Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Star Trek DS9 – 5.13 – „Für die Uniform“ („For The Uniform“) Review

Ein Hauch von Srebrenica…

„For the Uniform“ stammt von Peter Allan Fields, der erstmals seit der zweiten DS9-Staffel wieder ein Drehbuch für Star Trek ablieferte – und danach hoffentlich für immer gefeuert wurde.

In der Folge wird erneut der Disput zwischen dem zum Maquis übergelaufenen Commander Eddington und Captain Sisko thematisiert und in den Kontext des Romans „Die Elenden“ von Victor Hugo gesetzt. Trotz des scheinbar anspruchsvollen Rahmens kann die Episode ohne Zweifel zum größten Hirnschlamm der inzwischen mehr als 35-jährigen Trek-Geschichte gezählt werden.

Ein durchknallter Ex-Offizier der Sternenflotte mit einem gehörigen Märtyrerkomplex hält sich plötzlich für eine Romanfigur. Statt daß Sisko den psychiatrischen Dienst der Sternenflotte mit der Verfolgung beauftragt und sich um wichtigere Dinge (zum Beispiel seine verlotterte Station) kümmert, begibt sich der ebenfalls nicht ganz sauber tickende Captain von DS9 höchstpersönlich auf Verfolgungsjagd. Daß der Autor der Folge offensichtlich geistig etwas minderbemittelt ist und so viel Ahnung von Star Trek hat wie der durchschnittliche Trekkie von Diätplänen, sei ihm nachgesehen. Daß die Verantwortlichen Produzenten dieses Drehbuch aber haben durchgehen lassen, ist bestenfalls peinlich.

Nun ja, was soll’s? Eigentlich hatten wir ja schon lange die Schnauze voll von Picard’s uneträglichem Diplomatiegesülze. Dem ausschweifenden Geschwafel über die oberste Direktive und einer weiterentwickelten Sensibilität der Menschen des 24.Jh. Blablaba. Wer so etwas noch hören will, kann ja ‚mal auf einen GRÜNEN-Parteitag vorbeischauen. Eine Kurskorrektur durch Sisko war im Hinblick auf das brechreizerregende Friedensgeseiere des alten französischen Blumenkindes schon lange fällig:

Ohne sich lange mit dem Vorgeplänkel aufzuhalten, kann man sogleich zum Kern des Schwachsinns vordringen. Als Eddington erneut zu entkommen droht, vergiftet Sisko kurzerhand die Atmosphäre von Solonos III, einer Maquis-Kolonie, und macht sie für Menschen unbewohnbar. Er kündigt Eddington gegenüber an, jeden Planeten in der entmilitarisierten Zone zu vergiften. Daraufhin stellt sich Eddington freiwillig.

Ja, das hatte er doch klasse hinbekommen, der alte Fleischkopf. Willst Du einen Straftäter fangen, zerstöre einfach einen bewohnten Planeten. In einem Rechtstaat fällt so etwas unter die Kategorie „Verhältnismäßigkeits- prinzip“. Und da hat unser Kantinenkochsohn doch eigentlich ganz gut zwischen den betroffenen Rechtsgütern abgewogen. Wäre man kleinlich, könnte man dieses Verhalten als einen Verstoß gegen die oberste Direktive bezeichnen. Auch „versuchten Massenmord“ oder „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ könnte man unterstellen – wenn man Sisko böse gesonnen wäre. Zu Kirk’s Zeiten wurden derart schwere Verstöße gegen Föderationsrecht noch mit der Todesstrafe bedroht. Im Star-Trek-Universum von Braga/Berman bekommt man für die Zerstörung einer Welt noch einen Orden an die Brust geheftet.

Doch das war man von DS9 gewohnt. Siskobaby und seine feine Crew verstoßen gegen direkte Befehle der Sternenflotten, wann immer es ihnen in den bekifften Sinn kommt. Worf versucht seinen Bruder zu ermorden, Sisko verhindert den Beitritt von Bajor zur Föderation, düst bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit der gesamten Stationsbesatzung entgegen aller Richtlinien durch den Gammaquadranten und wirkt aufgrund seiner ständigen Visionen ohnehin nicht ganz knusper. Was in der freien Wirtschaft eine Kündigungswelle ohne Abfindungszahlung auslöst, stößt bei den roten Brüdern der Sternenkommune auf Gleichgültigkeit. Der Bogen der Glaubwürdigkeit bei DS9 war schon lange überspannt. Sisko’s Planetenzerstörung hat dem Faß jedoch die Krone ins Gesicht geschlagen. Daß der Mann anschließend noch Captain war und nicht – wie man es hätte erwarten können – vor dem Kriegsgericht gelandet ist, gehörte zweifelsohne zu dem unglaubwürdigsten Dreck, der jemals die Paramountstudios verlassen hat. Selbst der in diesen Dingen nicht gerade zartbesaitete und stets feuerbereite Worf war vom Befehl seines klappsmühlenreifen Captains sichtlich geschockt.

Eine weitere Idee aus der untersten Schublade ist demgegenüber kaum noch erwähnenswert.

Bereits in der Folge „Dr. Bashirs Geheimnis“ wurde der neue 3D-Holokommunikator vorgestellt, der in dieser Folge erneut viele Male überstrapaziert wurde und danach – zurecht – wieder für immer in den ewigen Warpgründen verschwand. Was an dieser simplen technischen Spielerei neu war, fragte man sich ohnehin. Was sich allerdings niemand fragte, war, warum keiner vorher auf diese Extasy-Idee gekommen ist. Die Antwort liegt nämlich auf der Hand: das Teil ist unter logischen Gesichtspunkten totaler Müll. Es reicht ja nicht, wenn man als Star Trek Produzent von kurzsichtigen Autoren früherer Jahre Ungereimtheiten erbt. Nein! Man muß auch möglichst viel eigenen Dünnsinn absondern, um spätere Autoren-Generationen mit weiterer Unlogik zu beglücken.

Warum, so fragte man sich, mußten die Gesprächspartner von Sisko eigentlich immer stehen und hohl in die Gegend blicken, wenn sie holographisch kommunizierten, während der lousianische Fettarsch in seinem Sessel sitzen blieb? Wie vielleicht aufgefallen sein dürfte, paßt der Captainsessel überhaupt nicht in den schmalen Lichtring des Holoprojektors. Wurde Sisko zu seinem Gegenüber also auf dem Klo sitzend projeziert? Die Holokommunikatoren waren so überflüssig wie sinnfrei und sind daher aus guten Gründen später nicht mehr eingesetzt worden.

Insgesamt gehört die Folge zu den absoluten Tiefpunkten der Serie. Wegen der lustigen Verfolgungsjagden im Weltraum und dem gescheiterten Versuch etwas literarischen Anspruch in die Welt des weitgehend bildungsfreien Captains zu bringen, noch eine wohlwollende:

5-

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Artikel

von Hoffmann am 01.01.03 in Star Trek: Deep Space Nine

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