Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Doctor Who Christmas Special: „The Next Doctor“

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Christmas war’s und somit gab es auch dieses Jahr wieder eine einstündige Weihnachtsepisode mit dem Doctor. Dass man diese inzwischen auch „Christmas Invasion“ nennt, liegt daran, dass auch dieses Mal wieder fleißig am Freiheitsdrang der Menschheit herumgeschraubt wird. Warum das langsam aber keinen Spaß mehr macht, lest ihr nun in meinem Review. Bei Sparkillers Textbox übrigens auch, aber der ist als Pädagoge einfach noch zu gutmütig („Inhalt sechs, Schönschreiben hingegen 2+. Einigen wir uns insgesamt auf eine 2-?“)…

London, 19. Jahrhundert: Der Doctor trifft bei einem Spaziergang auf jemanden, der sich ebenfalls Doctor nennt. Dieser faselt von der Tardis, so dass unser Doctor messerscharf folgert: „Dies ist also mein Nachfolger, wenn ich mal wiedergeboren werde.“ – Dumm nur, dass dieser anscheinend sein Gedächtnis verloren hat und sich nur noch an Bruchstücke erinnert. Und dann auch nur so, dass es lustig wirkt. Zu allem Elend kommen auch noch die Cybermen dazu, die wieder mal die Weltherrschaft planen und sich dafür einer durchtriebenen Frau bedienen. Und? Ebenfalls bedient?

Denn mal ganz ehrlich: So kultig die Urgroßväter der Borg auch sind, so langsam ermüdet ihr Dauereinsatz auch den größten Liebhaber von Fetischkleidung und kybernetischen Familienfeiern. Auch hier können die Lochaugenträger wieder nur rumstapfen, Scheiße labern und Leute assimilieren. Spannend ist das inzwischen nicht mehr, zumal man das alles in (der) Serie schon mal ausgefeilter gesehen hat. Und dass die Blecheimer die meiste Zeit einer Frau im roten Kleid folgen, macht sie auch nicht viel bedrohlicher als einen Borg, der zwischendurch seinen Steuerberater anruft.

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„Siehst Du? Meiner IST deutlich länger als deiner!“ – „Grrrr… Roswitha? Bring mir sofort meine ‚Sonic Angelrute‘, ja?“ – Schultersch(l)uss: Der zweite Doctor bringt immer noch einiges durcheinander. So hat er beispielsweise 63 Compagnions verbraucht, bis ihm einfiel, dass die Cybermen doch nicht die weisen und ehrenwerten Hüter der Galaxis sind…

Zumal mir die moralische Kitschkeule diesmal ein wenig zu oft vor die Stirn geschlagen wurde. War da etwa ein Pickel oder was? – Straßenkinder mit dreckigen(!) Gesichtern werden zu Weihnachten(!!) als Arbeitssklaven missbraucht und müssen brav an irgendwelchen Zahnrädern kurbeln, damit der Film optisch irgendwie zwischen „Der kleine Lord“ und „Aschenputtel“ passt. Schließlich haben wir Weihnachten(!!) und da sollen schließlich alle Filmkinder unglücklich sein, damit sie spätestens am 2. Feiertag ihre wiedergewonnen Freiheit feiern und gar nicht erst danach fragen, warum sie von ihrem obdachlosen Papi wieder nicht das Brotstück bekommen haben, das sie sich schon das ganze Jahr über wünschen!

Und auch die heroischen Momente am Ende einer Episode, bei denen der Doctor unter Pauken und Pamphleten als Retter der Welt gefeiert wird, nehmen langsam überhand! Alle Nebendarsteller haben dabei wieder mal Pipi in den Augen, stammeln irgendwas von wegen „Ich weiß nicht, WIE (der Zuschauer übrigens auch nicht), aber er hat es geschafft!“ und sorgen für einen erhöhten Bedarf an künstlichen Knien, weil alle mal kurz drauf fallen. – Fehlt nur noch, dass der gute Doctor sich demnächst mit „I’m god“ vorstellt, woraufhin dann der alte Gag „God… who?“ folgen dürfte.

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“Da, das hat allein der Doctor gemacht, kein Zweifel!“ – „Äh, nein. Ich stehe nämlich hinter euch. Das mit dem Sonnenaufgang war ich nicht. Dank meiner Anleitung kann der liebe Gott das nämlich inzwischen alleine, wisst ihr?“ – Auf den Arm genommen: Die unkritische Heldenverehrung des Doctors geht mir langsam wirklich auf den Zwirn der hier versammelten Filzläuse. Und gleich werden auch noch alle Ghettobewohner anfangen, mit ihren Sammelbüchsen rhythmische Ruhmeslieber zu klappern…

Mit dem zweiten „Doctor“ konnte ich diesmal dann auch nicht wirklich mitfühlen. Die Figur ist dann doch zu klamaukig, wenn sie ihren Heißluftballon als Tardis vorstellt oder einen stinknormalen Schraubenzieher „Sonic Screwdriver“ nennt. Der Witz ist dann doch recht schnell durch und hat bald einen Bart, an dem auch Timelords mit verdammt viel Time lange stricken müssen. – Da hilft es auch nichts, dass der Darsteller in der zweiten Hälfte nur noch heulen und hilfesuchend zu unserem wahren Doctor hochblicken darf. Fast erwartet man, dass unser Doc hier ein Hundehalsband zückt und irgendeinen schnell gesprochenen Wortwitz aus dem Ärmel schüttelt („Gods needs no dogs!“).

Die weibliche „Compagnion“ hat diesmal so wenig zu melden, dass man ihren Text auch einer Straßenlaterne hätte geben können. Oder einem Wandbild, das unter der Regieanweisung „Schwarze Frau, erschrocken guckend“ entstanden wäre. Und warum die böse Puffmutter so ausgiebig für ihr schlechtes Karma sammelte, ist mir auch nicht ganz klar geworden. Was versprach sie sich genau vom Cyber King? Die Hebung der Eisenwerte ihres Blutbildes war es ja anscheinend nicht…

Am Ende fühlte ich mich sogar etwas angeschissen, denn der Doctor hat es so einfach mit der „Entsorgung“ der Cybermen, dass der Bedrohlichkeitsfaktor noch mal auf den Wasserstand der Themse abfällt. Tja, so ein fetter Strahl im Ärmel erspart nun mal die Axt UND den Zimmermann im Haus. Oder halt ein handwerklich gutes Drehbuch. Und zuvor ist es auch nicht viel besser: Die Cybermen samt Chefin lassen sich vom Doc stundenlang vollsülzen oder mit Taschenfechtertricks recht lange aufhalten. Klar, so eine winzige Eisenstange ist für einen gigastarken Roboter natürlich ein Hindernis. Alternativ hätte man ihm auch einfach die Antenne eines Taschenradios in den Weg biegen können.

Da hätte ich mir schon eher gewünscht, dass der Doctor mal kurz gefangen genommen wird, selbst dann, wenn er sich nach 5 Minuten wieder mit dem alten Trick „Ich habe mir den Magen verdorben, holt einen Arzt!“ aus der Besenkammer flunkert.

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„Ihr habt den Tannenbaum aber schön geschmückt! Vor allem das Lametta ist ungewöhnlich, aber schön.“ – „Das sind Verlängerungskabel. Und die Gedärme unserer Feinde.“ – Ha-heidnische Weihnacht ü-ber-all: Selbst im 19. Jahrhundert haben die Cybermen kein Problem damit, ein riesiges, leerstehendes Fabrikgebäude zu mieten. Aber vermutlich haben sie vorher einfach die ortsansässige Raumschiffmanufaktur aus den Räumlichkeiten vertrieben…

Somit ist diese Episode die wohl harmloseste, was das Gefahrenpotenzial der Blechbüchsen angeht. Da hilft es auch nicht, dass diese neuerdings schwarze Fellknäuelmonster züchten. Vermutlich, damit es wenigstens EIN neues Element gab und man nicht immer nur Roboter im Zeitlupentempo sehen musste. Es ist ja selbst für alte Männer schwer, so zu tun, als hätte man keine Fluchtmöglichkeit gehabt, wenn die Schwerfüßler ganze 100 Meter entfernt auf die Lichtung schnaufen… – Vielleicht liegt meine heutige Skepsis aber auch nur daran, dass die ganze Geschichte mal wieder in der Vergangenheit spielte, was für mich meist noch mal einen Abzug von einer Schulnote bedeutet. Wenn ich mir doofe Leute sehen will, die keine Ahnung von Technik und Computern haben, kann ich schließlich auch meine Eltern besuchen gehen! Okay: Bekloppte Fragen werden von der Bevölkerung kaum gestellt („Cybermen? Klingt schwedisch!“), aber das ist dann natürlich auch nicht wirklich realistisch.

Ihr seht: Den Doctor in Kombination mit Holzhütten kann man mir einfach nicht schmackhaft machen, auch wenn ich objektiv weiß, dass gerade DAS ein wenig Abwechslung ins SciFi-Einerlei bringt.

Gerettet wird die Folge wieder mal durch das handwerkliche Geschick aller Beteiligten: Die Musik war mir manchmal fast schon zuuuu orchestral („Okay, sie stehen in einer Seitengasse und unterhalten sich. Wieso wird hier die gesamte Zauberflöte runtergedudelt?“) und die Kulissen und Kostüme sind wie immer über jeden Zweifel erhaben, natürlich meinen ausgeschlossen. Bevor wir aber auch CGI-technisch etwas wirklich Neues sehen, müssen wir schon bis zur letzten Viertelstunde warten, denn dann… ach, seht einfach selbst (Spoiiiler):

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„Doctooooor! Ich werde Dich unbarmherzig verrrrnichten! Aber vorher reden wir ein halbes Stündchen über weihnachtliche Backrezepte, damit Du eine Chance hast, Deine Geheimwaffe zu montieren, okay?“ – Finaaaale, Oh-hooo: Wir wollen immerhin fair bleiben, denn schließlich ist ja (*schnief*) WEIHNACHTEN! Diese Episode fliegt übrigens nur dank… heißer Luft.


Fazit: Irgendwie ist David Tennant langsam durch. Dieses stets grinsende „Dann rette ich eben die Welt, ist ja eh nur eine spaßige TV-Serie“ war ja spätestens im Finale der 4. Staffel nicht mehr zu steigern. Vielleicht wird es mit einem neuen Darsteller und Chefautoren dann wieder etwas interessanter? Und irgendwie wird mir der Endsieg immer etwas zu leicht errungen, zumal ein Technik-Deus ex maschina mal wieder nicht fehlt, dessen Wirkungsweise vorher nicht abzusehen war. Also: Nachbessern! Und mal neue Gegenspieler erfinden. Und damit meine ich keine ständig wiederkehrenden Metallrasse namens „Dorleks“ oder so…

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Schluss mit dem Cyber, Mann!

Wobei, eigentlich mag ich ja diese blankpolierten Frankenstein-Imitatoren. Gerade in Zeiten, wo die bösen Gegenspieler vorwiegend als durchgeknallte Kampfsport-Kids durch die Gegend schwurbeln oder von den Filmemachern durch 500 Schnitte und 25 verschiedene Einstellungen pro Sekunde unterstützt werden.

Da sieht man es doch gerne, wenn stattdessen einmal so ein Fiesling mit dem Tempo eines 90-jährigen Opas mit künstlicher Hüfte und Rolator durch die Gegend marschiert. Und das Ganze noch mit mittels einer so graziler Schrittweise, daß man eigentlich schon immer eine Stunde vorher Bescheid weiß, wann diese unheimlichen Blechköppe zu Besuch kommen.

Nur so langsam macht sich bei mir doch eine kleine Metallvergiftung bemerkbar. Am Anfang war es ja noch etwas Besonderes, diesem Urgestein von Doctor Whos Feindesliste mal wieder zu begegnen. Aber nach dem x-tem “Hey, die sind ja gar nicht kaputt!?”-Moment wirken die Jungs nur noch wie der nervige Dauergast, der einfach nicht den Arsch vor die Tür kriegen will. Auch die Erklärungen für diese “überraschenden” Auftritte wirken langsam arg Banane, wenn die Cybermen mal wieder den symbolischen Schlüssel unter der Türmatte ihres temporalen / dimensionalen / galaktischen Kerkers gefunden haben. (Was auch irgendwo für die Daleks gilt.)

Aber positives gibt es natürlich auch. So war das ganze Kulissen-Drumherum (mal wieder) äußerst prunkvoll und das London des 19. Jahrhunderts kam sehr schön rüber. Der andere “Doktor” hatte einen überraschenden Hintergrund und unser normaler Doc wirkte wieder wie ein Kind im All-you-can-eat-Zeitreisestrudel. Sehr schade, daß er nach den TV-Specials anscheinend abtreten wird.

Die Story war okay, aber gerade im Vergleich zu den letzten Bombast-Folgen kein Knüller. Das Grundrezept “Böse Aliens werkeln im Hintergrund an ihrem fiesen Plan” kam ja doch schon oft genug vor. Apropos… warum eigentlich der ganze Aufwand (Nobelleute auf Beerdigung locken, diese dann verdrahten) zwecks Einfangen der Waisenkinder, wenn diese anscheinend nicht einmal für 30 Minuten benötigt wurden? Hätte man sich die tagelange Planung nicht sparen und einfach selbst die metallene Hand anlegen können? Zumal man als superstarker Vollzeit-Roboter wohl sowieso etwas mehr drauf hat, als so ein paar unterernährte Zwergmenschen.

Fazit: Standard-Rezept für Doctor Who trifft auf das Fest der Liebe zum Detail. Am meisten Spaß machte es mir hier mal wieder, einfach dem Doc beim Freuen zuzusehen.

Note: 2-

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Artikel

von Klapowski am 28.12.08 in Serienkritik

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