quasi „Tales from the Poop“, ha-ha-ha!)

    https://www.youtube.com/watch?v=CQCWuu2a8Ug

    PS: Nicht falsch verstehen, in KLEINEN Mengen ist Loop stimmungstechnisch mal etwas anderes. Aber „bingen“ würde mein Kreislauf nicht mitmachen.

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