„Eiszeit zähmen leicht gemacht“ – 2 Reviews
Frische (Re)Animation braucht das Land! Schließlich sind SF-Filme gerade Mangelware und der zukünftige Darsteller des „Kleinen Hobbits“ hat vermutlich noch nicht mal angefangen, seine Contaganpillen einzunehmen. Somit beginne ich heute den ersten Teil meiner Re(n)derreihe. Denn noch immer habe ich eine Schwäche für liebevoll zurechtgerechnete Computerfilme. Klassischer Zeichentrick kann so was von einpacken! – Und zwar „Ice Age 3“ in eine Schachtel, die niemals geöffnet werden darf…
Regie: Carlos Saldanha
Jahr: 2009
Budget: $90 Mio.
In Zeiten, in denen Pixar bereits einen Animationsrekord nach dem anderen aufstellte, kam diese Filmschmelze… äh… Filmschmiede daher und konnte sich in der Marktlücke für miese Animationstechnik ausbreiten wie eine Eisscholle am Wintermorgen auf meiner Windschutzscheibe. Die Landschaften: Gehobenes Mittelgras, dazu mit viel Weiß (sehr praktisch für die Tipp-Ex-Renderei!) und weiß Gott vielen Ecken dran. Die Figuren, speziell die matschigen Menschen aus dem ersten Film: Eher zweckmäßig, mit Felleffekten zum Davonkuscheln. Die Geschichten: Nervige und infantile Unterbrechungen der saloppen Slapstickeinlagen von Scrat, dem echauffierten Eichhörnchen(?) mit dem Gummiskelett.
Kein Wunder, dass alle über diese debile, meist unbenusste Missgeburt sprachen („Scrat war so süüüüß, wie er mit der Nuss… äh… einfach süüüß!“), statt über die doofen Hauptgeschichten zu plauschen, bei denen selbst Walt Disneys Blutzuckerspiegel gerinnen würde. „Böse“ und gute Tiere schließen sich zusammen, um zu zeigen, dass man zusammen weniger alleine ist? Nein danke, dann lieber ein Wandertag in der Zoohandlung, bei dem nur die Verkäuferin Ähnlichkeit mit einem Mammut hat…
Apropos Gummiskelett: Auch in dem dritten Film wird wieder geblödelt, bis der Dödel jodelt. In diesem Fall natürlich wieder Otto Waalkes als Faultier. Mit großen Eiern, kleinen Kindern, langen Rutschen und ultralangem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (Uh, langes Wort, wie fing es noch mal an?). Hier gibt es nichts, was es am Sonntagvormittag auf Kika nicht auch schon zu vergessen gäbe. Noch schlimmer: Um ja keine der neuen und alten „Kultfiguren“ unter dem Tisch fallen zu lassen, wird hier jede Entwicklung nacheinander von allen kommentiert und hektisch um den Ecktisch gejagt, als wären wir in einer Talkshow zum Thema „Unfreiwillige LSD-Testpersonen“.
„Man sollte immer genug Vogelbeeren dabeihaben, liebe Kinder.“ – Ohne das Zweite zieht es besser… im Kopp: Der augenlose Animationsanpeitscher vorne im Bild sorgt für Hektik. Immerhin war der Film im Kino in 3D. Da wollte man am liebsten in die Kinoleinwand stapfen und… alle Anwesenden ganz fürchterlich verkloppen!
Die „reiferen“ Anspielungen und Parodien betreffen da höchstens einen knallharten Dschungelkämpfer (mit ohne Auge) und das „Jabbadabbadu“ beim Runterrutschen eines Dinosaurierschwanzes. Und die Geschichte „Dinomama will ihren Nachwuchs wieder haben, sonst ist sie nur halb so kuschelig von ganz viel“ hat bereits gefühlte 100 von „Walt Disneys Unlustigen Taschenbüchern“ gefüllt. „Reif“ ist ist hier nur der „Rau“ (Raureif / Eiszeit, versteht ihr, haha? Ice Age-Humor…). Erwachsene haben hier nur ihren Spaß, wenn sich Kinder vorher glaubwürdig als solche verkleidet haben.
Auch das Gequatsche von wegen „Familie / Nachwuchs / bloooß nicht alleine sein“, gehört in der Animationsfilmgeschichte langsam mal eingemottet. Ja, Wall-e war anfangs Single und dabei cool, der alte Knacker aus „Oben“ sowie auch Shrek. Aber wer will sich von kinderlosen Tieren, welche von Otto Waalkes synchronisiert werden, zu diesem Thema einen Ast an die Klinke labern lassen? Da könnte man sich auch im Wartezimmer einer Reproduktionsklinik zusallern lassen, oder von der verhärmten Oma im Friseurstuhl neben einem. Dürfte sogar ganz ähnlich klingen, so Otto-Waalkes-technisch.
Ernste und ruhige Momente wie z.B. bei den preisverleihpflichtigen Pixar-Premiumfilmen gibt es nie. Undenkbar, dass einem bei der emotionalen „Eiszeit 3“ eine Träne aus den Augenlöchern fällt. – Nicht mal eine vor Lachen…
Fazit: Ja, „Ice Age 3“ ist der Animationsfilm für Leute, bei denen die Macher die Mundwinkel des Zuschauers gleich mitanimieren mussten, nach oben hin. ICH fand den 3. Streifen erneut äußerst unlustig, hektisch und storymäßig so verzaubernd wie eine Schneelawine in Christoph Daums Nasenlöchern. Für Kinder sicher toll, für Erwachsene nur ein Grund mehr, übers Schneeschippen zu schimpfen… Vor allem, wenn wieder mal ein Scheißhaufen drunter ist.
Regie: Chris Sanders
Jahr: 2009
Budget: $165 Mio.
Sprich: Inhaltlich ist das ganze so altbacken wie all die anderen Kindergeschichten um vorlaute Stöpsel, deren neuer bester Phantasie-Freund ein Einhorn, ein Kobold oder ein katholischer Priester ist. Eben eine jener Storys, bei denen der unterschätzte Außenseiter/ Streber/ sonstwie Scheintote plötzlich entdeckt, dass ihn ihm MEHR steckt, als in den ersten Minuten den Looser zu mimen. Hier ist’s halt ein Wikinger. Und da die Kids von Today ja alle so wahnsinnig frühreif sind, darf auch eine kleine Liebesgeschichte nicht fehlen, die vermittelt, warum auch 10-Jährige sich immer gut schützen müssen. Äh, vor dem Gedanken, dass Mädchen alle doof sind, meine ich.
„Drachengähnen leicht vermacht“ macht dabei wenig falsch. Der Film bietet artige Action, schöne Bilder und eine Grundstory, die so oft erzählt wurde, dass James Cameron daraus wohl den nächsten Blockbuster stricken wird. Allerdings gibt es wenig Gründe, diesen Streifen darüber hinaus auf den Animations-Thron zu setzen. Es gibt Computerfilmchen, die frecher sind und mehr Wortwitz haben (zum Beispiel die frecheren und witzigeren, um nur einige zu nennen), dann gibt es solche, die mehr auf die Tränendrüse drücken und jene, die inhaltlich einfach komplexer wirken (Pixar).
„Äh, ja… Nachdem Shrek eingemottet wurde – die sechs geplanten Prequels um „Shrek Junior“ außen vor gelassen – musste halt ein neuer Held her. Und das ist er! Ist er nicht schön… zielgruppenkompatibel? Cool, aber doch liebenswert! Schwarz, aber nicht zuuuu schwarz!“ – „Hmm, wir nehmen ihn. Aber ist er denn stubenrein und ironiefrei?“ – „Völlig, darauf können sie sich… äh… einen entlassen, meine Herren Produzenten!“ – Man beachte, dass dieser Film ganze 75 Millionen mehr als „Ice Age 3“ gekostet hat. Tja, wer Texturen will, muss eben leiden!
Immerhin: Die Animationen und das Setting wirken recht wirklichkeitsnah (ein Sturz aus großer Höhe fühlt sich auch gefährlich an, während man sich bei „Ice Age“ schon auf die abschließende Pfannekuchenform des Fallenden „freuen“ darf), werden jedoch immer wieder mit „unrealistischen Elementen“ verwoben. So lässt man im Film ständig Kinder zu Trainingszwecken gegen riesige Drachen kämpfen, die einem den Kopf abbeißen könnten, wenn das Drehbuch nicht sein schützendes „No Gore“-Kraftfeld um das Szenario legen würde.
Gut: viele Kinder, die ich so kenne, haben sich ohne Zweifel einen Initiationsritus auf der Überholspur der Autobahn verdient. Aber wenn die Kiddies stets vor meterhohen Zahnreihen gerettet werden, weil der Trainer sein Patschehändchen dazwischenhält, ist auch der „Ernstfall“ nur noch so spannend wie die Frage nach Toms Krankenversicherung in „Tom & Jerry“, wenn das Klavier eine unselige Allianz mit der Schwerkraft einging.
Am Ende tobt der Bär und die Drachen tanzen Polka: In einer Mischung aus „Godzilla“ und „Gab’s das nicht schon mal bei der Gummibärenbande?“ wird der finale Endgegner videospielkompatibel zerlegt. Mit einem Spritzer Windel-Pathos dürfen wir dann erleben, dass ALLE anderen Drachen gute Wesen sind und sich vorher nur verstellt haben (von wegen wehrlose Rentner anzünden und so), weil ihnen niemand das Köpfchen gekrault hat. – Hmja. Ein bisschen kitschig, aber wer weiß: Mit einem beruhigenden „Ruuuhig, Brauner!“ hätte man vielleicht auch so manches aktuelle Alice-Schwarzer-Zitat verhindern können, drachentechnisch.
Erwähnenswert wäre auch noch die Musik, die sehr schön klassisch und bombig daherkommt. Hier hat Musikus John Powell („Shrek“) sich wahrlich mit Ruhm bekleckert.
Fazit: Leiht Euch diese DVD aus und klaut (als Alibi zum Angucken) auch gleich ein Kind vom Spielplatz. Wenn ihr dann in die leuchtenden Augen seht, macht das leicht überdurchschnittliche Dreamworks-Werk gleich doppelt Spaß. Und wenn nicht: Dreht die Filmmucke laut, bis das Balg von der Schockwelle in der Sofaritze gedrückt wird.
tach auch !
Erster, der Dir bei beiden Einschätzungen zustimmt.
Ice Age 2+3 braucht kein Mensch. Ice Age 1 fand ich ganz nett.
DZLG (Wie wir Fans sagen) ist einfach ein klassischer Teeny Film mit Animierten Drachen,
die man als Allilo..,Allegoli…., Gleichniss für die bösen Erwachsenen shene kann, aber nicht muß. Die Erwachsenen im Film sind ja eigentlich nur große unerwachsene Brüder und schwestern.
Gruss BergH
Der Inhalt dieses Drachen-Krams scheint mir doch ziemlich abgekupfert zu sein von „Elliott das Schmunzelmonster“.
tach auch !
Nö !
Total anderes Zeitalter, andere Art Kinder und die Drachen bei DZLG sind
gefährlich.
Irgendwie eine völlig andere Art Film.
Gruss BergH
Okay, okay! Dem Trickfilmmeister will ich natürlich nicht widersprechen.
Das Sidekick Problem bei Ice Age 2 hat am meisten genervt. Wenn du Hauptchars durch sind, muss eben der Rest bis zum Erbrechen die Kallauer bringen. Unheimlich blöd, die beiden Ratten.
Also ich weiß nicht wie man den einen Film derartig loben kann wenn man den anderen gleichzeitig so verdammt, das würde nahelegen der Qualitätsunterschied wäre gewaltig. So würde ich das aber nciht sehen.
Das Grundproblem von Ice Age wurde ja gut erkannt, und das ist bei mehrteilern immer ein Problem, man muss viel einbinden, Ballast den ein frischer Film nicht hat.
Storyseitig war Ice Age 3 da fast noch ein wenig inovativer, denn das Strickmuster vom anderen Film ist ja doch ein wenig arg überbenutzt.
Der frische Wind der mit den Computeranimationsfilmen aufkam, erstickt gerade an den sich ewig wiederholenden Motiven. Selbst gute Ansätze wie in „Ich einfach unverbesserlich“ gehen früher oder später wieder ins altbekannt über.
tach auch !
@vendetta
Siehste!
Hätten Wir Ice Age 1 und DZLG verglichen, wären 2 gute Filme verglichen worden und die Unterschiede marginal.
Aber so konnte Daniel Klapowski etwas loben und gleichzeitig etwas durch den Kakau ziehen.
Erkann halt nicht anders. Und gute sachen sind satierisch schwer aufzuarbeiten.
Siehe Firefly Rezension.
Gruss BergH