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Doctor Who – 7.13 – “Nightmare In Silver” Review

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Ein Schnupfen ist nichts dagegen: Kaum gibt der Doctor einem abgeschalteten Cyberman im Kuriosenkabinett von Kreuzkirchen die Pranke, schon ist wieder das halbe Universum in Gefahr. Und das auch nur, weil die andere Hälfte vermutlich schon wieder durch Daleks bedroht wird. Dabei hatte ich WIRKLICH geglaubt, dass die Cybermen jetzt ausgestorben sind! – Wie? Nein, ich will keine Zeitschriftenabos oder Handyverträge! Das war eben ein Witz, ich bin nicht leichtgläubig, wirklich! – Hilfäää!!

Inhalt: Die Kids aus dem Ende der letzten Folge treffen auf einen Freizeitpark in der fernen Zukunft. Dort erwecken Metallinsekten einen zu Schauzwecken ausgestellten Cyberman wieder zum Leben und infiltrieren des Doctors Gehirn, der sich daraufhin zweimal vorhanden fühlt. Tja, das wäre im Heidepark nicht passiert…

Bewertung:

Im Ernst, was hätte man alles aus der „Guter Doc/Böser Doc“-Geschichte herausholen können, statt den hier zutage geförderten Fanboy-Popeln? – Lustige „Ein Fall für Zwei“-Anspielungen, Bunte Bilder in der Zwischenwelt (Traumsymbole, Erinnerungen) oder persönliche Einblicke in den Werdegang des Doctors, welche von seinem Böseren Ich „freigeschaltet“ werden. Zum Beispiel, dass seine Eltern immer gesagt haben, dass er „Nicht so lange mit der Zeitmaschine draußen spielen“ solle, „höchstens 10.000 Jahre“… Dazu Schlechtes Gewissen, Versagensängste und (Omni)Potenzprobleme alle 3 Dekaden. – Doch was macht man daraus, wenn der Doc mal verletzlich und schwach ist? Er spielt gegen sich selbst SCHACH, was als Intelligenztest schon fast klischeehaft und einfallslos wirkt. Hätte wenigstens die Timelord-Variante von „Mensch ärgere dich nicht“ sein können…

Und soooo böse und durchtrieben schien sein verkabeltes Selbst dann auch nicht zu sein, wenn es seine Existenz vom Ausgang einer Schachpartie abhängig macht. Tausende Cypermen unter Kontrolle, aber weniger Führungspersönlichkeit als ein 23-jähriger Leiter eines Callcenters? – Aber generell blieb ja alles sehr an der Oberfläche, war das Schädelimplantat ja z.B. nur auf den Kopp draufgesetzt. Wenigstens ein paar Bohrlöcher (selbst Pritt-Stift-Reste hätte ich genommen!) hätte man zeigen können, als der Seven-Of-Nine-Gedenkdeckel von des Doctors Haupte abfiel.

, Doctor Who – 7.13 – “Nightmare In Silver” Review

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„Und dieser Freizeitpark geht wirklich über den halben Planeten und hat die Ressourcen von 3 Monden gekostet? Wer hat das denn gebaut und bezahlt?“ – „Nun, es fing damit an, dass Berlin einen neuen Flughafen haben wollte…“ – Schaukeln statt Gaukeln: Eine alternative Entstehungsgeschichte besagt, dass J.J. Abrams dies als Brückekulisse für seinen 3. „Star Trek“-Film nutzen wollte, doch das war der Kirmesclownsgewerkschaft einfach zu… albern.

Und die Cybermen an sich hatten dann auch schnell keine Ressourcen mehr, sprich: Das SFX-Budget nach dem ersten Angriff wieder verbraucht. Dabei hätte ich gerne noch mal gesehen, wie die Roboter mit Schallgeschwindigkeit durch die „pausierten“ Menschlein gefegt wären. Aber der Doctor kann vielleicht zaubern, die Drehbuchautoren hingegen nicht („Nöö, dann wäre es ja schwierig, denen auszuweichen!“)… Überhaupt hatten die Borg-Vorläufer nicht viel Neues mitzuteilen, außer der Aussage, dass sie auch weiterhin am (Zeit-)Arsch der Welt aufzutauchen gedenken. Aber mit „Huii, Metallmänner verfolgen uns“ alleine lasse ich mich nicht mehr wec… schrecken. Und wenn ich richtig hingesehen habe, schauten selbst die Verfolgten ab und an etwas genervt und gelangweilt drein.

Schön allerdings, dass mich die Kids am Anfang kaum genervt haben. Mochte daran gelegen haben, dass die sich auch nicht „blagiger“ verhalten haben als jeder andere Who-Franchisler. Und die Geschichten können eh nur gewinnen, wenn wir uns selbst in den Geist eines Zehnjährigen zurückversetzen. Auch der Freizeitpark versprach viel, war aber dann doch nur ein Photoshop-Standbild, in dem man vermutlich 192 Einzelmotive zusammen gepuzzelt hat, auf dass die Charaktere vor der Wand der Bluescreen stehen und die Luft rauslassen konnten („Boooaaa-ah!“).

Der ältere „Reiseführer“ hatte ebenfalls etwas heimeliges und erinnerte mich an eine andere Art Doctor Who, der halt nur für Pappkulissen-Zaubertricks statt für Zeitreisen zuständig ist. Dumm nur, dass er den Rest der Folge nur stellvertretend für das Cybermen-Kollektiv das Schweigrohr mimte. Für ein „Sprach“rohr war er einfach zu still und für diesen Zweck gab es ja schon den Doc, der bei seiner Kopp-Übernahme im Zimmer herumrannte wie ein Dackel, der von einer fliegenden Wurst umrundet wird.

, Doctor Who – 7.13 – “Nightmare In Silver” Review

„Hey, bist du etwa mein böseres Ich? Wie fies bist du denn genau?“ – „Haharr! MEIN Sonic Screwdriver ist ein Pinsel mit schwarzer Farbe dran.“ – „Ui, das IST böse!“ – Der Doc ver-Zwei-felt: Jetzt ist er in Gedanken auch noch doppelt da! Und das, obwohl die Story sogar nur für eine 0,4-Ausgabe seiner selbst gereicht hätte! Mindestens einer muss also weichen. Oder der Drehbuchautor macht einfach BEIDE total weich, das geht auch…

Die Soldaten-Darsteller, bei denen der altmodisch Bebrillte und der Dickliche nicht fehlen durfte, waren ebenfalls in einem gesteigerten Aggregatzustand, nämlich über-flüssig. Wieso man einer Bande von strafversetzten Selbstbewusstseinsverweigerern eine (und NUR eine) krasse Strahlenwumme mitgibt, ist mir auch nicht ganz klar geworden. Aber gut, wenn man schon das Kommando leichtfertig an Clara abgibt (hätten vermutlich auch einen „General“ mit Schnuller und Babyrassel akzeptiert), braucht man wenigstens ordentlich Feuerkraft, um sich gegenüber den noch uncooleren(? Überhaupt möglich?) Zivildienstleistenden durchzusetzen.

Die bemühte Überraschung der Episode: Der gesuchte Imperator war dann nur… ein Imp. Okay, immerhin ein netter Twist, um uns optisch schon mal auf die erhoffte Herrschaft von Tyrin Lannister in „Game of Thrones“ vorzubereiten. An sich hätte der Herrscher über mehrere Galaxien aber wenigstens einen STUHL auf seiner Raumschiffbrücke verdient gehabt; auf so einer treppenbewehrten Transporterplattform hätte noch nicht mal William Shatner vor sich hinregiert.

Allgemein ist diese Episode so ziemlich das Gegenteil von „Gewollt, aber nicht gekonnt“. Man KONNTE so einiges, aber man WOLLTE wohl nicht. Jede Düsternis war spätestens an der Stelle schwerelos verflogen, als der Doc sich ein altes Kaugummipapier an die Backe patschte (die im Gesicht, die anderen beiden wären wenigstens noch schön abgedreht gewesen), um das Implantat zu neutralisieren. Der Freizeitpark und die Kids, die ich übrigens für grenzwertig leichtfüßig reingeschrieben halte („Wir haben zufällig S/W-Fotos von ALLEN Clara-Zeitreisen im Internet gefunden!“) waren verschenkt und hätten auch gegen einen gigantischen Schuhladen und 2-3 Rentner eingetauscht werden können.

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„Leute, wieso sind wir eigentlich nicht seitlich weggelaufen, als sich zwischen Heiligabend und Karfreitag andeutete, dass die Cybermen auf uns zu kommen?“ – „Halt die Klappe, Mister Einstein! Deine unpassenden Thesen zur Existenz einer Dritten Raumdimension sind gerade unpassend.“ – Griffbereit: Na, habe ich echt schon spannendere Serien gesehen. Zum Beispiel Briefmarkenserien, Seriennummern, Serienbriefe…

Immerhin weiß Clara jetzt, dass sie „impossible“ ist, was ich als amtlicher Begutachter weiblicher Reize nur bestätigen kann. Nett auch der Gag mit des Doctors Liebeserklärung, die NATÜRLICH nur von seiner indoktrinierten Seite kam. Eine Liebesgeschichte brauche ich persönlich nicht mehr zu seinem Companion. – Es sei denn, Opa Mott aus der Tennant-Ära wird noch mal ausgegraben (Schauspieler eigentlich noch am Leben), DANN lasse ich mal fünf Homophobien gerade sein…


Fazit: Okay, man konnte es ja mal versau… versuchen. Die x-te Wiederkehr der gliedmaßenbewehrten Variante der Daleks verlief planmäßig und überraschungsfrei, was man aber vielleicht nicht zuuu negativ sehen sollte. Man ist ja auch froh, wenn ein Bus oder Zug wie erwartet einfährt und einen sicher am Zielort (Hier: dem Abspann) absetzt. Trotzdem bleibt die drängende Frage: Hätte der Doctor nicht den (Drehbuchzusammen-)Bauer auf B3 setzen müssen?

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Kommse rein ins Who-Gehirn, könnse rausgucken!, Doctor Who – 7.13 – “Nightmare In Silver” Review
Hätte ich durch die eigene Meinungskasten-Wehrpflicht hier auf Zukunftia nicht bereits von dem Thema die Schnauze voll, ich würde mir ja mal gerne die Doctor Who-Reviews der aktuellen Staffel auf ANDEREN Seiten angucken!

Werden dort denn tatsächlich noch so richtig schön humorlos die verschiedenen tiefsinnigen Aspekte der Episoden durchleuchtet? Daß der planetengroße Vergnügungspark vielleicht den inneren Spieltrieb des Docs darstellt? Oder daß die Schwerelosigkeits-Sequenz mit den beiden Nervblagen vielleicht in Wirklichkeit bedeutet, daß er Kinder im allgemeinen lieber in die Umlaufbahn schießen würde? Liebe Who-Macher, wisst ihr eigentlich was für Schäden ihr durch das viele Gaga bei fleißigen Internet-Redakteuren wie uns anrichtet? So ist zum Beispiel ein Teil des Whocast.de-Teams bereits felsenfest davon überzeugt, daß dieses gelbe, riesige Ding im Lavalampen-Look in der Akhaten-Folge KEINE Sonne war! (Man beachte die häufigen Irrsinns-Lach-und-Wutanfälle in der verlinkten Podcast-Folge!) Und man ist damit sicher nicht der einzigste. Erstmal die Kommentare hier abwarten, welche UNS vom Gegenteil überzeugen wollen! Hihiiignnn!

Wobei ICH ja der Meinung bin, daß diese Stories mittlerweile hervorragend den Geisteszustand der AUTOREN präsentieren, welcher sich spätestens ab „Nightmare in Silver“ sehr gut mit „nicht vorhanden“ beschreiben lässt. Ja, Herr Gaiman, was sehen Sie eigentlich auf diesem Tintenklecks hier? Aha, einen intergalaktischen Zwergen-Imperator. Und der hier? Ohooo, einen Cybermen-Schachautomaten. Danke, das reicht schon. Pfleeegeeer!

Irgendwie verschenkt fand ich da schon den inneren Kopp-Dialog vom Doc Who. Denn sowohl Gut-Doktor und der Bös-Cyberverwaltungsbeamte waren irgendwie vom Typ und Dialog her absolut identisch, von ein bisschen Stirnrunzeln und Zähnefletschen mal abgesehen. Spannend fand ich den Austausch dadurch jedenfalls nicht. Andererseits wüßte ich auch bei Nice- und Evil-Klapowskis nicht genau den Unterschied. Einer vielleicht mit Spitzbart?

Fazit: Teil 343 der aktuellen Reihe „Warum tolle Drehbücher, wenn man auch einfach verrückt werden kann?“ setzt die „Handlung zu panne zum vernünftig rezensieren“-Tradition hervorragend fort. Wer aktuell „zum abschalten“ reinguckt stürzt sich in die Gefahr, vielleicht nie wieder „einschalten“ zu können. Trotzdem, auch hier rettet der Charakter des Doktors wieder einiges und wenn man „Irre ohne Sinn“ mag, dann gibt es auch dafür noch ein paar Pluspunkte. Kurz gesagt: Gnaaah! Pfffrrrzzzt! Gooooing??!

Wertung: 5 von 10 Punkten

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Artikel

von Klapowski am 16.05.13 in Serienkritik

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Kommentare (3)

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  1. Raketenwurm sagt:

    Ich fands gut.

  2. BergH sagt:

    Ich auch !

  3. Ishbane sagt:

    Zu Beginn der Folge: „Oh, Cybermen.“

    Nach Slo-Mo-Einlage: „Oh fuck, Cybermen!“

    Durch den kleinen Effekt und die übertriebenen, imperialen Massnahmen wurde doch tatsächlich wieder ein bisschen Respekt vor den Blechdosen geschaffen.

    Der Imperator am Ende – über den ich mir die ganze Folge keine Gedanken gemacht habe – war ein nettes Sahnehäubchen.

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