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„Predator“ – Ein Gastartikel-Review

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Unser Leser Tobias H. hat wieder mal zugeschlagen und weggebissen: Diesmal nimmt er sich einen Klassiker vor, dem er kein gutes Haar lässt und ihm danach noch die Anabolika-Packung rasiert. Ich muss jedoch gestehen, dass ich den Streifen ewig nicht gesehen habe. Doch trotzdem traue ich mir es zu, die drei abschließenden rhetorischen Tobias-Fragen an dieser Stelle zu beantworten: „Eher ja“, „Ja“, „Vielleicht ja“.


Nachdem ich den ursprünglichen „Terminator“ eher schwach fand, war ich auf diese andere 80er-Ausgeburt nur mäßig gespannt. „Predator“ zählt allerdings auch zu den ganz großen Schwarzenegger-Filmen und zog ja diverse Nachfolger nach sich. Grund genug also, hier mal reinzusehen.

Die Story ist vermutlich bekannt: eine Gruppe von Soldaten wird tief im südamerikanischen Dschungel nach einer verpatzten Rettungsaktion von einem mörderischen Alien gejagt.

Das ist nicht viel, aber ich war dann doch angetan, was daraus gemacht wurde. Die Figuren werden für Actionfilm-Verhältnisse behutsam vorgestellt. Der Erzählfluss kommt langsam daher und, ohne dass ich es bemerkt hätte, baute sich die Spannung gut auf. Irgendwann saß ich seltsam fasziniert vor dem Bildschirm.

Es ist ein großes Plus, dass der eigentliche Hauptgegner relativ lange im Dunkeln (oder im Tarnanzug) bleibt und man daher eine überzeugende Bedrohung vermittelt bekommt. Ebenfalls gut war die Idee seiner Perspektive mit der Wärmebildkamera, die am Ende aber sein Ende besiegeln wird. Gleichzeitig ist der Film nicht so steril wie heutige Vertreter. Die Soldaten sind schmutzige Raubeine und der Kampfeinsatz (man stürmt ein Rebellenlager) kommt angenehm hässlich daher.

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In Zeiten von Viren, die aus Dschungeln kriechen, vermisst man solche unfreundlichen Waldbewohner beinahe ein wenig.

Nachdem in dem Rebellencamp so ziemlich alles schiefging und den Figuren klar wurde, dass sie nur benutzt wurden (es war keine Rettungsmission) und erfolglos (Geiseln gab es, waren aber schon tot) waren, beginnt dann der eigentliche Part rund um das Alien. Das Team wird mit einer weiblichen Gefangenen dann noch um eine Person größer. Diese hat die wichtige Aufgabe, wahlweise wegzurennen oder düstere Quasi-Fakten über den Verfolger preiszugeben, welcher ihr Dorf schon länger heimsucht – wobei Letzteres besser funktioniert.

Der Predator macht seine Sache indes gekonnt: er schlägt schnell zu und ist längst wieder weg, bevor die Minigun den Dschungel umackern kann. Angeblich ist das kommende Gemetzel auch als Metapher auf den Vietnamkrieg gedacht, aber das halte ich persönlich für etwas zu viel gewollt. Die einzigen Parallelen sind gleichermaßen gesichtslose Gegner, welche willkürlich zuschlagen und endlose Kugelhagel in die vermutete Richtung der Feinde. Wenn mich mein Geschichtswissen nicht trügt, waren die vietnamesischen Plasmawaffen und Holo-Tarnanzüge aber in den 70ern weit weniger eindrucksvoll als hier.

Das Ene-meine-muh-Morden geht dann munter weiter, ohne zu sehr zu ermüden. Das Fehlen von permanenter Action ist auch hier wieder ein Gewinn. An vielen Stellen kann man nur sehen, wie die immer ängstlicher werdenden Kämpfer lauernd im Busch liegen.

Nur am Ende hin flaut der Streifen leider etwas ab. Es läuft auf das typische Hauptheld gegen Endgegner hinaus, aber was soll’s, man sollte vielleicht auch nicht zu viel erwarten.

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„Ich habe mich im Wald verschanzt, um mein geheimes Klopapier-Lager schützen zu können!“ Notlösungen: Oh nein, das ist kein typischer Actionfilm – wo sonst schmieren sich Typen auf Anabolika mit Dreck ein und basteln sich Flitzebögen (auf der großen Leinwand!)?

Am Ende tappt der Predator dann doch in eine der Fallen, die passenderweise etwas früher noch als „Pfadfinder-Scheiß“ bezeichnet wurden. Ein finaler Knall und ein erschöpfter Held dürfen dann auch nicht fehlen.

Was bleibt am Ende?

Ein cleverer Actionreißer? Eine Reflektion über den Vietnamkrieg? Ein Stück Filmgeschichte gar?

Weder noch, würde ich meinen. „Predator“ ist ein solider Actionfilm, der sich mehr Zeit für das Gefühl der lauernden Gefahr als für überbordende Action nimmt. Da stören der einfache Plot und das eher müde Ende erstaunlich wenig. Insgesamt ein sehenswerter Film, der sich wohltuend vom glattgebügelten Hollywood der Gegenwart abhebt.

Die unterschiedlichen Nachfolger des Films habe ich lustigerweise schon früher mal gesehen. Um es kurz zu machen: Über ALLE sollte man den Tarnmantel des Schweigens legen!

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Artikel

von Klapowski am 10.05.20 in Gastbeitrag

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Kommentare (3)

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  1. TUB_Stephan sagt:

    Ich mag den Film, eben weil er schlicht und einfach ist. Er baut, trotz dieses Minimalsettings Spannung auf, finde die Characktere greifbar (was ist Heute nur los). Sofern es Metaebenen gibt, dachte ich eher an Technologiekritik. Der Predator feierte einen „Erfolg“ nach den anderen, hat sich jedoch zu sehr auf seine Smartphoneapps verlassen und wurde deswegen mit den primivsten Mitteln geschlagen. Oder anders formuliert, ist der Schlüssel zum Überleben Technologie oder führt sie in den Abgrund, weil man sich zu sehr auf diese verlässt.
    Keine Ahnung, man muss ja nicht immer eine tiefere Botschaft vermitteln.

  2. BigBadBorg sagt:

    Yup, der Film ist im Gegensatz zu manch anderen 80er-Streifen wirklich exzellent gealtert. Gerade der Kameraführung sowie der wirklich guten Musikuntermalung ist das zu verdanken würde ich behaupten. Ja, die Musik ist wirklich mal treibend, mal bedrohlich, mal gruselig, immer perfekt zur Szene passend. Alan Silvestri hat hier ganze Arbeit geleistet!

    Oh Mann, als kleiner Steppke empfand ich den Film als gruseliger und bedrohlicher Horrorfilm, als Erwachsener sehe ich ihn eher als Sci-Fi-Thriller mit üblen Hardcore-Soldaten.

    Und das Predator-Design funktioniert immer noch einwandfrei.

    Einer der wenigen Filme, denen ich schon jetzt das Prädikat „zeitlos“ austellen würde. Denn der Film funktioniert wahrscheinlich auch noch in 20 Jahren bei der nächsten Generation (sofern sie nicht den ganzen Tag nur Big Brother gucken). Zumindest in der jetzigen Generation haben die (vornehmlich männlichen Zuschauer) immer noch ne Menge Spaß und blicken gebannt auf die Leinwand. Davon konnte ich mich persönlich bei zwei Kinovorstellungen über die letzten drei Jahre überzeugen.

  3. Cronos sagt:

    Mir hat der Film auch sehr gut gefallen. Klar, es ist im Grunde einfaches Actionkino. Aber gut gemacht.

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