Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Doctor Who – 11.07 – „Kerblam!“ – Kritik

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Hach jaaa… Montag. Ein Tag, an dem ich mich immer auf meine Kinderüberr… Kindererziehung freue. Denn an Doctor Who habe ich neuerdings immer gleich drei Wünsche auf einmal: Keine Schokolade, aber dafür Bildung, Holzhammermoral und (jetzt kommt die Geheimzutat) das alles möglichst ohne diese weiße Metaebene auf der Innenseite vom Ei. Hm, lecker! Und nicht vergessen: In jeder siebten Erziehungsfolge ist jetzt auch noch Kapitalismuskritik mit dabei. Tollerweise kann ich die sogar selbst zusammensetzen, weil sie gar nicht so riiichtig thematisiert wird!

Inhalt: Der Doctor bekommt ein Paket von „Kerblam!“, dem größten Versandhändler der Galaxie. Der Lieferung liegt ein Zettel bei, laut dem irgendwer in der Zentrale Schwierigkeiten hat. Flugs fangen Doctor und ihr Gehänge… äh… Anhang an, bei der Firma zu arbeiten.

Bewertung:

Als ich gerade im Penny stand und 8 Liter Milch in den Einkaufswagen wuchtete, fiel mir plötzlich etwas ein: Zuhause wartete noch das pausierte Abbild des neuen Doctors auf der Mattscheibe. Noch ganze 35 Minuten musste ich ertragen. Ich fröstelte und schob noch zwei zusätzliche Milchpackungen in den Wagen. „Ich trinke ja eigentlich nichts vor 12 Uhr mittags“, redete ich mir selbst ein, „aber heute mache ich mal eine Ausnahme“. Ich starrte zum Toilettenpapier herüber. Würden der Doctor und seine substanzlose Crew noch weitere Minuten im Schneckentempo durch die Hallen dieses Space-Amazons kriechen? Würde man weiterhin lustlos Pakete in Plastikfolie einpacken, als würde man einen toten Fisch in Mehl wälzen? Würden die ganzen NPCs weiterhin begeistert davon erzählen, wie gern sie früher Sachen verscherbelt haben („Huiii, diese fröhlichen Kinderaugen, wenn ich ihnen einen Rasierpinsel ausgeliefert habe!“)?

Oder würde Frau Doctor sich erneut vor einem der Minichefs aufbauen und ihm ganz konstruktiv-erwachsen die Meinung geigen? Etwa so: „Es ist WICHTIG, dass man seine Mitarbeiter GUT behandelt, denn das ist WICHTIG. Aufgrund der WICHTIGKEIT sage ich Ihnen, dass Sie alle Arbeiter GUT behandeln sollen.“

Ich entschied, es herauszufinden und raste nach Hause. – Ein grober Fehler. Opa Companion hantierte jetzt mit einem Wischmopp auf dem Rasen(!) herum, gefolgt von einem jungen Typen, der ebenfalls seinen Wischeimer in den Garten mitzunehmen pflegt. Ich verstehe ja, dass man mal in der Pause durcharbeiten muss, aber dieses Bild war so absurd, dass ich nicht mitbekommen habe, warum der Doctor danach hektisch zu rennen begann. Womöglich hatte Grandpa das Glasspray für den Rhododendron vergessen?

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„Hallo, junge Frau! Ich habe ihnen hier ein Schälchen Hundekot aus dem Park gekratzt! Das können Sie sich jetzt 50 Minuten lang ansehen“ – „Oh, wie lieb! Wie heißen Sie denn?“ – „Chibnall. Chris Chibnall. Showrunner.“ – Cheesebudenfiguren: Ich bin dieser übertriebenen Charakterisierung für Autisten mit Emotionen-Exceltabelle („Oh, die LACHEN ganz doll! Also sind alle glücklich?“) echt überdrüssig. Deshalb gehe ich jetzt raus. Ich muss eh noch mit dem Staubsauger durch den Wald.

Aber zu diesem Zeitpunkt drehen ja bereits die Roboter durch. Eine große Überraschung, oder? Ich hatte ja damit gerechnet, dass die unheimlich grinsenden Gesellen bis zum Ende nur im Hintergrund bleiben, wie in der Serie üblich. Wer konnte den ahnen, dass sie plötzlich mit leuchtenden Augen in Gängen stehen würden, während sie was von „Fehler“ faseln? Ich würde sogar so weit gehen, es ein neues SF-Konzept zu nennen! Roboter, die einen plötzlich angreifen… Das muss wahrlich die Drehbuch-Arbeit eines Genies sein! Eines Genies aus den 30er-Jahren. Wobei ich es cleverer gefunden hätte, wenn die Roboter plötzlich Fließbänder kaputtgekloppt und die Menschen nur dann bedroht hätten, wenn sie die Anlagen beschützen. Weil nämlich die Roboter von der Lagerhalle selbst ersetzt werden sollen. Ja, DAS wäre doch mal Meta!

Aber lieber zeigt man uns, wie die alte Mitarbeiterin einem irren Robo mal gerade den Kopf(!) abreißt, der anscheinend nur durch 4 Drähte und 0,4 Einheiten Schwerkraft auf den Schultern gehalten wird. An dieser Stelle hätte ich mich bereits darauf verständigt, dass jeweils zwei Leute mit einem Kantholz zukloppen und zwei andere mit zwei Fingern am Köpfchen „reißen“, wenn wieder ein Blechkamerad um die Ecke grinst.

Spätestens hier war die Bedrohung kleiner als meine reale Angst, mein Amazonpaket könnte ankommen, wenn ich gerade auf dem Klo sitze. DA kommt Panik auf! Denn wohin mit der halben Wurst? In die Hand? In den Schlüpfer?!

Apropos „halbe Wurst“: Der Schwarze erwähnt ja extra noch mal, dass er diese spezielle Koordinationskrankheit hat. Ihr erinnert euch (vermutlich auch nicht): In der ersten Folge pflügte er ja immer mal mit der Stirn durch den Acker, wenn er Fahrradfahren wollte. Hier hat er nun große Bedenken, als er auf eine Rutsche springen muss. Doch ohne Grund: Man merkt ihm die flott angedichtete Behinderung kein bisschen an. Im Gegenteil. Ein Nebendarsteller ist es, der mal gerade auf das falsche Förderband purzelt. Hier stellte sich mir die Frage, warum man Beeinträchtigungen etabliert, die dann keine Rolle mehr spielen. Will man uns weißmachen, dass Behinderungen nicht so schlimm sind, wenn man sich nur mal für ein halbes Dutzend Folgen zusammenreißt? Motto: „Sei mal nicht so behindert?“

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„Ich fühle mich dieser Amazon-Maschinerie ganz ausgeliefert. Haha, versteht ihr? Ausgeliefert!“ – Ohne Witz: Der Typ rechts wird gleich vom Förderband fallen, weil der Typ links ihm ein High-Five gegeben hat. Ich bin mir sicher, dass dies in Chris Chibnells Writer’s Room jeden Tag ganz ähnlich passiert. („Hey, da rast ein halbfertiges Drehbuch vorbei. Ihm naaach!“)

Bei der Auflösung der Story muss man selbst kräftig an seinem Kopp ziehen, damit man das irgendwie logisch finden kann: Ein junger Bengel wollte darauf aufmerksam machen, dass nur noch 10% der Jobs von Menschen gemacht werden. Deshalb plante er, alle Kunden mit explosiver Luftpolster-Folie umzubringen (= kreativste Idee diesmal). Weil die Roboter das doof fanden, schickten sie dem Doctor eine nichtssagende Warnmeldung (statt einfach eine erklärende Mail?!) und brachten ein paar(?) Arbeiter um, damit der Täter sieht, wie doof es ist, wenn geliebte Menschen sterben. Äh. Wobei der junge Mann SELBST Arbeiter umgebracht hat, um das System zu testen? Eigentlich aber egal… Wurde eh drehbuchtechnisch unsauber zurechtgefrickelt.

Vielleicht hätten die Maschinen lieber die verdammte Mörder-Folie einsammeln sollen, statt Menschen in einen Bottich zu werfen? Mal ganz abgesehen davon, dass sich die Biester teleportieren können, die Hauptenergie abschalten (warum eigentlich nur zwei Minuten lang?!) und auf hundert andere Arten auf sich aufmerksam machen könnten.

Im Ernst, wer solche Drehbücher durchwinkt, verkauft auf Ebay auch leere Produktpackungen und schreibt nicht dran, dass nix drin ist. Mit dieser kruden Denke könnte man ALLES als Motiv durchwinken. Dazu kommen immer wieder Dinge, die einem erst beim Review-Schreiben auffallen (lasst es daher!): Das Verschwinden von vielen menschlichen Arbeitern scheint niemanden groß zu beunruhigen, das plötzliche Teleportieren eines Postboten in die TARDIS muss man einfach mal so hinnehmen (klar, die TARDIS macht vermutlich die Amazon-Bestellungen) und die 5 Millionen Fließbänder in der Actionsequenz passen überhaupt nicht zu den gezeigten Lagerhallen. Die besitzen nämlich die Dynamik eines nächtlichen Möbellagers in der Eifel.

Dazu kommt wieder mal die „Moral von der Geschicht“: Die Chefs versprechen glaubwürdig, dass ab jetzt wieder (mehr) Menschen im Betrieb arbeiten werden und der Doctor möchte der Tochter eines Verstorbenen übermitteln, dass Daddy sie sehr liebte. Währenddessen überlegt Großväterchen anscheinend, noch mal auf die tödliche Luftpolsterfolie zu drücken. Was dann wohl zur (moralischen) Entlastung des Zuschauers gezählt werden könnte?

, Doctor Who – 11.07 – „Kerblam!“ – Kritik

„Was? Die haben ausschließlich Samsung-Handys in den Paketen? Ist Ihnen klar, was 200.000 explodierende Akkus mit diesem Teil des Universums anstellen würden, Sie Monster?!“ – Bei Kerblam! ist der Name noch Programm: Gibt ein Kunde mehr als 40% seiner Lieferungen wieder zurück, erhält er von der Firma ein fieses „Erziehungspaket“. Inklusive Lippenbalsam aus Antimaterie UND einer bösen 2010er-SF-Serie, die von weißen Männern geschrieben wurde. Widerlich!


Fazit: Beknackte Roboter mit schwer therapierbaren Kommunikationsproblemen, Nebencharaktere mit der Intelligenz einer manischen Hauskatze und Hauptmotive aus der „Wir kriegen unsere coole Grundidee schon irgendwie unter“-Grabbelkiste.

Also alles wie immer im Hause Who. Nur dass man eben neuerdings behauptet, das Rad(-Ab) neu erfunden zu haben. Wegen der längeren Folgen und dem angeblichen „Mehr“ an sympathischen Frauenfiguren.

Wer nicht länger als eine Amazon-Webseiten-Ladezeit drüber nachdenkt, wird damit womöglich zufrieden sein. Doch alle anderen werden sich fragen müssen, warum man die Episodenanzahl pro Staffel reduzieren musste, um dann wieder nur Füller-Episoden altbekannter Art zu ersinnen.

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von Klapowski am 19.11.18 in Serienkritik

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Kommentare (9)

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  1. MrAnderson sagt:

    Es gibt Hoffnung! Angeblich soll Chibnall mit seinem Showrunner-Posten nicht besonders zufrieden sein und über sein Ausscheiden nach Staffel 12 nachdenken. Whitaker würde dann wohl gleich mitgehen. Ist natürlich nur ein Gerücht, aber ich möchte SO SEHR daran glauben dass es wahr ist.

  2. bergh sagt:

    tach auch !

    Also ich finde Whitaker (Übersetzt man das mit Prügel *HöHö*Knabe ?) gar nicht mal so schlecht.
    Mit ordentlichen Drehbüchern und vernüftigen Dialogen
    kann die Frau großes leisten. (Siehe Broadchurch)
    Den Rest muss ich erst noch sehen.

    Gruß BergH

  3. Serienfan sagt:

    Ich habe die Episode nicht gesehen, aber wenn die Botschaft der Folge wirklich war, „wir brauchen eine Quotenregelung für Scheißjobs, damit die nicht komplett durch Automaten ersetzt werden“, dann sind hier wirklich Autoren am Werk, deren Phantasie nicht für einen neuen Waschmittel-Werbespot ausreicht.

    Klar doch. So heißbegehrte und die Seele erfüllende Jobs wie Fließband- oder Versandhauslager-Arbeit MÜSSEN geschützt werden. Jetzt verbieten wir nur noch das Verwenden automatisierter Webstühle und motorisierter Pflüge, und schon löst sich Arbeitslosigkeit in Luft auf!

    Solange nur niemand auf die abenteuerliche Idee kommt, vorzuschlagen, ob der durch Automatisierung erwirtschaftete Reichtum vielleicht irgendwie neuartig VERTEILT werden kann. Damit meine ich, dass er vielleicht nicht zu 99,99 Prozent in die Taschen der 85 Personen fließt, denen HEUTE SCHON die HÄLFTE des Weltvermögens gehört!

    • Klapowski sagt:

      Auch wenn ich die Episode nichtssagend fand, muss man fairerweise sagen, dass sie wohl nicht ernsthaft irgendwas anprangern oder beleuchten wollte. In der Sesamstraße werden ja in der Regel auch nicht Marxistische Theorien diskutiert. („Ich gebe diesen einen Keks an aaaalle anderen Krümelmonster dort draußen!“)

      Aber es stimmt schon, dass man beim zweiten oder dritten Nachdenken die Folge alleine deswegen schlechter bewertet, weil die Prämisse so dämlich erscheint: Die Arbeiter krauchten da ja nur im Schneckentempo rum. Selbst wenn diese 10% der Stellen staatlich subventioniert worden sind, so dürften die doch eeetwas mehr zu tun haben. Es fühlte sich aber so an, als hätte man da „Spielzimmer“ mit ein paar leichten Paketen aufgestellt, die man nicht ernsthaft verschicken wollte. Deswegen konnte das auch alles so lieblos und schlabberig eingepackt werden?

      Die Episode hat sich ja auch „schön“ rausgeredet, was das Thema „befriedigende Arbeit“ angeht. Weil ja alle Arbeiter (mit Sprechrollen) relativ zufrieden oder sogar überglücklich waren, z.B. mit dem Putzeimer lieblos über den Flur zu dengeln. Und die eine Tante orgasmierte ja beinahe, als es an das Verkaufen von Krimskrams ging.

      Nicht, dass die Serie jemals tiefgründiger war, aber sie war halt früher deutlich unterhaltsamer.

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      Was denn? Die „Sesamstraße“? Die ist hochpolitisch und marxistisch. Schonungslos wurde hier die soziale Ungleichheit dargestellt, man denke an Oscar aus der Tonne!

      Daher weigerte sich ja auch der bayerische Rundfunk, diese „Slumkunde aus dem Kübel“ zu senden.

      Stattdessen hat man dann das „Spielmobil“ erfunden. Dass ausgerechnet dieses dann „feuerrot“ war, muss den Verantwortlichen irgendwie durchgerutscht sein! ;)

      Antworten
  4. Leo sagt:

    Sehr gute Zusammenfassung!
    Was habe ich mich gefreut, dass der Doctor endlich von einer Frau gespielt wird! Darauf wartete ich jahrelang. Und was wurde draus? Das Bewusstsein, dass ich ein Frauenfeind und Rassist sein muss. Ja, Doctor Who, Staffel 11 hat mir die Augen geöffnet: Weiß, 40 Jahre alt, männlich – es kann nicht anders sein, denn Frauenhass und Rassismus sind irgendwie genetisch bedingt. Ich gehe jetzt wohl nie wieder raus, denn ich bin ein Ärgernis für alle Menschen, außer ich nehme einen Eimer und `nen Wischmob mit, dann werde ich vielleicht akzeptiert.

    Kerblam ist aber noch nichts im Vergleich zu der Spinnengeschichte, die einfach – ja, schwupp – irgendwie endete, warum auch immer. Ich habe mir das Ende dreimal angesehen und immer noch nicht kapiert, was da nun zur Lösung führte.
    Staffel 11 ist ein armseliger Abklatsch. Eine Story soll eine Moral tragen und nicht die Moral eine Story.

  5. Onkel Wu sagt:

    Einfach nur ein moralinsaures Desaster, das unerträglich ist. Echte Doctor Who Fans finden diese Staffel gelinde gesagt einfach nur Scheiße. Dafür wird diese Staffel von SJWs, Feminist*innen und Gutmenschen, die sich allesamt bisher noch nie für Doctor Who interessiert haben, in den Himmel gelobt. Vielleicht schicken sie ja die DoctoriX und den Menschen der diese furchtbaren Drehbücher schrieb, in die Wüste. Bis dahin muss man einfach ein Bogen um die Serie machen. Das ist kein Doctor Who, das ist Müll.

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