Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

„Dune“ (2021) – Das Review zum neuen Klassiker

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„Dune“ ist einer der wichtigsten Filme der letzten Jahre. – Nicht nur, dass er sehr teuer war, nein: Er muss auch beweisen, dass man zu Corona-Zeiten genug Leute in die Kinos bekommt. Und damit ist ausnahmsweise nicht das vielbeschworene „Heimkino“ gemeint. Somit stand für die beiden geschmackssichersten Science-Fiction-Fans bei Zukunftia (also nicht Kollege Sparkiller) fest, dass wir das Geld für ein Kinoticket lösen mussten. Denn anders können wir nicht klären, ob „Dune“ den Vorschusslorbeeren wirklich gerecht wird – oder ob dieses Werk auf Sand gebaut wurde…


Ist euch die „Dune“-Geschichte bekannt? Nein? – Okay, aber nur kurz:

Das Haus Atreides soll nach Jahrzehnten plötzlich die Verwaltung des Wüstenplaneten Arrakis übernehmen. Nur hier gibt es das seltene „Spice“, ohne das die Raumfahrt unmöglich ist.

Dummerweise werden seine drogenähnlichen Eigenschaften auch von den ansässigen Ortskräften geschätzt, den „Fremen“. Und zugleich wollen die herrschsüchtigen Harkonnen ebenfalls nicht auf das dufte Gewürz verzichten, das für Gesundheit und ein langes Leben sorgt. Da diese gerne bei fettem Essen in lichtlosen Räumen hocken, sind sie besonders auf die seltene Substanz angewiesen…?

Zu nennen wären außerdem noch verschwörerische Hexen, Gilden, riesige Würmer und ein ferner Kaiser.

Für die restlichen Memes könnt ihr euch aber diesen Trailer anschauen:

Der Trailer ist ganz anders als der Film – und somit irreführend. Aber kein Problem: Klickt einfach nicht auf den Play-Button hier drüber.

Bevor wir richtig einsteigen, möchte ich mit euch einen Blut-Eid schwören:

– Wir diskutieren NICHT über drei bestimmte Dinge. Und wenn ihr es doch tut… äh… – gehen wir trotzdem … ausführlich darauf ein…?

1.) Don’t play Twist-er.

Ich werde nicht darüber schreiben, wie (un-)überraschend die Grundhandlung ist. Ich gucke ja auch nicht eine Bibel-Verfilmung und kotze drüber ab, dass „dieser Jesus-Guy sowieso wieder am Kreuz landen wird“.

2.) Ruhe sanft – aber bitte wertschätzend!

Ich werde selten drauf eingehen, dass der Film deutlich bedächtiger als (z.B.) Marvel-Ware ist. Und dass ich diese gemächliche Herangehensweise phantastisch finde. Wer sich nicht mal 2-5 Minuten auf eine ruhige Szene einlassen kann, ist hier eh verkehrt. – Oder kann sich den Film ja später auf dem Handy ansehen, während er im Kinderkarussell sitzt?

3.) „Das habe ich anders ge-Buch-t!“

Die wenigen Abweichungen vom Buch thematisiere ich ebenfalls nicht. Die sind kaum der Rede wert. Auch nicht bei dem Ändern des Geschlechts eines(!) Nebencharakters, was bei der Menge an alten Knackern sogar wohltuend anmutet… Doch wem das wichtig ist: Kollegin Schildhilde geht am Ende auf viele Dinge ein, die Buchfans fehlen könnten.


Kommen wir nun also zur Besprechung. Oder sollen wir es „Lobhudelei“ nennen?

Wer bereits die Filme „Arrival“ und „Blade Runner 2049“ gesehen hat, weiß ungefähr, worauf man sich bei einem Film von Denis Villeneuve einlässt. Man bekommt Werke, die einem nicht ständig mit dem Filmprojektor ins Großhirn massieren, was man zu FÜHLEN hat. Auch bei „Dune“ spielen die Hauptfiguren zwar viele Emotionen (wenn auch durch dezente Mimik), servieren einem aber nie auf dem Silbertablett, wie man gewisse Entwicklungen zu finden hat.

So kann man durchaus geteilter Meinung sein, ob man Pauls Mutter für besorgt (immerhin ist sie eine Mutter), für manipulativ (immerhin ist sie eine Bene Gesserit) oder sogar für gefährlich halten muss. – Die Antwort hierauf kann stets lauten: „All das ist wahr!“

Oder halt auch nicht…?

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„Meine Mutter hat gesagt, dass ich die ‚Stimme‘ benutzen soll, um anderen meinen Willen aufzuzwingen.“ – „Komisch. Denis Villeneuve schafft das alleine mit seiner Stimmung.“ – Da staunt der Fantasy-Logopäde: Lady Jessica ist eine Bene Gesserit. Ein Bund mächtiger Frauen, deren Raucherstimme andere (z.B.) problemlos vom Qualmen abhalten kann.

Und das ist die Stärke von Denis’ Filmen. Er öffnet einem sperrangelweit ein kunstvolles Panorama aus Kulissen, Musik, Dialogen, tollen Schauspielern und Postkarten-Motiven, um UNS dann zu überlassen, wie wir das alles bewerten wollen. Das mag bei anderen Regisseuren schnell anstrengend und überheblich erscheinen, macht aber hier so viel Spaß, da man jedes Puzzleteil so gerne in die Hand nimmt. Weil man es liebkost, abschleckt und sagt: „Hmm… Diese Kamera-Arbeit. Schmeckt irgendwie nach zeitlosem Kultfilm!“

Und zu diesen Puzzlestücken zähle ich auch die WELT, die wir sehen. Zum Beispiel die Kleidung mit ihrem teils utopischen Look, die aber trotzdem real und benutzt aussieht. Die Raumschiffe, die gigantisch und monumental anmuten, dabei aber so glatt und detailarm sind, dass sie noch als „Sparmodell“ durchgehen. Die Wüstenstadt, die eher wie eine bewohnte Hügellandschaft wirkt (und nicht wie ein beeindruckender Raumhafen), dafür aber den perfekten Schutz vor der Hitze bietet. Wir sehen quasi eine Art „Star Wars“ ohne Muppets oder Roboter mit eigenem Comedy-Programm.

Wir erleben rustikale Technik, die – aufgrund der komplexen Vorgeschichte – ohne nennenswerte Computer auskommt. Wir erleben Sanddünen, die sich wie Wasser oder Treibsand verhalten, wenn die Würmer den Boden erbeben lassen. Wir spüren den Wüstenwind, wenn er an der Kleidung zerrt oder den toll designten Helikoptern die Flügel einzeln rausreißt. Und wir spüren, wie schwer es ist, selbst mit tollsten Apparaten in diesen Einöde zu überleben, wenn jedes Staubkorn dir mit 800 km/h die Schutzfolie vom Smartphone zu reißen versucht.

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„Captain, Photonentorpedo auf Adamsapfel! Phaser auf Kinngrübchen klarmachen!“ – Jeder ist seine eigenen Flimmerkiste: Auch die persönlichen Schutzschilde sind wieder mit dabei. Da diese Abschirmungen nur langsame Bewegungen durchlassen (also keine Schüsse), ist dies eine geniale Methode, um Baller-Orgien zu vermeiden.

Alles wird hier so weit geöffnet, bis sogar die Science Fiction selber an Maulsperre klagt: Das Universum erscheint tatsächlich groß und schwer zu bereisen. Der Kaiser scheint endlos weit weg zu sein. Die einzelnen Machthäuser sind so uralt, dass die Bene Gesserit in Jahrhunderten denken. Die „bösen“ Harkonnen (eigentlich „nur“ die geborenen Kapitalisten?) lieben offene, kalte Räume und den Profit. – Und trotzdem kommt man immer wieder auf das Kleine und Intime zurück: Das Berühren des Sandes, das Gießen von Palmen, das Beobachten von Wüstenmäusen…

Ja, diese Momente sind nicht breit gestreut und können sogar VERPASST werden, wenn man nur auf die nächste Actionsequenz wartet. Aber sie sind da. Und alles hat eine Bedeutung. Wenn auch nicht immer so, wie andere Rezensenten es gerne hätten. – So wurde auf SPON beispielsweise das Zeigen einer sich putzenden Wüstenmaus gelobt, weil der Film in dem Moment nicht so kühl wirke… Was in etwa der Logik einer SF-hassenden Kino-Begleiterin entspricht, die man mit süßen Tieren emotional abholen muss.

Die etwas düstere Heldenreise-Wahrheit hinter der Maus ist aber folgende: Sie erscheint in dem Moment, in dem Paul sich langsam in sein (prophezeites) Schicksal ergibt. Denn Pauls zukünftiger Name ist auch gleichzeitig die Bezeichnung der Wüstenmaus.

Zitat aus dem Buch: „Muad’Dib is wise in the ways of the desert. Muad’Dib creates his own water. Muad’Dib hides from the sun and travels in the cool night. Muad’Dib is fruitful and multiplies over the land. Muad’Dib we call ‚instructor-of-boys.‘ That is a powerful base on which to build your life, Paul-Muad’Dib.“

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„Diese Träume von trockenen Wüsten quälen mich. Was kann ich nur dagegen tun…?“ – „Darf ich den werten Herrn Prinz vielleicht für eine neues WASSER-Bett begeistern?“ – Kein deutsches Schlafschaf: Paul ist eher deprimiert als ein Held. Macht aber nichts, die Dramaturgie der Heldenreise kümmert sich bald darum.

Dass ich weiter oben über ein Nagetier referiere, liegt auch daran, dass ich selbst nicht weiß, was der Kern des Films ist. Zur Auswahl steht so einiges:

– Really, really religiös?

Vielleicht geht es darum, zu einer prophezeiten Führerfigur zu werden? Jedoch hätte dies wenig mit romantischer Freiheit oder positiv besetzter Religion zu tun, denn Paul wird von einem Orden (und den Fremen selbst!) vom Start des Filmes an in diese Rolle gedrängt. Einerseits wird’s dadurch dramaturgisch sehr überraschungsarm, andererseits ist das vielleicht der „Gag“ an der Sache, dass er die Erlöser-Rolle so klaglos übernimmt, sobald sie ihm nützlich genug erscheint?

– Make Geld, not Love

Das Ausbeuten von etwas, das im Sand versteckt ist? Wer hier an Erdöl denkt, liegt vermutlich richtig… Die Frage, was „gerechter“ Ressourcenabbau bedeutet, ist jedoch schwer zu beantworten. Die Raumfahrergilde braucht den Stoff für intergalaktische Reisen (wird nur zu Beginn mit einem Satz erklärt) und wir als SF-Freaks würden uns unglaubwürdig machen, wenn wir sagen würden: „Lasst doch das Wüstenvolk und den Planeten in Ruhe!“ – Nein, auch wir WOLLEN ja die glitzernde Droge. Und sei es nur für eine attraktive Dramaturgie. Anders gefragt, sind wir nicht alle ein bisschen wie die fetten Harkonnen? Getreu dem Motto: Raffe, Schaffe, Neues-Smartphone-aus-seltenen-Erden-Baue?

– Der ewige Politik-Trick

Selbst ohne Rohstoffe erkennt man hier natürlich so einiges wieder: Wie schon in „Game of Thrones“ belauern sich die Häuser gegenseitig, stellen sich Fallen, suchen Verbündete oder bezahlen mit barer Münze eine Armee, die zum Sieg verhilft. Ich persönlich fand das sogar spannender als den ökologischen Aspekt, der nach Jahrzehnten „Sendung mit der Maus“ nicht mehr jeden Zuschauer hinter dem CO2-emittierenden Ofenrohr hervorlocken dürfte! Spannender ist der dürre Friede, der nur von ein paar Gilden und einem Imperator im Hintergrund gestützt wird.

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„Ich kann das Spice im Sand glitzern sehen! Wir müssen runter.“ – „Nein, Junge. Das sind die alten Kronkorken der Touristen.“ – Überall Ressourcen, aber nirgendwo ein Grüner Punkt: Gerne hätte ich mal eine ganze Fuhre an Spice gesehen. Schade, aber: bei Villeneuves Erzähltempo bleiben dafür ja noch bis zu 6 Filme übrig…

– Individuum ist für alle da?

Abgesehen von den großen Zusammenhängen stellt der Film auch immer die Frage, was man selber will. Abhängen in drögen Palästen, während man die Vorfahren und die glorreiche Zukunft so sehr lobt, bis man nicht mehr weiß, was man selbst zum Mittagessen möchte? Das Befolgen irgendwelcher Regeln von mächtigen Frauen und/oder sympathischen Vaterfiguren, oooder sich stattdessen den (feuchten) Träumen ergeben? – Was würdet ihr tun?

– Verführerische Führung

Ich muss gestehen, ich war etwas verliebt in Oscar Isaac in seiner Rolle als Leto Atreides. Selten sah man eine derart verführerischen Anführer: Er hält sich treu an seine Pflichten, behandelt seinen Sohn und die Fremen gut (genug), unterstützt seine Partnerin und ist beliebt bei seinen Vertrauten. Das macht Spaß, denn das ist selten geworden. (Hust, hust, „Picard“, hust) Dennoch muss man sich fragen, ob der Mann sämtliche Schüsse überhört hat. Da er durchaus in Fallen tappt, wünscht man sich ab der Filmmitte plötzlich einen stärkeren, autokratischeren, gewalttätigeren Mann. Quasi eine Mischung aus Merkel und Gaddafi. Auch das ist psychologisch interessant…

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„Ich habe mit Freude diesen Eid geleistet. Unerfüllbare Pflichten und unausweichliche Gefahren für einen stets abwesenden Kaiser. Aaaach jaaa… Wer würde da nicht schwach werden?“ – Ehre, wen Ehre berührt: Pauls Vater ist mental so eine Art Klingone. Nur halt in sehr, sehr sexy.

Die Musik von Hans Zimmer ist sehr präsent. ZU präsent manchmal. Dennoch passt all das perfekt zusammen: Ungewohnte Harmonien, die auf einen fremden Planeten hinweisen. Arabisch anmutender Gesang, um die Parallelen zu unserer Welt aufzugreifen. Dröhnender Trommel-Sound, damit man die riesigen Raumschiffe nicht landen hört. Und Dudelsack-Klänge, um auf… äh… Dudelsäcke hinzuweisen?

Das Sounddesign macht generell einen tollen Eindruck. Gerade im Kinosaal hört man einzelne Steinchen prasseln, die Helikopter eindrucksvoll starten, das Dämpfungsfeld verblüffend dämpfend sein, die Winde von allen Seiten kommen… Das macht Spaß und weitet die Hörmuscheln angenehm zwischen den ruhigen Dialogen.

Die Effekte machen ebenfalls einen guten Eindruck. Gerade Raumschiffe und Industrie-Umgebungen wirken greifbar und unbegreiflich zugleich. Schnelle Schnitte und allzu experimentelle Kameraperspektiven wird man vergeblich suchen. Genau SO selbstbewusst muss man Science Fiction gestalten, wenn man sowohl Ästheten wie auch auch alte Menschen abholen möchte.

Trotzdem wirkte die CGI an 1-2 Stellen nicht gaaanz rund auf mich. Gerade der Schlund eines Sandwurms sollte massiver wirken, ist diese Ansicht doch das, mit dem jedes blöde Romancover seit 50 Jahren wirbt. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Barteln/Zähne nicht einfach durch das Transportvehikel „durchgeclippt“ sind, als es verschluckt wurde.

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„Sag mal, Paul… Wie gefällt dir eigentlich das Wurm-Design?“ – „Hm. Ich nehme erst mal eine Germanwings-Flug bis zum Maul und sage es dir in 60 Minuten, okay?“ – Groß, größer, Villeneuve: Wer dieses Epos verfilmt, darf auf einer „Große Eier“-Convention zumindest zusammen mit Peter Jackson auftreten.

Dass viele Zuschauer das letzte Viertel als schwächer empfanden, kann ich gut verstehen. Ich denke aber nicht, dass das nur daran liegt, dass die Geschichte am spannendsten Moment abgewürgt wird. Oder das Tempo sich verlangsamt. Oder dass der zweite Teil noch nicht bestätigt wurde. – Das ist nur die halbe Wahrheit. Ich denke vielmehr, man ist… beleidigt.

ICH war es jedenfalls. Ich will nicht zu viel spoilern, aber nach all den Prachtbauten, dem Etablieren von Beziehungen, Technologien, Orten und sanft eingestreuten „Unterrichtseinheiten“ für den Zuschauer FEHLTE mir all das am Ende des Filmes. Alles, was vorher noch unverrückbar und gewaltig erschien, wird einem am Ende genommen. Alles, was man am Film liebte, wird gegen ein paar Menschen ersetzt, die sich mit Sand in der Buchse und archaischen Ritualen zufrieden geben.

Ja, aus einem geregelten Erwerbs- und Titel-Vererbungsleben wird plötzlich eine Art sandgewordene Hartz-4-Umgebung.

Ich hatte das Gefühl, dass der Film einem alles nimmt, was man in zwei Stunden liebgewonnen hat. Dazu gehört tatsächlich auch ganz profan … das Tageslicht selbst! Konnte man sich die meiste Zeit an tollen Panoramen sattsehen, so wird der Film so dunkel wie ein Wüstenwurm-Popo. Kämpfe, Fluchtsequenzen oder Wanderungen finden plötzlich in einer nervigen Nachtatmosphäre statt, wo man jedes Gramm Spice liebend gerne gegen eine Halogen-Lampe tauschen würde.

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„Sie sind hier, um meinen Schwebeanzug neu zu kalibrieren? Dann stellen sie ihn schon mal auf ‚Drei Spanferkel‘ ein. Ich beabsichtige, einen kleinen Mitternachtssnack einzunehmen.“ – Rundum-Konsum: Der Harkonnen-Anführer zeigt, dass der ewige Kreislauf aus Verschwendung, Konsumsucht und Völlerei der Menschheit… äh… extrem viel Freude bringt?

Aber auch das ist vermutlich gewollt. Auch wir sollen alles verlieren und bei Null anfangen. Was natürlich wenig Spaß macht, wenn man nach 2,5 Stunden mürbe im Kopf wird – und die Belohnung für’s Durchhalten auf einen eventuellen Nachfolger verschoben wird.

All das ist jedoch Klagen auf verdammt hohem Niveau…

Gerade die ersten zwei Drittel des Filmes wirkten auf mich eher wie eine hochwertige Dokumentation als ein Kinofilm, der sich alle paar Sekunden mit frischen Gags und tollen Twists anbiedern muss. Apropos Gags: Dankenswerterweise gibt es so gut wie KEINE selbstironischen Momente. Die Welt nimmt sich so ernst, dass auch die Nebenfiguren nie denken, die Herrschenden mit „lustigen“ Kommentaren erheitern zu müssen. Denn Stoff für Marvel-typische „Sand in der Hose“-Sprüche und „Mir wird heiß, wenn ich dich sehe“-Sätze hätte es natürlich gegeben.

Ich begrüße dieses Ernsthaftigkeit und verlange sogar mehr davon!

Dabei reduziert der Film die düsteren Momente sogar, denn die Misshandlungen der Harkonnen hätte man durchaus minutenlang auswalzen können. – Wobei ich den Graf Harkonnen gerne länger gesehen hätte. Er ist einfach zu ekelhaft, fettleibig und skrupellos, um nicht über seine kurze Screentime zu jammern.

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“ … Und dann wird dieser Daniel Klapuwski KEINE Spitzenwertung für diesen Film rausrücken – aber trotzdem wochenlang über jede Szene nachdenken.“ – Denis, hör bitte SOFORT auf, mich so genau zu kennen, ja? Dann höre ich auch auf, dir täglich rote Rosen zu schicken, versprochen…

Im Grunde habe ich wenig zu meckern. Und dennoch fühle ich mich seltsam unbefriedigt vom Finale. Irgendwas Substanzielles ging auf dem Weg verloren – was auch immer es sein mag. Nennt es „Hoffnung“, „Herz“, ein „Ankerpunkt“ oder ein weiterer Dialog, der noch einmal klarmacht, WARUM Paul jetzt so handelt, wie er es tut.

Musste es – bei aller Storykomplexität und organischem Schauspiel – jetzt wirklich so kommen?

Oder scheint am Ende dieser faszinierenden Geschichte doch nur ein Hollywood-Film durch, der irgendwie einen vorläufigen Endpunkt finden musste? – Denn wenn man dem Film unbedingt billige Gefühlsbeeinflussung verwerfen möchte, so könnte man die Pauls ständige Visionen von Zendaya nennen. Nichts gegen (zukünftige) Liebe oder schönen Frauengesichter, aber in so einem epischen Werk wirkt dieses Stilmittel fast … plump.

Da hätte man auch fünfmal ein duftendes Steak oder eine Blumenwiese einblenden können? Oder eine iPhone-Reklame?

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„Paul, komm zu uuuns.“ – „Urks. Ich weiß nicht. Vielleicht könntest du mir weniger schöne Augen machen? Oder zumindest in einer anderen Farbe?“ – Gefahr im Anzug ist im Anzug: Die religiösen Visionen gefallen möglicherweise nicht jedem… Immerhin: Das geht vielen Hauptfiguren im Film nicht anders!

Entgegen Schildhilde (siehe Meinungskasten weiter unten) finde ich jedoch nicht, dass der Film noch mehr hätte erklären müssen. Mit 10-20 wichtigen Rollen und 4 Fraktionen ist hier das Brain bereits angenehm ausgelastet.

Denn auch die Buchvorlage hält sich in den ersten 50% von Band 1 angenehm zurück. Die Raumfahrergilde, weitere Häuser oder Figuren spielen jetzt einfach (noch) keine wichtige Rolle bzw. können problemlos in der Fortsetzung nachgereicht werden. Wenn man die heutige Afghanistan-Politik bespricht, muss man nicht gleich mit Gerd Schröder und den Attentätern vom 11. September um die Ecke kommen.

Aber das ist nur meine Meinung – und ich kenne nur das erste Buch. Vielleicht sollte ich einfach häufiger auf eine „Dune“-Convention gehen? (*blaue Tinte ins Auge spritz und einen Becher Pipi trink*)


Fazit:

Ein episches, gelungenes Werk, bei dem ich mich mit einer Endbewertung trotzdem schwer tue.

Denn erst die Fortsetzung wird zeigen, ob wir uns in zehn Jahren verabreden werden, um das komplette Epos daheim zu sehen. – Oder ob wir doch lieber „Blade Runner 2049“ schauen werden, weil das Gesamterlebnis „runder“ wirkt.

Denn so spannend und mitreißend dieser Film visuell und musikalisch ist: Man kann ihn unmöglich ohne den zweiten Teil bewerten. Zu wichtig ist Pauls weitere Entwicklung, zu bedeutend die Notwendigkeit, weitere Buch-Details einzuflechten. Und so gaaanz ist die Gefahr, am Ende einen Messias mit Tränensäcken (oder plumper Indianer-Metaphorik) zu sehen, nicht gebannt.

Und, seien wir ehrlich… Ohne den dröhnenden Kinosound und ohne große Leinwand könnte es durchaus sein, dass man sagen wird: „Genialer Kultfilm. Gucke ich mir die nächsten 20 Jahre noch mal an – sobald ich mit dem Harry Potter-Rewatch durch bin“

Trotzdem: Anschauen! Hier und jetzt. Was interessiert mich schon mein Gequatsche von Übermorgen?

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SCHILDHILDES MEINUNGSPANZER
Mehr Erklären bei weniger Laufzeit – machen Sie’s so!, „Dune“ (2021) – Das Review zum neuen Klassiker

Boah. Wieder ins Kino. Nach der Corona-Pause! Mit DUNE.

Um es vorweg zu nehmen: Denis Villeneuve ist hiermit eine großartige, leinwandwuchtige Adaption vom „Wüstenplanten“ gelungen. Nie waren die Dünen sandiger, die Kostüme stofflicher, die Weite ausgedehnter, die Schutzschilde schildiger, das Wasser kostbarer… Dazu kommt der wuchtige Sound von Hans Zimmer. Ich mochte vor allem die Dudelsäcke, auch wenn mir das „arabische Gekreische“ an einigen Stellen zu viel Drama war, gerade gegen Ende hin.

Hervorheben möchte ich einige Schauspieler: Rebecca Ferguson als Lady Jessica finde ich äußerst gelungen. Der zarte Paul Atreides (Timothée Chalamet) ist auch passend besetzt. Geil charismatisch kommt auch das Oberhaupt der Atreiden daher: Leto I (Oscar Isaac).

Dennoch würde ich den Film nicht als allerbeste ScFi aller Zeiten bewerten. Denn wenn man ohne Vorkenntnisse reingeht, wird es schwer, der Handlung zu folgen. Und ich meine wirklich komplett ohne Kenntnisse – nicht wie wir Nerds hier, wo der ein oder andere schon mal etwas über Dune gehört hat.

Das Pacing empfinde ich generell als zu langsam. Gerade das letzte Drittel hätte eingestampft werden sollen. All das ist tatsächlich nichts für den 08/15-Kinogänger.

Bei mir ist es schon länger her, dass ich die Bücher las. Dennoch fiel mir auf, dass Villeneuve anscheinend ein paar Inhalte wegließ, die aber wichtig zum Verständnis sein könnten. Wo ist z.B. der Imperator Padish Shaddam der IV? Hatte der Baron nicht zwei Neffen? Wo ist z.B. Feyd Rautha Harkonnen?

Was ist noch mal die Motivation, das Spice abzubauen? Im nicht stark technisierten (genauer: KIs sind verboten!) Dune-Universum ist eigentlich die – hier nicht näher vorgestellte – Raumfahrer-Gilde essentiell. Und ohne diese gäbe es keine interplanetare Raumfahrt, ohne Spice keine „erweiterten Hirne“, keine Raumfahrer-Gilde, keine Raumfahrt.

Wo waren also diese wichtigen Riesenhirne, die Navigatoren? Die, nebenbei gesagt, ebenfalls die Mord-Intrige mitentwickelten, Paul Atreides zu beseitigen, weil eben dieser zukünftig die Spice-Produktion zum Erliegen lassen bringen könnte (Dies wurde von der Gilde als Vision vorausgesagt = wichtige Motivation!).

Zusammen verschwören sich ja der Imperator, die Harkonnen und die Raumfahrer-Gilde – und gerade daraus entsteht ja der Plot, das Haus Atreides auslöschen zu lassen. Leider erahne ich aber in „Dune“ nur einen Imperator und sehe mal ab und zu die blutrünstigen „Russen“, eben die Harkonnen.

Wo ist das Haus Corrino – wo z.B. ist Prinzessin Irulan? Hätte SIE nicht ein besseres Voice-Over abgegeben, anstatt dafür Chani zu nutzen? Und nicht zu vergessen: Pauls Vision, in der er voraussah, dass sein Vater auf Arrakis sterben würde – dies aber nicht offen aussprechen konnte, weil er unter einer mentalen Blockade durch die Bene Gesserit litt. Das kam … nicht so rüber.

Aber gut, dafür sieht man halt einmal zu oft Zendayas blaue Augen in „langsam“.

Und warum musste es unbedingt ein Geschlechtertausch sein bei Dr. Liet Kynes (der planetare Ökologe im Dienste des Imperators und nebenbei Anführer der Fremen)? Warum sollte man „ihn“ mit einer Frau besetzen, wenn er doch ursprünglich der Vater von Chani ist?


Fazit: Ein opulenter Film, der relativ werktreu ist. Aber für jemanden, der da mit null Vorkenntnis reingeht, ist irgendwann nur noch das Rascheln der Chipstüte interessanter.

Etwas weniger Visionseinblenden von Zendaya wäre ebenfalls gut gewesen. Und eine Raffung der auschweifigen Ausgiebigkeit hätte meiner Meinung nach sogar dem Ende gutgetan.

Denn hier gibt es kein Ende. Wir werden quasi mit einem Cliffhanger im Recliner-Sessel sitzen gelassen. Klar, es wird aller Voraussicht nach Part 2 geben, aber dennoch fühle ich mich unbefriedigt und hätte IRGENDWIE doch gerne gesehen, dass der Herr des Wüstenplanten aus der Wüste zurückkehrt. Nur weil die Romanvorlage ausschweifend ist, muss man ja nicht die Filme in Richard-Wagner-Manier stundenlang ausbreiten.

Somit wollen wir hoffen, dass Villeneuve die Reihe fortsetzen – und wenigstens Buch 1 abschließen kann.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
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Epilog:

Wenige Stunden nach der Fertigstellung dieses Reviews sind Daniel Klapowski und Hilde Schildhilde weiterhin der Meinung, dass dies kein Meisterwerk ist.

Gleichzeitig denken sie bereits über einen zweiten Kinobesuch nach. – Auch die Anschaffung der Blu Ray, aller „Dune“-Bücher, Soundtracks sowie „Denis Villeneuve“-Bettwäsche wird diskutiert.

Auch hier gilt: Fortsetzung folgt…?

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Artikel

von Klapowski am 13.10.21 in Filmkritik

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Kommentare (36)

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  1. schoenerAndi sagt:

    Ein großartiger Film mit einem beeindruckenden Cast.
    Die Effekte sind über jeden Zweifel erhaben und erzeugen oftmals wunderschöne Einstellungen. Ob man den Sandwurm besser hätte umsetzen können? Kann sein, aber beeindruckend anzusehen war es trotzdem.

    Die Problematik mit dem Ende sehe ich aber auch. Ich kann mich nicht erinnern, wenn im Buch die tatsächliche Halbzeit erreicht ist und ob das Ende des Films diesen Punkt trifft. Aber der erste Höhepunkt des Plots ist da eben gerade rum und man hätte sich den wohl zum Schluss gewünscht.

  2. Zuse sagt:

    2 geile Reviews, davon 1 nur halb gelesen (will mich nicht zu sehr spoilern).

    Aber !!! Das Feiern von Arrival werde ich NIE verstehen.

  3. Neuer Fan sagt:

    Ich bewerte das mal als Einsteiger: Der Film war so dröge wie Bladerunner 2, das liegt auch an der Farbpalette: Blau oder Orange, oder ausgewaschen. Hat schon Bladerunner 2 versaut, neben Ryan Gosling. Die Klanguntermalung wirkt eher beliebig, hauptsache FETT, anstatt echter klassischer Scores. Einfach immer im roten Bereich. Schauspieler? Da blieb nicht viel hängen, außerdem stoßen mich solche schmächtigen Leute als Hauptfigur eher ab, zumal er nichts geliefert hat, was das wettmachen könnte.

    Kann den Film aber quasi als Einstieg für die Dune-Saga an sich empfehlen, die Komplexität des Ganzen bleibt immer übersichtlich und selbsterklärend. Jetzt kann ich das viel schönere Original schauen und fühle mich nicht mehr ganz so blöd.
    Alleine das Intro schlägt das Remake um ALLES. Die tolle Austattung, einfach mal detailiert schöne und protzige Sets statt CGI, echte Farben, echter Score. Das wird eben niemals schlecht altern. Den neuen Dune habe ich fast wieder vergessen.

    Gebe 5/10, lässt mich kalt, aber als Einsteiger habe ich nun mehr Verständnis von der Welt.
    Die Bildunterschriften der Reviewer sind übrigens goldig, habt ihr mal für die PC Action geschrieben? Ich liebe lustige Bildunterschriften, großes Kompliment!

    • Klapowski sagt:

      Danke für’s Lob. Wir mögen auch lustige Bildunterschriften, seit über 20 Jahren. Das war kurz nach der Erfindung der PC Action, der Harald-Schmidt-Show und des amüsanten Werbe-Jingles, der einem nicht mehr aus dem Kopf geht.

      Zum Film…

      Das Ding ist: Vor 10 Jahren hätte ich den Film (oder „Blade Runner“ oder „Arrival“) ebenfalls nicht schätzen können. Ich habe aber zwischendurch mein Kunstverständnis gründlich reformiert. Das lag einerseits an persönlichen Lebensumständen (= Mir ist ein Stapel PC Action auf den Kopf gefallen, weswegen ich lange im Koma lag), aber auch, weil ich es selber satt war, bei ALLEN Werken mit der Keule dranzugehen, wenn mal ein Darsteller dröge guckt oder die Soundeffekte zu laut sind.

      Das muss ja nicht jeder so sehen, aber irgendwann sagte ich mir:

      „Hey, wenn der Soundtrack monoton und dröhnend ist, dann SOLL das vielleicht so sein?“

      Die Wüste ist ja auch monoton, der Ruf des Schicksal eventuell dröhnend. Es ist ja nicht so, dass die fremdartigen Töne nicht etwas in uns auslösen würden. Kunst soll einem ja nicht an jeder Stelle gefallen und einlullen. Und somit bewerte ich verwaschene Farben, lange Einstellungen und ausdruckslose Gesichter in einem so gut produzierten Werk ganz anders als z.B. in einer plumpen, generischen TV-Serie, die sich um Logik nicht schert. („Discovery“, hüstel)

      Auch die Schauspieler kann ich hier nur loben. Dass diese dröge daherkommen, mag stimmen. Aber vielleicht sind wir zu sehr erzogen, nur noch auf weit aufgerissene Augen, breites Lächeln oder herabhängende Mundwinkel zu reagieren? Vor „Dune“ liefen nämlich ganze 5 deutsche Filme als Trailer.

      Und da muss ich sagen… Wenn man dieses Grimassen-Theater nötig hat, um als Schauspieler zu gelten („Gah, ich bin jetzt grantig!“, „Kicher, ich bin verliebt und aufgeregt, möööp-möööp!“), dann bleibe ich lieber bei Dune. Wo eigentlich jeder Darsteller ein genau beobachteter Aristokrat ist, ein desillusionierter Wüstenkämpfer oder ein Verbündeter von einem der beiden Fraktionen.

      Da kann ich schon verstehen, dass man das Mienenspiel eher an den Wangenknochen oder zusammengekniffenen Augen ablesen soll.

      Antworten
    • Schildhilde sagt:

      Ich habe mir gestern den 1984-Dune angesehen und stimme mit dir überein: das Intro ist tatsächlich gelungen (es spricht hier auch Irulan, gut)und alle Voice-Over, auch die fast geflüsterten Gedanken der Hauptfiguren, vermitteln eine eigenartig passende Stimmung, fast fiebrig/traumhaft. Ich dachte zwar erst, der alte Film sei zum Wegrennen. Muss meine Meinung jedoch revidieren… Da der Lynch Film so polarisiert, trau ich mich gar nicht zu sagen, dass ich den doch gut fand. Ich konnte nicht eher ausmachen, ehe Schluss war. (dieses creepy Kind am Ende! also Alia Atreides, die man ja freilich noch nicht im 2021er Dune zu sehen bekommt) und habe den kompletten Film bis weit nach Mitternacht geguckt. Nachts hatte ich dann verstörende Träume von der Melkstation der Katze und Ratte… und von Herzstöpseln.

      Auch die musikalische Untermalung (Toto?), es passt einfach. Da kommt so ein überdrehter, psychedelischer New Wave Zeitgeist zu Tage, toll. Außerdem die Schauspielgrößen von damals, wie Prochnow, P. Stewart, Max von Sydow – cool- und dann noch Dean Stockwell („Zurück in die Vergangenheit“) als Dr Yueh. Die Kostüme der Bene Gesserit erinnert mich entfernt an die Minbari aus B5. Auch der Style der Mentaten, außer das „Lippenherpes“, erinnert an die Centauri. Ich möchte gern wissen, ob Michael Straczynski sich hat inspirieren lassen.

      Und dann fiel mir noch eine pop-kulturelle Referenz auf, zu einem „alten“ Lied. Ich stand mal total auf „Halfway between the Gutter and Stars“ (Fat Boy Slim) Ok, also Paul und Jessica sind auf der Flucht in der Wüste und müssen mal eben über eine weite Strecke laufen zum Felsen hin. Paul platziert dann einen Thumper im Boden, kehrt zu seiner Mutter zurück und saget: walk without rhythm, and it won’t attract the worm. Ab dem Moment wurde mir klar, dass Fat Boy Slim wohl auf Dune steht… Wer mag, schaut sich mal „Weapon of choice“ an. Allein da Christopher Walken rückwärts tanzen zu sehen ist schräg, aber jetzt noch Referenzen aus Dune zu finden, finde ich super. Dune hat wohl eine größere Fangemeinde als ich dachte.

      Antworten
  4. Ferox21 sagt:

    Dem Dennis sein neuer Dünen-Film hat mir sehr getaugt.

    Sicherlich die bisher beste Dune Verfilmung, auch wenn ich den ersten Versuch von Lynch für viel besser halte als die Meisten – Lynch eingeschlossen.

    Gerade die Optik des neuen Werkes ist grandios und mit der heutigen Technik kann man das Dune Universum erst richtig in Szene setzen. Dazu sind die neuen Schauspieler allesamt grandios und übertreffen selbst die guten Akteure aus der Lynch Version teilweise um Welten. Gerade Timothy Chalamets Paul passt auf die Figur weit besser als der McLachlan von anno dunnemals. Gleiches gilt vor allem für den Baron, der bei Lynch viel zu überzeichnet war. Und auch der neue „Oscar Isaac“ Leto gefällt mir besser als der ebenfalls nicht schlechte „Jürgen Prochnow“ Leto.

    Zu kritisieren hätte ich aber auch ein paar Dinge. So ist mir der Film streckenweise zu steril. Gerade die Hauptstadt von Dune wurde im Buch als eher quirlige Stadt a la Mos Eisley in Star Wars beschrieben und nicht als diese leblose Beton-Bunker-Landschaft wie im neuen Film.

    Und dann ist da natürlich der Elefant im Raum, dass der Film nach gut 60 Prozent des Buches irgendwie antiklimatisch aufhört und man auf eine Fortsetzung vertröstet wird, die aktuell noch in den Sternen steht.

    Dennoch, dies ist in meinen Augen der beste SciFi-Film der letzten Jahre und ich würde locker 9 / 10 Punkten vergeben. Nahe dran an der Perfektion…

  5. bergh60 sagt:

    tach auch !

    @Schildhilde
    Noch jemand der Lynchs Version mag !

    Dann hätte es noch diese gegeben:
    Straczynski
    https://www.youtube.com/watch?v=uyxt8gbqoaA

    Da hat sich Lynch bedient.
    Ich habe nie viel B5 gesehen, aber jetzt , wo Du es sagst: Ja da gibt es einige Ähnlichkeiten. :-)

    Den neuen muss ich noch anschauen.

    Gruß BergH

    • Serienfan sagt:

      Ich weiß: Babylon-5-Fans haben so ihre eigene Logik und behaupteten damals schon, „Deep Space Nine“, das fast zwei Monate vor „Babylon 5“ auf Sendung ging, sei irgendwie „geklaut“ gewesen.

      Aber dass sich Lynch elf Jahre vor „Babylon 5“ bei Straczynski „bedient“ haben soll, glauben noch nicht einmal eingefleischte Fiver. Und auch nicht eingefleischte Lynch-Fans, wobei ich zugeben muss: WENN ich einem Regisseur zutrauen würde, durch die Zeit zu reisen, dann nur Lynch.

      Antworten
    • Zuse sagt:

      Hier geht es um A. Jodorowskys Dune – nichts mit MJS.

      Dazu gibt es eine Doku, die auch gerne mal bei arte läuft.

      Antworten
    • Zuse sagt:

      https://www.youtube.com/watch?v=9nxnF_B3UVU

      Das ist ein Link zu 86 Minuten cineastischer Information.

      Antworten
    • Schildhilde sagt:

      @bergh Dankeschön für den Link, ist gespeichert und wird geguckt! Jodorowsky kannte ich noch gar nicht. Ich quäle mich grad durch die 2000er Miniserie. (doch auch hier gibt es definitiv echte Herbert-Dune Momente. z.B. Pauls Visionen. Ich hoffe, ich halte durch. Wer hat nur Uwe Ochsenknecht als Stilgar besetzt?! Der Baron ist aber gut dargestellt, weder völlig pervers wie der aus Lynchs, noch so ziemlich nichtssagend-still aus Villeneuves Adaption, sondern zynischer. na, irgendwie gefällt er mir)

      @Zuse, danke ebenso für die komplette Arte Doku über das Thema! Bin gespannt!

      Antworten
    • Einheitskanzler sagt:

      Die Miniserie ist aus Regie- und Kamera-Gesichtspunkten (und natürlich SFX) grottigster 90er-TV-Trash, aber in Sachen Kulissen weit interessanter als der mutlose Villeneuve-Look.
      Bedenkt man dann, dass die Miniserie 3 x 90 min. = 270 min. läuft und Villeneuves Zweiteiler der Planung nach 2 x 155 min. = 310 min., so zeigt die Miniserie WESENTLICH mehr Handlungselemente des Buchs, stärkeres Worldbuilding und eine tiefere Story in weniger Screentime.

      Antworten
    • Schildhilde sagt:

      Die Arte Doku ist super aufschlussreich. Was für „verrückte“ Künstler! Ich denke, Mick Jagger als Feyd wäre gut geworden. Und Dalí als Harkonnen Baron – das ist irre. Dem Jodorowskys Überzeugungskunst muss ich mir unbedingt fürs nächste Vorstellungsgespräch merken. Da scheißt er einfach so Pink Floyd zusammmen, haha. Ich frage mich, ob die damals alle „etwas“ unter Drogen standen. Wenn ein David Carradine einfach so sich in einem fremden Raum eine Packung Pillen in den RAchen schüttet (die Vitamin E Anekdote), das erscheint mir so abgedreht.
      Wenn es stimmt, dass die Ideen von Jodorowsky in seinem Produktionsbuch mannigfaltig in Hollywood Verbreitung fanden, dann hat er schon genug getan, im positivem Sinne! Allein für die Eröffnungsequenz in Contact möchte ich ihm danken. (bzw Orson Welles, seiner Muse für diese Einstellung)

      Allerdings bin ich dann doch froh, dass der Film nie gedreht wurde – allein, die Blutstropfen-Empfängis von Paul oder dessen „Hippie“-wir-sind-alle-Paul-Messiahs-Ende, das steht ja im völligen Gegensatz zu dem, was Herbert ausdrücken wollte..

      Ich setze mal Jodorowskys Heiliger Berg auf meine Bucket-Liste.

      Antworten
    • Schildhilde sagt:

      Korrektur, der Baron sollte ja von Welles dargestellt werden (allein wg. seiner Leibesfülle), nicht von Salvadore Dalí.

      Antworten
    • Schildhilde sagt:

      @Einheitskanzler: das hast du super zusammengefasst zu der Miniserie! Sehe ich auch so. Allein die „Der Gottkaiser des Wüstenplanten“ Darstellung in dieser komprimierten Essenz, finde ich gelungen. James McAvoy, noch jung, passt sehr zu Leto II. Das sagt allerdings mein verklärtes Vergangensheits-Ich, denn offengestanden war das damals zufällig aufgeschnappte Ende der Miniserie mein Einstieg in die Bücher.

      Antworten
    • Bolleraner sagt:

      El Topo ist der bessere Film. Wobei, alle Jodorowsky sind recht verstörend. Als Sci-Fi Fan empfehle ich aber den Comic „Der Incal“, sowie die Metabarone des selben Universums. Dort hat er mit Moebius viele Ideen aus Dune umsetzen können. Dieser hat dann wiederum das 5.Element von Luc Besson maßgeblich beeinflusst, so dass es sogar zu einem Rechtsstreit mit Jodorowsky gekommen ist. Auch ist der Polizist der ersten Staffeln von The Expanse etwas von John DiFool beeinflusst.

      Antworten
  6. Einheitskanzler sagt:

    Hurra, gestern lief im Kino David Lynchs Dune Reimagined. Ich sah einen fliegenden Baron, einen höhlenartigen Palast auf Caladan, schwarze Destillanzüge, Stehkragenuniformen, ein industrialisiertes Giedi Prime und noch viele andere Sachen, die Lynch sich ausgedacht hat. Und der komische Film hat auch so ziemlich alles aus dem Buch weggelassen (heiliger Hass auf K.I, Sklavenhaltung, Pädophilie, Blutfehde) was auch der gute Lynch weggelassen hat. Daneben hat er auch noch die Navigatoren weggelassen und die Mentaten, die Lynch immerhin gezeigt hat; aber ok, man brauchte halt die Screentime um minutenlang Zendayas Augen in Großaufnahme auf die Leinwand zu projizieren, da muss man wesentliche Storyinhalte halt mal kürzen.

    Style over substance at it’s best!

    • Schildhilde sagt:

      […] ziemlich alles aus dem Buch weggelassen ([…]Pädophilie […]) was auch der gute Lynch weggelassen hat.[…]
      Jetzt wo du es sagst, das Thema hatte ich völlig verdrängt. (Buch) Und war etwas irritiert über ein paar Einstellungen beim Lynch-Dune. Da kommt Feyd-Rautha aus einer Art Dampfdusche raus. Etwas peinlich so Sting in diesem Lendenschutz zu sehen, aber ich schätze er war damals da, was Zendaya heute fürs Publikum ist. Jedenfalls glotzt in dieser Szene der völlig überdrehte Baron seinen Neffen äußerst lüstern an. bah. Das und die anderen Sklaven Boys, die er „vernascht“, das fand ich verstörend. Aber soll dann ja wohl eine Anspielung auf die Neigungen des Buch-Barons sein.

      Antworten
  7. bergh60 sagt:

    tach auch !
    @Zuse
    Danke für den Arte Link; diese Doku hatte ich im Hinterkopf.
    Aus dem Set und sonstigen design soll sich Lynch bedient haben.

    Weglassen ? Na ja 1000 plus Seiten in einen Film zu packen ist halt schweirig.
    Lynch hat das imho recht gut gemacht.

    Ochsenknecht ? Ein blonder Wüstennomade (Vorbild Nor-Afrika) passte mir auch nicht.
    Im Ganzen fand ich die TV Serien nicht gelungen.

    Gruß BergH

  8. Serienfan sagt:

    Ich denke: Das, was die Zukunftia-Seite mal dringend braucht, ist ein saftiger Rant!

    Hier kommt er!

    Du bist also gewarnt!

    Ich muss es so brutal sagen: Weitaus mehr als die Verrisse zum Film schrecken mich die Lobeshymnen ab, weshalb ich mir diesen Film niemals ansehen werde.

    Wer jetzt sagt: Man kann sich keine Meinung über einen Film bilden, wenn man ihn nicht gesehen hat, dem kann ich nur sagen: Aber natürlich kann ich das. Du siehst ja, dass ich es gerade tue. (Und wer nicht alle existierenden Romane gelesen und alle existierenden Filme gesehen hat, tut im Grunde das gleiche, denn jede Art von Auswahl ist eine Vorab-Meinung.)

    Es fällt mir leicht, auf den Film zu verzichten. Denn für mich fängt das schon bei dem Roman an. Er ist ein Albtraum.

    Frank Herbert schwelgt zwar in endlosen Erklärungen fürs „Worldbuilding“ (gibt es da echt kein deutsches Wort für?), aber dramaturgisch ist sein Roman eine Katastrophe. Der sprunghafte Plot erinnert an einen Krimi, der nur einen einzigen Verdächtigen hat, auf den auch alle Beweise hindeuten, und der dem Leser am Ende lautstark verkündet: Er war’s!

    Dennoch halte ich es für sehr gut vorstellbar, dass ein Profi aus der zähen Vorlage mit dem lächerlich simplen Plot einen fesselnden Film inszenieren könnte. Ein Film, bei dem sich das Produktionsdesign austoben könnte, während die Story schnell und mitreißend erzählt wird.

    Ich glaube auch gar nicht, dass dieser lange Roman einen langen Film benötigt. Wozu denn? Vieles, was in einem Roman lange erklärt und beschrieben werden muss, benötigt im Film oft nur eine Panorama-Aufnahme von wenigen Sekunden.

    Aber heute will man ja „episch“ sein. Unter zweieinhalb Stunden läuft nichts mehr. Auch wenn man eigentlich nichts zu erzählen hat. Oder vielleicht sogar besonders dann.

    Klapo hat ja den passenden Vergleich zur Bibel gebracht. Auch die Bibel hat große, dramaturgische Schwächen. Aber wie wunderbar waren die alten Bibelfilme. Filme wie „Samson und Delilah“ oder „Die zehn Gebote“. Voller Erotik, voller Leidenschaft, voll bunter Verspieltheit.

    In den 1990er Jahren gab es dann diese „seriösen“ Bibelfilme. Einer war dröger als der nächste. Und damals las man das gleiche wie jetzt über Villeneuves „Dune“. Nun habe man „Ehrfurcht“ vor dem Stoff. Man nehme sich „Zeit“ für die Geschichte. Man habe nun endlich „gute Schauspieler“.

    Offen gesagt: Ich hätte liebe miese Schauspieler und einen Regisseur wie George Miller, der mit „Mad Max: Fury Road“ ohnehin den bislang einzigen mitreißenden Wüstenplanet-Film gedreht hat.

    Vor allem aber hätte ich gerne eine dramaturgische Aufbereitung fürs Kino. Stattdessen ist auch das hier auf pure Serialisierung ausgelegt.

    Die Serialisierung durchseucht das Kino. Sie zerstört die Dramaturgie. Und dann wird sie auch noch mit „Epik“ verwechselt.

    Im Kino will ich nicht etwas sehen, das wie ein aufwendiger HBO-Pilotfilm zu einer Serie wirkt, von der man gar nicht weiß, ob sie je gedreht wird. All die mangels Erfolg oder Durchhaltevermögen der Macher versandenden TV-Serien haben mich irgendwann den Schlussstrich bei neuen Serien ziehen lassen.

    Jetzt hat dieses Ärgernis das Kino erfasst. In diesem Fall lieferte man sogar absichtlich einen unfertigen Film ab, obwohl der Roman ja immerhin eine in sich geschlossene Geschichte erzählt.

    Aber für all das finden sich ja „Entschuldigungen“. Es sei ja auch „schwer“, bei einem 1000seitigen Roman. (Meiner hat ohne Anhang gerade mal 650 Seiten, aber egal.)

    Ach ja: Die schwule Neigung des Bösewichts fällt auch unter den Tisch, und da sich das mehr und mehr den Verstand verlierende Woke-Hollywood inzwischen ein Selbstgeißelungs-Regelwerk verpasst hat, ist es auch egal, auf wen hier in Wahrheit „Rücksicht“ genommen wurde: auf die Chinesen, auf die Schwulen oder auf die Gaga-Regel, wonach Pädophile nur noch von echten Pädophilen gespielt werden dürften.

    „Gerade die ersten zwei Drittel des Filmes wirkten auf mich eher wie eine hochwertige Dokumentation als ein Kinofilm“, schreibt Klapo. Vernichtender kann man über einen Film nicht mehr urteilen. Denn damit ist dieser Film ein weiterer Sargnagel für Hollywood, das offenbar völlig das Gespür für dramaturgisches Erzählen verloren hat.

    • JP1957 sagt:

      Brav!

      Wie unlängst gefordert nur einmal „Woke“ verwendet.

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      Ein Rant ohne dieses Wort ist wie eine Kirchenpredigt ohne „Amen“.

      Antworten
    • Kazairl sagt:

      Besser kann man es nicht ausdrücken. Es beschreibt prima, warum ich mir diesen Dunefilm nicht ansehen werde. Das fängt schon bei der Buchvorlage an. Ellenlange Erklärungen ohne Sinn und Charaktere, die nicht wirklich sympathisch sind und mir nicht egaler sein könnten. Leider hat jede Verfilmung des Dunestoffes das Problem mit dem Pacing, also diese ellenlangen Erklärungen im Buch, mitgeschleppt und offenbar passiert es auch hier. Ehe ich mir einen Film antue, der komplett über 5 Stunden gehen wird (wenn denn die 2. Hälfte kommt) sehe ich mir lieber nochmal District 9 an. Der Film hat in seiner kurzen Laufzeit wirklich gutes Worldbuiling und man erfährt es nur am Rande, so wie es sein soll, zB dass die Welt der POleepkwani sich dahingehend von unserer unterscheidet dass sie mehrere Trabanten hat.

      Übrigens Serienfan: Worldbuilding hat eine deutsche Entsprechung, es ist halt nur die 1 zu 1 Übersetzung des „Weltenbaus“, also am ehesten könnte man das umschreibend machen: wie die Welt gebaut ist, der Aufbau der Welt. .

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      Naja, „Weltenbau“. :-)

      Ich fürchte, es gibt dann doch so ein paar Begriffe, die sich zu sehr auf Englisch eingebürgert haben. „Pacing“ ist auch so ein Wort.

      Solange es nicht ausartet, bleibe ich friedlich, auch wenn ich sonst jemand bin, der einen Anfall kriegt, wenn mir jemand sagt, er besuche am Wochenende „seine Family“.

      Antworten
    • Einheitskanzler sagt:

      Näääääää, auch wenn ich Dir zustimme, dass der Film nicht gut ist, so kann ich die Kritik am Buch nicht nachvollziehen. Herbert will keinen „Twist“ wie in einem Krimi, Herbert will dieses merkwürdige Zukunfts-Universum einfach beschreiben und dabei einige existenzielle Fragen aufwerfen. Das das kein easy-reading ist, ist weniger ihm vorzuwerfen als dem Leser, der (vielleicht) was anderes erwartet.

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      Wenn ich mir ansehe, wie dieser Roman weltweit vergöttert wird, wundert es mich nicht, dass meine Kritik am Roman auf Widerspruch stößt.

      Ich will auch niemandem den Lieblingsroman madig machen, wobei ich finde: Wenn mir das gelänge, dann WAR es kein Lieblingsroman.

      Nur damit hier kein Missverständnis auftaucht: Twists halte ich für maßlos überschätzt, vor allem in unserer spoiler-hysterischen Zeit. Es sind also auch nicht Twists, die ich vermisse.

      Aber ich kippte halt jetzt auch nicht gerade aus den Latschen, als Paul bei einer seiner vielen Bewusstseinsreisen gegen Ende des Romans erkennt: Ja sapperlot, er IST der Kwisatz Haderach. Wobei ich mich am Ende dann doch gefragt habe: Was hat Paul den jetzt eigentlich großartiges vollbracht, das vor ihm nie jemand hätte vollbringen können?

      Twists hat der Roman durchaus, aber eher nach der Methode: Häh, hab ich was überlesen? Auf einmal ist Paul vergiftet, doch schon findet er das „Wasser des Lebens“.

      Fast lachen musste ich, als dann am Ende auch noch aus heiterem Himmel die Heirat mit der Tochter des Imperators vorgeschlagen wurde. Chani kann ja Konkubine werden.

      Tja, und dann machte Paul das, was später irgendeine Klingonen-Tussi in „Discovery“ machte. Wenn der Kaiser seine Truppen nicht abziehen lässt, will Paul sämtliches Gewürz auf dem Planeten vernichten. Der Imperator will dann, dass Fenring auf Paul losgeht und ihn umbringt. Aus Gründen, die sich mir nicht so recht erschlossen haben, tut Fenring dieses jedoch nicht. Der Imperator wird ins Exil gehen, und Arrakis wird zum Teil in ein Paradis verwandelt. Für das Gewürz sollen noch Wüsten bleiben.

      Und dann endete der Roman doch einigermaßen abrupt und ließ mich mit der Frage allein, was für ein schwächlicher Operettenfürst dieser Kaiser eigentlich war.

      Den Anhang hab ich mir dann doch geschenkt. :-)

      Ich möchte noch erwähnen: Ich konnte den Roman sehr gut nachvollziehen. Ich las ihn damals bei einer Hitzewelle auf dem Balkon. Am Ende hatte sich die Klebebindung komplett gelöst und der Roman zerfiel wie Sand auseinander.

      Antworten
    • Klapowski sagt:

      Ich kann die Argumente alle nachvollziehen, bin allerdings noch nicht am Ende des ersten Buches angekommen. Ich habe zwar eine positive Meinung – aber trotzdem keine FERTIGE.

      Nur ein paar Einwürfe:

      – Dass man im Prinzip weiß, dass Paul der Auserwählte ist (wobei ich es noch für möglich halte, dass er nur zu einem gemacht wurde), stört mich wenig. Bei Jesus, Neo aus „Matrix“ und William Wallace aus „Braveheart“ weiß ich ja auch, dass die nicht nur die Toyboys für die Hauptdarstellerin sein werden… Dass es hier keinen billigen Twist gibt, à la: „Person X war eigentlich der Auserwählte“ empfinde ich als angenehm gradlinig.

      – Hier geht es wirklich mehr um die WELT als um jede einzelne Person. Ein bisschen wie bei „Game of Thrones“, wo man auch mehr interessiert daran ist, welches „Lebensmodell“ sich am Ende durchsetzen wird. Okay, es gab natürlich damals auch Daenarys-Fans, die sich diesen Namen auf ihr erstes Baby tätowieren ließen – aber die meine ich jetzt mal nicht…

      – Man kann bei Dune auch Spaß daran haben, Parallelen zur heutigen Zeit zu finden. Afghanistan, Erdöl, vorgeschobene Religion, Kapitalismus, Raubbau an der Natur, Folter, Technologie… Da findet sich ja immer was. Und für die Entstehungszeit um 1965 herum ist das hier schon sehr zeitlos.

      – Ohne die Bücher 2 und 3 zu kennen: Ich gehe davon aus, dass das alles „nur“ eine Zwischenstation sein wird. Quasi so eine Art „Generationengeschichte“. Dune könnte daher auch „Die Buddenbrocks der Science Fiction“ genannt werden?

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      Frank Herbert begeht mit Paul den gleichen Fehler wie manche Fans mit dem Buch: Er hängt ihn zu hoch.

      Für mich ist Paul mehr Luke Skywalker und eben weniger Jesus.

      Ich bin überzeugt, man tut dem Roman gar keinen Gefallen, wenn man ihn derart hoch hängt.

      Natürlich sträube ich mich auch bei einem Vergleich mit „Die Buddenbrooks“. Und zwar nicht wegen der literarischen Bedeutung, die ist ja bei „Der Wüstenplanet“ unbestritten. Sondern weil der Roman „Die Buddenbrooks“ auch auf dramaturgischer Ebene ein in sich geschlossenes Meisterwerk ist, mit schillernden Figuren, einer gigantischen Sprache und einem in jeder Verästelung schlüssigen Plot.

      „Der Wüstenplanet“ hat rein auf ihre Funktionalität reduzierte Charaktere, einen furchtbar sprunghaften Plot und leidet unter dem typischen Anfängerfehler von Autoren, die glauben, alles, was sie sich zu der Welt überlegten, in den Roman einarbeiten zu müssen. Und auch das Gesamtwerk soll ja sogar laut den Experten trotz großer Bemühungen, es nachträglich zu vervollständigen, immer noch vielfach Fragment sein.

      (Und dann ist man wirklich so blöd und liefert einen Film, der NOCH mehr Fragment ist als das Buch. Für mich ein unüberwindbares Ärgernis.)

      Und „Parallelen zur heutigen Zeit finden“? Ehrlich, das klingt doch mehr nach der nervigen Hausaufgabe eines unbrauchbaren Deutschlehrers als nach „Spaß“.

      Aber „Spaß“ sollte ein Buch wie „Der Wüstenplanet“ und insbesondere seine Verfilmung in jedem Fall machen. Dafür sollte man aber eher das Triviale des Romans feiern. So wie mir beim Lesen die besonders soapigen Abschnitte um die intriganten Harkonnen (neben den abgefahrenen Fantasy-Science-Fiction-Ideen zur Welt) am besten gefielen.

      Aber anstatt aus Paul einen Luke Skywalker zu machen, benimmt er sich wie Jesus in „Die letzte Versuchung Christi“ von Martin-Scorsese. Er ist mir zu sehr Heiland und zu wenig Flash Gordon, zumal die Story leider Pauls Vorab-Lobpreisungen nicht einlöst.

      Das Problem, dass wir spät im Buch noch einmal bestätigt bekommen, dass Paul der Kwisatz–Dingsbums ist, liegt nicht in der fehlenden Überraschung. Im Grunde ist das einer der größten „Show, don’t tell“-Verstöße der Literatur, weil uns hier großspurig etwas „gesagt“ wird, was wird schon vorher zigmal gesagt bekamen, anstatt die endgültige Erkenntnis über Pauls Bestimmung dramaturgisch zu lösen.

      Letztlich frage ich mich aber noch immer, woher bei einem so trivial geschriebenen Buch diese große Ehrfurcht kommt. Weil es streckenweise zäh zu lesen ist und deshalb Kunst sein muss?

      Antworten
    • Einheitskanzler sagt:

      Wie Klapo schon schrieb – bei Dune geht es um die Welt, nicht um eine Luke Skywalker’sche Heldenreise oder ähnliches. Die Story der Einzelfiguren ist der Entwicklung der Welt untergeordnet. Dazu gibt es einfach zu viele Figuren und der Erzählzeitraum deckt eine zu große Zeitspanne ab.
      Paul ist dabei mitnichten Luke oder gar Jesus; niemand sieht ihn in dieser Position, am wenigsten Herbert selbst. Er ist nichtmal ein Held oder ein Heiland – er wird dazu erklärt von denen, die dies in ihrem religiösen Wahn in ihm sehen. Er ist eher Anakin Skywalker. Seine „Bestimmung“ löst sich folgerichtig in Luft auf. Am Ende scheitert Paul und bringt über das Universum den umfassenden Krieg, den er verhindern wollte. Erst sein Sohn Leto II beschreitet den „Goldenen Pfad“, um die Menschheit aus der Finsternis zu führen.

      Antworten
  9. JP1957 sagt:

    „Okay, es gab natürlich damals auch Daenarys-Fans, die sich diesen Namen auf ihr erstes Baby tätowieren ließen.“

    Das wäre fies gegenüber allen Targaryen Fans (wie mich in den ersten Staffeln) … aber da der Autor nicht einmal weiß, wie man die verehrte Khaleesi schreibt, ist es zu verschmerzen.

  10. JP1957 sagt:

    Für alle Villeneuve Fans hier: Jeweils Dienstags ab Dienstag, 9.11. gibts in Düsseldorf eine Villeneuve Reihe mit 4 seiner Filme (Sicario, Arrival, Blade Runner 2049, Dune) zu sehen:

    https://filmkunstkinos.de/specials/denis-villeneuve-filmreihe/

  11. el_Cheffe sagt:

    -> Belangloser Film.

    Das original hat
    – bessere Effekte (1984 !!)
    – besseres Storytelling (die Erzählerin Irulan am Anfang, die hörbaren Gedanken)
    – besseren Schwerpunkt SciFi Pauls/Haus Atreides Rettung (da weicht meiner Ansicht nach der original Film vom Buch ab, finde ich aber gut)
    – weniger Religion ( ebenfalls Abweichung vom Buch)
    – grossartige Entscheidungen (Leto rettet Spice-Harvester-Besatzung// die Königin stoppt das Blumengiessen und gibt das Wasser den Menschen), die im neuen einfach nicht rüberkommen bzw sogar ins Gegenteil verdreht werden.
    – 90 min statt .. gefühlt 220 ?
    – bessere und charismatischere Schauspieler, ersthaft wie kann man den Isaak Leto dem Prochnow Leto vorzeihen.. no way, genauso Paul, genauso Gurney, GENAUSO Dr Yuih (epic Fail), der Mentat .. ok.
    – Baron Harkonnen ist ein WEICHEI geworden/ im original die übelste Gruselgestalt

    Kurzum es gibt keinen Grund diesen Film anzuschaun, bleibt beim Original :)

  12. Serienfan sagt:

    Immerhin wurde jetzt offiziell verkündet, dass Teil 2 im Jahr 2023 in die Kinos kommt. Das sind immerhin gute Nachrichten.

    Auch wenn mir Teil 3 von „Independence Day“ inzwischen lieber wäre!

    • Kazairl sagt:

      Da musste ich lachen, weil ich tatsächlich Teil 2 von Independance Day zwar nicht gut aber auf einem trashigen Level spaßig fand und gewisse Aspekte schon interessant waren. Ich hätte zB gerne mehr vom Widerstandskampf dieses afrikanischen Wasrlords gegen die Aliens gesehen. Hätte einen besseren Film abgegeben.

      Antworten
    • Serienfan sagt:

      „nicht gut aber auf einem trashigen Level spaßig“ war für mich auch Teil 1, insofern eine wunderbare Fortsetzung.

      Perfekt wäre es gewesen, wenn der Warlord von Michael Dorn gespielt worden wäre.

      Antworten
  13. Drapondur sagt:

    Warum lächelt in diesem Film fast nie jemand? Dieses ernste bis finstere, bedeutungsschwangere Geglotze geht mir nur noch auf die Nerven. Das soll wohl irgendwie erwachsen oder reif oder realistisch oder tiefgründig oder was auch wirken, entspricht aber eher dem Verhalten von Teenagern in der Straßenbahn, die eine coole Miene zur Schau tragen, weil sie nicht mehr kindisch rüberkommen wollen.
    Im Lynch-Film konnte ich die Figuren wenigstens noch sympathisch finden. Was viel heißen will, denn es ist immerhin ein Lynch-Film.
    So war mir völlig wurscht, was mit den Atreides geschieht, denn mit diesen immer nur griesgrämig blickenden Gestalten, kann ich schlicht nichts anfangen.

    Und in Einem kann ich mich meinem Vorredner voll anschließen: „ernsthaft wie kann man den Isaak-Leto dem Prochnow-Leto vorzeihen.. no way“.

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