Film- und Serienkritiken

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KLAP-KLASSIK: Wahlk(r)ampf – Föderation im Stimmungstief

, KLAP-KLASSIK: Wahlk(r)ampf – Föderation im Stimmungstief

„Schaffe die nächsten Tage leider keine Artikel. Spark alles mit News vollkleistern, bis ich wieder da bin?“ – Ach ja, der Frühling. Zeit für Schmetterlinge, Wohnungsputz und Kollege Klaps jährlicher Hormonbehandlung. Aus diesem Grund präsentieren wir nach einer längeren Pause auch endlich wieder die beliebte Recyclingshow „Klap-Klassik!“, in welcher wir (also ich) total gammelige Texte aus dem Archiv kramen, welche schon ewig nicht mehr auf dieser Seite zu finden waren. „Gott sei Dank!“ mögen manche (z.b. ich) behaupten. Und das zu Recht. Aber geradezu zeitlos wirkte dieser Artikel vom 03.06.2002 dann doch irgendwie…

von Daniel Klapowski

Ich liebe Umfragen zu Wahlkämpfen, die noch in weiter Ferne liegen… Kaum erwarten kann ich gar den 23. September, wenn mitten in den letzte Stimmenzählungen ein Meinungsforschungsinstitut lautstark abfragt: „Welche Partei würden sie wählen, wenn Morgen Bundestagswahl wäre?“

Noch spannender finde ich aber die Partei-„Bilanzen“, die bereits heute derartig inbrünstig hochgezogen werden, wie Nasenrotz im städtischen Kindergarten. Kann aber auch katholisch sein. – Die Partei, nicht der Kindergarten…

Die Kunst besteht natürlich darin, schönfärberische Worte für das eigene politische Engagement zu finden. Mag es auch noch so sehr nicht stattgefunden haben… Da mutieren schamlose Kaviarorgien in der Parteizentrale zu „Nachforschungen zur Ausweitung der Legehennenverordnung auf die ozeanische Fauna“ und auch das Spiel „Flaschendrehen“ wird mit „Prüfung Leergutkreislauf“ umschrieben.

„Flaschendrehen“ funktioniert in der Politik übrigens so: Nach dem Dreh heißt es wie gewohnt „Wahrheit oder Pflicht?“, woraufhin der Flaschenhalserwählte entweder eine Spendenquittung zu unterschreiben hat („Pflicht“), oder beteuern muss, sich seit einem folgenschweren Unfall im Laufstall an nichts mehr erinnern zu können („Wahrheit“)…

Doch was können die Star Trek-Serien vorbringen, um im politischen Geflecht wenigstens einen Faden abzugreifen? – Wenn auch nur einen scheinigen? Wie können die Altserien ihr Profil stärken, wenn bereits der jugendliche Herausforderer lautstark sein Konzept zusammenzunageln beginnt?

Nun, bitte lesen Sie hier und entscheiden Sie selbst:

Kathryn Janeway:

„Wir haben einen weiten Weg hinter uns, liebe Genossinnen und andere Lesben… 70.000 Lichtjahre Außenpolitik sprechen eine deutliche Sprache: Englisch! – Ja, in der Tat: Auf einer Strecke dieser Länge spricht nun jeder Englisch, der die gesundheitspolitischen Konsequenzen von einem Torpedo im Bereich der Kieferregion abzuwenden wusste… Dies ist nicht weniger als UNSER Beitrag zur Bildungsoffensive, den wir nach besten Wissen und Beschüssen durchgesetzt haben.

Des weiteren haben wir es geschafft, Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen auch und gerade auf Holodecks durchzusetzen. Unser „Feminimobil“, das seit April in jeder größeren Simulation Halt macht, wird dabei von vielen Frauen jenseits der 60 Terrabyte rege für Beratungsgespräche genutzt… Ein so bombiger Erfolg, da wackelt die Matrix!

Weiterhin sind die landwirtschaftlichen Neuerungen ein großer Triumph: Seitdem illegale Antibiotika im Aboretum verboten wurden, werden diese immer noch nicht verwendet! Auch meine engsten Berater Tom Paris und Chakotay (der seinen Vornamen an die Partei abgetreten hat) profitieren neuerdings von den Vorzügen der neuen Mastschweinverordnung: – Niemand wagt es nunmehr, die beiden ungefragt in Shuttles zu pferchen. Oder gar umgekehrt!

Zusammenfassend kann ich nur sagen: Die V.O.Y. (Vertreibung – Oberaufsicht – Yuppies) hat ihren Dienst getan: Brot für die Welt, aber höchstens für eine!

Wenn wir die Wahl haben, dann wählen sie doch uns. Wir versprechen: Nach unserer Wiederwahl behelligen wir Sie mit derlei Formalitäten auch nie wieder…

Jean-Luc Picard:

Ich bin heute hier… um ihnen mitzuteilen… dass ihre Ausweise genehmigt wurden! (* Jubel pur! Picard stempelt mit einem altersschwachen Stempel an einem kleinen Schreibtisch diverse Reisepässe und betritt dann das Rednerpult *)

Wenn es um Außenpolitik geht, so haben WIR doch wohl in der Vergangenheit bewiesen, dass „Diplomatie“ immer noch von „Diplom“ kommt. Welches ich selbstverständlich besitze!

Bei uns, in der T.N.G. (Trantütig – Nostalgisch – Gesprächsbereit) bestimmt die Oberste Direktive noch immer unser Handeln, wann immer Lebewesen in Gefahr geraten. Ja! – Im ganzen Quadranten sind zu diesem Zeitpunkt rund 1.500 T.N.G.-Diplomaten damit beschäftigt, gesichtsoperiert und verkleidet die verschiedensten mittelalterliche Marktplätze zu erkunden, um den Untergang von derzeit 386 Kulturen gewissenhaft und in Schönschrift zu protokollieren!

Denn ob Meteoriteneinschlag, Sonnenflecken nach Frachterunfällen mit dokumentenechter Tinte oder seismische Seitensprünge: Wo immer man nach Hilfe dürstet, aber nicht die Kraft aufbrachte, warpfähige Lehmhütten zu formen, setzten wir unsere Politik durch… Für Gutmenschen und Philosophiestudenten gewiss nicht immer einfach. – Aber das geht schon irgendwie! Der Job ist hart, aber irgendjemand muss ihn ja schließlich nicht machen!

Worauf wir besonders stolz sind, dass ist unsere Bildungspolitik! Trotz der zunehmenden Verbreitung von Killergames sind unsere gratis an Schulen verteilten Shakespeare-Holoromane sehr gut angekommen. Wenn wir auch die fast gleichzeitig verbreiteten Nude-Patches und Massaker-Add-Ons für unsere Gratisware mit zunehmender Sorge betrachten…

Hier muss noch Nachgebessert werden. – Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort. Und das ist auch gut so!

Daher: Wählen sie T.N.G., bevor es jemand anders tut! Öffnen sie sich für uns! Denn „Konservativ“ kommt schließlich immer noch von „Konserve“. Und genau da gehe ich jetzt auch wieder hin…

Benjamin Sisko:

Verehrtes Volk, geliebter Vaterquadrant! Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, fällt es mir stets wie Schuppen von der Kopfrutschbahn: Für unsere Zukunft seh‘ ich braun!

Gewalt und Vertreibung sind nicht nur legitime Mittel, um verregnete Sonntag-Nachmittage mit einem entspannenden Ganzkörpermassaker aufzuhellen. Nein, liebe Schlachtenbummler! Es ist in harten Zeiten wie diesen unsere erste Bürger- und Mörderpflicht, das Dominion zu domestizieren! (* Redet sich in einen rhetorischen Wahn., das Volk beginnt zu jubeln, sich an die wülstigen Lippen zu hängen und daran herumzureißen *).

DOMINION! Ha! Da lache ich ja nur: Harrr! Harrr! Harrr! WIR sind das DOMESTOS des Quadranten! Hinforrrrrtgespület und obendrein desinfiziert seien alle, die unsere Existenz bedrohen, deren Berechtigung in Frage zu stellen oder sich auf dem Wochenmarkt nach dessen Wohlergehen erkundigen!

Liberale Politik ist nur für Schwächlinge, die zu… zu… SCHWACH sind, um es mit qualitativ hochwertigen Schwächlingen aufnehmen zu können! (* Begeisterter Applaus, der Inhalt trifft den Punkt *)

Lasst mich euch in Erinnerung rufen, was ich für euch getan habe: Im Staube gekämpft! Unter den Achseln geschwitzt! In der Krankenstation für mein Volk geblutet! Dann kurz geduscht! Dann das All in eine apokalyptische Feuersäule getaucht! Erst Gestern wieder! Millionen von kleinen Lichtern, die verglühten! Farbenfroh und herrlich anzuschauen! (* Zwischenrufe: „Das war doch nur das Begrüßungsfeuerwerk, Abgesandter!“ und „Jetzt dreht er völlig ab!“ *).

Ich spürte es in diesem Moment genau: Die Propheten, sie riefen mich, als ich die jubelnde Menge betrat! Und sie ließen mich teilhaben an ihrer Weisheit und siehe, sie sprachen aus höheren Sphären, gottesgleich und allgegenwärtig:

„Der Besitzer des Wagens mit dem Kennzeichen „SIS-KO-666″ wird gebeten, sein Fahrzeug nicht länger in der heiligen Halle des Gebetes und der Einkehr zu parken!“

Darum: Wählen sie mich! – Bis dahin lasset uns einen volkstümlichen Kampfchorus singen, bevor mein Sohn am Ausgang Gratisromane verteilt… (* Blitzlichtgewitter *) Oh, entschuldigen sie mich? Da muss ich `rangehen… Die Vision ist sicher für mich…

James T. Kirk:

Willkommen zur Mitgliederversammlung von T.O.S. (Taff – Orthodox – Sexistisch)! Lassen sie mich vorweg sagen: Ich bin stolz, dass sich heute hier so viele unterschiedliche Zuhörer der vielfältigsten Hautfarben und Körbchengrößen eingefunden haben. – Servus gnädige Frau. Hier der Schlüssel für den Wahlkampfbus… Hä? Ach so. – Wie auch immer: Ich sehe hier zum ersten Male Besserverdiener! Menschen, die neben einer schwarzen auch eine weiße Gesichtshälfte besitzen, davon viele Schwarzweißianer auf Seiten der Druckpresse! Ich sehe interessierte Robotersonden, die von Rote-Kreuz-Helfern an Fäden in den Saal hinabgelassen werden! Bereits das sehe ich als Bestätigung meiner Politik für Behindertenintegration, die hier mein alter Freund und Weggefährte Commander Pike für mich vorangebracht hat. – Blinken sie zwei Mal, wenn sie mich wiedererkennen, ja?

Nach meine Rede wird auch er noch paar herzliche Dankes-Aufblitzer an sie richten. Bitte verwenden sie dann das „Update Universaltranslator – Morsezeichen“, das handlicherweise in dem koffergroßen Datenträger unter ihrem Sitz auf seine Installation wartet…

Aber nun weiter mit der allgemeinen Seherei: Ich sehe aus der Ferne Vulkanier! Glaube ich… Weiterhin sehe ich viele weitere Menschen, die wie Menschen aussehen, aber vielleicht doch keine sind! Das ist ja so aufregend exotisch und multi-kulti! – Ich sehe junge Frauen, die… die… einfach nur Frauen sind und mich so ungeheuer stolz auf sie machen! Weiter so, ihr Mädchen gefallt mir, wenn ihr das tut!

Ich sehe Julius Cäsar, Mozart, Dschingis Khan und mehrere Indianer! Um es kurz zu machen: danke, dass ihr alle zu dieser Veranstaltung verkommen seid!

Nun, wenn ihr alle heute etwas über unsere politischen Ziele hören wolltet, so seid ihr hier goldrichtig! Beginnen wir zur Abwechslung mit dem Anfang: Politik braucht Farbe! All die ockerfarbenen Parteiprogramme unserer Mitbewerber haben doch nur ein Ziel, liebe Blumenkinder und -kinderinnen: Den Untergang der rosafarbenen Höhlenwand! Im Zeitalter der Globalisierung soll planetarisches Pappgestein tatsächlich einheitliche Farben erhalten, die uns zum Sklaven von integrem Realitätssinn und intaktem Augenlicht machen sollen!

Dabei wird stets vergessen: Unser Sediment ist unsere Zukunft! Daher ist es einfach nur obszön, wie Antisedimentismus in unserer Gesellschaft zum Spielball von Parteien wie der „Freien Demokratischen Pappe“ werden!

Mehr habe ich nicht zu sagen! Wählt mich oder seht hilflos zu, wie alles, was wir notdürftig aufgebaut haben, fachgerecht verschweißt und professionell befestigt wird! Danke und denken sie bitte immer daran: Ich kann immer und überall!

Herzlichen Dank…

* Standing Ovations *

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Artikel

von Sparkiller am 16.04.12 in Star Trek

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Kommentare (1)

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  1. Marvin sagt:

    Meine Stimme geht ganz klar an Mondamin Fleischkopf-Müller!

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