Film- und Serienkritiken

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„3 Body Problem“ – Review der ersten drei Probleme… äh… Folgen

„3 Body Problem“ – Review der ersten drei Probleme… äh… Folgen

Die chinesische BUCH-Reihe „3 Body Problem“ gilt als brillant, spannend und intelligent. Was auf Netflix ja meist dieselbe Wirkung hat, als würde man eine Versuchsperson 48 Stunden lang mit einem Hammer und einer Wassermelone alleine lassen… Die beiden Personen mit Hammer und Melone sind hierbei die ehemaligen Showrunner von „Game of Thrones“. Die sich nach dem durchwachsenen Ende noch einmal neu beweisen wollten. Doch ist das in Form einer TV-Serie überhaupt möglich?


Inhalt:

Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd – doch auf der Erde dafür überall: Teilchenbeschleuniger geben seltsame Ergebnisse aus, Wissenschaftler springen vom Dach, andere sehen einen laufenden Countdown vor ihren Augen (es sei denn, sie stellen die Forschung ein), extrem gute VR-Headsets tauchen auf und zeitgleich(?) passiert in der Vergangenheit auch etwas rund um hochenergetische Signale, die von den Chinesen ins All geschickt werden.

Wer da nicht reflexhaft dranbleibt, ist selber schuld?


Besprechung:

Meine Erwartungen waren nach der ersten Folge noch hoch: Die vielen Geheimnisse besaßen das Potenzial, zügig analysiert und weitergesponnen zu werden (indem man z.B. mal SAGT, was an den Teilchenbeschleunigern ANDERS läuft), während die VR-Geschichten um Herrscher mit schrägen Klimawandelproblemen schon eine konkrete Richtung ankündigten.

Nämlich in Richtung Komplett-Gaga.

„Das ist die Antwort auf alle Eure Fragen: Isaac Newton hatte einen nervösen Darm durch zu viele Äpfel.“ – Kerzenland ist (geistig) abgebrannt: Eigentlich hätten die Berechnungen zum 3-Body-Problem im mittelalterlichen VR-Cosplay interessant werden können. Bis man sich ernsthaft fragt: „Warum sollte ein sooo komplexes Problem ausgerechnet über einen Taschenrechner im Playstation-Store gelöst werden?“

Doch leider zerfällt die Geschichte so schnell, dass ich nach 3 Folgen nicht mehr weiterschauen konnte. Alle interessanten Ansätze bekamen durch die wuselig-austauschbaren Figuren sofort sooo einen Bart (*Bärte auf die drei Sonnen kritzel*). Und jedes strukturierte Erzählen wird von den wilden Ortswechseln und den grob geschnitzten Protagonisten sabotiert. Statt globalen Problemen gibt es hier halt Standardserien-Globuli.

Wobei ich 1,5 Episoden lang sogar VOLL im Thema war – bis ich einige Schritte zurückmachte und entschied: „Timingtechnisch auf dem Niveau eines Super-8-Videos von Onkel Theobald.“

Beispiele gefällig?

– Wissenschaftler, die zwar krasse Zukunftstechnik erhalten (VR-Brillen auf Holodeck-Niveau), das aber nur auf dem Level eines gelangweilten Showrunners hinterfragen: „Aliens? Hirnschäden? Höhere Mächte? – Bin ich Schwurbler oder was? Wobei, das mit der Impfung bereue ich bis heute…“

„Dieses Headset ist unserer Technik um Jahrzehnte voraus! Da hilft nur eines: 40 Jahre damit zocken und dann im Internet die Funktionsweise googeln…“ – Das Three-Brain-Cell-Problem: Einerseits ist das hier faszinierend, andererseits wird der Aluhut nicht halb so geheimnisvoll inszeniert, wie es möglich gewesen wäre. Dagegen hatten die Dracheneier in GoT fast schon eine eigene Sprechrolle.

– Mysteriöse Figuren, die auf keiner Kamera erscheinen, entpuppen sich als asoziales Antagonisten-Püppchen. Nur echt mit gefletschten Zähnen und billigen Onelinern. („Klar, ich habe gesagt, du kannst jederzeit gehen. Aber ich meinte in den Fahrstuhlschacht. Muhahahahaaaarrrr!“

– Die realen Schauplätze sehen nett aus, werden aber mangelhaft eingeführt. In welchem Hinter- oder Besprechungszimmer manche Figuren sitzen, ist teilweise nicht klar. Ästhetischer Faktor: 2 bis 3 Level unter „Breaking Bad“, „Game of Thrones“ und „Eine schreckliche nette Familie“.

– Das Timing fand ich auch eher anstrengend. Personen, die man für wichtig hält, tauchen ewig nicht auf – oder in einem anderen Kontext. Randfiguren werden hingegen ohne Vorwarnung wichtig. Oder werden in meinem Hirn ohne Vorwarnung mit anderen Figuren verwechselt. Frechheit!

„Und es sterben wirklich alle Vögel, wenn wir die Funkwellen aussenden?“ – „Japp.“ – „Hochenergetische Röntgenstrahlung?“ – „Nein. RTL2-Abendprogramm.“ – Diese Schüssel muss die gesamte Menschheit auslöffeln: Die Chinesen beweisen zuallererst, wie gefährlich ihre Forschung ist. Was eine der Forscherinnen davon überzeugt, NOCH gefährlichere Aliens hinzuzuziehen. Da eh alles bereits scheiße ist. – Wurden damals also die AfD-Wähler erfunden?

– Der ganze Umgang mit Wissenschaft macht nach 3 Episoden keinen Bock mehr auf Erlenmeyerkolben und Photonenflaschen. – Teilchenbeschleuniger geben sinnlose Dinge aus? Das Universum flackert seltsam am Nachthimmel? Vollkommen egal, die Öffentlichkeit reagiert gefühlt mit einem „It’s just a prank, Bro…“ und klickt zum nächsten Video.

Oder es landet gar nicht erst in den Nachrichten.

– Manche Szenen in der VR sehen furchtbar aus. Das ist eventuell gewollt (ist nun mal eine Simulation + der Netflix-Budgetbeauftragte hat auch nicht gemeckert), aber Episode 3 hat mir jede Lust genommen – das hatte ganz üble „Black Adam“-Vibes. Gerade oben herum! *auf wegfliegende Fußsoldaten zeig*.

– Überhaupt wirkt es hier nicht wie eine massive, ernsthafte Erzählung. Ist in Episode 1 alles sehr ernst und interessant, kommt es ab Folge 3 wie ein Kasperletheater mit Impro-Comedy rüber.

– Konkurrierende Wissenschaftler ziehen dann doofe Grimassen, Chefs drohen mit der Einwanderungsbehörde und der oberschlaue Ermittler weiß irgendwie alles – Bundestrojaner sei Dank – , wirkt aber wie ein weiterer Netflix-Zuschauer.

(„Bloß nicht zu früh den Bericht rausschicken. Chefchen soll ja noch weitere 5 Folgen lang einschalten. Also auf der Überwachungskamera!“)

– Ich hätte gern mehr über z.B. das Drei-Körper-Problem erfahren. Angeblich labern einem die Romane diesbezüglich eine Klinke ans Knie. Inklusive den gesellschaftlichen Verwerfungen. Hier fühlt sich das aber wie in einer Buffy-Folge an.

(„Werwölfe? Veränderter Nachthimmel? Da sieht man mal, was diese Cannabis-Freigabe bringt!“)

„Wieso fliegen alle unsere Soldaten nach oben, Kommandant?!“ – „Ganz einfach: 10.000 Obelixe am Boden!“ – Fliegen für den Weltfrieden: Der Berg an zurückbleibenden Sandalen entwickelt hier ein neues Gravitationszentrum… Dass die Aliens(?) mit diesen Bildern etwas bezwecken, ist mir schon klar. Die Schaffung einer Serie mit Gravitas war aber offensichtlich nicht darunter?

Zusammenfassend muss man kollab… konstatieren: Die Serie besitzt nix mit Selbstbewusstsein und High-Konzept-SF. Hier wird wieder mal ein Mysterium (das jetzt auch nicht sooo krass ist – Aliens halt) breitgeklopft und um weitere Baby-Mysterien erweitert.

Wer hierbei zu sehr auf die Charaktere achtet, wird eher enttäuscht: Hier blühen die üblichen Netflix-Nulpen im Schein der üblichen Cinematographie.

Da können auch die vielen „Game of Thrones“-Schauspieler nicht dagegen ankulten.

Spannend waren – immerhin – einige Momente in der chinesischen Kulturrevolution, wobei das auch sehr nach SERIE wirkt. Filmisch sind da nur die grau-blauen Farbfilter um die Forschungsstation herum.


Fazit:

Eine Serie, die an allen Ecken gut gemeint ist, aber eben auch das hat: Ecken. Und Kanten.
Und dann auch wieder fehlende Ecken und Kanten.

Irgendwie funktioniert das alles schooon, aber Spaß und Spannung hatte ich kaum. Ein paar absurde Bilder um dehydrierte Menschen (in Teppichform!) sind ja ganz nett, aber das wirkt NICHT künstlerisch-schräg, sondern “Crazy-Marvelidee-muss-halt-jetzt-mal-sein“-schräg.

Alle Menschen wirken zudem dümmer als sie sein „müssen“. Wirklich hinterfragt und Wissen zusammengetragen wird selten. Eher glotzt man sich bei dem VR-Headset die Augen faltig, als zumindest mal rauszufinden, aus was das Ding z.B. besteht.

Ob es besser wird, will ich daher nicht mehr wissen. Denn wer das 30-Kritikpunkte-Problem derartig angeht – wie halt diese Showrunner -, dem spende ich meine 6 Stunden Aufmerksamkeit nur, wenn ich sie von der Steuer absetzen kann…

Episode 1:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Kultige Science-Geheimnisse um knubbelige Jungdarsteller – was soll schon schlaf… schief gehen?


Episode 2:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Bitte mal langsam zum Punkt kommen. Hat z.B. der krasse Ermittler nicht schon eine erste Idee? Für einen zweiten Gesichtsausdruck oder so?


Episode 3:

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Die VR-Szenen sind so mies, dass selbst die tollen Ideen (= Menschenmassen als riesige Computer) den Rest-Bock verjagen. Zumal das alberne Schauspiel kaum noch als solches erkennbar ist.

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Artikel

von Klapowski am 05.04.24 in Serienkritik

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Kommentare (12)

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  1. Nummer 6 sagt:

    Ich empfehle, zumindest noch bis Folge 5 zu gucken!

    • Klapowski sagt:

      Da will ich aber mehr als EINE Empfehlung dazu hören… 6 von 8 Folgen durchzuhalten, um zu entscheiden, ob man etwas gut findet, ist sowieso so eine neumodische Streaming-Krankheit.

      Anti-ADHS?

      Und wieso beschweren sich noch mal Leute über langsamere SF-Filme? („Buhuu… 30 Minuten war keine Action.“)

      Antworten
    • Nummer 6 sagt:

      Die Serie wird nicht besser, aber Episode 5 erzeugt zumindest eine einschneidende Wirkung.
      Was da passiert, würde ich gerne mit der USS Discovery inkl. Besatzung sehen…

      Antworten
    • Agentbauer sagt:

      Ich schließe mich der Empfehlung an. Ich habe es komplett geschaut und es ist zwar insgesamt keine Erleuchtung aber Folge 5 bietet eine interessante Wendung

      Antworten
    • MCFidel sagt:

      Mir ging es ähnlich, war nach Folge 3 gelangweilt bin dann in Folge 5 gesprungen die mir so sehr gefiel, das ich beschlossen hatte nun doch Folge 4 noch zu sehen, die ebenfalls gut war. Lohnt sich tapfer zu bleiben und weiter zu gucken.

      Antworten
    • BigBadBorg sagt:

      Ok, jetzt bin ich doch gespannt. Hab nur die erste Folge geguckt, war ok, hat mich aber nicht so gefesselt dass ich weiter geschaut hätte.

      Wat sollet. Dann ziehe ich es jetzt durch!

      Antworten
  2. Fusselkopp sagt:

    Die Bücher sind schon echt genial, aber mangels richtig zentraler Hauptfigur wohl schwer adäquat auf den Bildschirm zu bringen.
    In Buch 2 und 3 wird die Wissenschaft dann übrigens so RICHTIG gaga, dagegen ist das am Anfang ein moderates Warmlaufen.

  3. Hoss sagt:

    Super Idee, aus einem Roman einen Film zu machen der die Grundidee hat keine klassische Plot-Struktur zu haben. Der versucht wissenschaftliche, philosophische und theologische Idee in aller (langsamen) breite zu verhandeln, darzustellen und sich dabei nicht um Raum, Zeit und Linearität schert.
    Es zeigt, aber auch dass es im Business Anschein immer weniger Leute gibt, die in der Lage sind, Bücher zu lesen, geschweige denn die Beurteilungsgabe habe ob es sich um filmischen Stoff handelt.
    Da kann man ja gleich versuchen den weißen Hai auf weißen Hintergrund zu verfilmen.
    Ich bin schon gespannt auf die Trilogie von Schillers »Glocke«.

  4. Bort sagt:

    Ich empfehle die chinesische Serienadapation aus dem letzten Jahr 2023. Viel näher an den Büchern aber auch etwas langgezogener mit 30 Folgen á 45 Minuten.

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