Film- und Serienkritiken

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Doctor Who – 12.01 – Spyfall, Teil 1 – Kritik

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In der neuesten „Bloß keine Weihnachtsfolge“-Episode, die in einem „Bloß keine Silvesterepisode“-Setting spielt, geht es diesmal (wenig überraschend) um eine Agentengeschichte. Zumindest werden Doctor & Friends vom MI6 eingesammelt, weil irgendwer alle Agenten der Welt verschwinden lässt. Da der Chef des MI6 während der Auftragsvergabe dazu gehört, zieht der Doctor los, um irgendwo irgendwen irgendwas dazu zu fragen.

Das Beste an dieser Folge ist das, was sie NICHT ist. Nämlich NICHT scheiße, NICHT allzu ziellos, NICHT zu wenig Science Fiction. Wäre sie jetzt noch ein Politiker, ich würde glatt erwägen, sie zum „kleineren Übel“ zu ernennen und ihr bei der nächsten Wahl meine Stimme zu schenken. Ein wahrer Zwi… Ritterschlag in diesen Zeiten.

Tja. Wenn ich eine Serie für Selbstverständlichkeiten lobe, muss in der Vergangenheit schon viel saure Sahne zwischen uns zerschlagen worden sein. Ähm… Oder wie das Sprichwort doch gleich heißt. Und tatsächlich war die letzte Who-Staffel für mich etwas, das ich – leicht euphemistisch – als mein persönliches Waterloo-Vietnam bezeichnen möchte. Wir erinnern uns immer wieder gerne(?) an dümmliche Wendungen, dümmliche Gesichtsausdrücke und dümmliche Ideen, an denen selbst alte weiße Männer lange… nein: besonders kurz stricken müssten. Ich erinnere nur mal an Riesenspinnen, sinnfreie Spiegel-Dimensionen und einen(!) unmotiviert rumfahrenden Dalek in der allerletzten Episode.

Nichts gegen das Spionage-Motiv in dieser Folge, aber 70% der hier gezeigten Bilder hätte man sich schenken können, wenn der Doctor nicht bei jeder unpassenden Gelegenheit seine TARDIS stehen lassen würde. Wo sind wir denn hier? Etwa bei Star Trek? („Wir können nicht beamen, da ist wieder dieser Ionensturm in meinem Wasserglas, Captain!“)

Doch heute gibt es dann zumindest mal eine Gefahr, mit der ich erfreulich wenig anfangen kann: Strahlend weiße Gestalten mit Hut(?!) auf dem Astralschädel latschen einfach durch Wände und murksen Geheimagenten auf der ganzen Welt ab. Was dahinter steckt, wird dankbarerweise bis zum Ende der ersten Folge dieses Zweiteilers offen gelassen, was dann auch gleich die Endnote in die Höhe katapultiert. Denn der ANFANG war ja an in den letzten 10 Folgen nie das Problem (= „Hey, das kööönnte interessant werden!“), eher so die zweite Hälfte, bei der unser Fanorgasmus immer häufiger vorgetäuscht werden musste. (= „Oh, wie geeeil. Es geht hier um… äh… Schreibblockaden im Autorenteam?!“)

Und somit bin ich tatsächlich seit über einem Jahr mal wieder emotional involviert. Auch wenn ich finde, dass die weißen Hut-Gestalten verdääächtig nach den älteren Herren aussehen, die am Sonntag immer mit Tempo 40 vor meinem Auto herfahren, um mich mitten auf der Landstraße einzuparken. Bauen die Autoren hier etwa eine Art Troll-Armee ein, die aus allen Winkeln in unsere Welt eindringen kann? Da wir bereits eine Art vergrößerten Wald aus Neuronen sehen und den Chef von einem Konzern in Google-Manier kennenlernen, ist das gar nicht mal so abwegig.

(Wobei die Bedeutung der Worte „Nicht abwegig“ bei einer Who-Episode eh keinerlei Wert hat?)

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„Entschuldigen Sie? Wir sind Aliens aus der Dimension AX-5 und ersuchen um Hilfe: Irgendwer hat uns ausgepackte Riesenkondome auf den Kopf gesetzt und uns die Hände mit Agenda-Politik gefesselt. Schnell, das Gleitmittel läuft uns bereits in die Augen!“ – Ob diese „Monster“ auch den Zuschauer strahlen lassen, wird erst die nächste Episode zeigen.

Auch Parallelwelten und riesige Lügengebilde (denen auch der Doctor zum Opfer gefallen sein soll) werden am Ende der Folge erwähnt. Sollte die Macher hier also wirklich frische Analogien zu aktuellen Problemen präsentieren, so wäre ich der Letzte, der sich darüber beschweren möchte. Es sei denn, es läuft wieder auf ein einseitiges „Alle böse, außer mich!“ hinaus. Auf irgendeinen schrägen Meta-Quatsch, bei dem die linke Hand mal wieder nicht weiß, warum die rechte masturbiert.

Sollte es also wirklich um Geheimdienste, parallele Wahrnehmungswelten und Internet-Schreihälse gehen, dann aber bitte auch RICHTIG, intelligent und nachhaltig. Und das bitte schnell. Ich brauche endlich mal etwas, das Moffats „Weeping Angels“ in meinem Gedächtnis überschreibt!

Wie? Warum ich auf die vielen Ortswechsel und Figuren in dieser Folge nicht eingehe und mir stattdessen ein geistiges „All you can think“-Menü zusammenstelle? – Na, weil der Rest halt doch wie immer ist: Ob der Doctor nun sinnfrei auf ein Motorrad springt, um den Konzernchef zu verfolgen (lustig: Die TARDIS stand direkt neben dem Eingang), oder ob man mit dem Fahrstuhl zum Mond fährt, das interessiert mich bei der Serie schon lange nicht mehr. Ob Blockhütte in Pakistan oder Raketenbasis in Australien… Am Ende war‘s nur Spielzeitstreckung, damit die Autoren noch 5 Erfahrungspunkte sammeln konnten.

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Auch der lächerlich hektische Besuch auf der Geburtstagsfeier des Industriellen, der mit „Stealth“ nichts zu tun hatte, hätte man um ein paar Frack-Anproben verkürzen können. Eigentlich hat der Doctor ja nur den Fiesen konfrontiert („Bist du ein Alien-Fanatiker? Wenn ja, warum?“), der dann gleich loszischte wie vom Feminsten gestochen.

Eigentlich sollte eine Spionage-Geschichte ja ausmachen, dass Charaktere sich zumindest für eine gewisse Zeit still verhalten müssen, um weiterzukommen. Aber das ist nur eine Theorie meinerseits, die leider überhaupt nicht mit der typischen Who-Hektik zusammenkommen mag. – So verhalten sich alle eigentlich wie eine Axt im Elefantenladen, wobei nur zwei Charaktere eine Ausnahme bilden. Und das auch nur, weil sie nach einem Interview beim berühmten Industriemagnaten einfach mal in dessen Büro stehen bleiben, bis es dunkel wird. Ja, da lacht der Sicherheitsdienst, wenn er demnächst kollektiv sein Arbeitslosengeld beantragen kann…

Mal ganz davon abgesehen, dass das auffällige Abbrausen nach dem obigen Konfrontations-Bildchen gar nicht notwendig war. Egal, ob der Mann den Doctor jetzt kannte – oder halt nicht.

Immer wieder peinlich, wie die Serie stets so tut, als wäre der/die Doctor ein waffenstarrendes Schreckgespenst, obwohl er/sie lediglich mit rollenden Augen und maschinenpistolenfreien Patschehändchen vor einem rumgestikuliert. Da wäre mal eine neue Idee angebracht… Oder weniger sinnfreies Geplapper, bei dem selbst der Zuschauer laut „Taaaxiii“ zu schreien beginnt?

Apropos Taxi: Der neue Master (ja, er ist wieder da!) sieht ebenfalls wie einer aus, der aus dem erstbesten Personenbeförderungsfahrzeug am Bahnhof gezerrt wurde. Nichts gegen den Schauspieler, aber er spielt den händeklatschenden Irren so überdreht, dass es auf mich arg aufgesetzt wirkte. Da waren die damenhafte Missy oder der pointiertere John Simm damals deutlich eindrucksvoller.

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„Und nun, Mister B(l)ond, erwarte ich von Ihnen, dass Sie STERBEN! Denn diesmal ist mein Plan narrensicher! Oddjob, mein Fallschirm! Äh, Oddjob?“ – Der Gegenspieler verrät sich bereits eine halbe Stunde vorher durch auffälliges Hochschauen und Normale-Fragen-neutral-beantworten. Etwas, was bei Doctor Who schon immer auffällig war…

Aber selbst beim Master interessiert mich nichts mehr von dessen Hintergrund (egal, ob Greenscreen oder Kindheit).

Denn „Doctor Who“ schaut man als unvernunftsbegabter Mitteleuropäer doch nur noch, weil man sich zweieinhalb SF-Konzepte erwartet, die normalere Serien nicht umsetzen könnten. Aus derzeitigem Mangel an Einzelepisoden ohne großen Staffel-Arc.

Daher wären quakende Enten als Charaktere inzwischen auch okay für mich. – Im Ernst, die Japaner sind da schließlich auch schon viel weiter!


Fazit: Die Verfolgsjagten, Mordanschläge, zahnlosen James-Bond-Anspielungen und komplizierten Verwirrungstaktiken des Masters kann man getrost in die mentale Tonne kloppen, sobald man ernsthaft (grinsend) drüber nachdenkt. Das alles ist im Kern nämlich so spannend, als würde man Jodie Whittakers Gesicht beim Trocknen zuschauen.

So bleibt die Hoffnung, dass die Anspielungen der „Aliens“ so spannend sind, wie sie sich anhören. Anscheinend sind wir nämlich in einem Paralleluniversum gelandet – oder kommen jetzt in eines. Was die Gerüchte um ein Auftauchen von alten Charakteren wie z.B. David Tennant erneut befeuern dürfte.

Somit bewerte ich diesmal vor allem meine eigene Phantasie, in der sich das alles bereits episch und congenial aufgelöst hat. – Ach, schööön!

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von Klapowski am 03.01.20 in Serienkritik

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Kommentare (6)

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  1. Zuse sagt:

    Selber nicht gesehen, wird auch nicht passieren, aber zum Glück Nerdrotic aus SF: https://www.youtube.com/watch?v=5yxId9zBhBA

    Der war bis vor ca. 1 Jahr großer Fan …

    Mich würde das Ganze ja fast neugierig machen, da ich sehen wollte, wie der alte weiße Compagnion verarbeitet, wie Finn in Law in Order UK seinen Partner Lee Adama erschossen hat. Aber 2-3 mal Reinzappen bei der 11. Staffel bei ONE hat mich zu sehr genervt und vertrieben, bis Dr. Who wieder Dr. Who wird.

    • jako sagt:

      Nerdrotic war schon vor einem Jahr kein mega Fan mehr.
      Aber mal agesehen davon wie scheiße WHO oder TREK oder WARS ist…
      Der Typ ist ein notorischer Lügner und hetzer und verdient sein Geld mit negativen Schlagzeilen!

      Antworten
    • Zuse sagt:

      Er ist ein Teil des Fandom Manace und seitdem ich die verfolge, hat keiner gelogen bei allen Franchises.

      Also: Wo, Wann, Was? Also Deine Anschuldigungen.

      Antworten
  2. Grinch1969 sagt:

    Leider ist es der Doktorin nicht gelungen mich abzuholen. Was ich sehr schade finde da ich die Idee an sich in Ordnung fand.

  3. jako sagt:

    Ich war tatsächlich positiv angetan und die Szenen mit den Leuchte Wesen wirkten bedrohlich und intensiv. Auch The Doctor wirkte etwas weniger aufgedreht! Ansonsten, dennoch viel Murks…

    Aber immerhin: besser als alle Folgen der letzten Staffel zusammen!

  4. Simon Wright sagt:

    Ich spoiler mich mal schon durch Teil 2 hier. Nachdem Jodie Whittaker nun ernster geworden ist (hoffentlich), gefällt sie mir als Doctor wesentlich besser, dieses hasenzähnige Grimassenschneiden war echt zu anstrengend und ich mochte sie betrübt in Broadchurch einfach. Die drei Compagnons haben mir schon in der letzten Staffel blaue Flecken gelangweilt und haben das auch in der neuen Doppelfolge nicht sein lassen. Ich hatte sogar schon die Namen vergessen, aber kurz dachte ich, vielleicht kann ich ja mit Graham warm werden. Das dachten die Drehbuchautoren vermutlich auch und bauten daher zwischen die immer düster werdende Stimmung des Doctors mit dem Master ein paar lustige Schuhplattlerlaserzenen. Seufz. Allgemein waren die Compagnons, die Außerirdischen, der böse Mark Zuckerberg und der Menschenspeicherideenstrang eigentlich ziemlich egal. Und wenn der Master nicht klischeeböse vor sich hinlachte, war der sogar ganz prima.
    Als sie vor ein paar Jahren dann Gallifrey aus der Versenkung/Vernichtung/Blase holten und damit auch die wunderbare Tristesse der ersten drei neuen Doktoren beendeten, machten sie ja aus der Heimatwelt einfach mal nichts. Kein Doctor, der mehr „Fear me! I´ve killed all of them“ sagen konnte. Und eigentlich nichts wichtiges was mit den ganzen Timelords zu tun hatte. Und dann hauen sie den ganzen Laden wieder zu klump, für neue Rätsel, neue Tristesse und das große Geheimnis. Aber wenn man den Trailer für Folge 3 gesehen hat, interessiert das vermutlich erst mal nicht weiter, weil ja das Monster der Woche seine Zeit braucht und wir erst mit der Doppelfolge am Ende der Staffel eine Antwort bekommen. Und ich hoffe, dass sie das nicht versauen. Irgendwie noch dickere aufgemotzte Todessterne, noch mehr zerstörte Planeten und ein total bekloppter Twist in Sachen untergrabene Erwartungen haben andere ja schon mit Begeisterung und Inbrunst zu verkaufen versucht. Nicht hier auch noch.

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