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„Der seltsame Fall des Benjamin Button“ – Das Review

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Drei Oscars hat dieser Film erhalten: Für das beste Szenenbild, das beste Make-Up und die besten visuellen Effekte. Und da wir SF- und Mystery-Fans ja bekanntlich echte (Augen-)Tiere sind, war es für mich eine Ehrensache, mir „Benjamin Button“ im Kino anzusehen. – Natürlich stilecht mit weiblichen Begleitung, die fast doppelt so alt wie ich ist! Tjaha, ICH weiß eben noch, wie man sich mental auf die Prämisse eines Films einzustellen hat…

Da mich das Schreiben von Zusammenfassungen des groben Filminhalts immer tödlich langweilt (wahrscheinlich weiß unser Leser G.G.Hoffmann deswegen nie, welche Serie gerade besprochen wird), überlasse ich das mal unseren deutschsprachigen Zusammenraff-Experten von „Du Tuba“. – Ich sollte vielleicht doch mal endlich nachschlagen, was „YouTube“ eigentlich übersetzt heißt…

“Hey, Alter! Wie find’ste den Film mit dem Freako-Typen?“ – “Voll schööön, Alter!“ – Auch coolere Zeitgenossen und solche mit undefinierbarer Sprechweise dürften nach Trailern wie diesen auf diesen Film neugierig geworden sein. ICH war es übrigens auch. Und habe mir „Benjamin Button“ dann sogar angeschaut. (Ja, Bildunterschriften sollten tatsächlich zusätzliche Informationen transportieren. Warum fragt ihr?)

Im Grunde geht es „nur“ um einen sympathischen Mann, der vor sich hinlebt, arbeitet und irgendwelche Dinge tut. Also quasi wie Sparkiller oder Klapowski, nur körperlich nicht ganz so attraktiv. Denn der Jünger-werden-Twist ändert natürlich nichts Grundlegendes am ewigen Kreislauf (eigentlich ja eher ein Strich mit blöd gezeichnetem Ende) des Lebens: Mit 70 erste Gelegenheitsjobs, mit 69 der erste Sex (Stellung 69?) und mit 65 die große Findungsphase. Mit 40 dann eine kleine Midlife-Crysis und mit 20 erste Anzeichen von fortgeschrittener Altersweisheit. – Was die Figur dabei für eine Maske aufhat, sei es ein Klingonischer Topfwärmer oder halt obskure Jünger-mach-Schmiere aus den besten Make-Up-Labors in Hollywood, das spielt erstaunlicherweise kaum eine Rolle. Zumindest nicht für Fantasy- und SF-gehärtete Nerdschädel mit der Dauerlizenz zum „Immer wieder neu Reindenken“.

Und WENN man sich an die Prämisse erst mal gewöhnt hat und die obskursten Bilder (Alter Mann beim Entdecken der ersten Schamhaare) erst mal vorüber gezogen sind, fällt es einem die Wahrheit wie Grauer Star von den verjüngten Augen:

In diesem Film geht es gar nicht um das dolle Jüngerwerden, er handelt vielmehr von Vergänglichkeit, Tod und diesem Dings… na, Liebe halt.

Ja, und weil DAS so düster ist, ertappte ich mich dann schon etwas dabei, billige psychologische Effekthascherei sehen zu wollen. Wie Benjamin im Körper eines Greises von „anderen“ Schulkindern verdroschen wird, beispielsweise. Am besten bei schmalziger „Warum tun Menschen so etwas?!“-Klaviermusik. Oder wie er als langfristig angelegte Zirkusattraktion von irgendwelchen Forschern gepiekst und vermessen wird. Oder wie er als klappriges Kind zu Beginn von seiner Ziehmutter überhaupt keine Süßigkeiten bekommt, weil seine „Zähne ja schon so schlecht SIND“.

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„Schau mal, was für ein niedliches Baby wir da bekommen haben!“ – „Ich kann gar nicht sehen. Liegt es eventuell unter diesem geschmolzenen rosa Plastikeimer hier?“ – What a pity, Pitt: Der Titel des Films lautet vermutlich deswegen „Der seltsame Fall des Benjamin Button“, da er in seiner Kindheit ganze 37 Mal von seinen Erzieherinnen fallen gelassen wurde. Dabei waren diese Schrecksekunden völlig überflüssig, denn trotz des Aussehens von Johannes Heesters singt dieses Kind die meiste Zeit überhaupt nicht…

Aber solche platten Mainstream-Gefallen tut einem das Drehbuch nur sehr selten. Echte Showwerte (wenn man von einem allgemein hochwertigen Hollywood-Look absieht) sind selten, inhaltlich wie optisch. Mein Wunschtraum, Brad Pitts ehemaligen Filmpartner Edward Norton hier in der Rolle seines schwulen Lebensabschnittspartners zu sehen, wurden durch diese Philosophie natürlich ebenfalls brutal zerschlagen.

Apropos zerschlagen: Im Film „Fight Club“ (selber Hauptdarsteller, selber Regisseur) war das Motiv der Vergänglichkeit für meinen Geist dann doch etwas schmackhafter dargebracht worden. Zumindest bin ich WENIGER depressiv, wenn mir der allgegenwärtige Existenz-Countdown über gebrochene Nasen und eingeschlagene Rippen erklärt wird. Aber was soll ich tun, ich bin ja auch nur ein Mann? – Die hier gezeigte Studie machte mich dann doch etwas depressiv. Wer will sich schon freiwillig an den Gedanken gewöhnen müssen, ab einem bestimmten Alter nur noch alte Weiber kennen und begatten zu dürfen? Wie eben bereits erwähnt: Bin auch nur ’n Mann…

Gut gefiel mir aber, dass Benjamin Button – wenn auch auf Kosten der Dramatik – in schlechten Zeiten niemals völlig verzweifelt ob seines schwierigen Schicksals als zukünftiger Beißringnutzer. Und andersherum spielt er sich auch nicht wie der König der Welt auf, nur, weil der Testosteronspiegel stetig ansteigt und in 20 Jahren der erste Kinderausweis auf ihn wartet. Nein, Benj-Boy ist bedrückend normal, wenngleich man ihn im Film fast nie lachen sieht. Aber wenn man MEIN Leben auszugsweise ins Kino stellen würde, müsste man wohl ebenfalls mit eingespieltem Konservenkichern kräftig gegen die Tristesse gegen halten.

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„Hallo, Opi! Möchtest Du mit mir ins Gebüsch gehen? Ich habe dort Süßigkeiten für Dich, harhar!“ – Auch Amerika wird mal erwachsen: Eigentlich verwundert es mich schon, dass dem Film bislang nicht der Vorwurf der Pädophilie-Verherrlichung gemacht wurde. Nach diversen „Harry Potter ist der Antichrist“-Meldungen der letzten Jahre hatte ich nämlich fast mit einer Doofendemonstration von fanatischen Freikirchen-Fanboys gerechnet…

Ein paar schwächere Momente hätte ich von diesem edlen Recken aber schon ganz gerne gesehen.Vielleicht eine Szene, in der Benjamin eine steinerne Darwin-Büste im Museum verprügelt („Sag Du es mir doch! Waaarum?“)… Noch besser wären allerdings Irgendwelche Handlungen gewesen, bei denen er seinen biologischen Wettbewerbsvorteil schamlos (und später schamhaft) ausnutzt. Denn dieser Mann war ja schließlich auch mal jung… werden!

Aber leider ist mir selbst auch kein Ausnutzbeispiel eingefallen. Es ist ja kein Beschiss an der Bank, wenn man einen Vertrag zur Altersvorsorge oder für die Pflegeversicherung abschließt, diesen aber nie in Anspruch nimmt…

Aber natürlich geht es vor allem um die Liebe. Oder halt um deren Abwesenheit. Die Filmromantik hält sich dabei jedoch in Grenzen, da Cate Blanchetts und Brad Pitts Figuren stets zu sehr gefangen sind im Rausch des… alles möglichen, um im rosa Nest aus Frühlingsblumen auf die Suche nach dem schönsten Rielke-Gedicht zu gehen. Wobei der eben erwähnte „Rausch(en)“ hier durchaus mit dem monotonen Grieseln vergleichbar ist, das sich auf einem nicht eingestellten Fernseher zeigt: Das Leben ist in David Finchers neuestem Film kein bunter Schmetterling, der aus den andächtig gefalteten Händen des Regisseurs zu schlüpfen hat. Wie auch in der Realität sind auch hier die schönen Momente irgendwie grau. Das Licht erinnert an welkende Merkels im Herbstwind und auf dem Tisch liegt auch während des Orgasmus schon wieder der nächste Gebührenbescheid der GEZ bereit…

Das kann einen durchaus ein bisschen verstören, zumal dieser Streifen dank Überlänge auch genug Chancen dazu hat. Aber recht hat sie ja, die Grundidee: Liebe ist (wenn man es falsch anpackt) wahrscheinlich nur das Warten darauf, das irgendwas noch mal besser wird. Dass der Partner sich ändert, reifer wird oder sich zumindest endlich für die Geheimnisse des Fellatio interessiert. Chancen verstreichen bei diesem Warten, potenzielle Beischlafmöglichkeiten müssen regelmäßig in ein hypothetisches Paralleluniversum verschoben werden und selbst die wirklich schönen Momente versuppen irgendwie, weil man bereits weiß, dass der aktuelle Partner einem nicht ewig genügen wird. Sei es, weil er – wie hier – wieder zum Kind wird oder sich die nervige Bierflaschensammlung des Verlobten in 15 Jahren die Kellertreppe heraufgearbeitet haben wird.

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„Oh, Benjamin! Ich liebe Dich und will mit Dir schlafen!“ – „Tut mir leid. Ich muss vorher erst noch mit 78 weiteren Nutten Sex haben, um meine Seemann-Rabattkarte voll zu bekommen.“ – Er (= der Film) ist eben einfach noch nicht so weit: Seine ersten Erfahrungen machte Benjamin mit Prostituierten. Ein paar von ihnen schwärmen noch heute von seinen extrem glaubhaften „Rollenspiel“-Dialogen wie z.B. „Hey, Du hast ja gar keinen Lulu-Mann!“ oder „Das sag ich aber meiner Mama!“

Dieser Film sagt aber auch unterschwellig: „Scheiß drauf, greif zu! In einem Jahr ist Dein Traumpartner vielleicht tot, hat jemand anderen oder ist plötzlich Pornostar in Los Angeles! Liebe ist wie ein PC-Kauf! Egal, wie lange man sucht: 6 Monate später sagt man sich stets, dass man noch auf ein besseres Modell hätte warten sollen…“ – Die Alternative: Trotzdem jedes gemeinsame „Hochfahren“ genießen und selbst die etwas „fragmentierte“ Oberfläche der Herzensdame schätzen. Was sind schon Oberflächlichkeiten, wenn wir alle in ein paar Jahrzehnten als ganztätige Wurmbehausung dienen werden?

Selbst hier hat es aber nicht so recht geklappt, denn die einzige Phase, in der die Figuren glücklich sind, ist in der Mitte ihres Lebens, als sie genau gleich alt sind… Das klingt nach einer tiefgründigen psychologischen Erkenntnis, spielt aber für die Gesamtaussage keine große Rolle: Theoretisch wäre die perfekte mentale Liebe (Baby- und Greisenkörper außen vorgelassen) in jeder Phase ihres Lebens möglich gewesen, denn geistig sind sie ja IMMER gleich alt. Man hätte sich halt einfach weniger blöde anstellen müssen. – Was ich mir auch gleich als Filmaussage hinter die Ohren schreiben werde: „Weniger doof gleich mehr Sex“

Doch zurück zu den Niederungen der Produktionstechnik… Die Schauspieler sind allesamt klasse. Ausnahmslos. Vor allem Brad Pitt beweist hier aber erneut, dass er alles wegspielen kann, was nicht bei Drei auf den Bäumen des Drehbuchwaldes ist. – Auch die Maskeneffekte sind grandios, überwältigend, ja sogar mutmachend, was den eigenen Gammelfaktor im Gesicht angeht: Sowohl Pitt als auch Blanchett (immerhin auch schon 40 Jahre alt) sehen als 20-Jährige so glaubhaft aus, dass man den Kinovorführer fast bitten möchte, die Schärfe noch ein bisschen nachzustellen, um den Masken- und Photoshopbildnern irgendeine menschliche Schwäche in die Schuhe schieben zu können.

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„He, Du Motorradrowdy! Wenn Du so rast, willst Du wohl nicht sehr alt werden, wie?“ – „Stimmt. Einmal reicht vollkommen!“ – Brad Pitt ist optisch schon eine coole Sau! Um ebenfalls an diese Ausstrahlung zu gelangen, habe ich mir vor ein paar Wochen sogar exakt die gleiche Lederjacke geholt. Mit Erfolg: Die herabrieselnden Schuppen und die Vogelscheiße sehen auf Schwarz gleich viiiiel kontrastreicher aus!

Die gelieferten Bilder (Finch-typisch mit einem leichten Grünstich unterlegt) sind gewohnt hochwertig und realistisch, fallen diesmal aber nicht mit irgendwelchen innovativen Kamerafahrten auf. Am „unnormalsten“ ist da gerade mal die „Was wäre wenn“-Geschichte mit mehreren Personen, in der winzigste Kleinigkeiten zu einem folgenschweren Unfall führen. Wer den Film „Die fabelhafte Welt der Amelie“ gesehen hat (und das auch nachträglich vor seinem Langzeitgedächtnis zugibt), wird hier eventuell ein kleines Aha-Erlebnis haben. – Oder was auch immer „Aha“ auf französisch heißt…

Die Musik ist vorsichtig und zurückhaltend wie auf der eigenen Beerdigung und knallhart kalkulierte Kitsch&Schmalz-Momente gibt es selten. Der Zuschauer soll hier schon selbst entscheiden, ob und wann er sein Popkorn mit Augenpipi nachsalzt.

Zurück zur Figur des Benjamin Button. Dieser Mann ist wortkarg. Sehr sogar. Auch wenn die Bilder und vorgelesenen Tagebucheinträge die Gefühle recht stimmig transportieren, so fehlt einem doch der letzte Tick an Identifikation. Eine Figur, die nach über 2 Stunden Dauereinsatz (und das sogar von der Wiege bis zur Bahre!) noch immer irgendwie kalt und entfernt wirkt, sollte durchaus mal einen Test zur Autismus-Späterkennung machen! Auch wirkt die Liebesgeschichte nicht so gaaaanz überzeugend, da diese (wohl gewollte) Distanz auch im größten Rausch der Gefühle greifbar ist. Fast wirkt es so, als wolle dieser Film so authentisch sein, dass er die animalische Kraft eines Eimers mit Sexualhormonen vielleicht doch ein wenig unterschätzt…

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„So, jetzt aber schnell Sex, bevor ich ins Beschneidungsalter komme und meine Vorhaut wieder anwächst, haha!“ – „Oh, Mann. Ein Stück von Deinem Glück würd‘ ich gern haben…“ – „Reicht vorerst das hier?“ (*Zipp*) – Push her Buttons: Endlich wächst zusammen, was zusammen… gestört ist. Warum sich die beiden eigentlich ineinander verliebt haben, habe ich nicht ganz verstanden. Aber das ergeht einem im richtigen Leben ja meist auch nicht besser, wenn man nur lange genug zusammen ist…

Doch seinen Sinn und Zweck hat dieser Streifen am Ende trotzdem erreicht: Nach dem Sehen überkam mich das starke Gefühl, dass jede Lebensminute so wertvoll ist, dass man sich stets überlegen sollte, was man damit anstellt. Und dass die wirklich wichtigen Dinge nicht ständig „für später“ aufgeschoben werden sollten. Spontan entschied ich mich daher mit beidseitig verheulten Glubschaugen, demnächst wieder längere und NOCH nerdigere Artikel für diese Webseite zu verfassen. Denn unsere Lebenszeit ist kostbar, verschwenden wir sie daher mit Bedacht und mit voller Absicht!


Fazit: Wie er mir, so ich euch: Wie mein Review hat auch der Film einige erhebliche Längen, die ein wenig von der grandiosen Grundidee und der schönen Inszenierung aufzehren. Ein bisschen erinnert mich dieser Streifen aber auch an „Forrest Gump“: In kleineren Stückchen genossen (= jeden Tag ein Stündchen), ist auch diese Suche nach dem Sinn des Lebens eine Sache für absolute Filmfeinschmecker. – Schließlich isst man ja auch nicht 3 Eimer Kaviar am Tag.

Am besten gefällt neben dem interessanten Beginn aber das außergewöhnlich gefühlvolle Ende. Daher dieser große Spoiler am Schluss: Als die ehemalige Geliebte – inzwischen selber alt – unseren Benjamin als Baby in den Arm nimmt und dieser langsam stirbt, ist das ein sehr kraftvoller Moment und ich musste tatsächlich die Tränen zurückhalten. – Äh. Natüüürlich nuuur, weil das so unerträglich weibisch und gefühlvoll ist, jahahaaaa! (*Augen trocken wisch und nach Bierflasche such*)

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(Eigentlich gäbe es an dieser Stelle eine 2+, jedoch wurde ich vom „Verein für Kinozeitstraffung“ und dem „Ärztlichen Bund gegen Depressionen“ um eine nachträgliche Abwertung gebeten, dem ich sehr gerne nachkam…)

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Artikel

von Klapowski am 08.03.09 in Filmkritik

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Kommentare (2)

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  1. DJ Doena sagt:

    Zu so einem Review gehört aber dieser Trailer dazu, ob es nun zutreffend ist, oder nicht:

    http://filmjournalisten.de/?p=1938

  2. G.G. Hoffmann sagt:

    In der Vorschlußszene mit dem Baby mußte ich ja auch einiges zurückhalten. Aber nicht die Tränen. Großartig am Wasser gebaut dagegen (im wahrsten Sinne des Wortes) die wirkliche Endeinstellung, als das Wasser von Hurrican Kathrina die Bahnhofsuhr umspülte. Schnüff! Ich erwartete jeden Augeblick Kate Winslet im durchtränkten Morgenmantel und daß sie mit der Feueraxt auf die Uhr einschlägt.

    Die Grenzen der Make-Up- und Computertechnik zeigten sich einmal mehr, als es galt, Brad Pitt jünger zu machen als er heute ist. In der Szene, als Benjamin B. als ca. 20-Jähriger in der Tanzschule von Cate Blanchett auftaucht, hörte man förmlich den Visual-Effect-Director im Hintergrund zischen: „Bitte nicht so viel bewegen! Keine Mimik! Das bekommen wir unter 1 Million PC-Rechenstunden nie hin!“. Die Special-Effects waren daher aus meiner Sicht etwas enttäuschend. Schon öfter hat man gesehen, wie Schauspieler glaubwürdig alt geschminkt worden sind. An der Herausforderung, einen Menschen jünger zu machen, ist aber auch dieser Film gescheitert. Und so durfte Brad Pitt sich nur bis ca. 35 verjüngen und einen unbewegten Kurzauftritt (s.o.) als 20-Jähriger im Halbdunkel absolvieren.

    Sind die Szenen in Indien, als Brad Pitt augenscheinlich etwa 30 sein sollte, tatsächlich neu gedreht worden oder hat man hier unveröffentlichtes Material aus „Sieben Jahre in Tibet“ verwurstet? Kann mir kaum vorstellen, daß man das Produktionsteam für 10 Sekunden Film eigens in den Himalaya entsandt hat. Es hätte doch nahe gelegen, überschüssiges Material aus frühen Pitt-Filmen zu nehmen, um den Verjüngungsprozeß zu zeigen. Sicher hätte man noch ein paar Szenen aus „Aus der Mitte entspringt ein Fluß“ oder „Legenden der Leidenschaft“ einbauen können, um Pitt ganz ohne Schminkkunst als etwa 30-Jährigen zu zeigen.

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