Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

„Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) – Das Review

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Dies ist natürlich das Werk von John Carpenter, Ex-Talent und Ex-Kultiger mit (damals) ex-trem faszinierenden Filmideen. Auch wenn dies hier ein Remake ist. An den „The Thing“-S/W-Film aus den 50ern kann ich mich jedoch nur noch sooo dunkel erinnern, wie auch die Zukunft der europäischen Währungsunion aussieht. Dennoch fand ich die Idee eines menschenbefallenden Wesens auf einer eisigen Forschungsstation immer noch erfreulich anziehend. – Vielleicht dadurch bedingt, dass ich im zugeschneiten Zukunftia-Redaktionsgebäude ebenfalls die anklagenden Schritte von Sparkiller zu hören glaube, dem ich derzeit viel zu selten eine Mail zukommen lasse.

INFORMATIONEN:

Regie: John Carpenter
Jahr: 1982
Budget: 15 Mio. $

, „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) – Das Review
Dingsda für Puppenspieler über 30
Inhalt: Ein Forscher einer benachbarten Forschungsstation kommt wild ballernd bei den Amis an, als er einen scheinbar harmlosen Hund verfolgt. Nachdem der Typ zur Sicherheit umgelegt wurde (it’s America in Antarctica, Folks!), zeigt sich allerdings, dass der Hund ein Alien ist, das andere Organismen befällt und umwandelt. Kurt Russell schwingt sich zum Boss der Bande auf und versucht, das Vieh zu stoppen…

Bewertung:

Es spricht jetzt: Manfred Klapowski, Hollywood-Handwerker…

Wir, die Handwerkerinnung der Kulissenbauer und Puppenkopfkneter, haben es derzeit nicht leicht: Jeder Hosenknopf und jeder Yoda (= Hosenknopf in grün) wird heute am Computer animiert, egal, ob das für den Zuschauer oder die Ernährung unserer Familien zuträglich ist oder nicht. Ach, wie schön waren da noch die Zeiten, als wir für diesen komischen Film arbeiten durften, der unsere damalige Fröhlichkeit bedingte. Ha, Wortspiel! „BeDINGte“! „Das Ding“! Haha, kapiert? Äh, egal… Also, jedenfalls damals, 1982, da konnten wir und unsere Plastikpastentube uns noch ordentlich auslassen! Was haben wir da für schöne Kreaturen gebastelt! Okay, manche sahen aus, als wenn wir mit einen alten Bunsenbrenner auf eine Babypuppe drauf gehalten. Aber DAS war noch Kunst, und Kunst kommt vom Können; und vom KÜSSEN, denn das wollte dieser Klapowski mit mir machen, als er diesen Film gesehen hat.

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„Verdammt, WAS ist hier passiert?! Und wo finde ich das passende Überwachungsvideo und einen Youtube-Zugang, Lechz?“ – Beleuchtet: Kurt Russell findet seine Kollegen in einem Zustand vor, den man nur mit „Mindesthaltbarkeitsdatum 2022“ adäquat umschreiben kann. Gleichzeitig findet man auch das abgestürzte Raumschiff im Eis. Ein erhebender Moment, in dem selbst die Frostbeulen noch mal ehrfürchtig antauen.

Zugegeben, es war nicht einfach, z.B. Spinnenbeine aus einem abgefallenen Kopf wachsen und diesen glaubwürdig herumwandern zu lassen. Aber der Aufwand hat sich gelohnt! Noch heute sehen unsere Kreaturen recht echt aus, da selbst der Großrechner von Gott nicht so viele Polygone erzeugen kann, wie sie die Wirklichkeit bietet. Und dass man selbst beim näheren Hinsehen oft nicht erkennt, ob es sich bei unseren zusammengeschmolzenen Biomasse-Brunos nun um Schleim, Knochen, Kopf, Gedärm oder Pferdebolognese handelt, das ist dem Guckvergnügen durchaus zuträglich. Scheiß auf ein durchdachtes Aliendesign, das eigentlich die Nachlassverwalter von Charles Darwin abnicken müssten! Bei uns wurde gebaut, was cool war: Tentakeln aus Hundekörpern, explodierte Köpfe, verformte Körper, Brustkörbe, die bei der Herzdruckmassage nachgeben und dann plötzlich Zähne entblößen… – Kreationismus pur, eben auf das Endergebnis ausgelegt!

Die heldenhaften Forscher(?) im Film sind echt harte Hunde, eben wie wir Kulissenbauer und Kreaturendesigner auch! Wobei „harte Hunde“ in dem Film als Tier eher selten vorkommen. Zwar sind dauernd Doggies zu sehen, aber da sie ständig aufgespießt, erschossen oder sonst wie zermatscht werden, ist das festigkeitsverleihende Adjektiv „hart“ wohl nicht ganz angebracht. Tierfreunde und andere Schwuletten dürften hier dauernd in ihre frischgegerbte Lederjacke weinen: Der Streifen nutzt die Bellos konsequent dafür, um die vom Alien ausgehende Gefahr zu zeigen. Das ist ungewohnt, aber trotzdem positiv, hätten heutige Mainstreamfilmemacher wohl die Angst, dass bereits bei einem an Altersschwäche verstorbenen Meerschwein die Zielgruppe der 8 bis 13-jährigen Tussis in roten Turnschuhen wegbleiben würde.

Die „Atmo“ ist auch im oberen Drittel. Irgendwo zwischen „ALIEN“, „Schlacki, der Mörderschneemann VII“ und „Der Pate“. Trash und Kunst in perfekter… Perfektion halt. Inklusive dem üblichen (und durchaus unterhaltsamen) Zweifel, ob diese oder jene Szene nun super gealtert ist oder heutzutage nicht mal mehr einen Brontosaurier hinter dem Ofen weglocken kann.

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„Ich weiß nicht, Herr Innenausstatter… Würde der Zombiekopf sich nicht in einem anderen Raum viel besser machen? Im Welt- oder Subraum zum Beispiel?“ – Preis… Kreischrätsel: Was hängt aufgeregt an der Decke, macht mahlende Geräusche und sabbert ab und zu lüstern herunter? – Klar: Ein Ur-Trekkie nach dem „Man muss es ja leider“-Gucken des 12. Star-Trek-Films.

Auch wenn nicht ganz klar ist, WARUM 10 Mann in einer Schwulen-WG am Südpool wohnen, den ganzen Tag den Bierflaschenhals und die Sprüche des Nebenmannes untersuchen, aber anscheinend sonst nur den Schneefall und die ordnungsgemäße Verschwendung von Forschungsgeldern überwachen. – Aber vielleicht ist es auch eine militärische Station im Nirgendwo (Nordkoreaner bauen sonst heimlich eine Eisbombe?!), was immerhin erklären würde, warum die Männer mehr Granaten, Knarren und Dynamitstangen als Reagenzgläser bereit halten. Auch wirkt die Selbstverständlichkeit, mit der ständig eine Bleispritze hervor geholt wird, eher seltsam. Aber gut, wir sprechen hier von Amis, die benutzen so etwas häufiger als eine Wassersprühflasche zur Erfrischung ihrer Zimmerpflanzen…

Schön auch aus heutiger Sicht: Es gibt keine nervige Quotenfrau, der man die üblichen Machosprüche in den Mund legt, damit man erklären kann, warum sie es zwischen den laufenden Testosteronspendern überhaupt aushält („Ich kann nicht im Stehen pinkeln, Joe, aber das kannst DU nach einem Bier ja auch nicht mehr!“ – Höhöhö!“ – Harghargl!“ – „Affenstark, die Braut!“). Wobei man DAS nach den ALIEN-Filmen auch schon lange nicht mehr gesehen hätte und dieser Weg ebenfalls schön gewesen wäre.

Die psychologische Komponente des Ganzen ist ausreichend, aber so richtig tiefgründig wirkt das „Wer ist infiziert?“-Gerate dann auch nicht. Die meiste Zeit geht es um Dialoge wie „Wo ist McLaufer hin gerannt? Er sollte doch auf das Fliewatüüt aufpassen!“ – „Er ist mit McMiller und McNugget zur Vorratshütte rüber, um neue Szenen zu besorgen, in denen wir uns unvernünftigerweise trennen müssen!“ – „Verdammt, das sollte doch McRedshirt machen!“ – „Der ist schon seit zwei Stunden weg, sagte jedenfalls Mc-McMac, aber seit ihm Tentakeln aus dem Mund wachsen, verstehen wir ihn so schlecht!“

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„Okay, einer von Euch MUSS aber der heimlich Infizierte sein, sonst macht es keinen Spaß!“ – „Grrr, so wenig Spaß hatte ich zuletzt beim Taliban-Geisel-Cosplay…“ – Wer wird „Misses Misstrauensvotum 1982“: Wer hier in der falschen Tonart rülpst, hat schon verloren. Um Infektionen aufzudecken und brutal zu beenden, wird das Blut der Gefesselten mit einem heißen Draht berührt. – Was so ziemlich das Gegenteil des Slogans „Blut spenden rettet Leben“ bedeutet.

Ein paar „komische“ Stellen hat der Film allerdings schon: So mancher Dialog ist kaum mehr als ein emotionsloses Männergrunzen („Was sollen wir tun?“ – „Warten.“), versetzt mit Baby-Einwortsätzen und der ständigen Bestätigung, die parodiehaft wirkende Ernsthaftigkeit auch wirklich ernst zu meinen: „Ich mein’s ernst!“ – Das Ende ist ebenfalls etwas seltsam, sehen wir doch von einem Typen GAR nicht, warum er staunend in die Dunkelheit tapst, ohne Kurt Russell (3 Meter hinter ihm) darüber Bescheid zu geben, gleich sinnlos abnippeln zu wollen. Ja, und der große Showdown beschränkt sich auf das Auslösen von Dynamit unter dem Popo vom animatronischen Arschlochalien. Aber gut, ein Kampf „Mann gegen Fleischberg“ hätte vielleicht doch unrealistisch gewirkt, denn die Kreaturen brillieren eher dann, wenn sie alleine auf dem Bildschirm zu sehen sind, was aus „Menschen im selben Bildausschnitt schnell auffress“-Gründen natürlich oft vorkommt.

Womit wir schon beim nächsten Thema wären: Der Film ist ungewöhnlich brutal, jedenfalls für „Ab 18“. Wenn ein aufgeplatzter Kopf einen kompletten Menschen kopfüber zu lutschen versucht, vergeht auch heutigen Zuschauern, die durch die eklige Menthos-Werbung viel Lutsch-Elend gewohnt sind, schnell der Appetit. Wenn das angeknabberte Opfer dann noch lebendig verbrannt wird, beginnt man fast apathisch, aus der „16“ auf dem Cover eine „18“ zu malen.

Und bevor wir uns hier zu sehr verstricken: Ja, der Film ist gut! Vielleicht nicht superduper-gut, da er es einem schwer macht, mit irgendjemanden mitzufühlen (es sei denn, man ist selber Bluter), aber dennoch mehr als solide. Die Kameraeinstellungen sind tadellos, die Kulissen sehr überzeugend und „versifft“ (auch wenn manchmal wackelnde Gummieiszapfen die Schattenseiten des Blu-Ray-Mediums aufzeigen) und die Musik…. na ja… macht halt zwischendurch „Bumm-Bumm-Bumm“, wie es sich für eine gute Herzschlagimitation gehört.

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„Okay, wer von euch hat ein unbändiges Verlangen danach, sich mittels dubioser Körpersäfte in allem fortzupflanzen, was halbwegs menschlich aussieht?“ – „Hey, wir sind potente Kerle in einer verlassenen Station ohne Frauenbegleitung, das ist doch eine Fangfrage, oder?“ – Bäh-sprechung: Vor der nächsten Ekelszene werden wieder einmal behäbig Pläne geschmiedet, wie man die Infektion mit einer fremden DNA vermieden kann, die sogar schon aus dem Kaffeefilter raussuppt.


Fazit: Zugegeben, intellektuell hat das Alien nichts drauf: Die ganze Kommunikation geschieht dadurch, dass es nach der Enttarnung (schöne Bluttest-Szenen, by the way…) plötzlich wild rumspringt, als hätte man einem schlafenden FDP’ler eine Mindestlohnanfrage vor die Nase gelegt. Aber der Film macht trotz leichter Seichtigkeiten mit Leichtigkeit jede Menge Spaß. Was daran liegt, dass er eigentlich fast eine Fortsetzung der „Körperfresser“-Filme ist, die ich teilweise sehr schätze…

Wer die heutigen CGI-, Ab-12- und Audienceflow-Filme (und viele Vorkürzel mehr) nicht mehr sehen kann, erhält hier eine gut gealterte Alternative. Und das ist immerhin schon mehr als unser gebrechlicher Ex-Chefredakteur G.G. Hoffmann von sich behaupten kann, haha…

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von Klapowski am 12.03.13 in Filmkritik

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Kommentare (6)

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  1. Jabba sagt:

    Der gute John. Hat noch nie gute Filme gemacht, aber die alten Streifen hatten Charme und Trashfaktor. Der letzte Gute war das Remake von der Klapperschlange. Was danach kam war nur Grütze, irgend so ein Vampistreifen z.B.

  2. BergH sagt:

    tach auch !

    Welches Remake von der Klapperschlange ?

    Der Film oben war so schlecht nicht, wenn auch das Original besser war.
    Da war der Grusel viel subtiler und ging damit tiefer.

    Ansonsten kann iich dem hohen bruatlo und schleimFaktor zustimmen.

    Gruss BergH

  3. Jabba sagt:

    War „Flucht aus LA“ kein Remake ? OK, der Titel sagt ja schon, das die Handlung nicht mehr in NY spielt, aber ich weiß nicht mehr, ob es offiziell ein Teil 2 war.

    • Sparkiller sagt:

      War eine richtige Fortsetzung, nur inhaltlich sooo identisch zum Original, daß ein Remake-Gefühl beim Ansehen, besonders während den ersten 20 Minuten, durchaus verständlich ist.

      Aus Trash-Sicht gibt es aber Schlimmerers, zumal die selbst für die damalige Zeit meist sehr gruseligen Computereffekte durchaus für Erheiterung sorgen. Andererseits hat mir das Ende sehr gut gefallen und auch die kleinen Seitenhiebe auf Hollywood wie die „Facelifting-Mutanten“.

      Antworten
  4. Onkel Hutt sagt:

    Ein Highlight war Bruce Campbell als – Schönheitschirug (?!)

  5. Bolleraner sagt:

    Shit Leute, Rolf Schult ist tot.

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