Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

Doctor Who – 7.08 – „The Rings Of Akhaten“ Review

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Schon wieder über eine Woche rum seit der letzten Who-Episode? Meine Güte, diese 7-Tage-Woche ist ja die schnellste In-die-Zukunft-Zeitmaschine seit der Erfindung der TARDIS in Form eines Jahresurlaubs! – Jedenfalls bekommen wir auch dieses Mal wieder einiges für unsere BBC-Haushaltsabgabe geboten: Einen Asteroidengürtel für alle, die den Orbit gerne enger schnallen, ein Monster, das frenetisch auf eine Glasscheibe einprügelt (Wie die Samstag-Nacht-Besoffenen in der Straßenbahn, nur halt in weniger) und einen einköpfigen Kinderchor, der einem Himmelskörper den magnetische Pol faltig jodelt.

Inhalt: Der Doc möchte seiner neuen Begleiterin mal ordentlich was bieten und zeigt ihr Aliens hoch drei. Eines davon ist ein Kind mit Voyager-Gedächtnisgnubbeln im Gesicht. Dieses wird gejagt, ist daher panisch, soll dann singen (ist aus „Show must go on“-Gründen dann nicht mehr ängstlich?!) und erweckt dann einen uralten Gott nicht/doch.

Besprechung:

Ein Monster in Form einer Sonne mit Gesicht, das Seelen/Geschichten/Historische Gefühle isst, um davon zu leben? Aliens, die einen für persönliche „Wert“gegenstände (Popel meiner Großmutter, Weltkriegserinnerungen meines Opas) gerne auch mal den halben Supermarkt leerkaufen lassen? – Klar, „WARUM nicht?“, könnte man da fragen! Natürlich erst, nachdem man alle Konventionen und Schreibvorschriften der „Autorengilde“ (und der Physiklehrer) NICHT auf dieses Script angewendet hat, versteht sich…

Wie auch immer: Hier durfte das Who-Team mal die Maskenmacher, Kulissenbauer und CGI-Futzis in den Dreifaltigkeits-Burnout treiben, um mal eine ganze „Levis“-Jahresproduktion an „Dicker Hose“ zu machen. – Denn hier rennen vielfältigste Aliens in einem DS9-neidisch-mach-Raumstationswochenmarkt herum, um bellend, glotzend oder Faxen machend die ehemaligen Star-Trek-Serienmacher zu deklassieren.

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„Unterschiedlich, sagst du? Kleine, das mag auf dich vielleicht rassistisch klingen, aber für mich sehen alle Aliens irgendwie gleich aus…“ – Hier trifft man Hinz… Hinx und Kun’x: Der Doctor reist bis ans Ende der Welt und der Zeit, um irgendwo einen ehrlichen Gebrauchtwagenhändler zu finden. Es scheint sich hier also um einen langfristigen Storyarc (5 Staffeln?) zu handeln.

Und das wirre Konzept funktionierte dann auch eine Weile: Man bestaunt z.B. die Lichtlein, die aus dem Weltraum – und komischen Grusel-Tempeln – das ganze Szenario in alle Farben zwischen Morgenrot-Orange und Krankmachend-Blau tauchen. Und zwischendurch verpasst man sich selbst eine liebevolle Kopfmassage (mehr so im Stirnbereich), weil das ausgiebige Singen und Trällern in dieser Episode dazu dient, das Böse abzuwehren. Etwas, was in Bielefeld-Baumheide (ich berichtete bereits davon) NIE funktioniert hat, wenn mir erst die Zähne für die Vokale des Songtextes fehlten… – Aber ich schweife ab; diese ganze Aufmachung ist jedenfalls wieder unterhaltsam an der Grenze zur eigenen Ungläubigkeit („Wieso ist ‚Danni Lowinski’ nicht so bunt?“). Ein großes, 18-farbiges Fleißsternchen daher an dieser Stelle!

Doch nachdem man 80% der Folge hinter sich gebracht hat, der Doc mit dem Screwdriver Türen geöffnet, Energieschüsse abgewehrt und die Logik zum Schmelzen gebracht hat, da wurde ich dann doch nachdenklich (was bei einer Who-Folge an sich unangebracht ist). Der ganze Plot wirkt wie ein explodiertes Bilderbuch, bei dem einen minutenlang die LSD-Schrapnelle um die Ohren fliegen. Klar, dass das nicht genug für die erwachsenen Zuschauer ist, weswegen man irgendwie versuchte, mit Hilfe der Ach-so-schlimmen Erinnerungen des Doctors noch einen netten Twist hinzupopeln. „Ja, nimm die Momente, in denen ich das Universum habe vergehen sehen, in denen ich das letzte Lebewesen war. Take it! Siehst du, ich heule schon! Du auch? Power Rangers, volle Epik-Musik-Power! Macht ihn fertig mit dem D-Moll!!“

Okaaay, jaaa, das war noch nett, würde ich bei einer Sportwette doch immer FÜR den weitgereisten Doctor stimmen, wenn es darum geht, ob er einem Emotionssauger-Himmelskörper mit Gesicht überlegen sein könnte. ABER dass die kleine Companion-ine dann auch noch mit ihrem Ahornblatt andackeln musste, dem sie ihre Zeugung verdankt, da wollte ich dann doch mit dem Laubsauger durch die Kulisse rennen. Fand ich affig. Selbst Walt Disney hätte sich bei diesem Schmonzetten-Zirkus von der Zuckerrübe und ihren Erzeugnissen abgewandt.

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„Sing das Lied des Blumengürtelmannes, um dem Trabantenhäuptling einen Banane darzubieten!“ – Lady Gaga 2.0: Das einzige Problem an dem Drehbuch war, dass man die beschrifteten Gummizellenwände so schlecht umblättern konnte. Aber gegen ein bisschen Irrsinn ist natürlich nichts einzuwenden, so lange alles logisch bleibt. Hier machte man jedoch einen inhaltlichen Fehler: Der Trabantenhäuptling ist bekanntermaßen auf Bananen hochallergisch!

Schade, denn zu Beginn hatte ich noch gehofft, dass der Doc hier etwas mehr zwischen den Stühlen stehen könnte. Zum Beispiel bei der Frage, ob er ein kleines Mädchen opfern muss, um einen ganzen… äh… bewohnten Planetenring vor der Vernichtung zu bewahren. Doch im Gegensatz zur TARDIS sind solche Fragen hier innen stets KLEINER als von außen. Irgendwie ließ sich dann wieder alles wegwibbeln und –wobbeln. Oft von der seeeehr glücklichen Trefferquote des Doktors unterstützt, mit der er in allen Situationen immer die richtige Vorgehensweise „errät“.

Richtig zu Ende gedacht wurde vieles ebenfalls nicht. Hätte man beispielsweise nicht die TARDIS nehmen können, um auf dem anderen Asteroiden zu materialisieren? Vielleicht habe ich da wieder zweieinhalb Blubber-Erklärsilben verpasst („Anti-TARDIS-Strahlung zu hoch, wir müssen ein Space-Moped kaufen!“), aber richtig sinnig wäre es selbst mit einer gekünstelten Erklärung nicht geworden. Und dafür, dass die Singerei da so wichtig ist, war mir die „Bühne“ zu rudimentär, die Zuschauerränge mit gefühlten 2 Metern zu nahe dran und die Sicherheitsvorkehrungen bei der Vorstellung irgendwie zu „nicht vorhanden“. Was schade war, denn die Sicherheitskräfte sahen cool aus, hatten den typischen, menschenfeindlichen Roboterlook der Serie und gingen so hübsch in Forrrmation. Gerade für DEUTSCHE Zuschauer ein wichtiger Pluspunkt (Bewertung 11 von 10?)…

Die Neue hinterließ hier eine durchaus gute Duftmarke. Wirkte Amy in ihren fürsorglichen Momenten immer ein bisschen wie eine Irre, die Empathie nur vortäuscht und einem gleich Zigaretten im Augapfel ausdrückt, so nahm ich Frau Dingsbums ihre Sorge um das Alienmädel sofort ab. Klar, im Prinzip sind die „Doc-Girls“ alle großmäulige (im Falle von Rose sogar lippenaufgespritzt großmäulig!) Gören, die mit der Neugier der gesamten „Das Goldene Blatt“-Redaktion gesegnet wurden. Aber NOCH genieße ich den frischen Wind, den die Oswald-Tante uns beschert. – Auch, wenn ich immer noch gelangweilt bin, wenn der Doctor behauptet, ihre Existenz sei „Not possible“. Na und? Noch nie was von einer „Antiwahrscheinlichkeitsstrahlung“ beim Geschlechtsakt gehört? Wäre nicht das erste Mal, dass ich eine Frau mit rosa Teststreifen den Satz „Das ist doch nicht möglich?!“ sagen höre.

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„Okay, DAS passiert also, wenn man die Abgase der TARDIS anzündet…“ – Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mordgesicht: Nach den Daleks, den Cybermen und den Angels gibt es endlich mal wieder neue Gegenspieler für den Doctor: Dieser Leuchtkopf braucht nur einen schicken Anzug und eine Metallmaske, um auch mal weniger auffällig hinter einer 2 Lichtjahre großen Hausecke stehen zu können…

Über das Währungssystem „Andenken für Ware“ (irgendwann habe ich nur noch FREMDE Haarnadeln und Tampons in der Geldbörse, die aber dann auch keinem mehr etwas bedeuten?) denken wir besser genau so wenig nach wie über Kleinigkeiten, dass z.B. die Größen-, Längen- und Schwerkraftverhältnisse in diesem komischen Asteroidensystem völlig verzerrt erscheinen. War das eigentlich Glück, dass die zerfetzte Terrorsonne am Ende nicht das ganze System zerlegt hat? Oder nur absichtlich beklopptes Drehbuchschreiben?


Fazit: „Take it all!!“ ruft der Doc hier, nachdem er dem Fiesling seine irren Erinnerungen PLUS das olle Krüppelbaumblatt von seiner Neuen dargeboten hat. Und ebenso wie das Sau(ger)gesicht will man auch als Zuschauer angesichts dieses Inhalts implodieren, als hätte man in eine kosmische Zitrone gebissen. Zu wenig Handfestes und Moralisches wird dem Kopp hier geboten. Das einzige, was diese „Wiener Sängerknaben“ im Asteroidenfeld vor dem 4-Punkte-Gulag bewahrt, ist die wunderbare Aufmachung der Episode. WIEDER MAL, grrrmbl…

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Ich schlaf mir einen Ast(eroiden)!, Doctor Who – 7.08 – „The Rings Of Akhaten“ Review
Die Engländer haben einen schönen Begriff namens „Suspension of disbelief“, dessen deutsche Version übrigens… naja… einfach Deutsch klingt oder wie der Aufruf eines unmotivierten Halbtags-Dschihadisten: „Willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit“.

Etwas simpler sowie auf das Thema gestrickt: „Auch SciFi-Zeug muss wo einen Funken Wahrheit drin haben, damit nicht voll unfett langweilig.“.

Denn zeichnete es sich zwar schon lange ab, daß dieses Prinzip bei Doc Who nur noch einen Teilzeitjob innne hat, so schickt die aktuelle Folge namens „Die Ringe von Akne“ das arme Kerlchen nun völlig in Rente und macht den Sprung ins Märchenland. Hier atmet man kommentarlos (!) auf Asteroiden, welche so kleine Städtchen beherbergen, daß deren Hauptstadt wahrscheinlich den Namen „Inzestolis“ trägt. Andererseits war niemand so braun— nein, SCHWARZgebrannt, wie es angesichts der doch recht geringen Nähe zur „Sonne“ angebracht wäre.

Und kommt mir nicht erst mit „In Glas versiegelten Weck-Zombie-Königen“ (?!), einer Währung basierend auf persönlichen Andenken und guten Versprechen (Nein, nicht der Euro!) oder dem Kirchenchor zur Beruhigung eines intergalaktischen Seelenfressers. (Nein, IMMER noch nicht der Euro!)

Schade aber für den üblichen Aufwand in Sachen Kulisse und Alien-Masken. Da kam schon so ein ähnliches Feeling wie beim Bazaar von Hellboy 2 auf.

Fazit: Selbst für Who-Verhältnisse vollführte mein Finger jede Menge Tock-Tock-Tock an der Schläfe („Die spinnen, die Timelords!“), für Storyelemente welche entweder einfach ignoriert oder so abgebrüht gerechtfertigt wurden („Gib mir mal die Asche Deiner Mutter, muß Brötchen kaufen!“), daß ich dem Schreiberling dieser Folge glatt eine Seele GEBEN möchte!

Wertung: 4 von 10 Punkten

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Artikel

von Klapowski am 14.04.13 in Serienkritik

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Kommentare (3)

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  1. DJ Doena sagt:

    Also ich fand die Folge recht „süß“. War halt ne schöne de facto Märchengeschichte.

    Hat mir zumindest besser als die Folge davor und auch als die Folge dieser Woche („Jagd auf Grüner Marsianer“) gefallen.

  2. Raketenwurm sagt:

    Ich fand sie auch okay. Aber The Sun hat ja tatsächlich unter Heranziehung einiger Twitter-Kommentare diese Folge zur Worst-Ever ausgerufen. Da wird sich der Autor (übrigens der Luther-Schreiber) bestimmt gefreut haben – darf das erste Mal eine Folge für Doctor Who verfassen und dann gleich sowas. Glücklicherweise durfte er ja gleich zweimal ran – aber wenn „Hide“ dieses WE auch abstinkt, dann wird ihm wohl bloß der Freitod bleiben. Mit so einer Schande jedenfalls kann man er in seinem Heimatland nicht mehr weiterleben.

  3. bergh sagt:

    tach auch !

    Ich muß Klapowski recht geeben:
    Hier wahr der unwarscheinliche Unwahrscheinlichkeitsantrieb bei Warp 9,75
    am anschlag. Obwohl ich die folge ganz nett fand.
    Auf jeden Fall ist die Companion nett anzusehen,
    wenn sie sich nicht auszieht. Aber das machen Companions
    normalerweise nicht.

    Gruss BergH

    Wer das oben nicht versteht googeled nach Room on the Top (oder so ähnlich)

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