Film- und Serienkritiken

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„Invasion vom Mars“ (1986) – Das Review, das aus der Kindheit kam.

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In der Kindheit sind Filme wie Spiegel in eine andere (völlig real wirkende) Welt: Wenn man dagegen läuft, bekommt man an der reflektierenden Oberfläche schnell mal Kopfweh (und Angst), während man weiterhin nur sich selbst in der Hauptrolle sieht. Doch wie das mit Spiegeln so ist: Als Erwachsener sieht man plötzlich nur noch die störenden Schlieren, meckert über das altmodische Design und findet sowieso, dass der Kerl IN dem Spiegel ziemlich alt und unattraktiv geworden ist. Siehe das Bild rechts dazu. – Aber: Kann der FILM was dafür?!

INFORMATIONEN:

Regie: Tobe Hooper
Jahr: 1986
Budget: 12 Mio $

, „Invasion vom Mars“ (1986) – Das Review, das aus der Kindheit kam.
Oder: Warum die Bösen nie vom Jupiter angreifen
Inhalt: Ein Junge. Wird wach. Ein Raumschiff landet hinter dem Haus. Und dann scheinen seine Eltern Alzheimer zu haben. Sandstrudel. Merkwürdige Polizisten. Die fiese Lehrerin gurgelt mit Reptilien. Noch Fragen?

Besprechung:

2-3 Sequenzen aus „Invasion vom Mars“ haben sich wahrlich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. In MEIN kollektives Einzelgedächtnis, also in das einzige, das zählt. So konnte ich mich Jahrzehnte später noch an die „Frau frisst Frosch“-Szene erinnern, die nur noch von der ähnlich aufgebauten „Breitmaulalien frisst Frau“-Szene getoppt wird. – „Wie bitte, Klapowski? Frosch-Matroschka-Sequenzen? Klingt das nicht eher nach einem langweiligen Kinderfilm?“

Sehr richtig, lieber falschliegender Zuleser Nummer 29, der „Doctor Who“ für eine ernsthafte SF-Serie für Erwachsene hält. Zu 70% ist der Film „InvoMa“ eher ein Kinderfilm, was man schon daran merkt, dass ein Junge die Hauptrolle spielt, der ständig vor seinen (infiltrierten) Eltern, den (böse gewordenen) Lehrern oder (aufdringlichen) Polizisten wegläuft. Also eigentlich alles genau so wie jede normale Kindheit in der Unterschichten-Wohngegend. – Daher kann man sich hier auch gleich so gut mit dem Blondbengel identifizieren, der zusehen muss, wie sein Vater über Nacht plötzlich Süßstoffpillen wie Müsli isst. Und ja: Gerade bis zur Mitte des Filmes gibt es durchaus einige unheimliche Momente, bei denen man auch als Heranwachsender (also: in das Gerontenalter hineinwachsend) noch ab und zu in seine Kuscheldecke beißt.

, „Invasion vom Mars“ (1986) – Das Review, das aus der Kindheit kam.

„Oh Mann, ist die computeranimiert? Die sieht ja gaaar nicht echt aus!“ – „Jau. Früher, da wurden die Menschen noch glaubwürdiger dargestellt. Da gab es noch echten Schleim untenherum!“ – Computeranimiert heißt in diesem Falle: Die beiden Aliens bewegen sich wie ein Rechenzentrum bei einem Erdbeben vorwärts: Extrem langsam, mal von dem Moment abgesehen, indem sie zusammenbrechen.

Als hier eine rot beschienene SF-Kulisse mit leichten 50er-Jahre-Anleihen gezeigt wurde, da wusste ich wieder, wie sehr mich das als Kind beeindruckt UND beein-bedrückt hatte. Natürlich ist das Set sichtbar aus Plastik und nicht aus ECHTEM Weltraummetall (kaufen die Chinesen ja alles vom Markt), dafür hat es aber mehr Eigenes als alle neuen SF-Filme. Irgendwie scheint der Beruf des Setdesigners, der aus nassen Pappeklumpen lustige Höhlen und wabernde Riesengehirne zaubert (auch das gibt‘s hier), aus der Mode gekommen zu sein. Selbst, wenn immer die selben Podeste und Stufen gezeigt werden, so vermisse ich HEUTE etwas den „TNG in teuer“-Look, da das „CGI in billig“-Outfit irgendwie auch Kacke aussieht.

Logisch hat der Streifen trotz buntem Trallafitti so die eine oder andere Logiklücke. Oder anders herum: Zwischen all dem Leerraum FINDET sich gelegentlich etwas Logik. So ist die ganze Invasion der Marsmenschen (wobei nur der Junge behauptet, sie kämen von dort) so durchdacht wie ein Schneebesen fürs Wohnzimmer. Die riesenhaften Maulmonster humpeln eigentlich nur im Schneckentempo durch ihre Höhle, unfähig, mehr in den Händen zu halten als das, was der Setdesigner vorher aufwendig drangeklebt hat. Und da die zu indoktrinierenden Menschen immer erst zur lokalen Sandsenke laufen müssen, muss die planetare Unterjochung doch sehr von der masochistischen Eigeninitiative der Menschheit abhängen.

Schade auch, dass der Bengel nach einiger Zeit nur noch mit der Schul-Krankenschwester rumtaumelt. Arbeitsteilung: ER wankt vorneweg und sucht geniale Verstecke für Dreijährige (zum Beispiel auf einer völlig offenen Bank unter der Treppe) und sie schreit im Sekundentakt „David. David! Daviiiid!“. Ein Frauenbild der 80er, das allein schon auf Anraten des Bundes der Gehörgeschädigten abgeschafft gehört. Eben die einzig wahre Verfilmung der beiden Wörter „Far“ und „Cry“…

, „Invasion vom Mars“ (1986) – Das Review, das aus der Kindheit kam.

„Aaaah! Iiiiih! Iiiiiirh! Kreisch! Zeter!“ – „Hören sie doch, werte Dame, wir befinden und noch im Film-Prolog und sie haben mir bezüglich der Außerirdischen doch noch gar nicht geglaubt!“ – „Iiiiih! Film-Popo-log! Solche Wörter machen mir Aaaaangst! Aaaaargh!!“ – Der Kreisch ist Scheiß: Karen Black war mal eine beliebte Schauspielerin. Gerade Emanzen haben es bestimmt GELIEBT, ihre Figuren zu verabscheuen.

Am Ende wähnt man sich sogar in einem James-Bond-Film, wo ganze Armee-Truppen vor und hinter dem Schreierin/Bübchen-Doppelpack herlaufen. Der General beugt sich dann bei aller Hektik immer wieder nett zum Wesley Crusher für 80er-Rückblickshows herunter und lässt sich dann ansagen, wo er hinschießen muss. Motto: „Hört auf den Jungen! Ich bin nur hier, weil sich die Zigarren nicht von alleine rauchen!“

Und so dödelt man sich am Ende durch das fremde Raumschiff, nur unwesentlich belästigt von den Aliens. Die dürften übrigens an der Grenze dessen sein, was man einem (zwei?) Menschen noch an Kostüm drüberstülpen kann, ohne von einem Menschenrechtsgericht behelligt zu werden. Mangels Kommunikation oder Interaktion ist dann auch nicht klar, ob die Wesen völlig verblödet sind (die Lehrerinnen-Fress-Szene scheint eher aus oraler Unachtsamkeit entstanden zu sein), oder ob die Fremden uns einfach soooo weit voraus sind, dass wir mit ihrer Art zu denken einfach nichts mehr anfangen können. Eventuell verbirgt sich hinter dem zu Kohle gebackenen Frühstücksschinken ja eine tiefgründige Gesellschaftskritik?

Schlecht ist der Film trotzdem nicht. Zu sehr schätze ich inzwischen die einfachen 80er-Elemente, die heute gerne durch 5 ineinander verschachtelte Twists (nebst Actionszenen) ersetzt werden, bis keiner mehr weiß, was Haupt- und Nebenhandlung ist. Das hier ist quasi eine Mischung aus „E.T.“, „Doctor Who“ und der „Gummibärenbande“, wobei die letztere Serie hier nur genannt wird, weil der Hauptbengel charakterlich irgendwie sehr an Cubbi (ist der kleine Rosafarbene) erinnert.

, „Invasion vom Mars“ (1986) – Das Review, das aus der Kindheit kam.

„Schieß weiter rechts, da (k)lebt noch einer!“ – „Der braucht nach diesem Kampf sicher einen plastisch… Plastik-Chirurgen!“ – „Na los, vergebt blaue Bohnen, bis sie Papp(e)-satt sind, harhar!“ – „Könnt ihr mal damit aufhören? Wir haben schon verstanden, dass die Effekte sehr… ‚handwerklich‘ aussehen!“ – Sch(l)ießmuskeltraining: Sie sehen hier den Film „Transformers“ mit nur einem „Transformator“ – für die Blitze. Ha. Ha.

Erwähnenswert wäre noch, dass Kai Winn (DS9) als böse Lehrerin die besten Auftritte des Films hat, was wohl an der unverwüstlichen Kotz-Aura der Schauspielerin liegt. Nur Gletschermann Ötzi konnte damals NOCH kühler aus der Wäsche schauen. – Ach ja, und in der Deutschen Fassung fehlt zumeist auch der Schluss, an dem der Junge aufwacht, feststellt, dass alles nur ein Traum war, bevor dann DOCH noch ein blinkendes Raumschiff hinter dem gestriegelten Studio-Gartenweg landet. Hier wollte man den germanischen Zuschauer wohl vor Verwirrung und Drüsenreizung im Augenbereich bewahren, die sich bei einem nicht fröhlichen Ende eingestellt hätten.

„Daaaavid Gaaardner!!“ – Selten hat eine Catchphrase mehr gecatcht. Dagegen vergisst man fast dieses „Ich bin dein Schwippschwager, Luke“, oder wie das damals war…


Fazit: Ein echter Klassiker der Marke „Da war doch mal so’n Film, ich weiß nicht mehr, wie der hieß, lief ewig nicht mehr, da war irgendwas mit einem Frosch und so einer Höhle, und so einer Lehrerin mit ausgestopften Tieren, und da war so eine Nadel im Kopf und am Ende kamen Panzer und dann war alles schnell vorbei!“… Eben das eingebildete Gedächtnis- und Schönredner-Gold für alle über 35.

Wäre der Schluss nicht so uninspiriert (Granaten statt Mr. Gernegroß), so wäre nach dem starken Start auch mehr drin gewesen. Denn im Prinzip ist das hier auch nur „Spielberg“ in 20 % weniger kultig.

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Artikel

von Klapowski am 14.02.15 in Filmkritik

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Kommentare (5)

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  1. Onkel Hotte sagt:

    Ich beziehe mich hier auf die Ur-Variante von…1955 ?? Das schwarz-weiße Original habe ich mal als Bub im WDR geschaut und war total beeindruckt.
    Da musste ich mir die Tage natürlich die restaurierte weil colorierte Fassung zu Gemüte führen. Was soll man sagen, früher war alles besser bzw hatte ein ähnliches Erlebnis wie Klappo jetzt mit dem Remake.
    Allein die Mobilisierung der Armee verbrauchte gefühlt 50% der netto Filmzeit. Als Bub war mir das nicht aufgefallen sondern fand die ganzen rollenden Panzer ganz toll. Jetzt war mir eher zum Gähnen zumute und fragte wann man sich denn wieder der eigentlichen Handlung widmen könne.
    Im großen und ganzen hat das Original dennoch gewissen Charme. Diesen Charme weden meine Kinder wohl nicht mehr zu schätzen wissen und so flog der Streifen denn halt auch von meiner Festplatte.

  2. bergh sagt:

    tach auch !

    früher war nicht alles besser, aber anders. Klapo hat es ja schon thematisiert. Die Erzählgeschwindigkeit der 70/80 er Filme würde heuet ganze ADS Generationen spontan einschläfern. Beispiel : Silent Running – Lautlos im Weltall.
    Ein unheimlich toller , gefühlvoller SF Film . Wenn ich den heute gucke muß ich auf 2* Vorlauf stellen, damit ich nicht einschlafe.
    Ähnlich ist das wahrscheinlich mit Invasion vom Mars.
    das Original aus den 50ern ist echt die beste Fassung.

    Gruss BergH

  3. Christoph sagt:

    Fazit: Ein echter Klassiker der Marke „Da war doch mal so’n Film, ich weiß nicht mehr, wie der hieß, lief ewig nicht mehr, da war irgendwas mit einem Frosch und so einer Höhle, und so einer Lehrerin mit ausgestopften Tieren, und da war so eine Nadel im Kopf und am Ende kamen Panzer und dann war alles schnell vorbei!“… Eben das eingebildete Gedächtnis- und Schönredner-Gold für alle über 35.

    Danke… eben genau dies: „Da war doch mal eine Szene… ‚Frau isst Frosch'“ an mehr konnte ich mich nicht erinnern. Das war das einzige, was mir seit über 30 Jahren in Erinnerung geblieben ist… jetzt weiß ich wenigstens wieder, wie der Film hieß… Zeit, sich das ganze noch einmal an zu schauen / tun

  4. G.G.Hoffmann sagt:

    Ich lese von diesem Film heute hier das erste Mal. Aber nach „American Werewolf“ (1981), „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) und „Die Fliege“ (1986) hatte mein unschuldiges Teenieherz auch erst einmal genug von creepy praktischen Effekten der 80er.

    • jcneal sagt:

      Und, was guckst du dir morgen an? Re-Animator (1985), From Beyond (1986) und Hellraiser (1987)?
      – sofern das Teenieherz das noch mitmacht –

      IvM ist vergleichsweise eher für U-13-Teenies; in Frankreich FSK 6 (la grenouille! quel délicieux!)

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