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Doctor Who-Special: „Waters of Mars“ – Das Wasser im Munde…?

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So langsam nähert sich das Who-technisch armselige Jahr 2009 seinem Ende zu. Mit dem Einstünder „Waters of Mars“ hatten die Produzenten also daher genug Zeit für gute Effekte, eine clevere Story und eine Extraportion Kult. Da sind die Erwartungen natürlich hoch wie Hulle! Doch ist diese Folge tatsächlich so genial, wie es uns unsere Erwartungen versprochen haben, die erstaunlicherweise durch nicht viel mehr als von den letzten beiden Trantütenspecials genährt wurden?

Wasserspeiende Zombies auf dem Mars? – So langsam komme ich wohl dahinter, wie die Einweg-Aliens (also solche, die in der Serie nie wieder auftauchen) bei „Doctor Who“ erschaffen werden: Ein Generator erstellt eine Charaktereigenschaft (z.B. „bonbonlutschend“), dann irgendeine gruselige Wesenheit („Schwarzer Mann“) und zuletzt Ort und Zeit der benötigten Kulisse („Pluto-Kohlemine im Jahr 2190“). Und schon versuchen Schwarze Männer, welche verseuchte Pfefferminzbonbons lieben, die Mine und ihre Bewohner zu übernehmen! Nur noch die Rettung (Lakritzstangen?) muss sich der Autor selber ausdenken…

Das ist ebenso genial wie nervig, wenn man erst man dahinter gekommen ist! Denn so langsam empfinde ich die wirren Ideen so mancher Who-Folge als zusammenhanglose Zurschaustellung der Abstraktionsfähigkeiten zugekiffter Autorenhirne.

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„Du bist Jungfrau? Das trifft sich sehr gut! Ich bin nämlich Wassermann! Und die passen ja bekanntlich ü-ber-haupt nicht zusammen (*metzel*).“ – Ab 20 Uhr wird zurückgelüllert: Das neue Werbemaskottchen von Apollinaris sorgte in der Marketingabteilung vorab für kontroverse Diskussionen. Man entschied sich aber dann dennoch für Walter Wasserkopp, da dieser – im Gegensatz zum Coca-Cola-Mann – nur bei 0,28% der männlichen Bevölkerung Neidgefühle in Bezug auf sein Aussehen hervorrief…

Besonders gruselig waren die gesichtsverkrusteten Wasserspeier ja dann auch nicht gerade. Mit diesen eingerissenen Lippen könnte man höchstens seiner eigenen Großmutter Angst einjagen („Schau mal, DAS passiert, wenn du immer so wenig trinkst!“), für abgebrühte Fictionfreaks geht das hingegen nur noch als Balzlockruf des Trashfaktors durch.

So langsam (und trotzdem gleichzeitig hektisch – komisch?) wird der Doctor auch ein wenig wankelmütig und empfiehlt sich zunehmend für den Heimplatz eines schwer erziehbaren Jugendlichen. Wir fassen mal zusammen:

„Oh, eine Marsstation! Die muss ich mir anschauen!“

„Oh, die werden ja alle sterben, da muss ich wohl wieder gehen!“

„Oh, sooo übel sieht es hier ja doch noch nicht aus. Ich bleibe dann mal.“

„Oh, Zombies! Ich mache dann mal die Biege!“

„Oh, verdammt. Kam wieder was dazwischen!“

„So, jetzt gehe ich wirklich. Tut mir leid für euch andere, wegen dem ganzen Totgehen und so!“

(5 Minuten Verabschiedungszeremonie später und 500 Marsbodenmeter weiter)

„Oh, die Todesschreie aus dem Funkgerät sind nicht gut für mein Aufmerksamkeitdefizit-Syndrom. Ich latsche mal wieder zurück!“

„Oh, jetzt habe ich alle schon gerettet und die Zeitlinie durch den Häcksler gejagt, jetzt kann ich auch noch ein bisschen irre gucken und Allmachtsphantasien verbreiten!“

„Oh, kam wohl doch nicht so toll an. Dann kann ich ja noch kurz eine Wahnvorstellung von einem Ood bekommen und Todesahnungen aufkommen lassen.“

„Oh, ist ja schon das Ende der Episode! Dann besser doch die Zähne zusammenbeißen und verbissen weiter reisen.“

Nicht falsch verstehen: Nachdem die Mannschaft minutenlang von ein paar wandelnden Wasserleichen gejagt worden war, machte es durchaus Spaß, den Doctor als gebrochenen Mann zu sehen, der seine eigenen Regeln verwirft. Nur WIE das vor- und nachbereitet worden ist, ist stümperhaft und würde in der Schreibwerkstatt nicht gerade als Gesellenstück durchgehen. Alleine der plötzliche Selbstmord der obersten Marstante war doch ein wenig übereilt, nicht ganz glaubwürdig und reduzierte das Gerenne, Gejapse und knappe Überleben davor nachträglich zum reinsten Kindertheater-Pausenfüller. Künstlerisch hätte man aus dieser Wendung (Motto: Was ist Schicksal?) sicherlich noch etwas herausholen können, aber da die Serie seit einiger Zeit nur noch pathetisch-süßliches Gelaber nebst völlig überzogener Blaskapellenmusik anbietet, verlor der Hintergedanke doch sehr an Drive. – Doof!

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„Herrgott! Ich hätte nie jemanden anheuern dürfen, der als Kind alle Folgen von Pokemon auswendig konnte. Dass man Wasserattacken immer mit Feuer bekämpfen sollte, ist doch nur aus einem Spiel, du Vollspast!“ – Nieder mit den Phallussymbolen: Dieser Knall würde zumindest die komische Abkürzung auf den Fässern im Lager erklären, welche die britische Crew bislang mit „Tea ’n Tea“ übersetzt hatte.

Zumal man immer mehr das Gefühl hat, Versatzstücke aus bisherigen Folgen zu sehen:

„Was machen Sie denn hier?! Wir sind doch eigentlich die einzigen Menschen hier auf dem

„Och, das ist nicht schwer zu erklären, ich war gerade… Oh, ist das da hinter ihnen zufällig ein angriffslustiger ?

„Tatsächlich. Ja, dann wären wir für Hilfe sehr dankbar. (*Doctor tut irgendwas Nützliches mit dem Sonic Crewdriver*) He, wie haben sie diesen Zaubertrick denn gerade hinbekommen?“

„Reden wir nicht darüber. Ich bin halt der Mann, der alles kann! Wibbeldiwo! Wibbeldiwa! Bang! Bung!“

„Können sie unser aktuelles Problem dann nicht auch komplett beheben?“

„Logo! Ich drehe dann mal an dem Knopf, zieh den Hebel, gehe noch mal auf’s Klo und schon habe ich einen gigantischen geschaffen!“

(…)

Vielleicht war ich diesmal aber auch einfach nur enttäuscht, weil ich mir nach dem Trailer von „Waters of Mars“ einfach mehr versprochen hatte. Vor meinem geistigen Auge entstand vorher bereits eine epische Geschichte rund um das verschwundene Marswasser, welches aber durch einen uralten Mechanismus wieder an die Oberfläche gelangt und freundlich gegen die Tore der Menschlein drückt. Diese erleben daraufhin eine Mischung aus dem Ende des Films „Titanic“ und „Die Schreckensflut am Rhein“ (Sat.1-Weltpremiere).

Blöd geschminkte Zirkusfiguren, denen die Kontaktlinsen und der Sprudel aus dem Gesicht zu laufen drohen, hatte ich mir da eher nicht vorgestellt. Etwas mehr (sichtbares!) Wasser hätte es ruhig sein können. Aber wenn das Budget wohl nur vorsah, ein paar Schauspielern einen laufenden Gartenschlauch unter die Maske und in die Ärmel zu schieben, braucht man wohl seine Badehose gar nicht erst aus dem Schrank zu kramen…

Technisch war die Episode ganz Okay, auch wenn manchmal etwas der steril-künstliche Look der Serie auffiel. Der störte aber nicht weiter und kann mittels warmer Fanboygedanken bequem weggedacht werden! Und besser bunt und Plastik als „Stargate“ und „Universe“, oder?

Bis auf die Anführerin des Marsteams blieben die Figuren blass und reines Kanonen-… Äh: Wasserpistolenfutter. Und auch die Probleme, die der Doktor stets mit der Zeitlinie hat, konnte ich wieder mal nicht nachvollziehen: Der Mann macht sowieso in jeder Episode, was ihm vom Meisenkuckucksheim auf seinem Kopf zugezwitschert wurde. Da kommt es mir ja doch komisch vor, dass er anscheinend sonst IMMER weiß, was er ändern darf und was nicht. Oder googelt der Doctor im Kopf immer mal schnell sämtliche(!) Nachfahren seiner gerade anwesenden Episodenabschnittspartner heraus, um dann zu entscheiden, ob die Person unwichtig genug ist, um von ihm gerettet zu werden? – „Tut mir Leid. Sie sind Hitlers Urgroßvater. Ihr vorgesehener Tod inspiriert den Bärtchenträger später zu dem 2. Weltkrieg. Und den KANN ich beim besten Willen nicht ausfallen lassen!“

, Doctor Who-Special: „Waters of Mars“ – Das Wasser im Munde…?

„Nett von Ihnen, dass sie diesen Roboter mit einem Raketenantrieb nachgerüstet haben, um mir einen unvergesslich coolen Ausflug zu bescheren, Doktor!“ – „Wenn sie jetzt schon beeindruckt sind, sollten sie erst mal den ausgewachsenen Pottwal sehen, den ich per Sonic Crewdriver mit Stützrädern nachgerüstet habe!“ – Feuerstuhl zum Stehen: Da ich nicht weiß, ob ich das hier albern oder total witzig finden soll, lache ich halt einfach mit einem peinlich berührten Unterton: Haa-haaa-haaaah…

Immerhin erwähnte man in dieser Folge die Geschehnisse vom Ende der 4. Staffel, was ich sehr gelungen fand. Aber wenn die Erde durch das gesamte Universum transportiert und von den Daleks fast ausgelöscht wurde, muss man sich als Autor ja fast schon anstrengen, DAS später NICHT mehr aufzugreifen.

Apropos eingreifen: Das hätte man nach erster Sichtung des Drehbuches wohl MÜSSEN. Denn das übertrieben schleimige Gutmenschengerede sorgte bei mir für eine fiese Schleimallergie! Ich nehme dem Doctor zwar grundsätzlich ab, dass er von der ersten Marsmission inspiriert und beeindruckt war, aber als Zeitreisender mit dem Erfahrungsvorsprung in Höhe mehrerer Starfleet-Captains sollte man vielleicht doch etwas weniger begeistert herumspeicheln als die Wasserspucker mit der Barackengesicht. Teilweise wusste ich nicht so recht, von was der Doc da gerade so beeindruckt war und hätte gute Lust gehabt, ihm zur Steigerung seines Hochgefühls noch zusätzlich eine hübsche Rassel in die Hand zu drücken!


Fazit: Horror und Hopsgehen in der fröhlich-bunten „Doctor Who“-Variante. Alles ist hier eigentlich wie gehabt, nur halt ohne Compagnion, weswegen unser Doc auf Liebesentzug der alten Expeditionsteilnehmerin ersatzmäßig mal ein „I love you“ ins Faltenohr jodelt.

Die abschließende Idee eines Timelords, der endlich seine volle Macht auslebt und nicht nur auf Heilsarmee-Tour durch das Universum tingelt, wurde leider nur kurz angeschnitten. Ebenso glaubhafte Charaktere, clevere Dialoge oder überraschende Wendungen. Wer Trash mag und sich immer noch nicht am üblichen Schema der Serie sattgesehen hat, kann sich natürlich auch hier wieder mal so richtig voll laufen lassen. Aber nicht MIR die Schuld geben, wenn die Story Euch doch nur nach altem Leitungswasser schmeckt, ja?

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SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Im Zeichen des Wassermannes, Doctor Who-Special: „Waters of Mars“ – Das Wasser im Munde…?
Oder eigentlich auch nicht. Denn der Titel dieses Who-Specials war am Ende doch etwas irreführend, waren die Aqua-Zombies doch nur wenig ausgearbeitete Stichwortgeber („Muahaha! Erde erobern! Okay, jetzt bitte panisch den Raum verlassen. Blubb!“) für das Action-Drumherum. Vielmehr ging es ja um die Frage, ob man als Zeitreisender eigentlich mal so eben die Geschichte verändern darf oder sich dabei doch an gewisse Regeln zu halten hat. Etwas spät für solche Überlegungen, gerade wenn man bedenkt, wie viele Wiedergeburten der gute Doktor schon hinter sich hat.

Das Zeitreise-Dilemma fand ich dafür aber ganz schön, u.a. wegen den netten Einblendungen der Zukunfts-Webseiten, welche sich ganz wie in „Zurück in die Zukunft“ auch einmal nachträglich ändern. Hier wie dort frage ich mich natürlich, wie hoch die Chancen stehen, dass man in dieser alternativen Zukunft GENAU die selbe Position für das Foto einnimmt, bzw. fast dasselbe schreibt. Schon doof für Redakteure, die wegen solchen temporalen Geradebiegern fast immer den selben Text erneut schreiben müssen. Gerade bei so düsteren Themen wie 9/11… (*wusch*)… die Atombombe im weißen Haus… (*wusch*)… die Rakete auf den Eiffelturm… (*wusch*)… die achte Staffel von Star Trek: Voyager…

Wie immer solide waren auch die unverbrauchten Kulissen und Effekte. Kreativ auch das „Kostüm“ der Wassermänner- und Frauen. Endlich nicht mehr ausgemeckert werden, wenn man aus dem Mundwinkel sabbert oder von Natur aus ständig „feucht“ ist!

Ansonsten wurde das Special sowieso wieder von Doc Who getragen, welcher seine übliche Misch-Rolle aus „Staunen für Fortgeschrittene“ („Detlev Brotasvski! Der Erfinder des Schuhlöffels für Linkshänder?! Boaaah!!“) und „Reden und Zappeln auf Ecstasy“ abspult. Aber so will ich den ja gar nicht anders haben, deswegen von mir eine glatte 2 Minus.

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Artikel

von Klapowski am 17.11.09 in Serienkritik

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Kommentare (6)

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  1. DJ Doena sagt:

    Hab zwar nur den Anfang des Artikels gelesen, weil ich die Folge noch net gesehen habe, aber die Erkenntnis, dass die Aliens-of-the-Week aus dem dickeren Ende der Pafftüte kommen, ist eigentlich Usus seit die Serie vor gefühlten 100 Jahren angelaufen ist und sollte eigentlich so gar niemanden mehr überraschen.

    Das ist doch eigentlich das Großartige an der Serie: Drüber nachzurätseln, welchen völlig abgedrehten Plot und welche abgefahrenen Wesen sich die Autoren diese Woche zusammengekifft haben…

  2. Merle sagt:

    Es verwirrt mich, dass Du „Sonic Crewdriver“ und nicht „Screwdriver“ schreibst- gleich zweimal!
    Ansonsten gutes Review, wie immer eigentlich- vor allem finde ich’s cool, dass ihr wieder diese Drop-down-felder eingebaut habt :D

  3. DJ Doena sagt:

    @Merle: Der Sonic Crewdriver ist die S/M-Peitsche für seine Companions. ;-)

  4. Merle sagt:

    Hö hö, Danke. Es hat an die fünf Minuten gedauert bis ich das verstanden hab…aber es hat sich gelohnt, man, was’n Wortspiel…xD

  5. Raketenwurm sagt:

    Das Problem mit den Specials ist einfach, daß die Autoren (dieses Jahr immer RTD+wechselnder Schreiberling) viel Budget bekommen und denen das Wort „Special“ im Kopf herumgeistert, sodaß sie etwas besonders Großes auf die Beine stellen wollen, nur anstatt einer Doppelfolge nur 60 Minuten Zeit haben. Schon dem schrecklich-durchsch(n)ittlichen „Planet of the Dead“ hätte einfach mal noch eine halbe Stunde intensiver Inhalt gut getan. Und auch das ansich okaye „Waters of Mars“ würde noch besser funktionieren, wenn die Story um die Wasserzombies inhaltsvoller wäre, denn so fällt sie gegenüber der Rahmenhandlung mit dem zerrissenen Egotrip-Doctor zu sehr ab. Ich fand mich aber trotzdem sehr gut unterhalten und bis auf den nervigen Roboter, der in dem Artikel hier durchaus noch eine Hasstirade + Foto mit lustiger Bildunterschrift verdient hätte, war das alles auch ganz hübsch gemacht. Das muß man bei aller Kritik auch mal sagen.

  6. bergh sagt:

    tach auch !

    Mir gefällz dei 2 minus von Sparki besser.
    und jetzt wieder ab zum World of War_Klapso Comic.
    Der ist cool.

    Gruss BergH

    P.S. Klapos Kritik kann ich ein Stück weit nachvollziehen,
    aber nicht bis zum bitteren Ende.
    Vielleicht sollte man sich das Confidential vor der Rezensieren anscheuen.
    Da wird einem vieles viel klarer.

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