Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

„Mind War“ – Von der Zukunft der Zukunftsvision

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Was habe ich früher auf dieser Seite gemeckert: „Niemand mag Science Fiction! Ständig wird man ausgelacht, Serien abgesetzt oder in Deutschland gar nicht erst produziert!“ – Doch das ist jetzt vorbei! Denn gestern viel es mir wie Schuppen von den kybernetischen Augen: Jahr für Jahr gewinnen wir Phantasten einen Stück des Kampfes um die öffentliche Aufmerksamkeit! In ein paar Jahrzehnten werden wir zu Weihnachten die Titelmelodie der TOS-Serie singen und niemand wird futuristische Ideen noch auslachen… Es sei denn, wir programmieren unsere Roboter darauf.

… Schließlich ist es doch sinnlos, sich im komplett holographischen Wohnzimmer mit der eigenen Service-KI über den angeblichen „weltfremden Unfug in der Science Fiction“ zu streiten, oder?

Aber beginnen wir etwas weiter vorne: Die SF hat schon jetzt gewonnen! Zählt man auch die etwas abstrakteren „Spinnereien“ (= Fachbegriff meiner Mutter für alles, in dem keine Bergdörfer oder jodelnde Landärzte vorkommen) sogar noch dazu, wie z.B. „Butterfly Effect“, „Charmed“ oder die 1.000-Quadratmeter-Küchen bei GZSZ, so kann man nur sagen: Die Welt gehört den Sachen, die es nicht gibt!

Waren SF-Filme früher nur was für Außenseiter mit eher fettiger und angeschwollener Außenseite, so ist es UNS gelungen, nach und nach auch andere Zielgruppen für uns einzunehmen. Und ich vermute, dass verschiedene Faktoren dazu geführt haben, dass sogar Frauen, die ihren Verstand und ihre 5 Liter Hormone beisammen haben, seit mindestens 10 Jahren an die glitzernde Schönheit von fliegenden Raumschiffen gewöhnt wurden. Und manche aerodynamischen Schiffe sehen ja sowieso wie mächtig teurer Halsschmuck aus, was den femininen „Haben-will“-Reflex durchaus anzufixen vermag.

Davon abgesehen fliegen schließlich auch Harry Potter, Spiderman oder die Textboxen bei „Nintendogs“ mehr oder weniger selbstständig durch die Gegend! Gerade Frauen, die in den letzten 10-20 Jahren nicht in einer Höhle gelebt haben und sich den neuen Technologien nicht verschlossen haben, sollten inzwischen durchaus zu schätzen wissen, wofür Partikeleffekte alles gut sein können, vom Laserstrahl bis zu den potter’schen Zauberfunken. Frauen, die ewigen Mahner in Sachen SF, scheinen nun endlich aus ihrer arroganten Ecke zu kriechen, die ihr Gesicht über Jahrzehnte keilförmig zugespitzt hat.

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Früher sagte SIE an dieser Stelle: „Wieso zeigst Du mir diesen Scheiß Roboter? Ich will jetzt Schuhe kaufen!“, in ein paar Jahren wird sie hingegen interessiert fragen: „Aha. Das ist also Deine Ex? Und WARUM hast Du mit der Schluss gemacht?“

War für meine Oma noch jedes Fernsehwesen der leibhaftige Satan, wenn es eine Latexmaske und eher wenige Taschenbibeln mit sich herumtrug, fahren heute auch Damen mittleren Alters auf die Kreaturen in „Buffy“ ab. Und von grässlich entstellten Vampiren, die im Salto springen, ist es dann nur noch ein kurzer Weg zu Captain Archer. – Nur halt, dass der keine Saltos kennt und die Fratze festgewachsen ist. Wäre meine Mutter 20 Jahre später geboren worden, wäre sie vielleicht auch mit Captain Picard ins Zwiegespräch gekommen, statt Heinz Erhardt für DEN glatzköpfigen Intellektuellen zu halten.

Auch wir Männer haben dafür gesorgt, dass Frauen heute gar keine andere Chance haben, als das ARD-„Großstadtrevier“ gegenüber „LOST“ abzuwägen. Ihr seht: Ich zähle großzügig alles zur Science Fiction, was irgendwie nach CGI und „Gibt es nicht“ riecht. Aber das ist auch in Ordnung, denn Indoktrination funktioniert nicht selten mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Deshalb fragen moderne Rechtsradikale ja auch nicht mehr „Guten Tag, möchten sie vielleicht ein paar Ausländer verprügeln?“ sondern „Schauen sie doch mal, wie nett wir diese Jugendfreizeit für ihre (deutschen) Kinder organisiert haben.“

Da besteht durchaus ein unausgesprochener Vertrag: Wir Kerle gehen nörgelnd in „Keinohrhasen“ und die Damen schauen sich dafür die Gummiohren von Außerirdischen und Fabelwesen an. Nur haben wir halt den längeren infiltratorischen Atem! Zu Hause spielen wir zusätzlich an der Heimkonsole oder am Computer „Metroid Prime“, „Fallout 3“ oder irgendein ein anderes Spiel, das sowieso zu 75% Wahrscheinlichkeit SF-Elemente enthält. Und sei es nur das Weltraum-Setting in „Super Mario Galaxy“. – Da durchschnittliche Videospieler inzwischen um die 33 Jahre alt sind (wenn die Statistiken hier allerdings noch leicht variieren), müsste jede gebundene Dame allein durch ihren Freund bekehrt werden. Übrig müssten dann – nach meiner hochseriösen Forschungsarbeit zu schließen – in wenigen Jahren nur noch die Kampflesben sein. Und Damen, die schon mal von einem Ferengie über’s Ohr gehauen wurden.

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„Susi? Kannst Du mal gerade die Fernbedienung für den 3D-Projektor holen?“ – „Nur, wenn wir uns dann einen SF-Film anschauen, Jürgen. Der Weltraum um’s Sofa passt farblich einfach besser zu meinem schwarzen Neglige, hihi!“ – Neue Hai-mat fürs schwache Geschlecht: Science Fiction wird wohl zukünftig für jedermann interessanter werden. Und irgendwann sind die ganzen Mörder und Räuber aus den Krimiserien doch sowieso alle weg-verhaftet, oder?

Wobei moderne, junge Frauen vermutlich nicht mal einen Mann brauchen, um sich für PCs, neue Technik und deren faszinierende gesellschaftlichen Möglichkeiten zu interessieren. Wer alle 2 Jahre ein neues Vertragshandy mit 736 Funktionen bekommt, wird sich in Zukunft etwas schwerer tun, alle Computer zu verdammen oder halt das mit einem Schulterzucken abzutun, was diese in „Matrix“ mit uns angestellt haben…

Langsam aber sicher wird das ehemals ablehnende Geschlecht umerzogen: Idyllische Bergdörfer heißen dann plötzlich „Außenposten“, Kommissar Rex wird zu einer „nicht-humanoiden Hilfskraft“ und das Musikantenstadl erinnert plötzlich an „Resident Evil“.

Es hat lange gedauert, aber jetzt habe ich es nicht nur am Kopf, sondern auch im Urin: Die Science Fiction (und die phantastisch-abstrakte Unterhaltung an sich) wird anwachsen und an Einfluss gewinnen! In 40 Jahren wird es in Altersheimen ganz anders aussehen, als heute: Niemand wird dem Pfleger dann mitteilen, dass Computer Teufelszeug sind (was gegenüber der vollautomatischen Popo-Putzmaschine auch etwas unhöflich wäre), statt Kreuzworträtsel gibt es Pen&Paper-Rollenspiele und statt dem Musikantenstadl gibt es auf ARD und ZDF ein dreistündiges Livekonzert mit den besten Stücken aus 50 Jahren Videospielgeschichte!

Oder glaubt IHR, dass WIR in ein paar Jahrzehnten mal das „Goldene Blatt“ lesen werden und Gehstock-schwingend über Killerspiele motzen werden? Von wegen! Wir spielen mit dem Pfleger fangen und gleichzeitig Jagdszenen aus „Buffy – Die Vampirjägerin“ nach. Unserer Meinung nach ist diese uralte Serie dann sowieso die anspruchsvollste Show der Welt, da 2048 eine Dokusoap namens „Live-Sex im Kanzleramt“ große Erfolge feiern wird.

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(*Schluck!*) „Okay, die nächste Runde Blutwein geht aber auf’s Haus!“ – „Emil, du sollst doch nicht so viel trinken! Heute Abend läuft im Gruppenraum schließlich ein alter Klassiker. Star Wars, Episode 7!“ – Und den wollte er schließlich nüchtern und in voller Absicht verpassen: Das Altersheim der Zukunft wird wohl ein ganz anderer Ort sein. Wenn dann z.B. Wasser von der Zimmerdecke tropft, hätte zumindest ICH kein Problem damit, dem Pflegepersonal eine „Raumanomalie“ zu melden!

Es wird ein Utopia werden!

Frauen, Greise, Politiker und Kleinkinder freuen sich auf die 10. ST-Serie (William Shatner kehrt doch noch zurück, und zwar voll computeranimiert), die erste bemannte Marslandung hat ein noch stärkeres Interesse an neuen Welten ausgelöst und die Neuverfilmung der „Herr der Ringe“-Saga (diesmal in 3D) sorgt für einen Boom an holographischen Frodo-Verkleidungen (kleine Projektoren an der Kleidung machen es möglich).

Wir alle werden vor dem Brandenburger Tor – oder halt auf dem Jahnplatz in Bielefeld, je nachdem – zu Millionen gegen die Absetzung von Doctor Who protestieren (ein Aprilscherz, wie sich schnell herausstellt). Das globale Lied des Homo Fictionus wird erklingen wie aus einem Mund…

Freuen wir uns darauf!

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Artikel

von Klapowski am 21.12.08 in All-Gemeines

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Kommentare (3)

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  1. Vanquish sagt:

    Meine eigene Umerziehung verläuft aber in die andere Richtung. In den letzten Monaten deutlich weniger SF, deutlich mehr Tatort. Egal, Hauptsache gegen den Strom.

  2. Armleuchter sagt:

    „Hauptsache gegen den Strom“

    sagte der Aal und sprang in den Kescher der Marketingindustrie. Dich kriegen sie auch noch!

    2048 wird es uns so mies gehen, dass Bibelverfilmungen und andere religiöse Propagandafilme wieder IN sein werden. Man wird wieder auf göttlichen Beistand hoffen und auch der kann vermarktet werden.

    Hollywood konnte sich noch bis vor kurzem teuren Science Fiction Trash a la „Der Tag an dem unere Gehirne stillstanden“ leisten. Phantastische Bilder kosten nun mal phantastische Summen. Mit den Auswirkungen der Finanzkrise wird sich (wenn man den Schwarz-Malern glaubt) auch das ändern. In Hollywood sitzen die Meister der Geldbeschaffung, die haben den Handel mit faulen Derrivaten anscheinend schnell als Geldquelle entdeckt.

    Und nun? Filmt man in Tschechien für eine handvoll Yuan?
    Oder heißt es Zukunft öfter „Babelsberg Ahoi!“?
    Wir werden es erleben.

    Danke, dass ich meinen Senf dazugeben durfte.

  3. MOSAKA sagt:

    HA! Wenn dass Jahr 2048 kommt, dann bin ich im Gegensatz zu euch noch ein Jungspund! Dann bin ich gerade erst sage und schreibe 55 Jahre alt! HAHA! Naja, ich hoffe, bis dahin gibt es ein Mittel, dass mein Leben um 200 Jahre verlängert, den wie heißt es doch so schön, man(n) will ja ewig leben um noch mehr Staffeln von 24 sehen zu können (ich freu mich schon, wenn Jack Bauer im Jahre 2020 islamistische Roboter auf dem Mars jagt, weil sie den Präsidenten von Omigron Persei 8 töten wollen und der Tag in Mili und Nano Sekunden während der Sendung gezählt wird, am oberen Bildschirmrand)…

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