Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Guttenberg – Vom Volk noch längst nicht abgeschrieben…

, Guttenberg – Vom Volk noch längst nicht abgeschrieben…

Was genau war eigentlich jemals so kultig an Guttenberg, diesem Berg des Gut(t)en? Dieser manngewordenen Minderheit, unter dessen Frisur diensthabende Esoteriker bis heute den Kontinent Atlantis vermuten? – Aber wir müssen nicht mal in die Untiefen der RTL2-Gelfrisurgags tauchen (wer schnorchelt schon gerne in Pomade?), um den Verteidigungsminister als wortspieltechnischen Schießübungsplatz zu missbrauchen…


Okay, er wollte daaamals Opel nicht retten, aber welcher Autofahrer, dessen Preis-Leistungs-Bewusstsein nicht durch jahreslanges Golf-Fahren versaut wurde, hätte sonst noch FÜR eine Rettung des Konzerns gesprochen? Keiner. Man rettet einfach keine Unternehmen, die qualitativ und finanziell am Ende sind. Siehe auch die Wehrpflicht.

Egal. Seitdem las ich jedenfalls fast 2 Jahre lang, wie ehrlich, fesch und schneidig (oder sind hier Selbstversuche mit der Pulsschlagader gemeint?) dieser Mensch empfunden wird, dessen voll ausgeschriebener Vorname schon andeutet: Seine Eltern waren hoch psychotisch und quälten vermutlich auch kleine Hunde. Mit Truthahnpastete intravenös oder so. Aber das ist der (angehenden) Volksmusikoma Mitte 40 natürlich egal: Für diese Wesen, die einen Politiker schon für ehrlich halten, sobald er federnde Bewegungen nicht erst auf einem 1000-Euro-Bundestagsdrehstuhl vollführen kann, reicht es völlig, wenn der fesche Herr Ministrant… ähm… Minister beim Lächeln nicht umfällt.

Okay, große Fehler hat der Minister zu Anfang nicht begangen. Den afghanischen Tanklastzug hat er ja nicht persönlich gesprengt (er hat derlei Zerplatzübungen damals noch an seinem Ego geübt), und so eine Segelschiffbesatzung macht sowieso, was sie will. Man ziehe nur mal die eigenen Erlebnisse in Schullandheimen heran. Mein Direktor ist damals auch nicht zurückgetreten, nur weil ein Kumpel von mir Rasierwasser gesoffen hatte! – Wobei mich bis heute viel mehr interessiert, warum wir Ausflüge mit dem Segelschiff subventionieren? Wann ist Deutschland zuletzt von einem tollwütigen Kanu angegriffen worden? Wie viele unbrauchbare Kampfhubschrauber mussten wieder abbestellt werden, um den Unterhalt der Gorch Fock sicherzustellen? Aber egal, das ist nicht das Thema…

, Guttenberg – Vom Volk noch längst nicht abgeschrieben…

„Mann, der Guttenberg ist sooooo Komponist… Kompost… äh… kompetent heißt das, glaub ich! Wieso machen die den jetzt so fertig? ‚Das Goldene Blatt‘ schreibt doch auch seit Jahren aus Fieberträumen ab?!“

An sich ist DAS in der Politik ja das eigentliche Wunder: Jeder Abgeordnete kann nach der Wahl alles! Außenminister, Entwicklung, Familie. In der Wirtschaft hingegen muss man heute für jeden blöden Schreibtischjob – oberhalb des Schülerpraktikantenstatus – ja bereits 10 Jahre im Ausland gearbeitet haben, ohne älter als 20 zu sein, um überhaupt die Kaffeemaschine anführen zu dürfen. Bei der Führung eines ganzen Staates hingegen genügen Physiker, Juristen und ehemalige Handwerker (Michael Glos). Somit ist es normal, dass diese Nulpen in Nadelstreifen faktisch auch über Zehntausende gestandenen Naturwissenschaftler im Volk herrschen, obwohl sie als Energie-, Forschungs- oder Umweltminister so geeignet sind wie ICH für die Führung einer Unlustigkeitsagentur.

Aber zurück zum Gutt: Da hat er also seinem Ghostwriter nicht eindrücklich genug gesagt, dass man eine Tageszeitung nicht als textlichen Bastelbogen missbrauchen sollte. Zugegeben, ein kommunikativer Faux-Pas, der Guttenberg in einer derartigen Führungsposition (= den eigentlichen Profis im Ministerium „Herein“ sagen, wenn diese an der Bürotür klopfen) nicht hätte unterlaufen dürfen. Und am Anfang war es auch MIR relativ egal, dass Karl-Theodor der Schummel aus den Schuhen läuft. Wer Apfelsinen für 10 Cent das Stück kauft, darf sich ja auch nicht wundern, wenn die Schalen später von einer Giftmüllfirma abgeholt werden. – Aaaaber als ich dann erfuhr, dass Guttis Beliebtheitswerte teilweise sogar gestiegen waren, begann ich dann doch an der Bevölkerung zu zweifeln.

NICHTS leisten, bescheißen, schmierig aussehen und öffentlich dösiges Zeugs erzählen, das ist mir dann doch zu viel zum launigen Liebhaben („Ich musste in einem Jahr 7 Kinder zeugen und war seit 2002 in der „Guttenberg GmbH“ beschäftigt, um mein eigenes Vermögen zu verwalten [kein Witz], da KONNTE ich doch nicht merken, dass sich unter meine handschriftlichen Schmierzettel welche mit Seitenzahlen und eigenem Einband gemogelt hatten!“). Okay, eine leichte „Hetzkampagne“ mag in den Medien durchaus vorhanden sein, aber wer Kai Diekmann (BILD) vorher monatelang den Penis gehalten hat, sollte sich nicht wundern, wenn der Rest vom Schützenfest mal mit Anspitzern antestet, wie scharf so eine Feder wirklich ist.

, Guttenberg – Vom Volk noch längst nicht abgeschrieben…

„Wichtig ist vor allem, dass man sich EHRLICH, REDLICH und DEMOKRATISCH bemüht, alles sehr sauber auszuschneiden.“ – Endlich! Guttenbergs Ghostcutter wurde gefunden! Seine Autobiografie ist demnächst bei Heyne erhältlich, sobald er woanders eine gefunden hat, die ihm gefällt.

Nicht gegen leichtes Schummeln, schließlich habe auch ICH… dies… äh… nie gemacht. Tatsächlich nicht. Verstehe auch bis heute nicht, warum man nicht mal gerade 400 Seiten zu einem Thema schreiben kann, das einen offenbar interessiert. Ob mit oder ohne Fußnoten. Kann ja vielleicht sogar Spaß machen, dröge Texte zur Europäischen Verfassung mit eigenen Gedanken anzureichern und aufzuwerten. Aber das ist natürlich nicht das Thema: Es geht darum, dass sich eine oberamtliche Grinsebacke als „Verfechter des Guten“, „Positiven“ und des „Ehrlichen“ präsentierte, was so selbstverständlich sein sollte, dass auch Adolf Hitler dies für sich nicht ständig betonen musste.

Vor allem die schmierig-schaurigen Guttenbergzitate der letzten Monate sind es, die mich fast noch mehr als der ganze (Ab)schreibkram aufregen. Alles so durchschaubar wie Patrick-Lindner-Zitate bei der Anmoderation des Gutmenschenstadls: „Ja mei, mer kämpfet für die Liebe, für die Freiheit und dass jeder Mensch aof dieser scheenen Welt einen Napf mit Essen hat, selbst die Neger, ha-ha-ha!“ – Durchschaut denn keiner diese rhetorischen Schmalzkapseln? Dieses glitschige Ausweichen, gepaart mit Dutzenden Nebensätze um „persönliche Verantwortung“ und dass man „sich stellen“ wolle? Außerdem: Nicht feige sein, aufrecht, gerade gehend, Brust raus, Bauch rein, Freiheit, Menschenwürde, Lachssalat. – Dabei wären viele Leute mit einem IQ über Dalai-Lama-Literatur wohl schon froh, wenn das inoffizielle Philosophieministerium sagen würde, wie genau man demnächst eine Berufsarmee aufbauen und erhalten kann.

Viele Leute verwechseln die Plagiatsaffaire vermutlich mit ihrem eigenen Abschreiben einer Matheklausur. Vergessend, dass für wissenschaftliche Arbeiten UND Wissenschaftler extrem hohe Standards gelten. Wer abschreibt oder fälscht, ist dort erledigt. Verständlich, denn wer so etwas tut, schmiert auch bei wegweisenden Experimenten gerne mal die Zahlen in das Datenblatt, die etwas hübscher aussehen. Oder würde sich jemand ein Krebsmedikament geben lassen, das von einem Guttenberg-Mediziner entwickelt wurde und dessen Wirksamkeit er auf Hunderten Seiten beschreibt? (Auch wenn am Fotokopierer die Überschriften und Seitenzahlen des P.M.-Magazins clevererweise weggeschnitten wurden)

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„Verdammt, die Tür zum Copyshop hat schon zu?!“ – Klargestellt: Guttenberg betonte ausdrücklich, dass er sein Spiegelbild (links) selbst und alleine hergestellt hat. Sollten Fehler aufgetreten sein, so lägen diese im Verantwortungsbereich der Physik.

Ob der Gutt zurücktreten sollte, sollte jeder selbst entscheiden. Ich bin eigentlich kein Freund der Formel: „Vor 9 Jahren besoffen von einer Party nach Hause gefahren, Ergo kein guter Dingsminister“ – Aaaber dieses peinliche Relativieren und Aufrechterhalten von Guttis angeblicher Rundum-Kompetenz und seine tolle „charakterliche Eignung“ von Teilen der Bevölkerung ist deutschlandweit zum Kotzen. Peinlich. Solche Leute sollte lieber wieder überlegen, auf welche Weise sie ihren nächsten Stimmzettel ungültig machen („Höhö, denen habe ich es gegeben!“) oder ob man die Kochrezepte der Brigitte wieder mittig – zum leichteren Heraustrennen! – unterbringen sollte.

Aber mit geistloser Guttenberg-Verteidigung würde sogar mein Kollege Sparkiller uncool wirken. Und der besteht bekanntlich aus Eis.

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von Klapowski am 01.03.11 in All-Gemeines

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Kommentare (34)

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  1. DJ Doena sagt:

    Twitter sagt gerade #GuttBye

  2. Klapowski sagt:

    Ha! Voller Aktualitätsbonus auf Zukunftia.de! Wenn wir mal nicht Gutt sind!

  3. G.G.Hoffmann sagt:

    Ich halte die Rücktrittsmeldungen für abstrus.

  4. Ritschwumm sagt:

    Eventuell hat er seinen Rücktrittsgesuch ja auch im Vollsuff geschrieben wie „seine“ Doktorarbeit.
    Und morgen legt er dann seinen Rücktritt nieder.

  5. G.G.Hoffmann sagt:

    Auf jeden Fall hat er einmal mehr den Kairos verpaßt.

  6. Klapowski sagt:

    Wieder was gelernt:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kairos

    Glaubte im ersten Moment schon, dass es sich hier um eine tiefgründige Ägyptenanspielung handeln könnte.

  7. G.G.Hoffmann sagt:

    War eigentlich eine Anspielung auf das Vorwort seiner Dissertation, in der es in gewohnter Verschwurbeltheit heißt:

    „Wie oft wurde der Kairos der Fertigstellung durch freiberufliche wie später parlamentarische »Ablenkung« versäumt, bevor die Erkenntnis dieses traurigen Faktums einer bemerkenswerten Mischung aus eherner professoraler Geduld (wie Liebenswürdigkeit), sanftem, aber unerbittlichem familiären Druck und wohl auch ein wenig der beklagenswerten Eitelkeit weichen durfte.“

    Also ich mußte „Kairos“ beim ersten mal auch googlen… Der arme Mann. Hat nichts mehr außer seiner blumigen Rhetorik. Keine abgeschlossene Berufsausbildung, keinen Doktortitel, keinen Job. Dann muß er wohl jetzt wieder das eigene Vermögen verwalten.

  8. Klapowski sagt:

    Ein wunderschönes Vorwort! Übersetzt heißt das wohl so viel, wie:

    „Okay, habe den Dreck zu spät abgegeben (bin vielbeschäftigt, jahaaa). Aber diese erschreckende Erkenntnis wurde von quängelnden Professoren, Kindern, meiner Eitelkeit und meiner Frau abgelöst.“

    Ergibt nur irgendwie immer noch keinen Sinn, oder? Nachdem ihm also klar wurde, dass er spät dran war, gingen ihm glücklicherweise(?) alle auf die Nerven? – Womit er aber ja immer noch nicht in die Puschen gekommen war?

    Hoffmann, sag bitte mal schnell, wie die Geschichte weiterging, ich finde gerade keinen Download des verfickten Flickwerks! Hat Guttenberg den Kairos denn schlussendlich doch noch erretten können, in Anbetracht der Tatsache, dass sein unerbitterlicher Gestus seinem sanften Duktus mit professoraler Geduld die bemerkenswerten Adjektive gestreichelt hat?

  9. G.G.Hoffmann sagt:

    Die ganze Arbeit gibt es wohl nicht als Download. Das wäre ja auch urheberrechtlich problematisch. Nicht für Gutti, aber für die Plagiierten. Aber es gibt eine herrliche Rezension aus der FAZ zu diesem Unsinn:

    http://www.gbv.de/dms/faz-rez/FD1200903182195450.pdf

  10. Tabularius sagt:

    Es waehre schade wenn bei einem Ruecktritt die Bundeswehrreform gekippt werden wuerde (die Wehrpflicht ist mir schon lange ein Dorn im Auge). Den Mann an sich fand ich aber schon immer etwas unsympatisch er ist einfach zu Aalglatt versucht sich ueberall heraus zu winden…

  11. Klapowski sagt:

    Auch nicht übel:

    „Der Gedanke an die Teilnahme umweht den Verfasser nicht nur während intellektuell dürftigerer Alltagserlebnisse dauerhaft – und erhält wenigstens den Anspruch höchster Qualität eigenen Gemurmels.“

    Überlege ernsthaft, jetzt auch meinen Doktor zu machen. Oder, wie ich es demnächst wohl formulieren müsste: „Den Abschluss der akademischen Weihen abwägend, gegenfalls der Idee zustimmend und ausführend gegenüberzutretend, das familiäre Wohlwollen dankbar erwartend.“

    Laut Wikipedia muss ich den Quatsch nur einreichen, ihn irgendwo veröffentlichen lassen und später noch mal eine öffentliche Diskussion an der Uni darüber führen. Der Erkenntnisgewinn für die Wissenschaft wäre grandios! „Die anthroposophischen Grundlagen der Fernsehserie Star Trek“ wäre als Thema doch sicherlich noch frei?

  12. G.G.Hoffmann sagt:

    Ich glaube, über Star Trek gibt es schon verschiedene Dissertationen. Da kannst Du höchstens noch glänzen, wenn Du Dir im Fach Physik den Warpantrieb vornimmst („Fazit: Hoffe demütigst zum Kairos nachgewiesen zu haben, daß, stünde der Menschheit eine Energiequelle im Taschenformat von der Stärke zweier Sonnen zur Verfügung, Geschwindigkeiten jenseits von 320 km/h unseren kühnsten Träumen entflögen und ihrer baldigen Verwirklichung im Stadtverkehr harrten.“).

    Mir persönlich blieben die Doktorweihen leider versagt, nachdem ich meinen potentiellen Doktorvater auf dessen Frage nach meinen diesbezüglichen Ambitionen mit der Antwort verärgert hatte, das sei wohl eher etwas für Menschen mit Profilneurose und nichts für tatkräftige Macher wie meinereiner.

    • Biermaaan sagt:

      Eine Dissertation ist nicht so sehr eine geistige Meisterleistung, wie eine Fleißarbeit, gerade in der Disziplin von Copy-Pasteberg. In Physik mag es vielleicht etwas anspruchsvoller sein, meistens weil halt noch nebenbei richtig als Wissenschaftlicher Arbeiter geschuftet wird, irgendwo her muss man ja seine Daten bekommen, Vorlesungen halten, Klausuren korregieren etc. Naja, wers braucht ;).

      Lustigerweise gibt es sogar Dissertationen über Star Trek, http://www.theage.com.au/news/national/now-for-star-treks-enterprising-thesis/2006/08/27/1156617211732.html . Leider noch nicht über den Warpantrieb, dabei würde das viele interessante Ansätze bringen, muss ich mal meinem Kollegen dem theophysiker vorschlagen ;).

      Antworten
  13. Biermaaan sagt:

    Ich sehe das ganze wie Tabularius, es wäre schade wenn jetzt davon die Wehrpflicht betroffen wäre. Eigentlich bin ich auch etwas enttäuscht das Copy-Pasteberg einfach so gegangen ist, er hätte erst noch unsere Armee auf Vordermann bringen sollen (= Soviel zusammen kürzen wie geht, und endlich unsere Kerls aus Afghanistan raus).

    Jetzt wird irgendso ein super reaktionärer Kerl Verteidigungsminister werden, der Alptraum wäre ja wenn Jung wieder drann kommt, Mr. Verfassungs-ändern-wenn-ich-es-will.

    Die Problematik um die Doktorarbeit und die Aberkennung des Doktorgrads sind mir eigentlich scheissegal. Wieviele kaufen denn bitte beim Ghostwriter ihre Disse, oder kaufen gleich ihren Doktor irgendwie bei ner Klitschenuni in Südamerika.

  14. flyan sagt:

    http://www.epu.ac.at/epu/research/rp_1008.pdf

    Ist zwar keine Doktorarbeit, aber zum Thema Star Trek Voyager.

  15. ted_simple sagt:

    @Klapowski

    Die zeitweise gestiegenen Umfragewerte lassen dich an der Bevölkerung zweifeln? Da gibt es schon psychologische Erklärungen, die gar nicht von Dummheit zeugen müssen. In den ersten Tagen waren die Fakten, die durch WikiPlag dann ausgearbeitet wurden, ja noch gar nicht klar: Das Ausmaß des Abschreibens war noch nicht sauber geklärt; ob eine leichte Form des Plagiierens in der Wissenschaft nicht sowieso üblich sein könnte; und wenn nicht, ob eine Arbeit mit knapp 500 Seiten (andere Doktorarbeiten kommen nur auf 200), die über 7 Jahre, was Aufwand suggeriert, erarbeitet und mit Summa cum laude (!) beurteilt wurde, denn wirklich als schlechter anzusehen ist als so manch anderer Doktortitel; und schließlich, ob das Ganze für seine Ministertätigkeit überhaupt relevant ist. Ich als Laie in Rechtswissenschaften hatte vor allem eine Meinung: ich kann dazu wenig sagen. Die Ungerührtheit in dieser Affäre muss kein Zeichen von Dummheit bzw. darauf zurückzuführen sein, dass man sich als Klatschblatt-Leser von seiner aalglatten Oberfläche einlullen lässt.

    Aber dann gab es noch eine zweite, menschliche Ebene: Man hat ein gewisses Mitleid mit Guttenberg, dem übel zugesetzt wurde. Und auf DIESER Ebene sind wir alle kompetent, wir sind alle soziale Wesen und können uns mit mit „Opfern“ solidarisieren. Dieses zwischenmenschliche Urteil wirkt u.U. etwas stärker als der negative Eindruck durch die schlampige Doktorarbeit, so dass unterm Strich der Zuspruch zu G. sogar etwas steigt.

    Außerdem sollte man nicht vergessen, dass das Ansehen von Politikern bei den meisten Leuten im Keller ist – man erwartet Sumpf und Korruption und ist eben nicht so leichtgläubig, wie du es in deinem Artikel darstellst. Bei Guttenberg hatte ich zumindest noch die Hoffnung, er sei ETWAS besser als „die anderen“. Wenn die Erwartungen im Keller sind, hält man nach Hoffnungsschimmern Ausschau.

    • ted_simple sagt:

      Keine Korrekturfunktion mehr? Also: sollte GuttenPlag heißen, nicht WikiPlag.

      Antworten
    • ted_simple sagt:

      Und ich stimme in der Sache vollkommen zu, dass der eigentliche Skandal darin liegt, dass Politiker in ihren Sachgebieten vollkommene Laien sind. Immerhin hat G. „Außenpolitik“ studiert, das kann man ihm doch höchstens zugute halten.

      Antworten
    • Klapowski sagt:

      „und schließlich, ob das Ganze für seine Ministertätigkeit überhaupt relevant ist.“

      Was für die Beurteilung seiner Person relevant ist, hat Gutti ja quasi selber festgelegt: Ehrlichkeit, Unbestechlichkeit, Andersalsdieanderensein-igkeit.

      Ich wage sogar die mutige These, dass man sich bei einem Roland Koch nicht wirklich aufgeregt hätte, selbst wenn man ihn nackt beim Kopieren einer Doktorarbeit erwischt hätte. Weiß ja jedes Kind, was ’ne Sau DER ist. Guttis Schleimfaktor hat ihn schon vor Monaten als Opfer vormarkiert. Ich wusste spätestens seit diesem SPIEGEL-Titelbild, dass man ihm beim ersten Missachten eines Halteverbots verprügeln würde.

      „Man hat ein gewisses Mitleid mit Guttenberg, dem übel zugesetzt wurde.“

      Auch ich hatte kurzfristig mit diesem Gedanken gespielt, aber die Argumente der Guttenberg-Freunde waren mir einfach zu blöd, um schön zu sein. Erst heute diskutierte ich mit einer Kollegin über ihn und seine Dissertation. Und sie war sich 100%ig sicher, dass sowieso nur altes Wissen (leicht) umformuliert wird, es keine neuen Erkenntnisse gibt und es quasi unzumutbar wäre, eigene Gedanken schmissig auszuformulieren.

      Als jemand, der quasi seit 10 Jahren an einer Erkenntnisexplosion im Internet mitarbeitet, muss ich dieses natürlich empört zurückweisen. Bei solchem Blödsinn tritt man als ehrlich empörter Bildungsbürger sogar noch GERNE in die gekrümmte Karl-Theodor-Eitelkeit nach.

      Antworten
    • ted_simple sagt:

      SPON hat sich in einem Kommentar zu seiner Rücktrittsrede darüber empört, dass G. sich als Opfer der Medien inszeniert hätte und dem entgegengestellt, ER habe doch schließlich den Fehler gemacht, die Doktorarbeit abzuschreiben. Wer empört sich hier zu Unrecht, wer ist theatralisch und arrogant? Man kann unschwer beiden Seiten diese Attribute zugestehen. Oder auch nicht. Das ist sehr eine Frage der Perspektive, deswegen sollte man sich mit Anschuldigungen falscher Theatralik usw. zurückhalten.

      Im Unterschied zu dir war mir Guttenberg immer sehr sympathisch. Ja, ich mag solche charismatischen Typen, die aus ihrer eigenen Perspektive richtig und leidenschaftlich handeln. Ich glaube, man tut ihm Unrecht, wenn man ihm Theatralik unterstellt: der Mann IST so wie er ist. Zumindest weitgehend. Klar hat er es mit der Inszenierung auch mal übertrieben, aber wer sich seiner Erscheinung bewusst ist setzt diese auch ein – tun schließlich alle Schauspieler. Und nicht nur ihres Berufs wegen, sondern weil es – meiner Überzeugung nach – eine Lebenseinstellung ist.

      Der Mann hat mich oft an Gaius Baltar (James Callis) erinnert, in der Art wie er polarisiert, aber für mich eben sympathisch ist. Mein Lieblingscharakter aus BSG. Wie oft hat der Fünf gerade sein lassen, ich geb’s zu, aber das war mir irgendwie doch egal. Bei mir läuft es prävalent über die Schiene: Kann ich mich in jemanden hineinversetzen? Die Denke von Agitatoren wie Sigmar Gabriel, dem Hohlkopf Trittin und anderen Politikern ist mir sowas von menschlich fremd, dass für mich Guttenberg auf einsamer Flur stand. – Wenn ich jetzt hier abbreche und den letzten Satz als Schlusswort stehenlasse, bin ich dann theatralisch? Falls ja: ist nicht so gemeint.

      Antworten
    • ted_simple sagt:

      Habe übrigens den Namen ted_simple einmal gewählt, weil er so unprätentiös (ja! ich liebe dieses Wort seit der Verwendung in einer Firefly-Folge) ist. Und der „Vorname“ sollte schlicht kurz sein, damit ich nicht viel zu tippen habe, wobei Ed und Al (Bundy) irgendwie doof klangen, also bin ich auf drei Buchstaben hochgegangen.

      Antworten
    • Biermaaan sagt:

      Ich dachte da immer an Ted aus Scrubs :(

      Antworten
    • FF sagt:

      Graf von und zu Xerox mit Baltar zu vergleichen, ist richtig gut. Könnte mir vorstellen, dass der uns auch an die Zylonen verraten hätte und sich dabei keiner Schuld bewusst gewesen wäre. Baltars Karierre fing damit ja erst richtig an und ging auch nach seinem Prozess weiter. Xerox Rückkehr wirft auch schon unheilvolle Schatten voraus.

      Konnte Xerox Schleimigkeit die ihm zum Kopf rausquillt zwar noch nie ausstehen, aber die Abschaffung der Wehrpflicht muss man ihm zu Gute halten. Aber die restliche Reform war wohl trotzdem nichts. Wie bringt man es fertig trotz Einsparungen am Ende sogar noch mehr ausgeben zu müssen? Trotzdem hat sich Xerox wohl bei der Bundeswehr auch einige Feinde gemacht, ob die Aufdeckung damit im Zusammenhang steht, man weiß es nicht. Eine Doktorarbeit zu plagiatieren ist schon dreist, aber verglichen mit der Korruption anderer Politiker … Heute z. B. wieder ein Artikel über unseren Ex-HIV-Kanzler und seine dubiosen Zahlungen, die er von allen möglichen Stellen, nicht nur von Gazprom, hier AWD erhalten hat …

      Ok, die Doktorarbeit war vermutlich von einem Ghostwriter gekauft und auch von Buyreuths Amigos durchgewunken, aber er hat immerhin damit auch keine wissenschaftliche Karierre angestrebt. Natürlich kommt sich das Bildungsbürgertum damit trotzdem verarscht vor, deren Existenz auch von höherer Bildung und deren Glaubwürdigkeit im hohen Maße abhängt. Aber bei der Unterschicht spielt Bildung nicht dieselbe Rolle, daher denke ich, rekrutieren sich auch die meisten Fans, die auch meistens Bildleser sind. Und wie gesagt, in den dekadenten „höheren“ Kreisen ist sowieso das Meiste Schall und Rauch.

      Antworten
  16. Biermaaan sagt:

    Tja, Spendenkoffer Kohl und Gasgerd wurde uns eben Googleberg von der Politik geschenkt. Von all den krummen, korrupten Politikern kam mir der Googleberg aber doch noch als kleineres Übel vor. Schmalzlocke hin und zusammengeraffte Doktorarbeit her,… Er hat seit sehr langer Zeit mal wieder was in der Bundeswehr zum rollen gebracht. Ich sags euch, der hätte unsere Truppen aus Afgahnistan rausgeholt… der Maiziere, mit seiner super seriös Hackfresse, macht das nie.

    „De Maizière stellte in dem Tagesbefehl indes klar, dass er am größten Umbau der Bundeswehr in der Geschichte festhalten wolle. Lediglich beim Tempo und den Prioritäten könnte es Verschiebungen geben. Ein Sprecher sagte, «leichte Richtungsänderungen» seien denkbar.“

    Jaja, leichte Richtungsänderungen my ass.

  17. Biermaaan sagt:

    Grr, wir brauchen wieder das Edit Sparki! Wie soll ich sonst meine Sufftexte korrigieren, das ist ja unlesbar! Nach „Tja“ fehlt ein „nach“ ;)

    • FF sagt:

      Ja, bin auch für die Editierfunktion. Warum wurde sowas Sinnvolles überhaupt abgeschafft? Ist ja hier schon fast wie in der Politik, bei der es nach jeder Reform schlimmer wie vorher aussieht. ;D

      Antworten
    • Biermaaan sagt:

      Die Politik hat die die Softwareentwicklung sowie die Designfraktion angesteckt. Der neue Firefox wird Grauss,OOo wird so grausig wie Office, die neusten Revamps von Internetseiten sind zum Kotzen.. etc. Zukunftia muss wohl mit der Zeit gehen! *heul*

      Antworten
    • Sparkiller sagt:

      Ich kann mich über die mediale Aufmerksamkeit durch die Besucher dieser Seite nur wundern. Natürlich wurden Fehler begangen, als die eingesetzte Version des Editier-Addons plötzlich nicht mehr mit dem neuesten Update der Software dieser Seite zusammenarbeitete. Hier wurde eindeutig der Kathmandu verpasst.

      Ich trage bis zur Stunde Verantwortung in einem fordernden Amt. Die Reduzierung des Erdbeerweinkonsums meines Kollegen Klapowski auf lediglich 30 Kartons pro Tag war eine der größten Reformen meiner Laufbahn als Webmaster dieser Seite und vor allem als sein persönlicher Zivildienstbetreuer auf Lebenszeit.

      Ich habe, wie jeder andere auch, zu meinen Schwächen und Fehlern zu stehen. Daher war es schon allein eine Frage des Anstandes, unter Einsatz meines persönlichen Vermögens für 5 Dollar eine aktuelle Fassung der Editier-Funktion zu erwerben und diese auch unverzüglich in das bestehende System zu integrieren.

      Diese zehn Minuten Arbeit forderten mich auf das Äußerste und ich habe dabei die Grenzen meiner Kräfte und vor allem meiner Blase erreicht. Daher werde ich nun erstmal austreten. Vielen Dank!

      Antworten
    • Biermaaan sagt:

      Sauber Sparki ;) Jetzt nur noch billigen Pappenrotwein, dann steht der Politiker-Karriere nichts im weg.

      Antworten
  18. Klapowski sagt:

    Nur mal so als Denkanstoß:

    – Gutti hat die Reform quasi im Alleingang beschlossen, ohne sich vorher groß Gedanken gemacht oder um Unterstützung geworben zu haben. Unprofessionell?

    – Guttis Reform-Konzept soll im Kanzleramt gerügt worden sein, da zu oberflächlich und lückenhaft (laut Meldungen in SPIEGEL, TAZ, ect…)

    – De Maizière mag ein Langweiler sein, aber er soll ja auch keine Actionfilme drehen (wobei…?). Er gilt als Arbeitstier, intelligent und solide, kennt die Bundeswehr gut und schmutzt nicht. Nur, weil er nicht schleimig seiert und eher medienscheu ist, muss der Mann nicht schlecht sein. Gebt ihm eine Chance! Seine Doktorarbeit kommt ja vielleicht noch!

    • FF sagt:

      Naja, gerade diese Hemdsärmeligkeit und undogmatische, um nicht zu sagen naive Herangehensweise hat es für die Abschaffung der Wehrpflicht gebraucht und würde es auch für eine Abzug aus Afghanistan brauchen.

      Handwerklich mag de Maiziere die solidere und bessere Arbeit machen, aber so ein jahrzehntelang in der CDU/CSU festverankertes Dogma hätte so ein Mann niemals angezweifelt oder angegriffen.

      Antworten
    • Biermaaan sagt:

      Ich bestreite ja nicht das er ein guter CDU-Politiker ist(soll heissen der Partei hörig). Ich sage ja nichtmal das ich den Kerl nicht leiden kann, hat er doch als Innenminister gute Arbeit geleistet. Gerade das gefällt mir(Zitat):

      „Im November 2010 gab de Maizière als Bundesinnenmister eine Terrorwarnung für Deutschland heraus. Er berief sich auf „konkrete Ermittlungsansätze und konkrete Spuren“ und betonte, dass es „keinen Grund zur Hysterie“ gebe.[10] Er sprach sich gleichzeitig mit dem Vorsitzenden des Innenausschusses im Bundestag Wolfgang Bosbach dagegen aus, diese Situation für Gesetzesverschärfungen zu instrumentalisieren.“

      Hat zwar ein bisschen übertrieben mit der Terrorwarnung, aber es nicht gleich versucht wie in manch anderen Ländern (*hust* Uk mit ihren The Civil Contingencies Bill, Usa der Patriot Act, etc ….)das brutal Auszunutzen um aus Deutschland einen Polizeistadt 2.0 zu machen, obwohl er das wohl Karrierebedingt im Blut hat;) Das rechne ich ihm hoch an!

      Aber er wird einfach nicht der Mann sein, der unsere Bundeswehrmichels aus Afghanistan rausholt. Was ich halt gerne so hätte, wie auch die Mehrheit der Deutschen. Aber wohlen wir unseren neuen Minister mal nicht mit so Kleinigkeiten wie Wille des Volkes stören.

      Dabei sei noch gesagt das ich vor dem neuen CSU Innenminister richtig Schiss habe. Der wird noch Schäuble wie einen Linken Sozialist dastehen lassen. Mir war Maiziere auf dem Posten lieber.

      Antworten
  19. Donald D. sagt:

    So unsympathisch war mir K.T. zu Mogelberg nie. Doch seine zusammengemopste Doktorarbeit war schlichtweg total bescheuert von ihm. Ich bezweifle auch, daß das Ding irgendjemand gelesen hat. Wie es Christoph Lang beim Nachtjournal sagte, haben die Verantwortlichen an der Uni das Ding wohl einfach „durchgewunken“. Allerdings sollte man nun auch die anderen Doktorarbeiten mal genauer unter die Lupe nehmen; die von Kohl, Schäuble, Seehofer, Gysi u.a.. Insbesondere auch die von den Grünen, wobei ich bezweifle, daß dort überhaupt einer einen hat. Besonders Trittin scheint einen IQ von dem eine Hilfschülers zu haben.

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