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„Ich bin Nummer 4“ – Review für alle 4 Interessierten

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„Bei Interesse kannst aber ruhig mal einen Gastartikel für Zukunftia schreiben, weisst Duuuu?!“ Diese Worte ließ mir Sparkiller aus seinem Urlaub in Schweiz oder Liechtenstein zukommen. Denn nur dort schreibt man ja bekannterweise „weisst“ statt „weißt“. – Aber recht hat er ja, der gute alte… ALTE. Die letzten Wochen waren die Klapo-Reviews hier eher flach gesät und mies gedüngt. Ein Umstand, den ich noch vor dem Jahreswechsel mit einem Premiumreview ausräumen möchte. Hier also nun mein „Review Nummer 4“ für das Jahr 2014.

INFORMATIONEN:

Regie: D. J. Caruso
Jahr: 2011
Budget: 60 Mio $

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Vier gewinnt

Inhalt:

Aus irgendeinem Grund sollen menschlich aussehende Außerirdische (mit Superkräften) von böse aussehenden Außerirdischen in einer gewissen Reihenfolge gekillt werden. Auf der Erde. Das wars. – Hattet ihr Spaß?

Besprechung:

Ja, es wäre leicht, sich über diesen Film lustig zu machen. Ein paar Vergleiche mit botoxgepuderten „Essbare Unterwäsche“-Models hier, ein paar Kalauer über formelhaftes Hollywood-Halden… äh… Heldenkino dort – und fertig wäre die Laube. Ja, eine bildschöne Laube wäre das sogar, gehalten von blondierten Schönlingen (männlich), blondierten Mädchen (weiblich 1) und blondierten alternativen Flirt-Anwärterinnen (weiblich 2). Als „Dach“ noch einen ultraväterlichen Freund drüber (bärtig), natürlich exakt so alt, dass er den Hauptdarsteller mit 14 gezeugt haben müsste, wenn es der REALE Vater wäre. Man will ja keinen mit bettlägrigen 40-Jährigen verschrecken…

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„Werden wir hier wieder lebend rauskommen?“ – „Natürlich! Und zwar tot oder lebendig!“ – Shakespeare macht Urlaub: Die Dialoge sind nicht besonders anspruchsvoll, dafür aber korrekt mit Subjekt, Prädikat und Schmollmund. Mehr muss ein Teenie-Schinken heute nicht leisten. So lange er auch nur ETWAS besser geschnitten und gespielt ist als der 2. Panem-Film. Also quasi alles ab 1920.

„Ich bin Nummer 4“ macht nach der „Filme Drehen nach Zahlen“-Anleitung eigentlich so viel richtig, dass es schon wieder falsch erscheint. – Süßer Hund: Check! Freche Blonde mit dunklem Lidschatten: Check! Gefühlvolles Mädchen, als Kontrast totaaal natürlich, da mit HAUTFARBENEM Lidschatten: Doppelcheck! Böse Aliens, die von ihren menschlichen Sklaven angesabbert werden, von wegen „Jungs,-Wir-hatten-doch-einen-Deal,-Aaaarg!!!“: Check! – Kurz: Der Film „Ich bin 4 Promille“ lässt kein Klischee der Superhelden- und Teenietrottel-Filme außen vor. Sogar der Schulhofrowdie (aka Sohn des Sheriffs) darf nicht fehlen, um mit gefühlten 31 Jahren noch einen 17-Jährigen Quälgeist zu mimen.

Ja, und die Story ist bekloppt: Was die bösen Kiemengesichter jetzt wollen, außer die Erde irgendwie einer nicht näher beschriebenen „Kaputtmacherei“ zu überantworten, das bleibt ein Rätsel. Wieso 2-3 von ihnen auf einem Baseballplatz(!) nicht mit großkalibrigen Waffen treffen, ebenso.

Aber: Wir kommen jetzt zum ABER. So ERWARTET man von diesem Streifen auch nicht mehr als ein paar Minuten an Deppen-Unterhaltung, an deren Ende man – wegen des in Aussicht gestellten Nachfolgers – das Gefühl hat, nur einen Pilotfilm für eine Serie à la „Roswell“ gesehen zu haben. Das ganze Auserwählten-Ding, die Sonderfähigkeit von Taschenlampen in den Handflächen plus den Bonus von „Was uns an Matrix am besten gefiel“ dient nur der reinen Unterhaltung. Und das „Gute“ ist, dass hier weder eine Neuerfindung des SF-Genres in Aussicht gestellt wurde („Interstellar“), noch, dass wir hier dauerhaft mit Actionsequenzen bombardiert werden wie in „Transformers“ oder „Guardiens Of The Galaxie“. So wurden weder meine Augen noch mein Intellekt beleidigt. Nur deine Mudda. Weil DU bestimmt wieder denkst, dass ICH bei ausgewiesenen Schrottfilmen zu sanft bin, statt endlich mal die üblichen 200-Mio-Knaller mit einem Blog-Orgasmus zu veredeln.

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„Ha! Seitdem ich nur noch mit Kraftfeldgenerator aus dem Haus gehe, muss ich gar nicht mehr schauen, ob ich den Herd oder das Bügeleisen ausgeschaltet habe!“ – „Natürlich Blond 3“: Sequenzen wie dieses coole Weggehen vor einer Explosion hat man nun schon häufiger gesehen. In Zukunft aber bitte mal vor einem Wasserrohrbruch oder einem gerade abstürzenden PC, der einen stundenlang geschriebenen Text unwiederbringlich löscht.

Wie auch immer… Die Effekte sind Okay und geizen nicht mit coolen Zeitlupenfeatures und den üblichen Rennsequenzen, die irgendwo zwischen „Sieht toll aus“ und „Bei Indiana Jones war das Weglaufen vor der Pappkugel trotzdem spannender“ hin und her pendeln.

Ein wenig mehr Arsch in der Hose hätte ich mir auch beim Unterbau des Streifens gewünscht. Bei Superman sieht man wenigstens noch, wie der auf der Erde landet, HIER hingegen versprüht man die Epicness von einem „Let’s Play“-Video zu Tetris. Statt epischer Musik und unheilschwangeren Raumschiffschatten auf saftigen Muhkuhwiesen sehen wir einen Surfer, der zu Beginn im Wasser eine Art telepathischen Anfall bekommt. Macht ja auch Sinn(!?), den Tod seiner Kameraden mit einem schmerzhaften Zucken und dekorativem Wegkokeln der Wadenhaut zu begleiten. Eine einfache Meldung auf eine Handy-App („Death Informer“) wäre aber auch bei Aliens vielleicht zielführender gewesen – und sicherer, falls man sich selbst gleichzeitig bei klarem Verstand verteidigen muss?

Ähnlich könnte man fast jeden Aspekt des Filmes hinterfragen, was man tunlichst lassen sollte, um nicht nach 5 Minuten mit verschränkten Armen in der Sofaritze zu versinken. Weil der nervös mahlende Schließmuskel die Polster gegessen hat. 50 % des Filmes drehen sich sowieso um die aufkeimende Highschool-Romanze, was einerseits die übliche Daueraction angenehm zurückfährt, andererseits aber auch für Verwirrung sorgt: Wieso hat Dawson neuerdings ein Surfbrett?

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„Stellt euch vor, ich mache in einem Wald einen Überschlag und fliege auf die Fresse. Wenn es niemand gehört hat, machte es dann überhaupt ein Geräusch?“ – Denken beim Schwerkraftschwenken: Philosophisch ist der Film in der elitären Top-Liga von „Harry Potter und der Plauderkelch“ oder „Gina Wild und das Fliewatüüt“ anzusiedeln. Immerhin ist der Hund im Film sehr niedlich. Aber: Ist es wirklich NUR ein Hund?! – Bitte? Nein, bei Streifen für 14-Jährige Katzenliebhaberinnen ist das KEIN Spoiler!

Noch etwas ärgerlicher wird es, wenn man sich vor Augen führt, was das Ziel des ganzen Klimax-Klimbims war: Überleben. Von Minute zu Minute. Leute, die gerettet werden sollen, sterben halb-dramatisch, während andere wichtige Figuren wie „Blondie 2“ erst am Ende auftreten. Da hat man schon das Gefühl, mit einem unbeschadeten Wochenendeinkauf ein größeres Abenteuer erlebt zu haben.

Dieser Film ist daher ebenso ärgerlich wie versöhnlich. Warum sich in einem veganischen Supermarkt über ungelegte Eier beschweren? Warum im Autohaus über die mobile Gesellschaft mosern? – Wer alleine das Titelbild gesehen hat und weiß, wie man den Ausfüllstutzen einer Bierflasche in Kombination mit dem eigenen Mund bedient, der dürfte genau das bekommen, was er NICHT erwartet. Und davon bietet „Ich bin dümmer, vier!“ ausgesprochen viel.


Fazit: Auf Einzellerniveau durchaus eine brauchbare Neuronen-Massage. Tatsächlich hat mich das offene, nichts (er)klärende Ende mehr genervt als der eigentliche Formelbrei, der einem wenigstens kein X für ein Niv-O… Niveau vormachte. Alle springen zum Schluss halt auf ihre Autos und – wenn man die Lederklamottenfigur dafür hat – auf Motorräder. Sogleich modelt man sich in den Sonnenuntergang, einer ungewissen „Mission“ entgegen. Problem dabei ist halt, dass es „Ich bin Nummer 5 bis 16, je nachdem, wie viele noch sterben sollen“ wohl niemals in die Kinos schaffen wird.

Etwas, womit wir alle gut leben können.

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Artikel

von Klapowski am 31.12.14 in Filmkritik

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Kommentare (1)

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  1. Onkel Hotte sagt:

    Das Frau-vor-Explosion-Bild ist doch bitte ein Fake, oder ?? Wie schlecht ist das denn…
    Der Film blieb mir in Erinnerung weil ich selten einen so schlechten, miesen und uninteressanten Trailer gesehen habe. Ich habe nicht mal ansatzweise drüber nachgedacht mir den Streifen anzugucken. Habe wohl auch nichts verpasst. Lebenszeit gerettet.

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