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„Time Bandits“ (1981) – Das Review aus Lust an der Laune

„Time Bandits“ (1981) – Das Review aus Lust an der Laune

Das 0,5%ige-Universalgenie und 99,5%ige Regietalent Terry Gilliam hat seine persönliche Trilogie (bestehend aus „Brazil“ und „Baron Münchhausen“) einst hiermit begonnen. Und da ich die Begriffe „Time“ und „Bandits“ mit positiven Dingen verknüpfe – eins von beiden nutze ich selber oft -, musste ich diesen Film unbedingt nachholen. Doch ist diese Reise durch Zeit und Traum gut gealtert, oder nur eine Randnotiz im 80er-Jahre-Jahrbuch? Am besten gucken wir mal gemeeeinsam…?


Zur Einstimmung & Abschreckung erst mal ein Trailerchen:

Ihr seht es sofort… Das hier ist eine Art hirninterne Drogenfreigabe.
Eben ein lauter Bach (Lauterbach?) an optischen Zwangsneurosen und „Muss eigentlich nicht sein“-Szenen:

– Kleinwüchsige Menschen (die Figuren selbst würden sich „Zwerge“ nennen) reisen durch Zeit und Raum – und in die 99 Stadien der Gier.

– Dann wird in geschichtlichen und mythologischen Szenarien Gold zusammengerafft, bis Napoleon vor Lachen die Tränen aus der Mütze kullern.

– Jeder Ort und besuchte „Held“ steht für sich alleine. Zusammenhänge beschränken sich auf die bekannte „Bill & Ted“-Formel. Nur ohne Luftgitarre.

– Viele Szenen wirken durch die Beteiligung vieler Monty-Python-Macher wie Sketche. Mein Favorit: Ein überkandidelter Robin Hood verprügelt grundlos die Armen. Was vermutlich auf intellektueller Ebene die… äh… harten Schädelplatten der Arbeiterschaft thematisieren soll… ?

„Ja, die Karte zeigt alle Zeitlöcher der Weltgeschichte und ihre Position.“ – „Äh… Sind dafür nicht zu wenig Informationen sichtbar?“ – „Na toll. Ein Verschwörungsschwurbler. Und das nach 1300 Jahren guter Zusammenarbeit.“ – Lebewesen können überhaupt nicht so alt werden: Die Logikfehler im Film sollte man nicht als solche betrachten. Damit will Gott (= Terry Gilliam) uns Menschen nur auf die Probe stellen!

– Zwischendurch taucht GOTT auf. Als schwebende SciFi-Runzelrübe oder als ungeduldiger Krawattenträger. Die gierigen Zwerge sind übrigens seine Erzengel – hier konnte die Katholische Kirche nach „Das Leben des Brian“ erneut in die Papiertüte atmen?

– Der hauptdarstellende Junge wird aus dem Kinderzimmer entführt, spielt aber als Identifikationsfigur kaum noch eine Rolle. Zwischendurch habe ich sogar vergessen, dass er da war. Und wenn ich sein Gesicht ansehe, weiß ich: IHM ging es nicht anders!

– Das absolute Highlight ist aber der Kampf gegen Satan, der quasi einen schleimigen Facehugger am Hinterkopf trägt, sich in ein menschliches Karussell verwandelt und mit Mikrochips die Welt unterjochen will. Quasi wie ein Elon Musk, wenn er es mal ein Jahr etwas ruhiger angehen lässt.

Der Star der wirren Geschichte sind aber eh die Ausstattung (Kostüme, Wüste, Plastikbauten, real(?) verwesende Tierköpfe) und die ständig neuen Ideen. Sean Connery läuft als griechischer Held durch’s Bild, während Statisten sich halb kaputt jubeln. Und dann haut man halt gemeinschaftlich auf die Kopfhaut eines Riesen ein. – Warum? Darum! (*Zunge rausstreck*)

Generell passiert in jeder Minute etwas Schräges, bei dem sich das Drama teilweise nur im Kopf – oder den Händen – des rasenden Requisiteurs abspielt.

„Warum wurdest du noch mal in ein Schwein verwandelt?“ – „Keine Ahnung. Aber seitdem traut sich die PETA nicht mehr, mich wegen meines Fleischkonsums zu verprügeln.“ – Der Computer-Fan Satan mag halt Steckdosengesichter: Nebenbei wird auch eine Figur in einen Hund verwandelt. Das aber auch nur wegen der neuen Diversifizierungs-Regeln von Amazon Prime.

Überhaupt ist das einer dieser guten Filme, die nicht von ihrer Story leben. „Time Bandits“ ist ein Film über das Filmemachen und den Spaß an der Ausschweifung. Teilweise sitzt man davor, beobachtet wilde Szenen beim Neuronenwettlauf in der Kiesgrube und fragt sich: „Liegt das nur an den 1980ern – oder kann das generell wech?!“

Trotzdem könnten hier manche Ausstatter noch was lernen: Wie man zum Beispiel einen Riesen filmt, der mit einem Schiff auf’m Kopp über einen Strand geht. Irgendwie wirkt das alles greifbarer als bei jüngeren Godzilla-, King-Kong- und Jurassic-Produktionen. Ist das etwa dieses sogenannte Abfilmen von diesem Dings…? (*auf Spickzettel schau*) Ach ja: der „Realität“…?

Kameratricks und simplen Taschenspieler-Einstellungen sei Dank?

Wie auch immer: So einen Quatsch muss man sich mit breiter Brust erst mal zu verfilmen trauen. Zumal das hier in etwa so sehr ein Kinderfilm ist, wie „South Park“ ein Bilderbuch für Dreijährige.

John Cleese zeigt als Robin Hood, was moderne Führungsstärke bedeutet: Höflich auf seine Untergebenen einquatschen und ihnen dabei unbemerkt den braunen Streifen aus der Unterhose wegklauen. Dabei immer freundlich und unverbindlich bleiben. – Wer von euch nicht bereits Chef ist, kann hier noch was lernen!

Klar, irgendwie geht es um die Kritik an alten Helden (biblische – und sogar an ein paar fiktiven). Im Prinzip wird vieles aber einfach nur gefilmt, weil es gerade DA war. Also: in Terry Gilliams Kopf.

Wirklich spannend oder tiefgründig ist kaum etwas davon – was einen dann aber trotzdem wieder zum Nachdenken inspiriert, wenn es mal besonders dumm wirkt.

(„Hä? Wieso lacht Napoleon, wenn sich Püppchen im Puppentheater verkloppen?“)

Wobei das Leerlaufen des Hirns nach 2 Minuten oft DOCH wieder ein Aha-Erlebnis hochkitzelt.

(„Ach sooo… Weil er kleine Menschen hasst/liebt. Weil er selber klein ist! – Mutti, komm schnell zum Fernseher!“)

Ein tolles Gegenprogramm zu den glattgebügelten Hochglanzproduktionen mit dem Glatzengeschmack des zuständigen Marketing-Futzies!


Fazit:

Ein Film, der mehr ist als die Summe seiner Umdrehungen.

Er mag nicht woke, clever oder klassisch strukturiert sein, aber Terry Gilliam feuert hier spätestens im Finale ein Spektakel ab, für das sich vielleicht Dramaturgen (mit eigener Rümpfnase) schämen müssten – die Kulissenbauer, Klamottenschnippler und Kameramänner aber null.

Wenn am Schluss aufgepießte Ritter in der Gegend rumstehen, Panzer durch die Pappmauern brechen und das „ultimative Böse“ in der Mikrowelle schmorrt, sollte man einfach Respekt für den Aufwand zollen.

Muss man nicht, kann man aber.

Bevor man sich für das pseudo-gönnerische „Können“ so sehr schämt, dass man es doch wieder MUSS.

Toller Trick des Regisseurs eigentlich…?

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 19.03.24 in Filmkritik

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Kommentare (6)

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  1. Michel sagt:

    Ach ja, ein herrlicher Film, mit (bei der Erstsichtung) ein paar Längen, die aber bei erneutem Anschauen komischerweise nicht mehr ins Gewicht fallen.

    Alleine für die vollkommen herzlose Schlusssequenz, in der dem soeben zum Waisen gewordenen Junge ein fröhlicher Sean Connery aus einem Löschfahrzeug zulächelt, muss man den Film lieben.

    … und er hat ziemlich geile Musik, was kein Wunder ist, wenn man sich den Produzenten anschaut.

  2. ghast sagt:

    Nur 1 Kommentar zu dieser unterschweglicher Rezi zu diesem geilen Meisterwerk? Zweiter ! Beim Abspann, wenn der vom Produzenten vorgetragene Soundtrack erklingt, bin ich ob des Gesehenen so verzückt, dass ich heulen muss wie der Brennschinken.

  3. G.G.Hoffmann sagt:

    Wann ist es eigentlich aus der Mode gekommen, Kleinwüchsige (noch politisch korrekt?) als Darsteller in Filmen und Serien zu verpflichten? Von den 60er bis 80ern war das sehr beliebt, in Deutschland in der Regel dann synchronisiert von Gerd Duwner („Ernie“, Danny DeVito), um sie noch „lustiger“ erscheinen zu lassen (in Time Bandits wurde Duwner skandalöserweise auf keinen kleinen Darsteller besetzt).

    • jcneal sagt:

      Der Norden vergisst nicht!
      Ein Lannister begleicht stets seine Schulden.

      (Peter Dinklage vergessen? ;) Die Serie Nemesis/Threshold mit ihm hatte auch was: einen Data)

      Antworten
    • G.G.Hoffmann sagt:

      Stimmt. Dinklage hatte ich gerade nicht auf dem Schirm. Aber er wich ja optisch wie charakterlich von dem typischen „Zwergenschema“ ab, das man früher so „gerne“ verwendet hat: merkwüdig kleine Menschen, die Kinder erschreckten und der Belustigung Normalwüchsiger dienten.

      Ich glaube, bei „Boston Legal“ gab es auch eine kleinwüchsige Anwältin, die ebenfalls meist auf ihre Größe reduziert wurde.

      Mir fällt keine Rolle ein, in der die Körpergröße eines Kleinwüchsigen nicht thematisiert worden wäre.

      Antworten

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