Film- und Serienkritiken

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„The Wolf Of American Hustle“ – 2 Taschenspieler-Reviews

„The Wolf Of American Hustle“ – 2 Taschenspieler-Reviews

Die 2 oscarnominierten bzw. –prämierten Trickbetrüger-Filmchen scheinen tiefenpsychologisch anzudeuten, was der weinende und starke-Äste-im-Wald-aussuchende Lehman-Brothers-Anleger schon seit 2008 wusste: Wer einem verspricht, das eigene Geld zu vermehren, weil man zufällig beim richtigen Adressenhändler gelistet war, ist von vornherein mit Argwohn zu betrachten. Wie? – Nein, Papa. Deine holländischen Gewinnspiel-Facharbeiter sind natürlich ausgenommen, is klar… Die haben ja selbst ausgedruckte Zertifikate.

Normalerweise besprechen wir hier ja nur SF-inspiriertes Augenfutter, zur Not auch mal einen Fantasystreifen, solange die Geister und Orks mit dem Leih-UFO eingeschwebt kommen. Doch da diese beiden Filme thematisch verwandt sind, ich sie im Kino sah, IHR alle ebenfalls (rein statistisch muss jeder Zukunftia-Leser ca. 6.000 Mal in „The Wolf…“ gelatscht sein) UND es sich zudem um Oscarkandidaten handelte, will ich heute mal nicht so sein und Euch alle furchtbar langweilen. Ihr habt es schließlich alle so nicht gewollt und das war schon immer mein liebstes Kriterium bei der Artikelauswahl!


American Hustle

Inhalt: Ein Trickbetrüger fällt irgendwann den Behörden auf und soll ihnen fortan helfen, käufliche Politiker mittels erfundener Investments zu schnappen.

Besprechung:

Hier fand ich alleine schon die Reichweite der Idee brillant, Anleger, Mafiabosse, Politiker (Doppelung?) und Behörden rein- und wieder rauszulegen. Ist nämlich erst mal eine kritische Menge an kritischen Leuten überzeugt, ist die Lüge fast ein Selbstläufer. Was niemand so sehr weiß wie jemand, der noch unsere alten Falschmeldungen kennt. (Aaach, Entenzeit, schöne Zeit!)

„American Hustle“ als Film ist jedoch nicht gaaanz so überzeugend wie eine gute Lüge… Zwar beeindruckt die Verwandlungsfähigkeit von Christian Bales Frühstück (Halbes Schwein statt Protein-Shake) nicht ganz zu Unrecht, und auch seine hysterische Filmfrau hat 2-3 der besten Momente im Film, aaaaber: Leider verspricht der Streifen permanent moralische Fallstricke („Huch! Der Politiker ist ja doch einer der Guten!“), die aber nur so subtil gezeigt und hauchzart zugespitzt werden, dass man sich am Ende fast etwas mehr Hollywood-Plattheit gewünscht hätte.

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„Hier, warte! Es fehlt noch etwas mit Weihwasser vermischtes Haargel. Oder meinst du etwa, Robin Hood hat das anders gemacht, als er gerade literarisch erfunden wurde?“ – Geldanlage ver(k)leidet: Wie sagt man doch so schön: „Ein sicheres Auftreten ist ein Garant dafür, mit dem Fuß auch im untersten Stockwerk des Ameisenhaufens anzukommen (Klapowski, 2014).

Die Story verschwindet teilweise im Halbstundentakt hinter den (sehr gut gezeichneten) Charakteren, weswegen die tolle Mafiasequenz dramaturgisch nur den Wert von grauem Packpapier besitzt, das man zum Schein zum Luxusanzug gefaltet hat. Irgendwie ist die ganze Geschichte also ebenfalls ein Taschenspielertrick, lässt sie einen doch ständig auf die Ausschüttung des emotionalen Zinseszinses warten, die dann niemals stattfindet. Christan Bales Figur schwitzt und frisiert sich halt leicht unsicher auf das große Finale zu, das aus Gründen des „Ist wirklich so in echt passiert, ey“ in einen gemütlichen Bettdeckenfurz verwandelt: Sehr leise, aber dafür immerhin schön warm. Emotional und so.

Dass die Geschichte an sich nicht sooo berührend ist, sieht man schon daran, dass selbst die wohlwollenden Rezensenten lieber stundenlang über die Anfangs(!)sequenz plauderten, in der Bale sein spärliches Haupthaar zu bändigen versucht. Die Krimi-, Drama- oder Komödienanteile des Films reihen sich dann reviewtechnisch schon gefühlte 3-5 Kapitalismuskritiken später ein, nachdem – völlig zu Recht – die Darstellung der anderen Schauspieler gelobt wurde. Nur leider taugt dieser Film weder zur Charakterstudie von Neppern, Schleppern, Zuschauerfängern (dafür müsste Bales Figur aus FREIEN STÜCKEN Trickbetrüger bleiben), noch als verwinkelter Täuschungsthriller im Stile von „Catch me if you can“ oder dem Hütchenspieler an der Straßenecke.

Dafür geht es dann doch zu sehr um die Organisation von gescheiten Luxushotels und Budgetfragen bei der zahlenden Fahndungsbehörde, die übrigens auch nur so ernstzunehmend wie das typische „33.333-Euro!“-Gewinnspiel wirkt. Als dann noch der Chef des übereifrigen Lockenkopf-Polizisten (Ha, WIEDER Haare! Ihr versteht, liebe Zuschauer?) von diesem Slapstick-artig vermöbelt wird, entlarvt sich der interessante Plot um einsame Menschen bei Machtspielchen auch schon mal als Nummernrevue. Da fragt man sich dann auch schon mal, WAS der Film eigentlich konkret erzählen will, wenn am Ende nur die Erkenntnis bleibt, dass jüdische Lockenfrisuren nur dann uncool sind, wenn man sieht, wie sie gemacht werden.

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“Ich würde ja gerne NOCH mehr Leute persönlich über’s Ohr hauen, aber viele von denen leben nun leider ab der ersten Etage aufwärts und haben auch keinen Fahrstuhl, schwitz…“ – Drüsenleiden à la Arthouse: Im Ernst, hätte ein NORMALER Dicker den Trickser gespielt, niemand wäre auf den Gedanken gekommen, Bud Spencer oder den Dicken aus „Kaufhaus-Cop“ für eine ähnliche Schauspielleistung für den Oscar zu nominieren.


Fazit: Nein, ein schlechter Film ist dieser hier beileibe nicht; nur eben nicht so genial und anspruchsvoll, wie es einem überall die taschentricksenden Qualitätsherbeizauberer („Ich habe hier einen suuuper Film für sie, sie müssen nur JETZT zugreifen… äh… -stimmen.“) weismachen wollen. Und von Bale, der einen eigentlich am meisten interessiert, verschwindet gerne mal im Schatten seines eigenen Bauches bzw. der Ensembleleistung des Gezeigten. Das ist traurig, sowohl für seine Blutfettwerte wie auch für die blutjungen Fettis, die hier waschechtes Wertekino sehen wollten.

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“The Wolf Of Wall Street“

Inhalt: Ein Trickbetrüger eines Finanzunternehmens fällt irgendwann den Behörden auf und wird trotzdem nicht geschnappt. Zur Feier dieses Umstands nimmt er mehrere Jahre lang harte Drogen.

Bewertung:

Aha, das war also der gelobte „Wolf vom Wall Street“ – Mehrere Kritiker können sich ja seit Monaten nicht mal mit euphorischen „Her“-Reviews davon ablenken, wie perfekt, bitterböse satirisch und schamlos unterhaltsam dieses Stück DiCaprio-Altersvorsorge doch sein soll.

Doch obwohl dies beileibe kein schlechter Film ist, so möchte ich dann doch mal mit dem klärenden Kärcher über den Goldlack dieser Glitter-Inszenierung gehen. Denn lässt man die guten Schauspieler-Leistungen und die allgemein hochwertige Machart außen vor, so hat der Streifen eigentlich nur EINE Ausrichtung: Er ist ein Film über ein – beinahe beliebiges – Thema, welches irgendwie dabei hilft, alle 200 Sekunden zu Koks und Nutten umzuschwenken.

Geht es um die Wall Street? Gefakte Fussmassagen? Um das Reichsein durch den Verkauf dreirädriger Unfallwagen? Das irre Leben hirnamputierter Lottogewinner? – Eigentlich ist das egal, denn der einzige Star ist DiCaprios Figur, die seine verdient unverdienten Kohlen dazu benutzt, eine Art „Fear and Loathing in Las Vegas“ mit Büroräumen und viel mehr Teilnehmern zu inszenieren. Einziges Thema: „Wer Geld hat, hat’se nich mehr alle“. Und das wusste sogar schon meine Oma-Selig, die ja damals im Viehwagon aus Schlesien… – Aber das ist eine andere Geschichte. Wobei deren Erzählung uns jetzt mindestens so ablenken würde wie der „Wandstraßen-Wolf“ es ständig von seiner eigenen Geschichte tat, indem er alle 5 Minuten etwas anders zeigte.

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“Hiiier fliegen gleich – die Transaktionen aus dem Käse! Und dann geht siiie los, uns’re Polo-Shirt-Zusammenkunft, bufftata!“ – Gut an- und aufgelegt: Dann lieber Immobilienblasen! – Äh, was so viel meint, wie: Oralverkehr in Reihenhäusern. Hiermit ist die Grundaussage des Films auch schon hinreichend zusammengefasst. Was bei Zuckerwatte und alten Gummis für gewöhnlich mit sehr wenig Kraftaufwand verbunden werden muss.

Wer glaubt, dass hier die Mechanismen des Anlagebetrugs oder gar tierdokumentarisch relevante Wallstreet-Wölfe gezeigt werden, der glaubt vermutlich auch, dass man in der Nackten Kanone den realen Polizeialltag parodiert bekommt. Nein: Man erhält lediglich eine satirische Variante von entsprechenden Filmen und Serien zu diesen Themen. Ein großer Unterschied, der sich vor allem dadurch bemerkbar macht, dass man bereits nach 30 Minuten nichts mehr dazulernt und sich der Anspruch (bei aller zugestandenen Unterhaltsamkeit) auf dem Level eines grabegeilen Spulwurms bewegt.

Nach 2 Stunden hat man eigentlich schon genug frauenfeindliche Sprüche gesehen, wobei ich dagegen nicht mal etwas habe, wenn sie einfallsreich verpackt sind (nicht die Frauen, die Sprüche). Aber alle paar Minuten ein paar nackte Nuttenärsche im Besprechungsraum zu knallen ist jetzt ja nicht sooo viel witziger und unterhaltsamer, als dieses Klischee mal aufzubrechen oder wenigstens mit einer anderen Geschmacksrichtung zu präsentieren (= Belgische Besenkammer?). Und war die Hauptfigur am Anfang noch sympathisch und somit fast ein Verbündeter des Zuschauers (wie Leo und ich den 5-Minuten-Auftritt vom verrückten Matthew McConaughey durch pures Augenrollen weggespult haben, DAS waren noch Zeiten!), so kann man die restlichen 88% der Zeit eigentlich nur noch sein feistes Grinsegesicht in der Mischtradition von Dagobert Duck und Dieter Bohlen betrachten.

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“Hey, wieso trittst du mir in das Gesicht?“ – „Wieso? Du hast doch gesagt, dass ich dich eine Weile in einer der hässlichen Außenstellen vertreten soll?“ – Dreifach-Tusch: Die Machtkämpfe in dieser Story werden mit der erbitterten Härte von knautschfreiem rosa Tüll geführt. Damit dabei aber doch noch irgendwas Schonungsloses aufgedeckt wird, hat diese Frau aber wenigstens kein Höschen an…

Da wird das Geld in der Schweiz angelegt, unter Drogen sinnfreies Zeugs gefaselt, Autos zerlegt, erfolgreiches Geldabzockgedöns gefeiert, vor der Aufsichtsbehörde gefürchtet und mit der Ehefrau gestritten, während die 1-2 näher gezeigten Weggefährten ähnliches in leicht abgewandelter Reihenfolge bzw. Screentimeausprägung tun. So sind sämtliche Wallstreet-Wannebees charakterlich total gleich, was einerseits vermutlich gewollt ist, andererseits aber nach über 3 Stunden Filmlaufzeit so anstrengend wird, als würden die Teletubbies neuerdings in Pennystocks investieren.


Fazit: „Ja, die sind moralisch verlottert, wir haben es langsam kapiert!“ – Das wollen nicht nur „Wolf/Wallstreet“-Fans ab heute in unsere Richtung brüllen, sondern auch wir in Richtung dieses Films. Mindestens eine Stunde zu lang und mit einem bedauerlichen Kernaussage-Defizit „quält“ (für Oscarpreis-Verhältnisse) man sich am Ende durch die mal mehr oder weniger drogenreiche oder nuttengeschwängerte Kasper-Clipshow. Ein guter Film ist’s trotz allem, aber auch nur deshalb, weil die perfekte Machart und die Schauspieler das streckenweise fast deutsch anmutende Comedy-Drehbuch Marke „Haha, der kann am Telefon nur noch lallen!“ wieder rausreißen.

Mehrere Wochen danach fällt mir fast als erstes nur noch der süße Schimpanse im Großraumbüro ein, der vermutlich auch nur ein weiteres Beispiel für Christian Bales körpereigene Verwandlungskünste ist.

Aber wer braucht schon eine gute Story, wenn die DARSTELLER oscarnominiert sind?

(Ich?)

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Artikel

von Klapowski am 03.04.14 in Filmkritik

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Kommentare (1)

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  1. hank sagt:

    War irgendwie vorhersehbar, dass Klapo diesen stark gehypten Filmen nur eine mittelmäßige Wertung gibt. Unter Kritikersnobs ist es schließlich mächtig angesagt, betont anti-hypig drauf zu sein. ;-) Frei nach dem Motto: „Mein Geschmack ist noch viel viel viel besser als der von diesem Oscar-Pöbel!“ *naserümpf*

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