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Russland-SF an der Spitze – 3 Filmreviews (Gastbeitrag)

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Mütterchen Zukunfzki.de hat großes Glück: Unser Gastautor Tobias H. ist wieder aus dem Orbit der mehrmonatigen Recherchearbeit eingetrudelt und präsentiert uns heute drei russische Filme, die kein Menschen kennt – es aber sollte. Denn während wir im Westen oft noch aus dem Maxi-Cosi der medialen Weltraumunterhaltung blickten, taten es die Russen bereits aus dem viel erfolgreicheren Marxi-Cosi. – Wie? Ja, die ersten beiden Sätze waren nur als Einleitung für dieses Wortspiel da.

Ein Gastbeitrakski von Tobias H.

Russland wird ja im Allgemeinen weiterhin unterschätzt. Lediglich seinen Geheimdiensten gesteht man eine wundersame Kompetenz zu. Doch wie steht es mit dem russischen Kino im Bereich der SF? Dieses kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Nachdem ich den unfassbar trashigen (wobei der Unterhaltungswert hoch war) „Roboter im Sternbild Kassiopeia“ gesehen hatte, ahnte ich Böses. (Anmerkung von Klap: Wieso? Diese Minute hier wirkt immer noch kompetenter als alles bei Discovery.)

Es folgen nun ein sehr alter und zwei recht neue Filme aus dem Lande unter dem Roten Stern.


Der Weg zu den Sternen (1957)

Dieser Film entstand kurz nach dem Sputnik-Start als eine bunte (im wahrsten Sinne des Wortes) Mischung aus Zukunftsvisionen, Propaganda, Lehrvideo und Propaganda. Nach und nach werden hier gemächlich die Ideen der russischen Raumfahrttechniker dargestellt und ferner wird über das Leben von Konstantin Ziolkowski referiert. Kleinere Details wie seine Schwerhörigkeit wurden vergessen – oder man wollte so kurz nach dem Krieg keine bösen Erinnerungen wachrufen. Wer weiß das schon?

Dieser Film hat mich, obwohl roter als Lenin’s Blut, dann aber doch positiv überrascht. Die Spezialeffekte müssen sich nicht hinter dem legendären amerikanischen „Alarm im Weltraum“ (1956) verstecken und die Physik-Erklärungen leuchten mehr ein als manche Schulvideos, die ich mir ansehen musste. Zugegeben, dass es nicht von sich drehenden russischen Raumstationen wimmeln würde, war wohl auch damals schon klar, aber etwas von der Sputnik-Euphorie ist immer noch sehr deutlich fassbar.

Fazit: schlussendlich ist das hier kein besonders gelungener Film, aber ein exzellentes Zeitdokument einer sehr optimistischen Ära. Freunde der Raumfahrt können getrost mal reinsehen und sich in eine ganz andere Zeit entführen lassen.

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„Na also: das Feuer des Kommunismus lodert wirklich überall!“ Die Anfangszeit der Raumfahrt war eine skurrile Mischung aus Hoffnung und Propaganda – wie später der Anfang des Apple-Zeitalters.
Gagarin (2011)


Gagarin (2011)

Auf dieses Werk bin ich gekommen, nachdem mich „Aufbruch in All“ über den Mondmann Neil Armstrog so maßlos enttäuscht hatte. Das russische Gegenstück machte aber erfreulicherweise das, was die Amerikaner bei ihrem Raumhelden-Film nur bedingt taten: die Geschichte der Mission erzählen. Dieser Film ist mehr eine Dokumentation als ein Spielfilm, aber das macht ihn nicht schlechter. Wir lernen Gagarin kennen, erfahren etwas über seine Pilotenzeit (nur echt mit Telefonbüchern als Sitzerhöhung!) und seine Familie, bevor es zum unvermeidlichen Raumfahrtprojekt geht.

Sergej Koroljow, der lange nur im Geheimen aktive Gegenspieler Wernher von Braun’s bekommt erfreulich viel Zeit und die Strapazen der Ausbildung werden deutlich illustriert. Da macht es wenig aus, dass der Film nicht besonders spannend daherkommt, denn man fühlt sich als Zuschauer hier gut abgeholt. Obwohl das Thema sich dafür mehr als angeboten hätte, hält sich das Pathos sehr in Grenzen. Alles in allem ein guter Einblick zum Thema Gagarin – ein Film ohne Schnörkel. Leider endet er etwas zu früh. Dass der erste Raumfahrer den Rest seines Lebens vor so ziemlich jede Kamera des kurz verlassenen Planeten treten musste und dass ihn das ziemlich nervte, wird nicht gezeigt.

Allerdings war das den Teilnehmern des Projekts wohl auch von Anfang an klar gewesen. Auch das ist die Realität der frühen Raumfahrt: flammender Tod oder ewiger, nervender Ruhm.

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„Ah, die Genossen Raumfahrer! Ich hoffe, Ihnen ist klar was passiert, wenn Sie keinen Erfolg haben und erst recht was passiert, wenn Sie Erfolg haben.“ Zwickmühle: politische Gängelei war damals auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs üblich. Die Russen verpackten sie nur weniger geschickt.

Fazit: unaufgeregtes Biopic aus einer aufregenden Epoche. Kein Geniestreich, aber gut anzusehen.


Saljut VII (2015)

Auch „Gravity“ hat eine russische Entsprechung und ähnlich wie bei der Armstrong-Sache ist auch hier das Gegenstück schlicht der bessere Film. Das war vielleicht nicht besonders nett formuliert, aber es ist eine Tatsache. Wer auf viel zu kleine Entfernungen im All und heulende Astronautinnen mit Grönland-Funkkontakt steht, sollte sich von Saljut VII hingegen fernhalten. Man bekommt hier eine der größten Leistungen der bemannten Raumfahrt in der gewohnt entspannten russischen Filmmanier serviert. Die Handlung beruht auf den realen Ereignissen um die Saljut VII-Station: Im Jahre 1985 geriet sie außer Kontrolle und drohte auf die Erde zu stürzen. 2 Kosmonauten wurden entsandt, um die taumelnde Station zu reparieren.

Hier ist wirklich alles dabei: die Geldknappheit der russischen Raumfahrtagentur in der Spätzeit des Kommunismus ist ein Teil der Handlung, ebenso wie das unfassbar komplizierte Andocken an einer Raumstation, die sich um 2 Achsen schnell dreht oder das „Trocknen“ ihres Innenraums, welches sich als Einsammeln von Eisstücken herausstellt. Eine anderer, im Kalten Krieg durchaus gängiger Lösungsvorschlag kommt natürlich auch vor: Rakete drauf da!

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„Kühlmittel! Die haben alles Kühlmittel des Ostblocks hier oben gelagert, damit es außerhalb der Reichweite von Dieben ist! Geschickt, diese KPDSU.“ Der Film ist so realistisch, dass es manchmal fast schmerzt.

Ja, im Gegensatz zu Gagarin wurden hier so manche Anpassungen der Realität aus Gründen der Dramaturgie vorgenommen, aber darunter leidet nichts. Die beiden Kosmonauten sind keine Vorzeige-Saubermänner, sondern Spezialisten bei der Arbeit. Diese Professionalität nimmt man denen auch ab, obwohl für Persönliches genug Raum bleibt. Was die Optik angeht, so haben die Moskauer Filmemacher sich wirklich überboten. Die Raumsequenzen sind unfassbar gut anzusehen und es tat mir fast weh, als ich bemerkte, dass ich daheim und nicht im Kino saß. Einziges Manko ist ein sonderbares Leuchten, dass die Hauptfigur zu sehen meint und welches wohl eine metaphysische Ebene einfügen sollte, aber nicht so gut passte, aber hier jammere ich wirklich auf hohem Niveau. Wer einen guten, glaubhaften Raumfahrtfilm sucht, der ist hier richtig.

Fazit: meiner Meinung nach ist „Saljut VII“ mit dem großartigen „Apollo 13“ auf Augenhöhe

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Artikel

von Klapowski am 14.02.19 in Filmkritik, Gastbeitrag

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Kommentare (3)

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  1. bergh60 sagt:

    tach auch !

    Kenne leider nur Saljut VII (2015), aber der ist wie beschrieben höchst realistisch und anschaubar.
    Wobei man sich an die Erzählweise erst gewöhnen muss. Völlig anders, als westliche Filme.

    Den Rest muss Ich mir noch anschauen.,
    Und ja First Man war ein Bio-Piking und kein spannender Film. Das bisschen Weltraum hätte in eine 10ß Minuten Doku gepasst. Der Rest ist Ehe, Ausbildung, Kindererziehung und das nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

    Was mich wundert ist, dass Saljut VII (2015) genauso langsam erzählt wird, aber 10 Mal spannender ist. Erzähltempo und Wackelkamera sind eben nicht ALLES.
    (Die Lichterscheinung passte wirklich nicht; was sie damit wollten bleibt unklar. Vielleicht war eine Alien-Subhandlung geplant. Oder böse Amis lauern überall.

    Das einzig spannende waren bei First Man die gefühlten 20 Sekunden Raketenstarts mit extra U-Boot Klängen (Ernsthaft es hörte sich mehr nach U-Boot an für mich), um die Spannung zu erhöhen.

    Gruss BergH

  2. Grinch1969 sagt:

    Gagarin ist wirklich sehenswert, die anderen beiden kenne ich (noch) nicht. Werde ich mir aber zu Gemüte führen wenn möglich.

  3. Equi sagt:

    Guten, sonnigen Morgen,

    die beiden neuen Filma habe ich auch im gut ausgestatteten Heimkino gesehen, und beide haben mir wirklich sehr gut gefallen. Gagarin wegen der vermutlich etwas größeren Realitätsnähe vielleicht etwas mehr als Saljut. Die befürchtete „Propaganda“ ist fast gänzlich ausgeblieben und auf keinen Fall auffälliger als bei den US Pendants. Die Spezialeffekte sind über jede Kritik erhaben, die Musik war (ich glaub bei Saljut, bin mir aber nicht sicher) hervorragend.
    Es gibt nur eine Szene bei Saljut über eine Begegnung im Weltraum (wegen Spolier sag ich nicht mehr), die natürlich erfunden ist und die so gar nicht in die sonstige Realitätsnähe des Films passt.

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