Film- und Serienkritiken

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„Robot“ – Dieses Review schwingt die künstliche Hüfte

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Hey, Du da! Heute mal Indisch? Ich weiß, ist nicht jedermanns Geschmack. Schließlich übertreiben die es dort gerne mit den würzigen Tänzen und dem gammeligen Schweinefett in den Haaren. Und die Witze werden vorher auch immer derart übertrieben plattgekloppt, platter geht es eigentlich gar nicht mehr. Aber wehe man traut sich, dies auch mal ganz offen zu behaupten. Dann wird man glatt zurück nach Hause gejagt, während man mit seinen eigenen Schuhen den Hintern versohlt bekommt…

INFORMATIONEN:

Regie: S. Shankar
Jahr: 2010
Budget: 35 Mio. $

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Der Wahnsinn trägt dieses Jahr Turban
Inhalt: Ein, schon rein frisurtechnisch, verrückter Professor erfindet ganz nebenbei einen intelligenten Androiden namens „Shitty“ (…), welcher sich nach einem Kurzschluß an seine Verlobte ranmacht. Da darf ein noch verrückterer Professor natürlich nicht fehlen, welcher dem armen Bot auch noch einen Chip für böse Emotionen in den Schacht donnert.

Klingt total bekloppt? Ist es auch! Aber so sind sie halt, diese Inder. Obwohl, mal ganz ehrlich, ich habe eigentlich keine Ahnung wie die so sind. Und ich hoffe wirklich, daß niemand von euch „Robot“ als ersten kulturellen Annäherungsversuch einsetzen wird. Sonst ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß ihr nach dem Anschauen direkt nach Indien auswandert werdet. Zum Beispiel zur Eröffnung eines Zwangsjackenverleihs in Neu-Delhi.

Fangen wir zum Beispiel mit den Tanzsequenzen an, welche einem hier mit der groben Curry-Kelle aufgetischt werden. Rettet der holde Verlobte seine Freundin gerade noch vor einem dicklichen Lüstling, ist man nur einen Kameraschwenk später schon mit einem ganzen Musicalteam in den Anhöhen von Peru. Um dort ein Lied zu singen, dessen inhaltlicher Anspruch (hoffentlich) in der Übersetzung verloren ging:

„Erscheine wie eine Python und fang dieses Reh. Füge einen Hauch von Ingwer und Pfeffer hinzu und trinke mich wie Suppe. Der Cousin von Weiß (?) ist bei mir, ist diese lebensgroße Olive (!?) nur für mich?“

Würde mein Kollege mich so begrüßen, ich hätte jedenfalls schon den Hörer in der Hand und die Klapsmühle am anderen Ende der Leitung. Wobei das Ganze rein handwerklich gar nicht mal übel wirkt und manche Songs erschreckenderweise sogar Ohrwurm-Charakter haben. Boom-Boom Robo-Da, Robo-Da!

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„Wieviele Liebeszellen sind im Körper? Wieviele Neutronen und Elektronen in Deinen Augen? Bist Du Newtons Gesetz der Schwerkraft?“ – Solch… äh… romantische Songtexte sind bei Robot tatsächlich die Regel, so daß man sich durchaus fragen muß, ob die Schreiberlinge sich nicht genausoviel Koks in die Nasenlöcher gezogen hatten wie auf dem obigen Bild Sand zu sehen ist.

Verwirrend für den Gelegenheits-Inder auch deren Angewohnheit, zwischen all dem unverständlichen Gerede einfach mal komplette englische Sätze reinzuhauen. Da sind Dialoge wie „Shanrahmankanth Coffee Filter Rajimarah“ direkt ein zusätzlicher Trash-Bonus. Wer sich schon über die Verenglischung im hiesigen Sprachgebrauch beschwert, sollte also erst einmal hier reinlooken.

Erfrischend ungewohnt auch die fließenden Grenzen zwischen im Westen eigentlich recht starren Genre-Regeln. Läuft die erste Stunde in Robot noch ab wie eine zahme 80er-Komödie um die humorigen Erlebnisse eines selbstgebauten Androiden („Telefonbuch in drei Sekunden auswändig gelernt!“), wird ab der zweiten Stunde auch gerne mal ein Schädel mittels in die Hände klatschen geknackt, eine Vergewaltigungsszene angedeutet und eine gerade noch Gerettete vom Bus überrollt. Hier erhält man quasi zwei sehr unterschiedliche Filme zum Preis der eigenen Vernunft.

Aber erwähnte ich eigentlich schon den Moment, wo Chitti (so heißt der Knabe übrigens richtig) mal eben selbst als Geburtshelfer auftritt? Inklusive CGI-Baby? Oder wo er eine Mücke in ihrer eigenen Sprache dazu überredet sich zu entschuldigen, weil diese seine Angebetete gestochen hat? Ja, hier finden sich tatsächlich all die charmant-albernen Momente, wie man sie in thematisch ähnlichen „Werken“ wie den Transformers vermisst. Traut man sich dort trotz sprechenden Autos kaum etwas, nimmt man hier (im wahrsten Sinne) einen tiefen Schluck aus der Pulle und präsentiert uns ein Feuerwerk der Verrücktheiten. Böse Professoren, ein Monster aus 1000 Chitties, Computereffekte der Marke „Die Menge macht’s!“ und Witze, die wohl selbst für Bud Spencer-Filme zu plump gewesen wären:

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An dieser Stelle war ich mir nicht sicher, ob ich gerade den schlechtesten oder besten Witz der Welt erlebt hatte. In diesem Moment wurde der Film aber auf jeden Fall mindestens „Shitty“ hoch… *abzähl*… Zwölf!

Zwischen all dem Irrsinn findet sich dann auch noch eine Liebesgeschichte, welche in Indien (unabhängig vom Genre) anscheinend Pflicht ist und welcher sämtliche Story-Fäden gefälligst zu weichen haben. Beispiel: Geht es gerade noch um das humorige Ausschalten einer zu lauten Stereoanlage der Nachbarn, findet man sich in der nächsten Szene schon beim fiesen Konkurrenz-Erfinder wieder, wo er den Deutschen gerade seine 2. Wahl Roboter andrehen will. Schnitt zur Verlobungsfeier, wo der Roboter-Held mit seinem Schöpfer heiter um die Gunst der Dame eifert („Hey, schöne Opa-Musik!“). Was natürlich eine Gelegenheit für die nächsten Tanz-Szene verschafft… Boom-Boom!

Fazit: Ein monumental-bekloppter Scifi-Streifen von immerhin 3 Stunden Länge, welcher mit soviel irren Szenen gefüllt ist, daß man vor lauter offen hängendem Kiefer eigentlich gar keine Zeit für Langeweile hat. Empfehlung: In mindestens drei Sitzungen ansehen um eine übermäßige Erweichung des Gehirns zu verhindern. Hätte ich das doch nur vorher gewußt, hör-hör-hörrrrblblgllll…

, „Robot“ – Dieses Review schwingt die künstliche Hüfte

„Moooment, ihr habt doch selber gesagt, daß es hier wohl gleich ordentlich rund gehen wird?!“ – Nur eine Szene nach dem drolligen Handgun-Witz fliegen schon wieder die Fetzen. Was einer der Soldaten (rechts unten im Bild) übrigens auch kurz vorher und dummerweise in Hörweite von Chitti gesagt haben soll.

Wertung (für Trash-Freunde mit Sitzfleisch):

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

Wertung (für ernsthafte Menschen):

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
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Artikel

von Sparkiller am 11.01.12 in Filmkritik

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Kommentare (4)

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  1. DJ Doena sagt:

    Ich hab davon mal ein Best-of auf Youtube gesehen. Das war genial!

    http://www.youtube.com/watch?v=7yBnl_krN_U

  2. biermaaan sagt:

    AAAAHHHHHHHHHHH.

    Der Artikel erinnert mich an eine grausige Episode meines Lebens, die ich gerade so schön verdrängt habe! Bollywood Filme! AHHHHHHHHHHHH. Mit grausen durchlebe ich die Flashbacks an diese Entartete Kunst! Meine Güte, wie hält das nur jemand aus ernsthaft anzuschauen? Meine dämliche Ex zwang mich auch immer auf Rtl2 diese Filme mit anzuschauen. Grausam, absolut grausam. Und alle gleich. Tanzen – etwas Handlung – Tanzen – Männerbashing – Tanzen – Tanzen – Happy End.

    *liegt heulend in der ecke* AHHH!

  3. Tichy sagt:

    Der Film war echt der Renner. „Monumental-Bekloppt“, Nagel auf den Kopf!

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