Film- und Serienkritiken

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Futurama 2010 – Ein Neustart, Geschmacksrichtung: „Neu“

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Sparkiller machte mich darauf aufmerksam, dass Futurama endlich wieder in seinem natürlichen Aggregatzustand läuft. Und „Direct-to-DVD“ ist definitiv kein Teil davon. So konnte man mich also gestern verzückt in meinem Redaktions-Chefsessel gekuschelt sehen, die ersten beiden Folgen vor mir laufend und ich selbst selig an meinem großen Lieblingstacker nuckelnd. Auch Sparki soll so aufgefunden worden sein. Nur Altredakteur Hoffmann erlaubte sich die Meinung, dass er über die Star-Trek-Zeichentrickserie von 1973 irgendwie mehr lachen konnte.


Die TV-Filme waren ja mehr so „Turmbau von Babel“, nur halt bestehend aus Witzen statt Steinen. Der dramaturgische Aufbau entsprach ungefähr dem hier:

„Geht ein Mann zum Urologen. Der sagt ihm: ‚Sie müssen unbedingt weniger onanieren!‘
‚Warum?‘, will der Mann wissen.
‚Na, damit ich sie endlich untersuchen kann!‘
Und dann, und dann, und dann verwandelt sich der Mann in eine Frau und der Urologe in einen Gynäkologen. Und der Gynäkologe sagt: ‚Wissen sie, warum ich so gerne Gynäkologe bin? Wegen der feuchten Nase!‘
Die Frau ist übrigens SEHR dick. Und da sagt der Gynäkologe zu ihr: ‚Können sie mal furzen?‘
‚Gehört das zur Untersuchung?‘
‚Nein, aber zur Orientierung!‘
Ja, und dann gehen beide auf den Golfplatz und die Frau fragt: …“

Kurzum: Die Futurama-Filme waren für echte Fans ein Ärgernis von den Ausmaßen einer Endloserzählung. Da die Erzählgeschwindigkeit bei Futurama eh schon immer höher war als der Drehzahlmesser eines 18-jährigen BMW-Fahrers, musste man in 90 Minuten so viel Handlung stopfen, dass man nach 30 Minuten schon wieder vergessen hatte, welche 62 Gags den wüsten Slapstick-Slalom überhaupt gestartet hatten. Von den feisten Sollbruch-Stellen im Drehbuch ganz abgesehen, weil die Filme nachträglich auch zerstückelt im Fernsehen gezeigt werden sollten. Kein Wunder, dass man da als Zuschauer ausprobierte, ob eine Fernbedienung eigentlich auch Pulsadern aufschneidet, wenn man nur stark genug zudrückt.

Die neuen Folgen machen jedoch alles richtig! Der Slapstick ist nun nicht mehr sinnfreies Füllmittel für ein 3 Meter hohes Rummelplatz-Kuscheltier (man denkt, man hat gewonnen, aber musste vorher Tausende Lose kaufen), sondern bringt die Story voran. Stilecht macht sich die Serie in der ersten Folge auch sich selbst und seinen Neustart lustig: Das Raumschiff fällt aus einem Wurmloch („It’s sort of a Comedy Central-Channel!“) und als erstes müssen erst einmal alle zerfetzten Crewmitglieder vom Proff zu neuem Leben erweckt werden.

, Futurama 2010 – Ein Neustart, Geschmacksrichtung: „Neu“

„Was ist mir ihrem Fleisch passiert?“ – „Es hat sich irgendwo abgesetzt.“ – „Und ihr Blut?“ – „An seelenlose Senderchefs verkauft worden.“ – „Okay, diese Gags über Ausstrahlungspolitik werden langsam alt.“ – „(*nachschau*) nein, die Nielson-Rankings sagen etwas anderes.“

Alleine hier wird schon eine Gagparade abgespult, die ihresgleichen sucht, aber es höchstens in der ZWEITEN Folgen findet. Zapp Brennigan, der parodierte Zeichentrick-Kirk, präsentiert uns seinen Kampfjodler, „Adulte Stammzellen“ beleben die Crew zu neuem Leben („Come on, stem cells, work your astounding scientific nonsense!“), auch Bender wird von den Stammzellen neu zusammengefügt und Amy freut sich, dass ihre Haut nach der Wiederbelebung „babysoft“ ist.

Und das sind nur die Gags aus einer einzigen Minute. Das Tempo ist also hoch, der Inhalt hintergründig-satirisch und der Stil makellos. Gibt es auch noch ein paar dieser tollen Stammzellen („Shut up! They are harvestet from perfectly healthy adults, whom i killed for their stem cells.“) für Star Trek und Stargate? – Nie hat Futurama mir mehr Spaß gemacht als Bier… ähm… hier. Bitte weiter so, wenn es im TV schon keine ernsthaften Raumschiffplagen gibt, die es derzeit zu sehen lohnt.

Am Ende gibt es sogar einen Rückblick an den Anfang und eine nette kleine Wendung. Fast fühlt man sich an die besseren alten Futurama-Folgen erinnert, WENN die neueren mir nicht sogar noch frischer und besser vorkommen würden. Ähnliches gilt auch für Folge 2, bei der es eine Anspielung auf V’ger aus dem ersten Trek-Film gibt. Heißt hier halt jetzt V-GINY, besteht aus zwei alten Fernsehsatelliten und vernichtet alles Leben, das er für zensierenswert erachtet. Bis auf den Geschlechtsakt am Schluss, warum auch immer: „APPROVED FOR ALL AUDIENCES!“

Zwischendurch träumt Zapp Brennigan im Stile alter Flash-Gordon-Folgen und spielt mit Leela die „Adam und Eva“-Geschichte der Bibel nach (Zur unvermeidbaren Inzucht: „It’s a sick and twisted book of holyness!“). Hier wird die oftmals sinnlose Medienzensur der Gegenwart dem verstörenden Gehalt der Bibel gegenüber gestellt, welcher allgemein anerkannt ist. Und das Tolle ist meist: Man bemerkt solche Details manchmal erst beim zweiten Schauen. – Nicht, dass man ein solches bereuen würde…

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„Sag mal, liebst du nicht eigentlich Fry?“ – „Habe ich blaue Haare? Heiße ich Marge?“ – Nichts für Kinder, wenn man welche produziert: Leela und Zapp entdecken ihre Gefühle füreinander. Sie waren übrigens in ihren Geschlechtsteilen versteckt.


Fazit Der futuramistische Neustart bringt eine parodistische SF-Serie zurück, die ich schon vor langer Zeit abgeschrieben hatte. Trotz des kleineren Budgets und den vielen Querelen der letzten Jahre wollten es die Macher noch mal wissen und machten es einfach. Nichts gegen die „Simpsons“ und „South Park“, aber das hier ist doppelt so flott und sieht drei Mal, bzw. 20 Mal besser aus.

Ich werde meinen Cousin in Amerika daher bitten, mir jede Folge gleich ZWEI Mal zu schicken.

Ihr auch?

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von Klapowski am 26.06.10 in Serienkritik

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Kommentare (7)

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  1. Terek sagt:

    Endlich geht der ewige Kampf zwischen gut und neutral weiter. Die Filme sind wirklich etwas langatmig; gut, daß jetzt alles wieder beim Alten ist. Endlich mal ein (vorläufiges) „happy end“ in der Serienabsetzgesellschaft.

  2. Gewürzgünther sagt:

    Kleine Korrektur: „Harvested from perfectly healthy adults, whom i killed for their stem cells.“

  3. Wurstsuppe sagt:

    Naja, soviel besser ists auch nicht, aber anschauen kann mans mal.

  4. Will Smith sagt:

    Wie hat es die Serie überhaupt geschafft zurückzukommen? Wurde die nicht wegen schlechter Quoten abgesetzt?

    Haben sich die DVDs so gut verkauft?

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