Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Discovery Short Treks – Folge 1: „Runaway“

, Discovery Short Treks – Folge 1: „Runaway“

Da ist sie also, die erste Folge der vier monatlich runtergenud… liebevoll ausgestrahlten Web-Episoden von Discovery. Bitte beachtet, dass wir diese Meisterwerke NICHT in Deutschland sehen werden, sondern sie als Appetithäppchen (für Magersüchtige?) ausschließlich auf der amerikanischen Streaming-Plattform von CBS erhältlich sind. Trotzdem wollen wir es nicht versäumen, dieses Kleinod an Großkot kurz zu reviewen. Denn das haben sich die Macher wirklich verdie… selbst eingebrockt.

Inhalt: Als Tilly in der Kantine sitzt, bespucken die Nahrungsreplikatoren sie plötzlich mit Essen, woraufhin eine fremde Alien-Frau auftaucht. Tilly tut, was sie tun muss: Sie hält sie vor ihren Kameraden geheim und spricht mit dem Neuankömmling sprunghaft über mehrere Dinge, von denen mindestens eines „das größte politische Ereignis der Galaxie“ werden könnte. Und ja, wir können es schon in dieser Einleitung bestätigen: Diese „Geschichte“ ist haarsträubend schlecht.

Immerhin: Bei „Runaway“ steckt die Kritiker-Bewertung der 15-minütigen Episode schon im Titel.

Besprechung:

Doch wir wollen nicht ungerecht sein: Als Anschauungsbeispiel dafür, was bei Discovery alles FALSCH läuft, taugt diese Episode extrem viel. So vereint die fremde Besucherin zig Charaktermerkmale, SF-Ideen und Stimmungen in sich, die – je nach aktuellem Darmdruck der Autorin – an unterschiedlichen Stellen freigelassen werden:

– Wir sehen ein fremdartiges Alien, das gerne auf allen Vieren rumrutscht (warum auch immer), Stacheln am Rücken hat und sich unsichtbar machen kann. Später wird übrigens nicht mehr auf allen Vieren gelaufen. Der Gag (und die Knieschoner in der Punkdamen-Hose?) war da vermutlich schon zu alt.

– Dann sehen wir ein verwirrtes Kind, das Essen vom Boden klaubt und sofort zurückweicht, als Tilly ebenfalls zart „faucht“. Obwohl die Fremde nach menschlichen Maßstäben wie Anfang 20 erscheint, schmollt sie gerne mal für ein paar Sekunden wie eine 6-Jährige. Was aber nicht schlimm ist, denn im Durchschnitt erscheint sie somit ziemlich genau wie 13. Ein überaus reifes Alter für die Raumschiff-Crews bei Discovery!

– Natürlich ist die gute Tante ein Genie, dessen erster(!) Satz direkt klarstellt, dass sie schon einen Universal-Translator als Neunjährige gebaut hat. Vermutlich meinte sie damit aber nur, dass ihre Eltern ihr „Google Translate“ eingeschaltet haben? Nur gut, dass Tilly ebenfalls sofort(!) anfängt, von ihren Lego-Technik-Abenteuern zu berichten. So ein Erstkontakt ist schließlich kein Ponyreiten. DAS kommt immer erst in der zweiten Stunde.

, Discovery Short Treks – Folge 1: „Runaway“

„Hm, dieser leckere Wrap erinnert mich daran, wie ich für meinen Planeten die Klopapierrolle aus Antimaterie erfunden habe. Mein alter Professor muss heute noch aus einem faustgroßen Loch im Unterleib kacken.“ – Bei Discovery brauche ich Drunkfood statt Junkfood: Wenn eine zukünftige Planeten-Königin(!) sich in einem Frachtcontainer versteckt, damit sie mal über „alles“ plaudern kann, weiß man, dass man sich nicht mehr im hochseriösen Star-Wars-Franchise befindet.

– Im Mittelteil schwafelt die Fremde dann irgendwas von wegen: „Planet ist mein Zwilling – er wird mit uns geboren“, was ich auch nach dreimaligem Anhören null kapiert habe. Im Ernst: Flechten die so was ein, damit sie später testen können, ob die Kritiker zugehört haben? Und wie geht das mit dem Planeten? Fällt der zusammen mit dem Säugling aus dem Gebärapparat raus? Klingt wie ein alter Mudda-Witz („Deine Mudda ist so fett, dass sie einem Himmelskörper…“)

– Die kindische Besucherin hat einen Inkubator erfunden, der Dilithium regenerieren kann. So ein Mist, denn bisher dachten bestimmt alle, dass Burnham das demnächst erfinden wird. Tja, wie sagte Jedimeister Yoda doch immer so schön: „Der Weg zum Physik-Nobelpreis, steinig er ist.“

Tilly ist allerdings auch nicht besser. Ständig betont sie, dass sie ja ein paar PDFs für das Kommandoprogramm runtergeladen hat, sieht sich aber außerstande, Roten/Gelben/Irgendeinen Alarm auszulösen, wenn eine fremde Kreatur an Bord auftaucht. Nebenbei faselt sie von ihrer Mutter („Haaach jaaa… Diese Planetensache interessiert mich jetzt nicht so sehr. Meine Mutter war nämlich auch planetenhart zu mir, schnief.“), findet dafür aber den Dilithium-Inkubator sooo krass mega-interessant, dass sie glatt vergisst, da noch mal nachzuhaken, ob das denn überhaupt STIMMEN kann.

, Discovery Short Treks – Folge 1: „Runaway“

Ohne jetzt mal inhaltlich auf das Bildchen einzugehen: Warum ist das Format neuerdings(?) eigentlich 21 zu 9? Damit es NOCH filmischer wirkt als das bisher geschätzte „Null filmisch“? Im Ernst, ich werde langsam zu alt für Kurtzmans kurzen Schwanz – und seinen ständigen Ablenkungen von dieser Tatsache…

Überhaupt ist mir Tilly nie so recht ans Herz gewachsen und bleibt mir seltsam fremd… Sogar ihre berühmte Stirnbeule ist neuerdings nicht mehr zu sehen! Außerdem ist sie hier selbstmitleidig, angeberisch, spricht zu schnell, verliert ständig den Faden und wirkt in manchen Sekunden wie eine manische Bekloppte. Wie übrigens sonst auch Michael Burnham… Könnte es etwa sein, dass sich bei diesen Eigenschaften die Macher von Discovery widerspiegeln?

Was der Kern der Story ist, das vermag ich nicht zu sagen… Ich habe nur verstanden, dass der Planet der Trulla sich evolutionär verbessert/verschlechtert(?), dass aber niemand sich für den Planeten interessiert(?!), der ja ständig als „Zwillingsschwester“ bezeichnet wird? Tilly findet jedoch, dass die Teenager-Erfinderin den „Schlüssel zur Tür“ hat, woraufhin die sich dann doch zurückschicken lässt. Natürlich erwähnt sie vorher noch mal, dass sie eine „Prinzessin“ (was auch sonst?) ist, woraufhin Tilly einen schlecht gespielten Hustenanfall vor Schreck bekommt. – HAHA, lustig! Ein sogenanntes Humorelement! ICH hab’s voll gecheckt!

Ich glaube, die Aussage der Episode ist: Wenn du ein Problem auf deinem Planeten hast, geh halt zu deinem Planeten. Oder, etwas moderner formuliert: Modern formuliert. Ein hehres, edles Leitmotiv, an das wir alle uns halten sollten!


Fazit: Meine Erwartungen an diese 15 Minuten waren niedrig, wurden aber noch mal um den Faktor „Zwillings-Planet-Teenager-Erfinderin-Mary-Sue-Prinzessin“ unterboten. Die Dialoge sind grausam dämlich, die Grundaussage ist wohltuend(?) abwesend und Tillys Verhalten grenzt an schauspielerischer Körperverletzung. Selbst für eine billige Web-Episode ist das hier ganz kleines Kino! Werbung für Staffel 2 sieht anders aus…

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Wettkampf des Tollseins, Discovery Short Treks – Folge 1: „Runaway“
Hey, jetzt wüsste ich ja doch gerne, was der Klapo dort oben geschrieben hat! War bestimmt etwas total sexistisches! Anders kann man sich jegliche Kritik an dieser Powerfrauen-Folge nicht erklären.

Schliesslich waren unsere beiden Kammerspiel-Mädels einfach perfekt. Eine talentierter als die andere, jahaa! Tilly büffelt für ihre Prüfung in der Admiral-Fahrschule und denkt dabei an ihre Zeit zurück, als sie mit 7 Jahren die Katze in die selbstgebaute Quanten-Mikrowelle gesteckt hat. Schwer zu toppen für die außerirdische Frau, welche vom Verhalten her anscheinend sowohl halb Höhlenmensch als auch halb Gehirnchirurg ist. Denn auch sie könnte zwar einen Transporter aus einer Tüte Murmeln und einem alten Haarband basteln, ist aber gleichzeitig von gefrorenem Wasser mit Geschmack (!) total fasziniert.

Und so verlaufen halt fast die gesamten 15 Minuten:

Tilly: „Och, du musst es mal so schwer haben wie ich. Mutter nervt und meine skurile Art findet auch kaum noch einer putzig.“

Dingsbumms: „Und? UND?! Meine Schwester ist ein Planet, was ich aber nicht genauer erklären werde. Und meine Eltern sind tot. Tooooot! Da staunste, was?!“

Tilly: „Pöh! Schon gesehen, wie viel Kaffee ich trinke? Und weisst du, was ich mache, wenn sich ein unbekanntes Alien auf das Schiff schleicht? Den Captain informieren? Die Sicherheit? Von wegen… nix mach ich! Ich bin ja soooo exzentrisch. Aber holla!“

Dingsbumms: „Okay, stimmt. Und irgendwie scheint es keinen auf diesem Schiff zu interessieren, was du den ganzen Tag machst. Übrigens, bin zudem noch ’ne Königin und hab was Superwichtiges erfunden. Tschöööö!“

Tilly: „Verdammt, weg isse. Na, wenigstens bin ich bald ein Commander, oder sowas. Ob die auch mit dem Finger in unbekannten Flüssigkeiten rumpopeln?“

Fazit: Eine blätterteigdünne Story um zwei Figuren, wie sie profilloser nicht sein könnten. Einstein-Prinzessin trifft auf Karriere-Professor, was die Geschichte auch bereits ausreichend zusammenfasst. Welche zudem auf einem erschreckend merkbefreiten Raumschiff stattfindet. („Nee, die Sensoren schlagen nur aus, wenn du verstrahlt bist. Bei einfachen Mördern gucken wir erstmal, was passiert. Wollen Chefchen ja nicht für jeden Quark stören.“) Starke Frauen im Mittelpunkt sind ja eine feine Sache, aber wenn eine davon doller ist, als die andere, dann fehlt da irgendwie der Pfiff. Können die wie wir… äh… all die ANDEREN Männer nicht auch mal blöd und versifft sein?!

Wertung: 2 von 10 Punkten

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Artikel

von Klapowski am 05.10.18 in Star Trek: Discovery

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Kommentare (6)

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  1. Grimm sagt:

    Wer guckt sich das den überhaupt noch an?

  2. Murdoc sagt:

    Die Serie wurde doch eingestellt? Oder etwa nicht?

  3. BigBadBorg sagt:

    Bitte bitte bitte lieber Gott schenk den Machern der Picard-Serie Hirn und anständige Drehbücher! Noch so einen Totalausfall wie Discovery wird mein gepeinigtes Fanherz zerbrechen!

    Ich will nicht sterben ohne nochmal ein richtig gutes neues Star Trek gesehen zu haben…

  4. Murdoc sagt:

    Genau das hoffe ich auch, allerdings sagt mir mein Verstand das Akiva „Batman Forever“ Goldsman uns eher einen Nemesis Film Verschnitt als Serie verkaufen wird.

  5. G.G.Hoffmann sagt:

    Ich kann mich leider noch nicht zu dieser vielversprechend klingenden Episode äußern, weil ich im Gegensatz zu Klapowski und Sparkiller nicht über ein CBSallaccess-Abo verfüge.

    • Sparkiller sagt:

      Entschuldigung, aber mir gefällt die versteckte Andeutung nicht. Natürlich haben wir KEIN ordinäres Abo, sondern erhalten selbstverständlich eine persönliche Vorführung von Alex Kurtzman in unserem Zukunftia-Filmatorium. (Ob wir wollen, oder nicht.)

      Zufälligerweise GENAU in diesem Moment, von daher ein Bildbeweis natürlich kein Problem darstellt:

      https://i.imgur.com/AFvgbNE.jpg

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