„Star Trek – Strange New Worlds“ – 3.06 -„The Sehlat Who Ate Its Tail“

Wie lange haben wir darauf gewartet, dass Neu-Kirk endlich mehr zu tun bekommt? Natürlich will man natürlich seinen Aktivposten namens Kirk nutzen, bevor man ihn (meine Vermutung) ebenfalls in Spaßepisoden wegwirft. Daher erdachte man sich ein Story-Konstrukt, in dem der Haudegen seine Kumpels von der Enterprise aus einem Monsterraumschiff retten muss. Quasi so eine Art V’Ger, Walsonde oder Borgkubus – halt mit weniger Charakter oder Nahaufnahmen. Doch funktioniert James‘ Rettungsaktion, obwohl Scotty mitteilt, dass nicht alles optimal verkabelt ist? Bleibt dran!
Inhalt: Als Kirk auf der USS Farragut seinen langweiligen Dienst ableistet, wird ein kompletter Planet gesprengt. Die umherfliegende Superwaffe ist da noch nicht zu erkennen, aber mit der eintreffenden Enterprise als Köder bessert sich das.
Als das riesige Raumschiff Pikes Schiff verschluckt, muss Kirk die Verfolgung aufnehmen – und einen Plan entwickeln. Währenddessen wird die andere Crew im Schiffsinneren von „Ranken“ durchdrungen.
Schießwütige Leute im Raumanzug kommen als Bonus obendrauf.
Besprechung
Es gibt diesmal viel zu besprechen, Leute… ist das wirklich die heiße „Kirk-macht-sich-bereit“-Folge, die wir hier bekommen sollten? Oder wird hier alles nicht so lauwarm gegessen, wie es im Kühlschrank gekocht wird?
Schauen wir mal:
– Was ist da denn los? So schnell ist man bei Star Trek zuletzt zur Sache gekommen, als Kurtzman dem Herrn Paramount seine neue IBAN mitteilen musste! – Wir steigen direkt mit der USS Farragut ein, auf der (nebenbei bemerkt) keiner irgendwie sexuell aufgeheizt ist. Und sofort geht der Planet hoch, das Schiff wird stark beschädigt und die Enterprise rast hinzu.
Was war da los in Sachen Schnelleinstieg? War der Typ, der ChatGPT im Autorenraum installiert hat, etwa ein echter Fanfiction-Autor? Hut ab.
– Dass die Brückenoffiziere der Farragut alle schön langweilig waren, half in den ersten Minuten auch, mich in diese Routinemission zu ziehen. Wobei es Abzüge in der B-Note gab: Musste Kirk seinem Captain echt gleich auf die Nase binden, dass ihm sooo langweilig war? („Will runterbeamen, Menno! Wie sollen wir denn das Universum erforschen, wenn wir nicht mal wissen, ob es da unten eine Eisdiele gibt, Tanteeee?“
„Tja, Planet kaputt. Egaaal. Wir haben eh nicht gezeigt bekommen, ob der schön ist.“ – DAS nenne ich mal eine Lavalampe: Diese Sequenz war gut inszeniert. NOCH besser hätte mir aber gefallen, wenn wir vielleicht ein Außenteam gesehen hätten, das (z.B.) beim Blumenpfücken plötzlich einen Strahl durch den Regenbogen am Himmel herannahen sieht.
– Ein bisschen blöd geschaut habe ich dann aber schon, als der Planetenzerstörer mal gerade die Enterprise „aufgegessen“ hat. Was jetzt inhaltlich nicht schlimm ist, aber laaahm inszeniert war. Da hätte ich schon ganz gerne einen Schnitt auf Pikes Brücke gesehen. Zumal es optisch einiges zu besprechen gegeben hätte:
„Äh, es verschlingt uns. Und es hat sogar Zähne.“ – „Ausweichmanöver?“ – „Lieber nicht, wir könnten Kirks Motivation damit beschädigen!“
Ernsthaft: Hatte ich überhört, dass die Enterprise nicht fliegen konnte, oder sind die fast absichtlich in das Viech geflogen? Beziehungsweise auf die einsammelnden Ranken zu?
– Dass man quasi den Planetenkiller aus TOS hier einbaute, finde ich durchwachsen. Zwar muss es nicht unbedingt dasselbe Objekt sein („In den Außenwelten nannten wir ihn ‚Den Kaputtmacher‘, die Klingonen sagten dazu ‚Sch‘Rott M’Ach’!“), aber in einer angeblichen Prequel-Serie etwas einzuführen, was Kirk wenige Jahre später dann NOCH MAL ÄHNLICH passiert, ist schon ziemlich sportlich? Schon alleine in den Moral-Synapsen der Autoren?
Trotzdem beweist man hiermit erneut, dass die alten Ideen viel interessanter sind als alles, was SNW dazu erfunden hat.
Könnten wir daher bitte erneut das Roddenberry-Hologramm sehen? Nur, dass er diesmal einen Strauß Entschuldigungs-Tulpen bekommt, hmm…?
„Ich weiß, warum ihre Schüsse keine Wirkung haben! Sie müssen das Gaumenzäpfchen von der Rückseite treffen.“ – Das rot schießende Ding vor dem „Maul“ ist die Enterprise… Schade, dass ich den unscharfen Trümmertrumm gar nicht als sooo massiv und gefährlich wahrnehmen konnte. Eine realistische(!) Stahltextur aus der Nähe hätte da echt Wunder gewirkt?
– Was Kirks neuen Schauspieler (Paul Wesley) angeht, muss man sich wohl von dem Gedanken lösen, dass dieser eine 1-zu-1-Imitation eines WACHEN Shatners hinzulegen versucht. Das hier ist eher vom Schlage „Olaf Scholz spielt Patrick Stewart“, was aber okay ist. Ich nehme lieber die triefäugige Allerwelts-Variante von William Shatner, als noch einen Spock-Darsteller mit massiven Gefühlsdefiziten (= „Ich habe immer noch zu WENIG Gefühle, haaarr!“).
– Die ihm zugeteilten Dialoge waren nicht immer gelungen. Zwar gefiel mir, wie er Scotty motivierte, das Schiff mit Klebeband, gutem Willen und unterschrittenen Reparaturzeiten zusammenzuhalten (siehe TOS), aber die gewisse Arroganz hätte man noch einsparen können: „Tja, wir haben den Zerstörer überholt. Wusste ich doch, dass ich Recht habe, wenn ich EUCH anpeitsche, dies möglich zu machen!“ – *Brust schwell*
Einfach mal die Klappe halten und die Handlung und eingeblendeten Kindergesichter atmen lassen?! Und somit auch das Gehirn der Zuschauer, das eventuell noch weiß, was 2 Minuten vorher besprochen wurde?
– Positiv empfand ich, dass Kirk die ganze Zeit Entscheidungen treffen durfte. Wo Pike die meiste Zeit (gefühlt) aus dem Raum rennt – „Sie schaffen das schon. Ich bin bei meiner Pfeffermühle!“ –, quälte sich James T. Die ganze Zeit mit Fragen des richtigen Vorgehens. Ja, jeder Funkspruch und jedes Abwarten mussten gut überlegt sein! Und vor allem, als er bemängelte, dass die Crew ihn mit Vorschlägen vollquatschen würde, fühlte ich das gaaanz tief drinnen.
(*Abwechselnd auf Kurtzman-Staffelboxen und einem Berg Ohropax zeig*)
„Werden wir hier für immer gefangen sein?“ – „Nun. Bei all den Serien-Pitches, von denen man gerade liest, ist bestimmt auch so was wie ‚Star Trek – Swallowed’ dabei.“
– Abzüge gab es für die Handlung auf der Enterprise. Und hier bin ich ein simpler Typ, was das Verteilen meiner meterlangen Minuspunkte angeht:
-> Pelia mehr als einmal kräh… sprechen lassen? = Halber Stern Abzug!
-> Gesichtslose Raumanzug-Futzis, die im dunklen Gang am Schiff herum-prokeln? = Schon sind zwei Gähner in die hohle Hand gesammelt!
-> Gesichtslose Raumanzug-Futzis, die von einer explodierenden Schnaps(!)flasche fast verbrannt werden? = Nicht gerade das, an was ich Mitte der 90er gedacht habe, als ich mir das „Star Trek in 30 Jahren“ vorstellte.
-> Dunkelheit und technische Probleme, also alles so ÄHNLICH wie auf der Farragut? = Zeitschinden für Feinschmecker.
– Überhaupt ging der Folge in der Mitte tüchtig die Puste aus! Zwischendurch hatte ich das fremde Raumschiff fast schon vergessen, was man mit ein paar Sensoren-Einblendungen hätte gut ausgleichen können. („Da! Es hat eine Raumstation auf seinem Pfad gefressen. Und es waren sogar 4 Eastereggs für Alt-Trekkies drin!“) – Sollen wir mal kurz gucken, was bei TOS’ „The Doomsday Maschine“ bei genau 25 Minuten passierte?
Äh… Huiii… Kann ich das noch ein wenig weiter schauen, bevor ich das Review weiterschreibe?
Danke, Mami.
– Das gewollte Episoden-Highlight sind natürlich die analogen Telefone aus den 1980ern, die Pelia verteilt. Auch wenn ich das leichte Gefühl habe, dass man hier dezent bei „Battlestar Galactica“ (2004) geklaut hat?
„Jetzt geh doch mal einer ran! Ich muss noch mein Faxgerät putzen und habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ – Wählsch(r)eibe: Die Autoren haben sich hier durchaus ein amüsantes Bonmont ausgedacht – hummhumm, welch feinsinniger Humor für Anarcho-Aristokraten, hummhumm. Hierfür erhebe ich gerne anerkennend mein Colaglas, proste den Schreiberlingen zu – und greife ebenfalls zu einer Wählscheibe. Ich wähle hierfür … eine alte TOS-Blu Ray!
Natürlich war’s eine nette Idee, Kupferkabel durchs Schiff zu ziehen, aber der gaaanz große Heiterkeits-Ausbruch blieb bei mir aus. Hat man hier die Hauptgefahr etwa nur um den Gag „herum“ geschrieben? Anders gefragt: Wie hätte der Zuschauer es gefunden, wenn TNG-Picard über Dosentelefone und Papierflieger im Turbolift-Schacht kommuniziert hätte, während die Borg angreifen?
– Am Ende wird das Raumschiff zerstört. Und der große Twist enthüllt sich in Form eines … USA-Wappenaufdrucks! Tatsächlich gab es vor dem ersten Warpflug bereits ein großes Schiff, das Ressourcen finden sollte. Und irgendwie© ist das immer weiter gewachsen und die Menschen wurden zu einer Art … Borg-Ferengi?
„Jetzt wird mir alles klar! Die überlegene Technologie! Die unfassbare Größe! Die später drangeschraubten, leistungsstarken Warptriebwerke! Dies müssen die Campingplatz-Kollegen sein, die VOR Zefram Cochrane aufgebrochen sind!“ – Klaubt doch, was ihr wollt: Der Kanon wird jetzt hier nicht gerade gestreichelt. Ein großer Schlag vor seinen – eh schon eingedellten – Schädel ist das aber auch nicht…
Klar, das ist total clever (gemeint): Die alten Amis waren Ausbeuter, das Schiff selbst vielleicht eine Analogie auf den Kapitalismus – oder Trump. Und dafür gibt es ein Fleißsternchen in Sachen „Kulturkritik“! Für viele wird das schon genügen, um „Das ist wie altes Star Trek!!“ zu rufen und zu fordern, dass man genau so weiterschreiben möge.
Wirklich spannend fand ich das aus SF-Gesichtspunkten aber nicht… Hier knarzte die Logik an so vielen Ecken, dass man sie für ein Spukschloss halten könnte! Klar, wir wissen nicht, was diese Ur-Crew erlebt/gefunden hat, (siehe V’ger), aber ich tat mich schwer mit dem Gedanken, dass man technologisch, logistisch, psychologisch und entfernungstechnisch derart abdriften konnte. – Wobei ich finde, dass bereits EIN längeres Gespräch mit den Raumanzugträgern geholfen hätte, das „realer“ zu machen.
(„Müssen … sammeln! Sammeln ist leben! Ressourcen … für unsere Kinder! Ohne … Energie … keine Bitcoins!“)
Das eingeblendete historische Foto der Mission schaffte da eher das Gegenteil:
„Sollen wir echte Statisten in Anzüge stecken, Alex?“ – „Ach Quatsch, diesen verschwommenen Photoshop-Look, den wir so mögen, bekommt Midjourney viel besser hin.“ – Grafikdesign-Autismus leicht gemacht: Diese Eierköpfe hinter Goldfischgläsern waren nicht gerade ein Reinzieher. Aber klar, für „liebevolles Handwerk“ hat man andere Leute gebucht. Die dann zufällig für „The Orville“ arbeiteten?
Das Hauptproblem ist weiterhin, dass auch diese soliden Episoden selten „swingen“. Zwar könnte man hier eine Liste abhaken, was alles toll erzählt sei („Kirk macht ein Gesicht! Befehle wirken sternenflottig!“), aber selten tickte in meine Herzen etwas mehr als eine nervöse Stoppuhr.
Zum Vergleich: Kürzlich sah ich mir – recht ungeplant – fünf alte DS9-Epsioden an. Und selbst die langweiligeren Vertreter vergingen hier meist wie im Fluge: Abwechslung, Figurenwechsel, Szenenlänge, Quark-Scherze, Erklärungen, Außenszenen, Gesamtkonzept, religiösen Drehkörper-Schwachsinn, um auch unlogische Sachen zu erklären…
All das bietet SNW weiterhin nicht. Die Dialoge sind nicht knackig genug, der Cutter wird mir zu wenig geprügelt („WAS? 10 Minuten wegschneiden? Aber aus diesen altertümliche Zeiten sind wir doch raaaus!“ – *20 weitere Sekunden mit Spock beim Doof-Rumstehen einbau*) und eigentlich würde mich MEHR interessieren, wie die Eigentümer des Gigantenraumschiff so drauf waren – oder wie die angeflogenen Planeten reagieren?
Aber klar, wenn man (fast) nur den Plot-Twist vorweisen kann, muss man alles andere natürlich warten lassen.
Kleine Dramaturgie-Meilensteine, die der Story zwischendurch einen erfrischenden Eiswürfel unter’s Hemd schmeißen, gab es jedenfalls kaum. – Hintergründe, Worldbuilding, spannende Funksprüche, Leute von Außerhalb, die NICHT sofort wegsterben: Alles Fehlanzeige.
Wie so oft faselte man sich gegenseitig den Selbst- und Fremdzweifel aus der Birne raus. Und das gleichzeitige Rumschrauben am Schiff – an zig Stellen – scheint dabei neuerdings ein neues Steckenpferd der Serie zu sein?
Klar, das gehört zu Star Trek dazu, aber hier wird die Entscheidungsfindung und -umsetzung auf ein Podest gestellt, so als sollten wir staunend davor erstarren. („Wow! Ener-gie-prob-le-me! Und sogenannter Zeit-druck! Lasst es uns als Mantra aufsagen…“)
„Oh weh. Ich muss entscheiden. Bin ich jetzt skeptisch-durchsetzungsstark oder skeptisch-zurückhaltend?“ – The Last Of Us (Die Last von uns): Im Zweifel einfach nicht zuuu sehr William Shatner imitieren, denn das würde von der Story ablenken? Der Darsteller vollbringt hier trotzdem seine bisher beste Arbeit. Na daaann, ab zur Petition und die lose angedeutete „Kirk-Serie“ von Paramount einfordern?
Kurz gesagt: Der menschliche Faktor läuft – nett geschauspielert – etwas unterwältigend nebenher.
Dass viele Effekte erneut überhaupt nicht schön sind, sorgt ebenfalls für Punktabzug.
Wie soll man so eine massive Bedrohung denn spüren, wenn die Kamerafahrten am unscharfen Schiff sooo langweilig aussehen, dass es auch eine Borg-, Gorn- oder Breen-Folge von Kurtzman hätte sein können?
Hier sah die finstere Alien-Raumstation in der 3. Orville-Staffel gleich zwei Klassen besser aus!
Fazit:
Ich weiß, im Netz wird diese Episode schon als größte Errungenschaft seit der Erfindung von Asche-im-Hundefutter gefeiert. Und ja, viele Szenen waren solide, okay gespielt und frisch genug. Wie auch immer man das bewertet, wenn bei SNW permanent TOS- und TNG-Skripte geklaut werden?
Die große Auflösung funkte bei mir aber nur halbherzig.
Die Idee ist klasse, aber wenn man drumherum nur einen halbgaren Aufbau rund um Flurgeballer, Abwarten, Selbstzweifel, zähen Plauderrunden („Guckt mal, der Kirk ist sooo zerrissen unter seiner Verantwortung. Star Trek jetzt wird Kuuult?“) und dem Retro-Telefon-Scherz geboten bekommt, zieht sich alles – trotz finaler Botschaft – doch arg in die Länge.
Nicht falsch verstehen: Das ist die BESTE Episode dieser Staffel. Aber die einzelnen Szenen, der Impact, die Gesprächsführung, die Effekte, der Feinschliff, die Schnitte, die Großskaligkeit, der Flow und die Leichtigkeit sind immer noch meilenweit entfernt von dem, wo wir mal waren.
Und das inkludiert ausdrücklich die TOS-Folge „The Doomsday Machine“, ha!
SO nämlich!
Mysteriöse Gegner im Besitz von übermächtiger Technologie terrorisieren die Enterprise, während man gegen Ende auf ein Erden-Raumschiff aus der Vergangenheit stößt.
Aber genug vom Fan-Liebling „Star Trek Beyond“ von 2016, schauen wir uns mal die neue Folge von „Strange New Worlds“ an:
– Direkt zu Beginn macht Kirk seinen Eintrag ins persönliche Logbuch und fragt sich, was eigentlich diese Sternzeiten sind und dass diese für ihn ineinander verschmelzen. Komische Bemerkung, da man wohl spätestens in der Akademie so etwas erklärt bekommt. Und das Verschmelzen raff ich auch nicht so ganz („09.12.1978, 11.11.2005… alles dasselbe, immer gleich… öhm, außer natürlich in der einen Sache, wofür sie gut sind.“).
– Sind Hair-Stylisten bei den Vulkaniern plötzlich total logisch? Wann genau wurde „Topf auf Kopf und einmal rumschnibbeln“ aufgegeben um Platz für explodierte Tribbles auf der Birne zu machen? Und eine sehr menschliche Darstellung von Schmerz hätte es bei MEINEN Vulkaniern auch nicht bereits bei einer läppischen Hirnblutung gegeben, jawoll!
– Das fremde Schiff mag ja etwas größer gewesen sein, aber „Planetenzerstörer“ wäre mir bei diesem rostigen Ersatzteillager mit Greifhaken nicht eingefallen. Und für eine nicht genannte Menge von… *seufz*… Aldentium gleich den ganzen Planeten zu sprengen, was für meinen Geschmack auch arg schnell ablief, ist ja mehr so ein J.J. Abrams Ding.
– Die Dialoge sind für mich immer noch der größte Knackpunkt beim Kurtz-Trek. Nicht furchtbar, aber auch nicht wirklich prägnant oder clever. Hier gibt es daher auch wieder so Beispiele wie „Es gibt keine wissenschaftliche Formulierung dafür“ nur um es direkt danach DOCH wissenschaftlich zu formulieren. Oder ein erleichtertes „Schön, dass Sie zurück sind!“ an Kirk, nachdem dieser nur mal fünf Minuten seine Ruhe haben wollte. Da dauern meine Klositzungen ja länger („Waaaas? Kein tosender Applaus?!“)!
– Mussten die Bösen™ unbedingt mit altem Seemannsgarn erklärt werden? Warum diese nicht einfach komplett unbekannt lassen? Hätte eh Nix an der Story geändert. Auch DAS hätte es bei Picard nicht gegeben („Unter den Matros— äh— der Crew gibt es Gerüchte von blassen Wesen mit Drähten an ihren Körpern. Und bei Warpstürmen kann man ihre Zahnräder klicken hören…“).
– Laut Ende hatten die Bösen™ am Anfang (vor ca. 200 Jahren) gar keinen Warpantrieb. Und Voyager 1 ist nach 47 Jahren erst am Rande des Sonnensystems. Ob die Aliens, welche V’Ger aufgegabelt haben, aaaauch etwas damit zu tun haben?
…
Aber genug gemeckert!
Jetzt folgt eine Spark-Premiere, nämlich meine Sammlung von POSITIVEN Eindrücken:
– Die Enterprise erscheint ohne Gelaber und beschützt die Farragut auf eine nachvollziehbare Weise. Man konnte sogar erkennen, was passiert (*staun*)!
– Für die beschädigten Korridore von Raumschiffen der Sternenflotte bin ich immer zu haben, zumal dieses Mal sogar Überlebende durch die Gänge stampften (Ja, die Messlatte ist niedrig).
– Die Zurückhaltung von Kirk, seinen Hintern auf den Kapitänsstuhl zu pflanzen, gab es dem Ganzen etwas… *duden aufschlag*… Gravitas. Ruhige Momente wo IN den Charakteren auch mal etwas passiert sind mir eh zu selten, von Spocks Samenstau durch Beziehungsdrama mal abgesehen. Auf jeden Fall erhielt Kirk mal etwas Tiefe. Erwähnte ich schon die niedrige Messlatte?
– Die allgemeine Stimmung dieser Folge ist mir sehr positiv aufgefallen. Immer herrschte ein Gefühl von Dringlichkeit und auch der Ernst der Lage wurde gut vermittelt. Sehr kinofilmig und das meine ich hier mal als Kompliment!
– Auch die Mucke stach aus dem üblichen Hintergrundgedudel hervor, wodurch einige Moment wesentlich potenter wurden. Gerne mehr davon! Also, Instrumente und so.
– Selbst die Lösung mit den alten Telefonen hat mich trotz der Doofigkeit nicht gestört. Pella wurde hier (endlich) mal sinnvoll eingebaut und kleine Gags wie ein Atari 2600 in der Truhe waren auch nett.
Grundsätzlich fand ich auch den Twist am Ende interessant, nur leider schlecht umgesetzt.
Mein Problem daran ist, dass sich dieser in der gesamten vorherigen Episode nicht bemerkbar macht, denn bis zur Entdeckung des alten Schiffteils hätten es auch 08/15-Bösewichte sein können. Diese ganze Enthüllung wurde hier einfach an den Schluss getackert und gut ist. Das wäre mit ein paar vorherigen Hinweisen viel cleverer herübergekommen.
Zumal mich interessieren würde, warum die Bösen in den letzten 200 Jahren einen fies guckenden Schlund in ihr Schiff eingebaut haben. Damit selbst der letzte Zuschauer rafft, dass die nicht nett sind? Da gefällt mir so ein schlicht-klassischer Borgwürfel aber besser, was ja auch irgendwo für deren Kultigkeit gesorgt hat.
Fazit: Der allgemeine Konsens im Internet deutet auf jeden Fall auf eine Verbesserung hin, was bei vielen wohl für Schock-Boni sorgen wird („Folge zu Ende und ich bin noch wach? 10 von 10 Punkten!!!“).
Nur die Grundprobleme waren halt wieder vorhanden. Schwammige CGI, wo man nix erkennt, was mir gerade beim Trümmerfeld am Schluss aufgefallen ist („Worüber wundert sich Pike jetzt? Was für ein altes Schiff?!“) und im Inneren des Bös-Schiffes („Woooo sind da andere alte Schiffe?!“) aufgefallen ist. Und die Dialoge brauchen einfach mehr Knackigkeit, meist geht es in Richtung dröges „Wundern / Erklären / Umsetzen“ ohne dass die Figuren etwas mehr Tiefe erhalten. Siehe Gegen-Beispiel oben mit dem Kirk-Stuhl.
Aber abstreiten will ich es gar nicht: Stimmung war gut, Story war interessant und wirkte weniger gestreckt als sonst. Überhaupt kommt der Eindruck rüber, als wenn sich alle Beteiligten etwas mehr Mühe als sonst gegeben haben.
Man könnte sogar behaupten diese Episode hatte endlich mal etwas Biss. Verdammt, jetzt will mir das passende Wort dafür nicht einfallen…
*frustriert einige nudeln schlürf, die nicht zu weich sind*
Ich finde Paul Wesley als Kirk weiterhin nicht überzeugend. Das könnte jeder beliebige Offizier sein. Von Shatners Kirk hat er in meinen Augen gar nichts. Dabei ist Paul Wesley privat eigentlich ein charismatischer Typ. Kirk spielt er jedoch sehr hölzern. Ärgerlich finde ich zudem Martin Quinn als Scotty, der ihn ähnlich clownhaft anlegt wie Simon Pegg. Laut Kanon ist Scotty 11 Jahre älter als Kirk (ebenso wie James Doohan 11 Jahre älter war als William Shatner). Martin Quinn ist jedoch 12 Jahre jünger als Paul Wesley, was man deutlich sieht. Ganz offensichtlich ist er in SNW nicht 39 Jahre alt, während Kirk erst 28 sein müsste, aber von dem – zum Zeitpunkt der Dreharbeiten – 42-jährigen Paul Wesley gespielt wird.
Seltsame Casting-Entscheidungen. Falls Paul Wesley eine „Kirk – Year One“-Serie erhalten sollte, wird er in Kirks erstem Jahr als Captain der Enterprise so alt sein wie William Shatner in Star Trek I.
Ich finde es immer gut, wenn das erwähnt wird.
Wobei man schon sehr merkt, dass hier mal eine „alternative Wikipedia“ für die ganzen Nu-Trek-Figuren angebracht wäre. Dann kann Uhura so alt sein, wie sie sich fühlt (16? 17?) und Paul Wesley sich langsam auf den Vorruhestand vorbereiten. Ernst nehmen die Kurtzman-Mannen die vorhergehenden Serien ja eh nicht – die sind ja nur dazu da, damit man sich lose dran orientieren kann.
Um dann an anderer Stelle wieder total Kanon-treu zu tun („DA! Der Sisko war von Bajor!!“)…
Spannend finde ich ja auch, dass Number One alias Majel Barret im 1965er-Pilotfilm erst 33 war, Rebecca Romijn aber schon 52(!) Jahre alt ist. Hatte ich null gedacht. Daher geht die tatsächlich als 33-jährige durch, falls das jemandem wichtig wäre.
Das Casting war trotzdem meist mies in den letzten Jahren. Spock finde ich weiterhin total misslungen. Kein langes Pferdegesicht, keine kleinen Kuhaugen wie bei Nimoy. Mit Perücke, Ohren und Uniform könnte sogar ICH den spielen, wenn man die Kurtzman-Logik anlegt.
Und das ging schon bei den Kinofilmen los…
Paul Wesley ist für mich irgendwie eine komplett andere Figur. Maximal so ikonisch wie jeder Gast-Captain in den letzten Jahrzehnten von Star Trek. Finde es ja gut, dass er nicht übertrieben spielt, aber wenn man NULL an Kirk denken muss, ist doch keinem geholfen?
Ich würde Strange New Worlds etwas gnädiger beurteilen.
Die Serie hat den Anspruch, etwas Ähnliches darzustellen wie TOS.
Das ist bislang gelungen, wenn man sich nicht allzu sehr von Nostalgie leiten lässt.
TOS war konzipiert als Sammelsurium von Geschichten unterschiedlicher Qualität.
Blöde Geschichten. Spocks Gehirn.
Lustige Geschichten. Tribbles.
Solide Science Fiction. Planetenkiller.
Herausragendes. Griff in die Geschichte.
Bis auf Letzteres hat SNW das alles geliefert.
Vielleicht kommt das ja auch noch.
Der neue Scotty erinnert mich doch wirklich sehr an den jungen Bastian Pastewka!
Ich bin echt gespannt ob sie noch Sulu und Chekov aus der Mottenkiste holen.
An Scotty merkt man gut das die Schreiberlinge wirklich nur Listen abhaken oder vom hörensagen eine Figur einfügen.