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„The Thing“ (2011) – Das Prequel-Remake-Review

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Um alberne Kalauer mit „Ding“ schon gleich zu Beginn abzuhaken: „Ist nicht mein Ding; genau mein Ding; da schwing ich mein Ding; da hat sich der Regisseur als Nachfolger verdingt; Ding-Glöckchen-Dingelingeling“. So, nachdem das erledigt ist, kommen wir zum Wesentlichen: Dem Wesen. Dieses ist wohl eines der größten SF-Monster aller Zeiten, wenn man das namensgebende „Alien“ mal in eine No-Trash-Kategorie einordnet. Daher war es eigentlich auch keine ganz blöde Idee, die Vorgeschichte zum 1982er Film von John Carpenter zu erzählen, vielleicht sogar in GUT? – Dung… Dingsbums ab:

INFORMATIONEN:

Regie: Matthijs van Heijningen Jr.
Jahr: 2010
Budget: ca. 35 Mio $

, „The Thing“ (2011) – Das Prequel-Remake-Review
Immer noch besser als ein Blitzdings
Inhalt: In einer schwedischen Polarstation geht ein Alien um, das erst die Forscher kopiert/infiltriert und dann zu unangemessenen Zeitpunkten den Dienstablauf mit Blutauflauf stört.

Besprechung:

Bevor wir hier in die Tiefen des Monstertrashes und der glorifizierten 80er starten, möchte ich Euch eine Frage stellen. Keine Angst, die ist nur rhetorisch: Was findet ihr besser? – Puppen und Modelle, die NICHT echt aussehen, oder CGI-Monster, die irgendwie… auch NICHT echt aussehen?

Nun, habt ihr gewählt? Habt ihr… habt… Ihr haptisch gewählt? Also die anfassbaren Modellpuppen mit animatronischen Schleim und dem Glibber als Handpuppe? Recht so, meine Schüler!

Denn so digital durchgestylt unsere Welt auch ist, so kann ich mir immer noch eher erklären, warum ein Monster wie ein angemalter Regenschirm aussieht, als dass ich verstehen könnte, warum ein Viech per Polygon-Powerstrips in den Film geklebt wurde. – Es sei denn, der Streifen ist dokumentarisch und behandelt eine Early-Access-Version der „Matrix“.

Und das ist meiner Meinung auch der größte Knack- / Kritik- / Kalauer-Punkt an der Neuauflage des Kultfilms von John Carpenter: Die Machart der Monster. Nicht so sehr die fast 1-zu-1 übernommene Geschichte („Wir machen was mit ANDEREN Hunden, okay?“), die eher unkultige Musikuntermalung („Carpenter hat leider alle Rechte auf ‚Wumm-Bumm-Wumm‘-Musik bis ins Jahr 2017!“) und die etwas weniger blutigen Sterbeszenen („Wir wollen ja keinen erschrecken, der sich von so einem Film erschrecken lassen möchte. – Äääh…?“). Nein, das Grundthema ist und bleibt das leidige Thema Animatronik versus Computereffekte.

, „The Thing“ (2011) – Das Prequel-Remake-Review

Pappkopf und Schleim oder Nerdgeschöpf und Schein? – Letztendlich ist es eine Frage der persönlichen Geschmacklosigkeit, was man besser findet. Die obige 1982-Variante fand ich dann aber doch deutlich gruseliger. Alleine der Gedanke, wie sich mehrere(!) Effektkünstler wochenlang(!) mit realen Materialien(! Igitt!) beschäftigen, lässt den Computernerd in mir schaudern…

Ja, dieses ewige „Nur Real ist Real, wenn ich im Real einkaufe!“-Geblubber, das man schon nicht mehr hören kann, ohne sich mit der Faust in der Handpuppe SELBST aufs Maul zu hauen. Aber es hilft ja nichts, denn ansonsten ist der Film eeeeigentlich ganz solide. Die Stimmung und die Polarstation kommen recht nahe an den Klassiker heran. Hier wurde bewiesen, dass man mit ein wenig Quellenstudium und dem NICHT-Einbeziehen von J.J. Abrams („Ich will, dass alle Wände WEIß sind, gnahahaaar!“) durchaus eine gelungene Hommage an einen alten Klassiker abliefern kann. Beziehungsweise die Vorgeschichte.

Also: Die CGI-Effekte haben mir leider nicht gefallen. Erinnerte mich an einen Resident-Evil-Film ohne Evil. Schade, denn dabei waren die visuellen Ideen Steilvorlagen für alle Maskenbildner, die wissen, wie man mit Plastik, Filmschleim und Phantastik einen Darsteller in eine bemalte Mülltüte steckt. Richtig gemacht kommt das nämlich immer noch gut! – Alleine die Szene, in der zwei Gesichter miteinander verschmelzen, stelle ich mir alleine mit mittelmäßigem Schmink-Charme ziemlich gruselig vor. So aber bleibt nur ein Videobeweis, warum DirectX 11 mal wieder einen Versionssprung benötigt.

Der Rest der Handlung ist reine Krämer-Kosmetik am alten Teil: Eine Frau spielt halt jetzt die Hauptrolle, freundlicherweise sogar eine ohne Survival-Schminkköfferchen am Gürtel. Der Typ „Megan Fox“ hätte ja jetzt auch nicht reingepasst in so einen Streifen. Es sei denn, er ist ab 18 und heißt „Sein Ding“. Aber ich gleite ab.

Apropos abgleiten: Als sie und der letzte Überlebende zum Raumschiff herunterrutschen, merkt man für einen Augenblick, dass noch mal kurz etwas Neues in den Film eingeführt werden sollte. Aber letztendlich war’s dann auch nur ein nichtssagendes Konglomerat an Gängen (Ganglomerat? Gang-nam-Style?), das so schnell wieder verlassen wurde, wie die Hauptdarsteller „Wir trennen uns mal gerade“ sagen konnten. Es gab im Eismann-Raumschiff keine neue Informationen, keine stylische Momente, keine Kultszene. Auch, wenn der holographische Wirbel aus Vierecken uns sicher etwas mitteilen wollte. Vielleicht: Das neue Tetris für Hochbegabte ist bald draußen?

Aber gut, ich beschwere mich hier über etwas, was „Wetten dass..?“ zum Erfolgsformat gemacht hat. Und natürlich war es keine doofe Idee, noch mal auf die Herkunft des Aliens einzugehen, damit mit es wegen seiner vielfältigen Fähigkeiten nicht zu einem reinen Drehbuch-Exilanten verklärt.

, „The Thing“ (2011) – Das Prequel-Remake-Review

„Hier hast duuuu dein Feuer, du hast danach gefragt, Freak!“ – „Aaaarglll! Diese Feindlichkeit gegen Raucher müsste echt mal jemand eindämmen. Mit dem Feuerlöscher bitteeee!“ – Die, die flammende Leiden schafft: Das Mädel ist durchaus taff, bleibt aber doch etwas blass. Dabei hält sie das Geheimnis für einnehmende Gesichtskrossheit doch sogar in Händen…?

Der Vorgängerfilm lebte natürlich auch von den kultigen Verdächtigungsmomenten: Wer ist denn jetzt hier der Kommunist… äh: derjenige, der ständig diese alten Metaphern aufwärmt… äh: ich meine, das Monster? Da war es jetzt auch nicht schlimm, dass das Alien eigentlich keinen Grund hatte, stundenlang brav den Polar-Hansel zu spielen, um dann in einer einzigen Splatterexplosion jede Form der gesitteten Zurückhaltung zu vergessen, die Teetasse wegzuwerfen und alle zuzuschleimen. Vermutlich wäre es sogar einfacher gewesen, jedem ein bisschen DNA per nächtlichem Zungenkuss unterzujubeln („Oh, Herbert, ich hatte ja keine Ahnung…“ – „Klappe, Gerd!“)

So richtig wird dann auch im neuen Film nicht erklärt, was das Alien will, wie genau es sich fortpflanzt, warum es jedes Mal anders aussieht und wieso MIR das – trotz dieser Aufzählung – auch relativ egal ist. Ziemlich rätselhaft, das. Die wichtigste und beste Neuerung ist hier immer noch die Methode, wie man das Wesen erkennen kann. Nämlich an ausgespuckten Zahnplomben. Das wird dann auch gleich eine der besten Szenen der Neuauflage, wenn sie auch sehr an das „Der heiße Draht“-Spielchen von Carpenters kalten (Polar-)Krieg erinnert.

Mir gefiel der alte Streifen dann doch deutlich besser, was nicht mal an verklärten Kindheitserinnerungen liegt. Es sei denn, man unterstellt mir einen Pubertätsschub im Jahre 2012.

, „The Thing“ (2011) – Das Prequel-Remake-Review

„Hol die blaue Farbe, Bruno! Ich spüre, wir sind effektetechnisch gerade ganz nah an ‚Avatar‘ dran!“ – Klaus, der Kleber: Siamesische Zwillinge in sexueller Ekstase beim Gang-Bang? Kindische Spiele mit Sekundenkleber unter gelangweilten Forschern?


Fazit: Was für ein Film! Das Monster ist monsterig, die Hauptdarstellerin stellt dar, die Effekte sind effektiv (vor allem für den Mann mit dem SFX-Sparschwein am Set) und das Ende kommt zum Schluss. Man könnte zwar das visionslose Einerlei beklagen, aber stattdessen empfehle ich diesen Streifen allen, die sich gerne ein bisschen (vor der CGI) gruseln und das Original mochten. WO bekommt man heute schließlich noch immerhin durchschnittliche SF-Unterhaltung, hä?

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Artikel

von Klapowski am 13.09.14 in Filmkritik

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Kommentare (3)

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  1. schoenerAndi sagt:

    Tja, wenn man sich die nicht enden wollende Resonanz
    so anschaut, muss man zu dem Schluss kommen: der
    Film ging an den meisten vorbei. Im Vergleich stinkt die
    Neuauflage auch mächtig gegen das Original ab, was
    Stimmung, Grusel und Effekte angeht. Gerade der CGI-Mist
    killt einfach die Atmosphäre.

    Ist mir erst kürzlich aufgefallen, bei der Vorschau für die Indy Jones-Reihe auf Pro7: Teil IV sticht immer negativ heraus mit dem schlechten Render-Mist .

    Scheint wirklich, dass sich da schon lange nix mehr tut,
    eigentlich seit dem ersten Jurassic Park.

  2. G.G. Hoffmann sagt:

    Nein, nein. Die Resonanz war in der letzten Woche nur deshalb so zurückhaltend, weil die meisten so fassungsl… gebannt vor Klapos Roman sitzen.

    Was aber den „Rendermist“ angeht: da hat sich schon einiges getan. Der Gag ist ja, daß heute fast in allen Filmen (ja, sogar im deutschen Tatort) CGI eingesetzt wird, man es aber gar nicht mehr bemerkt. Wetter z.B., ist in kaum noch einer Produktion echt. Ob Regen, Wolken oder Sonnenschein, das meiste wird heute am Computer erschaffen. Ebenso Landschaften und Gebäude. Kaum noch eine Aufnahme kommt ohne künstlich eingesetzte oder gelöschte Häuser, Pflanzen, Tiere und Menschen aus. Nur bei Nahaufnahmen von Lebewesen ist es noch nicht so ganz überzeugend.

    • schoenerAndi sagt:

      Ja, die Effekte nehmen quantitativ zu. Und wenn
      dabei echte Aufnahmen, Landschaften, Gebäude
      usw. eingefügt werden, dann stimmt auch die Qualität.

      Wenn aber, wie in Indy IV, ein computergeneriertes Tal
      mit ebensolchen Bauwerken von computergeneriertem
      Wasser überrollt wird, dann sieht das echt schlimm aus
      und stinkt gegenüber mancher Altware enorm ab.

      Verallgemeinern lässt sich das natürlich nicht, denn die
      Szene in T1 mit dem nachgemachten Arniekopf sah schon
      immer scheiße aus. Dafür hat mich der CGI-Arnie aus T 4
      überzeugt, in den 5 Sekunden screen-time.

      Antworten

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